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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.09.1870
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1870-09-07
- Erscheinungsdatum
- 07.09.1870
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- Deutsch
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2842 Amtlicher Theil. 205, 7. September. das Urheberrecht und mir ihm die 30jährige Schutzfrist an. Süddeutschland wird folgen; unsere in Stuttgart versammelten College» beschlossen, in die ser Richtung wirksam zu sein, was uns bei dcrmaliger Sachlage allerdings nicht zustcht. Wir freuen »nS dieser Errungenschaft unserer deutschen Brüder um so aufrichtiger, als uns in ihrem Gesetz ein Muster geboten ist, das für uns maßgebend werden wird, obgleich es wohl nicht in allen Einzelheiten zur Annahme empsohlen werden darf. Wenn überhaupt im öffentlichen Leben der Völker jede LebcnSthätigkeit des Einzelnen sowohl Ausfluß seiner Eigenart ist, als sie wieder auf diese zurückwirkt; wen» jene in ihrer Wirksamkeit keine Schranken in den Lan desgrenzen findet, sondern weit über diese hinaus ihren Einfluß auf andere Nationen ausübt, so tritt dies in schlagender Weise zu Tage in de», engen Wcchsclverkehr des deutsch-schweizerischen Puchhanoelö. Unsere Aufgabe ist cs, aufmerksam zu beobachten, alles Gute anzunehmen, praktisch zu ver wertheil und dessen Ziele rein zu erhalten. Die Mittel dazu finden wir in unscrm Verein, im engen Anschluß aneinander und in treuer Einhaltung der Statuten. ES wird Ihnen nicht entgangen sei», welche verschiedene Auslegung der Art. 6. Lemma b. des Bundesgesetzes vom 6. Febr. 1862, betreffend die Posttaren, bei den einzelnen Postanstalten fand, und wie manche Unannehm lichkeiten aus diesem Umstande für den Einzelnen unter uns hervorgingcn. Ihr Vorstand fand darin Veranlassung, ein Gesuch an daö eidgenössische Post- dcpartemcnt zu richten, durch welches eine Interpretation des fraglichen Artikels im Sinne möglichster Erleichterung des Verkehrs erzielt werden sollte. Das Gesuch war geschrieben, als wir den Wink erhielten, daß der nächsten (jetzigen) Bundesversammlung der Vorschlag zur Einführung von Corrcspondenzkarten unterbreitet werden solle, durch dessen Annahme der nächste Zweck des Gesuches so ziemlich erfüllt würde. Der Vorstand glaubte unter diesen Umständen die Eingabe nicht abgehcn lassen zu sollen; obgleich er der Ansicht huldigt, daß auch nach Annahme dieses Vorschlages noch Grund zu einem solchen Schritte vorhanden sein werde; weshalb er sich auch vorbchält, auf diesen Gegenstand zurückznkommen. Im klebrigen beschränkte fick die Thätigkcit des Vorstandes auf die Er ledigung von Ausnahmsgcsnchen, die Ertheilung von Antworten und guten Räthcn auf eingehende Fragen und andere Ansuchen. Der Beistand unserS Herr» Friedensrichters wurde nur in Einem Fall in Anspruch genommen, welcher glücklicherweise auf sreundlichein Wege ge schlichtet werden konnte. Unser Verein bestand zu Anfang des Jahres ans 95 Mitgliedern; seit her wurden ausgenommen: Fra» Doleschal (Dvleschal's Buchh.) in Luzern, Herr I. Attenhofer (Attcnhofcr L Co.), Ad. Holziuann, Zürcher L Furrcr in Zürich, als ausgetreten ist zu betrachten: Herr Leo Wörl (wegen Wegzugs) und cs besteht somit derzeit der Verein aus 97 Mitgliedern. Unser Blick überfliegt den Kreis der College» und vermißt schmerzlich unter ihnen das greise Haupt, welches wir an unserer Spitze zu sehen pflegten, uns alle um Kopfeslänge überragend. Friedrich Schultheß ist von uns geschieden, mit ihm der eigentliche Gründer unserS Vereins, und dessen erster Präsident. Verweilen wir einige Augenblicke bei seinen, An denken. Fr. Schultheß, geb. 1804, war der vierte Sohn des Chorherr» und ist. Ikeol. Johs. Schultheß, der sich durch eine Reihe theologischer Schriften be kannt machte. Neben 5 Geschwistern und 2 von den Eltern angenommenen Kindern wurde er im elterlichen Hause in jener einfachen und strengen Zucht und Sitte erzogen, die damals noch selbst in den besten Familien herrschten, und vorzüglich geeignet waren, Charaktere zu gestalten. Für seine geistige Ausbildung geschah, was die beschränkten Mittel des Hauses gestatteten. Es scheint, daß in Zürich (wie auch in andern schweizerischen Städten) die Lehrcrstellen damals als Ruhesitze für ältere und verdiente Männer betrachtet wurden; daher standen der „Bürger-" und der „Kunstschule", welche Schult heß durchschritt, meistens Greise vor, die ein strenges Sceptcr führten und wohl ihre Würde zu behaupten, nicht aber zu den Schülern niederzusteigen verstanden und die geistige Anregung fast ganz vermissen ließen. Unser aufgeweckter Schüler machte, diesen Verhältnissen entsprechend, mit Ausnahme des Schönschreibens nur geringe Fortschritte, und war stets mit Freuden bereit, die vier engen Wände des Schulzimmers gegen den Aufenthalt im Freien zu vertauschen, wo er sich mit Vorliebe herum- tnmmclte. Ganz besonders zogen ihn die damals häufigen Truppendurch- zügc an, und wir müssen annehmcn, daß in dieser Neigung etwas mehr als die jugendliche Vorliebe für bunte Uniformen und den Trommelton lag, da er nach Vollendung der Schulzeit in das holländische Militär einzutreten verlangte, ein Wunsch, dessen Erfüllung an dem Widerstande des Vaters scheiterte. Chorherr Schultheß war durch ökonomische Verhältnisse veranlaßt worden, die Näf'sche Buchdruckerei zu übernehmen; die 3 älteren Söhne widmeten sich bereits den Studien: so ergab sich denn die Wahl des Be rufes für den viertenSohn — ohne seineNeigung zu fragen — von selbst. Fr. Schultheß trat als Lehrling (1819) in die Druckerei. Wenn er sich später mit Freuden seiner zweijährigen Lehrzeit vor dem Sctzerkasten erin nerte, so galt diese Freude schwerlich der Erinnerung an vergangene fröh liche Tage, sondern wird wohl eher als der heitere und selbstbewußte Rück blick auf einen überstandcncn dornenvollen Marsch betrachtet werden müssen. Eine günstige Gelegenheit versetzte ihn mit einem der Brüder im Früh jahr 1821 nach Lausanne in das Haus einer liebenswürdigen befreundeten Familie, wo für ihn das eigentliche goldene Zeitalter seines Lebens nur allzu rasch verstrick,. Während wir die Wanderzeit junger Männer gewöhn lich nach Jahren messen, war ihm nur ein halbes Jahr vergönnt, und noch im gleichen Jahre fiel dem kaum 17jährigen Jüngling die Aufgabe zu, sich an die Spitze der Näs'schcn Druckerei zu stellen und damit die Meister- jahre anzntreten. Gleich von der ersten Minute an bot sich ihm die Gelegenheit dar, alle diejenigen Kräfte zu üben und in der Uebung sich stärken zu lassen, welche sein späteres Lcbensglück gründen sollten. In dem gesunkenen Ge schäft, das nur 1 Setzer, 1 Drucker und 2 Lehrlinge beschäftigte — fehlte es geradezu an allem. Die Lage des Loeals war eine ungünstige, das ab genutzte Material mußte beseitigt und durch neues ersetzt, die Druckerei er weitert werden. Das ging, ohne die Unterstützung entsprechender Geld mittel schwer und war nur allmählich zu erreichen möglich. Die geringe Schulbildung und der Abgang eines längern Aufenthalts in der Fremde, der uns geistig kräftigt und den Blick erweitert, machten sich geltend; die Grundlagen mußten erst neu gelegt, die Lücken ausgcfüllt, die Kenntnisse vermcyrt werden. 1823 erschien das erste Vcrlagswerk, die „ aktenmäßige Beschreibung der Wildensbucher Kreuzigung", das für den angehenden Verleger günstig aus fiel und zu seiner Ermunterung diente. Ihm folgten mehrere kleine theo logische Schriften des Vaters und einige Lehrmittel von geringem Umfange. 18-6crösfnetc Schultheß die dircctc Verbindung mit dem deutschen Buchhandel; 1828 fand er bereits den Muth, die Herausgabe von Zwingli's Werken von Schüler und Schultheß zu übernehmen. 1832 verband er sich mit unserm College» Sal. Höhr zu der Firma Schultheß L Höhr, welche sich 1835 in sreundschaftlichem Einverständnis; wieder auflöste. Die beiden Theilbaber blieben bis zum Tode des Einen in Achtung und Freundschaft verbunden. Die stetige weitere Entwicklung des Geschäfts, sowohl des Sortiments als des Verlags bis zu seiner jetzigen Höhe, obwohl unser freund vorzugs weise der Pflege der Druckerei und des Verlags sich zuneigte, ging vor unsern Augen vor sich; wir dürfen uns auf kurze Notizen beschränken. 1835 Erstellung der Lithographie. Druck der Verhandlungen des Großen Raths. 1843 Verlegung der Druckerei in das jetzige Gebäude auf dem Groß- mllnsterplatz. 1855 ward Schultheß die Freude zu Theil, seinen Sobn in das Ge schäft treten und von 1862 an ihn als Thcilhaber an seiner Seite zu sehe». Um die Bedeutung der Vcrlagsthätigkeit kervorzuheben, erinnern wir nur an den „Constitutionellcn", den „Republikaner" und die „Eidgenös sische Zeitung"; die Schweizergeschichtcn von Schüler und Vögclin, Vöge- lin's hist. Atlas, Schinz' Naturgeschichte, die schweizerische Volksbibliolhck. Eberhard'« Lesebücher, die schweizerische Jugendbibliothek, Heer's Urwelt, die Werke von Bluntschli, Rüstow und Studer; die in Verbindung mit unserm College» C. P. Scheitlin unternommene „theologische Rcalencyklo- pädie von Herzog" und das „Staatslerikon von Bluntschli". Zu vielen dieser Verlagswerke gab er den Gedanken, und indem er mchrcrn auch im Auslande Geltung zu verschaffen wußte, hals er das ungünstige Vorurtheil überwinden, das dem schweizerischen Verlag cntgcgentritt. Müssen wir anerkennen, daß seine Unternehmungen meist von Glück begleitet und getragen wurden, so wissen wir doch Alle, daß sie theilweisc mit großem Risico und noch größerer Mühe verbunden waren, so daß er den Erfolg größtenthcils seiner Begabung als Verleger verdankte, dem praktischen Blick für das Bedürfniß der Gegenwart, dem klaren Auge für den Gegenstand, der besonnenen Ueberlegung vor der Handanlcgung, deni strengen Fleiß und der zähen Ausdauer in der Ausführung. Im Jahre 1831 vermählte sich Schultheß mit Louise von Giebel, in welcher er cine treue Lebensgefährtin fand, bis ihr Tod 1860 tiefe Trauer über ihn und die Seinigcn ausgoß. Als Staatsbürger war Schultheß in verschiedenen Stellungen thätig. Er stieg als Militär bis zum Range eines Bataillonscoinmandanten hinauf und leistete als solcher vielfache und bedeutende Dienste, er war Mitglied des großen Stadtraths und der Kirchcnpflege, Commandant der Zürcherischen Feuerwehr u. s. w. Neben all dieser Thätigkcit verlor Schultheß nie die Familie aus de» Augen, in welcher er sich wohl fühlte und seinerseits mit aller Liebe und Treue für das Wohl der Angehörigen sorgte. Als im Jahke 1849 sich das Bedürfniß einer Einigung zu gegenseitigem Schutze unter uns aussprach, war es Schultheß, der Hand ans Werk legte und uns zu einer vorberathenden Conferenz nach Baden einlud. Nach Con- stituirung unseres Vereins berief Ihr Vertrauen ihn zum Vorsitzenden. Er
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