Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.01.1884
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1884-01-30
- Erscheinungsdatum
- 30.01.1884
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18840130
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188401302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18840130
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1884
- Monat1884-01
- Tag1884-01-30
- Monat1884-01
- Jahr1884
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^ 25, 30. Januar. Nichtamtlicher Theil. 463 nahm also die der kalligraphischen Behandlung eigenthümliche und entsprechende Entwickelung. Auch die ungemein reiche und zierliche Ausschmückung der Initialen durch leicht geschwungene Feder züge war zum großen Theil auch den einzelnen Buchstaben durch kleine Aenderungen der Grundformen mitgetheilt worden. Bei Herstellung der ersten Drucktypen konnte von einer Nachbildung kalligraphischer Feinheiten glücklicherweise keine Rede sein; und gerade dieser Beiseitelassung schreibt man die klare, einfache Formgebung der Drucktypen zu, die uns beim Anblicke dieser Drucke so angenehm berührt. Im richtigen Maß, regelmäßigen Aufbau des Kerns und Auslaufs des Buchstabens sind die Wiegendrucke für alle Zeit niaßgebende Vorbilder geworden. Von wie glücklichem Erfolge ein verständnißvolles Studium dieser ersten Drucke begleitet sein kann, beweist u. A. die von Gcnzsch und Heyse in Hamburg gegossene sogenannte „neue Schwabacher", eine Schrift von fast durchweg gelungener harmo nischer Ausbildung. Auch die nach dem Holländer Enschede (der um die Mitte des vorigen Jahrhunderts lebte) gebildete „Altgothisch" von Flinsch in Frankfurt a/M. zeigt einen durch aus ebenmäßigen, wenn auch nicht so klaren Zug. Bedeutend geringere Veränderungen hat die sogenannte „Antiqua" gegen Ende des vorigen und zu Anfang des jetzigen Jahrhunderts erfahren. Man hat sich im Allgemeinen auf möglichst dünne Haarstriche und scharfe, oft ungehörige Eckstriche an den Majus keln*) beschränkt. Im Ganzen und Großen wird sich der Typus der römischen Denkmälerschrift, sowie der Drucke der italienischen Renaissance als mustergültig bezeichnen lassen. Auch die Frage des schon seit Jahren geführten Kampfs, ob die Fractur oder Antiquaschrift den Vorzug verdiene, wird von Herrn Wallau gestreift. Derselbe bemerkte beiläufig, daß wir froh sein sollten, beide Schriftarten als laufende Münze zu führen. Welche mannigfaltige Gestaltung läßt sich nicht der phantasievollen und oft selbständig als prächtiges Ornament wirkenden Fractur geben! Im Gegensatz hierzu bietet die vor nehme Maßhaltung der Antiqua Gelegenheit, der Ausstattung die einschlägige Stimmung zu verleihen. Frankreich und England greifen gegenwärtig mehr und mehr zu den vollen, reichen Formen der Gothisch, Fractur und Schwabacher und verleihen ihren Drucken dadurch sowohl Mannigfaltigkeit wie auch künstlerischen Schmuck. Für die eigentliche Ausschmückung bilden unsere großen Vorbilder gleichfalls eine reiche Fundgrube wohlentwickelter künstlerischer Gestaltung. Rhythmische Anordnung des ganzen Aufbaues, gefällige Verhältnisse für Satzmaße und Papier rand, Behandlung der oft zum Kunstwerk erhobenen Initialen, Kopsleisten und der Umrahmung reißen zur Bewunderung hin und spornen zur Pflege gleicher Bestrebungen. Ein eigener Hang zum Phantastischen und eine starke Hinneigung zu malerisch plastischer Wirkung hat namentlich bei der deutschen Buch ornamentik eine durchgreifende Entwickelung des Flachornaments bei Weitem nicht in dem Maße stattfinden lassen, wie dies dem ganzen Wesen der Schrift gemäß sehr wohl hätte sein können. Wohl haben ein Peter Flötner, Virgil Solis u. A. sein empfundene, oft staunenswerth durchgebildete Ornamente gezeichnet. Es finden sich in den hierher gehörigen Drucken auch wohl einzelne Schlußstückchen; allein im Ganzen und Großen sind sie, vermuthlich wegen der immerhin recht umständlichen *) Majuskeln (von masusouls. so. littora) sind bekanntlich Druck schriften mit lauter großen oder Anfangsbuchstaben, jedoch von et was kleinerer Form. Den Gegensatz dazu bilden die Minuskeln, die Kleinschristen. technischen Ausführung, dem Buchdruck fern geblieben und haben nur hier und da Verwendung als Aetz-Ornament, zum Theil auch als Buchdeckelornamente gesunden. Herr Wallau betont jedoch deren Anwendung, unter Beiseitesetzung griechischer Palmettcn, Mäanderstreifen rc., um so mehr als die moderne Schriftgießerei bequeme Mittel zur billigen Vervielfältigung und so die Möglichkeit bietet, endlich mit Erfolg der immer noch herrschenden „Tempelwuth", den in der Weise einer griechischen Tempelfaqade gebildeten Buchtiteln zu begegnen, welche technisch „Erbbegräbnisse" genannt werden. Die Auswahl in Einfassungen und Verzierungen aller Art, welche die Schriftgießereien heute liefern, ist zwar eine recht bedeutende; allein wir finden mit verschiedenen Ausnahmen diese großartige Entwickelung auf recht unglückliche Abwege gerathen; sie hat leider das Künst liche und Verkünstelte an die Stelle der Kunst gesetzt, mitunter wahre Monstrositäten geschaffen. Es bleibt für den Accidenzdrucker eine schwierige Sache, seinen Arbeiten mit Vorliebe einen bestimmten eigenen Cha rakter auszuprägen. Um den Reiz eines eigenthümlichen Charakters, welcher den Arbeiten einer Officin den Werth des Originals in gewissem Maße verleiht, zu geben, muß der Drucker schon aus seinen eigenen Füßen stehen, eigene Lettern, eigene Ornamente rc. fertigen oder fertigen lassen. Gegenüber den nicht unbedeutend höheren Productionskosten werden indessen die Vortheile einer hochwerthigen Arbeit weit aus überwiegen, abgesehen von der günstigen Gestaltung Lei richtiger technischer Berwerthung. In der lleberwindung der technischen Schwierigkeiten steht ja der heutige Drucker weit über den alten Meistern. Umsomehr ist es daher Pflicht, die die hohen Ziele der Alten im Auge zu behalten und sich den Bestrebungen anzuschließen, welche auf anderen Gebieten bereits zu so erfreulichen Ergebnissen geführt haben. Auch hier gilt die wahre Lehre: Das Alte verjüngen! Soweit Herr Wallau in seinem Vortrage, dessen Grund züge hier nur angedeutet werden konnten. Wie uns derselbe mittheilt, beabsichtigt er seine Ausführungen in Verbindung mit einigen Reproductionen als Druckspecimen in die Welt zu setzen. Wir können einen solchen Gedanken nur als einen recht glücklichen bezeichnen und sind von vornherein überzeugt, daß Alle, die im Dienste Gutenberg's stehen und wirken, die Ausführung eines solchen Planes freudig begrüßen werden. Möge der Gedanke demnach recht bald eine That werden und mit dazu beitragen, daß die herrliche Erfindung der „schwarzen Kunst", welche schon so vielfach bahnbrechend gewirkt und Auf klärung gebracht hat, stets mehr und mehr vervollkommnet wird. Misrellen. Heine's Memoiren. Aus Paris schreibt man uns ck. ck. 25.Januar 1884: Das im Besitze des hier lebenden Herrn Julia gewesene Fragment der Memoiren Heinrich Heine's, welches die Geschichte der Kindheit und des Jugendalters desDichters behandelt und aus 128 vom Autor selbst mit Bleistift beschriebenen Folioseiten besteht (ca. 8—10 Druckbogen gewöhnlichen Romansormates um fassend), ist heute hier durch Vertrag an die Firmen Ernst Keil's Nachfolger in Leipzig und Hosfmann L Campe in Hamburg übergegangen. Diese hochinteressante Hinterlassenschaft des seltenen Mannes, deren Veröffentlichung so lange vergebens erwartet wurde, wird nun zunächst in der „Gartenlaube" zum Abdruck kommen und nach Beendigung dieser Veröffentlichung als Buchausgabe im Berlage von Hosfmann L Campe in Hamburg erscheinen. 67*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder