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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.12.1897
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1897-12-29
- Erscheinungsdatum
- 29.12.1897
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- Deutsch
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302, 29. Dezember 1897. Nichtamtlicher Teil- 9725 viel weitere Kreise aber ist die Thätigkeit der Kolportage durch den Vertrieb größerer Werke, besonders der Konversationslexika und der belletristischen Zeitschriften, gedrungen. Von ersteren sollen 80°/„ aller Exemplare, von letzteren vielleicht doppelt soviel als durch den übrigen Buchhandel aus dem Wege der Kolportage ab gesetzt werden. — Auch der Kalendervertrieb liegt wesentlich in den Händen der Kolporteure. Man nimmt an, daß in Deutschland jährlich etwa 20 000 000 Kalender verlaust werden, wogegen der Absatz in Oesterreich durch den Kalenderstempel verhältnismäßig sehr beschränkt ist. Ist im Vorstehenden auch das Verdienst der Kolportage um Volksbildung hervorgehoben, so wird doch nicht verschwiegen, wie gern sie auch dem Skandalbedürfnis, das den Bildungstrieb weit überflügele, nachzukommen pflege. Als Beispiele können u. a. die Enthüllungen der Pall-Mall-Gazette, der Prozeß gegen Pro fessor Gräf, die Menge der nach dem traurigen Ende des Königs Ludwig von Bayern und des Kronprinzen Rudolf von Oesterreich erschienenen Kolportageromane dienen. Solche meist ziemlich wertlose Kolportagcromane, »Bücherriesen- zu 10 und ähnlichen Preisen, dringen durch ihre billige Bezugsweise in 10-^-Lieferungen massen haft ins Volk, während man doch für den Preis eines solchen Romans aus den schon erwähnten wohlfeilen Büchcrsammlungen eine kleine klassische Bibliothek zusammenstellen könnte. Uebertrieben wird dennoch meist die moralisch schlechte Tendenz solcher Romane, und es darf nicht ganz übersehen werden, daß ein großer Teil des Publikums durch solche Werke Bücher lesen lernte und später zu besserer Lektüre überging. Die Gewinnung von Abnehmern wird den Kolporteuren durch Gratislieferung der ersten Heste, deren Ertrag vielfach gleich als Provision für die Abonnentensammler dient, erleichtert. Die Expe dition der folgenden Hefte geschieht meist durch besondere Boten. — Von manchen Lieserungswerken und Zeitschriften werden erste Hefte nur ä cond. geliefert, doch sind die Verlagshandlungen meist sehr bereitwillig mit nachträglicher Gutschrift. Der Kolporteur führt bei der Verschiedenheit der litterarischen Bedürfnisse, besonders wenn er Zutritt zu Fabriken, Kontoren und sonstigen Bureaux erhält, meist verschiedene Probehefte bei sich, sei es von den gangbarsten Zeitschriften, von den Lieserungswerken des Bibliographischen Instituts, von Andrees oder anderen popu lären Atlanten u. s. w. Die Inhaber von Kolportagehandlungen haben natürlich ihr Hauptaugenmerk daraus zu richten, daß ihre Agenten ihnen keine Unterschriften fauler Kunden, oder gar ge fälschte Unterschriften bringen, anderseits aber, daß sie gute Kunden durch pünktlichste Expedition der Fortsetzungen festhalten. Die doppelt anzusertigenden Fortsetzungskarten erscheinen für diese Zwecke unerläßlich. DaS Lager der Kolportagehandlungen ist vorwiegend alpha betisch und zwar nach den Titeln, nicht nach den Autoren zu ordnen. Besonders gilt dies für die in eignem Alphabet zu ordnenden Kolportageromane. Auch die Zeitschriften werden be sonders geordnet. - Es gicbt verhältnismäßig wenig Kolportageverleger. Nichts destoweniger empfiehlt sich, der Bequemlichkeit, auch vielfach rascherer Expedition wegen, der Bezug durch Kolportagegrosso- handlungen, die in ähnlicher Weise wie die Barsortimenter ihre Grossisten-Kataloge für Buchhändler herausgeben. Von besonderer Wichtigkeit ist die Anwerbung geschickter Abonnentensammler und die Kenntnis der bezüglichen Gesetzes bestimmungen für den Kolportagebetrieb. Man findet einiges im vorliegenden Werk angeführt, im übrigen wird auf v. Bieder manns Anweisung für den gesetzmäßigen Betrieb des Kolportage- Buchhandels (Lpzg. 1891) verwiesen. Der Reisebuchhandel unterscheidet sich vom Kolportage Handel eigentlich nur dadurch, daß er sich aus den Vertrieb teurerer Werke beschränkt und die Reisenden äußerlich meist feiner austreten. Die Reisenden vertreiben mit Vorliebe die Band ausgaben der großen Konversationslexika, umfangreiche popu läre und wissenschaftliche, auch religiöse und sogenannte patrio tische Werke u. s. w. In der Regel wird zwischen dem Geschäfts inhaber und dem Reisenden ein Kontrakt gemacht. Den Entwurf eines solchen findet man hier wiedergegeben, ebenso Schemata von Bürgschasts- und Bestellscheinen zur Ausfüllung für die Reisenden und Besteller. Es folgen dann weiter Mitteilungen über die üblichen Provisions- und Rabattverhältnisse, über erforderliche Eigenschaften des Reisenden und über die leider auch hier oft vor kommenden Fälle, Subskribenten durch falsche Vorspiegelungen zu gewinnen. — Mißbilligt werden die häufig gegen saumselige Zahler angestrengten Klagen und der Mißbrauch, durch das Aushängeschild von Wohlthätigkeitszwecken das Publikum zum Ankauf oft sehr überflüssiger Werke zu veranlassen. Aus solchen Gründen wäre eine gewisse Einschränkung des Kolportage- und Reisebuchhandels vielleicht zu billigen. Zur Gewinnung eines Uebcrblicks über die an jedem Orte abgesctzten Werke sind nach dem Alphabete der Orte geordnete Registerzettel mit Angabe des Bestellers, des Reisenden u. s. w. anzusertigen. Der Verfasser bescheidet sich, daß Theorie und Praxis besonders im Kolportage-Buchhandel grundverschiedene Dinge seien, und daß eben hier Uebung und Erfahrung den Meister macht. Kleine Mitteilungen. Reue Bücher, Kataloge rc. für Buchhändler. Auswahl wertvollerer IVsrlrs rmä Neuerwerbungen aus äsw 6s- sawtgsbists dsr lrlassisobsn Altertum swisssnsebattsn i Philo logie; 6ssebiobts rmä kliltswisssnsobaktsn; ^robäologis. Lnt- baltsnd u. a. dis Libiiotbslr des ft kroksssors Nsiorieb von Lrunn. 2. -Ibtsilung. dutig.-Katalog die. 141 von 6ustav poelr in I-siprig. 8". 82 8. 2449 Nrn. Uonatliebsr Knr.sigsr über Novitäten und Vntiquaria aus äsm 6sbists äsr dlediein und Naturwissensoliakt. 1897. Nr. 12. (Osrsrnbsr.) gr. 8". 8. 85—92. Verlag dsr Nir sob wald'sobsn Luobbandlung in Berlin. 6ari 6sorg's 8eblag wort-Katalog. Vsrasiobvis dsr Lüobsr und I-andirartsn in sachlicher Anordnung. II. 6d. 1888—92, bs- arbsitst von 6arl 6eorg. 33. Idsksrung. Bex.-8". 8. 1025—1056 (8ohulrsdsn — 8orialdsmolrratis). Hannover 1897, B. I-ginnrer- mann. ltlrsolrsint in ea. 40 Instsrungsn ä 1 30 A Die Allgemeine Zeitung 1798—1898. Beiträge zur Geschichte der deutschen Presse. Von Ed. Heyck. 8". IV, 352 S. München 1898, Verlag der Allgemeinen Zeitung G. m. b. H. (Leipzig, Kommissionsverlag von E. F. Steinacker.) Die »Lancierung» des neuen Zolaschen Romans. — Seit einiger Zeit bringt das Pariser »dournal- den neuesten Roman Emile Zolas, -Paris-, den Schluß der Trilogie, -Nrois Villss-, deren erste beide Teile -I-ourdss- im Jahre 1894 und -Home- im Jahre 1896 erschienen und beim Publikum diesseits und jenseits des Rheins eine recht kühle Aufnahme fanden. Was bisher von »Paris- vorliegt, das die Spalten des Pariser Blattes bis über Neujahr hinaus füllen wird, ist wahrhaftig nicht dazu angethan, die Scharte im litterarischen Ruhm Zolas auszuwetzen. Der französische Romancier hat sich — darüber kann kaum noch ein Zweifel bestehen — ausgeschrieben. Bodenlose Langeweile war die Signatur von -I-ourdss- und in noch verstärktem Maße von -Korns-, und sie ist auch das Zeichen von -Paris-. In diesem Zeichen wird Zola nicht siegen, sondern untergehen. In einer Art Vorrede oder Begleitschreiben, das er vor dem Erscheinen des Romans in Pariser Zeirungen veröffentlichte, hatte Zola, dem die Mängel von »Iwurdes» und »Home- hinterher zum Bewußtsein ge- kommen sind, versprochen, daß die Handlung in dem neuen Roman rascher und lebendiger sein würde Diese Zusage hat er aber keineswegs eingelöst. Man kann sich kaum eine schleppendere Handlung denken, als diejenige, die sich in den beiden ersten Büchern des Romans in einer auch den geduldigsten Leser aufs äußerste er müdenden Weise träge und stockend abspinnt. Die alten, zur Ge nüge bekannten Zolaschen Fehler kehren in jeder Zeile wieder. Alt ist die Sucht der minutiösen Beschreibung, und alt ist vor allem die Manier der fortwährenden Wiederholung. Neu an diesem Roman ist eigentlich nur die Art und Weise, wie ihn das »lourual. in die Leserwell »lanciert« hat. Es verlohnt sich schon, einen Augenblick bei dieser, selbst für ein Pariser Blatt ungewöhnlichen Reklame zu verweilen. Der Roman im -ksr-ds-obaussss» — dem sich in den Pariser Zeitungen meistens noch ein zweiter auf der dritten oder vierten Seite des Blattes zugesellt — ist für den pekuniären Erfolg des Verlags oft ausschlaggebend Mögen sich über dem Feuilletonstrich politische und soziale Leidenschaften wild durcheinander tummeln, die eigentliche Würze einer Zeitung liegt für den Pariser und — die Pariserin im Nomanteil der Zeitung, wo ihnen neben den er lesensten Gerichten auch sehr zweifelhafte Ragouts — für jeden Geschmack etwas — vorgesetzt werden. Bisher begnügten sich die Pariser Zeitungen, wenn sie ihren Lesern einen neuen Roman auf tischten, in der Hauptsache damit, an den Straßenecken Nummern verteilen zu lassen, in denen die erstm zwei oder drei Fortsetzungen des Romans enthalten waren. Wenn es hoch kam, war diesen eine möglichst grelle Illustration beigesügt, in der cs natürlich an etwas Blut oder einigen Leichen nicht fehlen durfte. Diese Flugblätter wurden von Vorübereilenden, gleichsam um dem Verteiler einen Gefallen zu erweisen, mit zerstreuter Hand genommen, eines flüch tigen Blickes gewürdigt und im nächsten Moment weggeworsen. Mitunter zogen es auch die mit der Verteilung betrauten findigen Camelots, die schwer überwachk werden konnten, vor, kurzen Prozeß zu machen und ihren ganzen Vorrat an den ersten besten Epicier oder Tabakshändler zum Zweck der Dütenfabrikation zu verkaufen. Das »dourual« hat zu Gunsten des Zolaschen Romans die alten Bahnen verlassen und ist auf dem Wege der Reklame einen 1294»
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