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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.01.1897
- Strukturtyp
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- Band
- 1897-01-05
- Erscheinungsdatum
- 05.01.1897
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- Deutsch
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86 Nichtamtlicher Teil. M 3, 5. Januar 1897. kein Original, sondern nur von einem Masscnklischee gedruckt. Der Druck des Textes ist gut, weniger der der Illustrationen, deren Gegenstand meist schauerlicher Art ist, denn auf der Mehr zahl der Bilder giebt es Tote, ja eines stellt sogar den Tot schlag einer Frau im Walde dar! Und doch ist »8t. llamsL's Üvilßet« ein aristokratisches Blatt, für dessen vorjährige Weih nachtsnummer selbst die Marquise von Lorne, Tochter der Königin Victoria, einen litterarischen Beitrag geliefert hatte. Der Zeichner des Umschlagtitelbildcs heißt Birkenwerth — ein recht bezeichnender Name, denn gewiß ist der Birke wert, wer solch geschmackloses Bild entwerfen konnte: eine rothaarige Radlerin in Hanswursttracht auf dem Zweirad und in den grellsten Farben! Als Stratzenplakat könnte man dieses Bild vielleicht ertragen; als Umschlagbild ist es ein Muster von Abgeschmacktheit. Die beiden Kunstbeilagcn des Heftes gereichen ihm ^ur besseren Empfehlung. Die kleinere im Formate von 45:60 cm in Chromolithographie stellt zwei liebliche Kinder dar, deren Herzen schwer betrübt sind durch den Tod ihres Lieblings, eines Kanarienvogels; ein kleines Mädchen hält ihn in der Hand, und sein gesenktes Köpfchen zeigt deutlich, wie hart betroffen es ist von diesem Jugendschmerze, an dem ein netter Knabe innigen Anteil nimmt. Das Bild würde indes günstiger wirken, wenn es weniger glänzend lackiert worden wäre. Das zweite Kunst blatt, 76:51 cm groß, zeigt eine junge Dame in ländlicher Tracht, in einem Garten Hühner nnd Tauben fütternd, nach einem Gemälde von Joshua Reynolds in lithographischer Wischmanier und sogenanntem Photographiedruck ausgeführt. Wenn man dem Blatt auch keinen sonderlichen Kunstwert zu sprechen kann, so macht cs doch einen ganz vornehmen Eindruck. »Olä Unglavä's ^.ovagl« ist ein Heft von 32 Seiten Kleinfolio und scheint sich der Gunst des Publikums dadurch besonders empfehlen zu wollen, daß es auf die Vorder seite die Worte druckt: »Uroäaceä eutirsl^ iv Uo^Ianä« — gänzlich in England angefertigt. Nun, es macht dieser Anzeige keine Schande, denn seine Autotypieen und Zink ätzungen sind nach guten Zeichnungen hergestellt, sein Papier ist weiß und kräftig, und der Druck, auch der Abbildungen, ist gut; zu ctwelchem besonderen Ruhme gereicht seine Her stellung aber doch der englischen Druckkunst auch nicht; das Anklingcn der patriotischen Seite soll dem Hefte also nur ein ungewöhnliches Relief geben, ihm vielleicht auch für die Zu kunft zu mehr Inseraten verhelfen, die recht schwach auf seinen Blättern vertreten sind. Der chromolithographische Umschlag zeigt über einem Stechpalmenkranze in der Ferne Schloß Windsor im Schnee; die Umschlagrückseite enthält eine Anzeige in sehr geringem Farbendruck. Von den beiden Kunstbeilagen mißt die eine 52: 73 cm, die andere 53:78 cm; die erstere stellt eine Hundemeute vor einem geschlossenen Gartenthor vor und ist ein abscheulich buntklecksiges Bild; die zweite reproduziert in lithographischem Photographieton ein Bild des Lord Leighton: »Am Brunnen«, das, wenn man es mit der Kunstbeilage des »6rgpbic« zusammenhält, glauben lassen könnte, dieser Präsident der eng lischen Malerakadcmie habe ein besonderes Vergnügen ge funden an möglichst gezwungenen Körperstellungcn und Ge wänderwogen. Auf die dargestellte griechische Jungfrau darf man übrigens das »prollaosä evUrsl/ io UoZignä« mit voller Berechtigung anwenden; ihr Profil ist ein durchaus englisches. Die letzte der mir zugegangenen englischen Weihnachts nummern ist auch die letzte dem Werte nach. Sie ist die des »Ooläsv Usno^« und enthält 64 Seiten Hochquart, von denen jedoch eine Anzahl den Inseraten zugewiesen ist; das Papier ist sehr gering, der Druck nicht minder, und so sind auch die Illustrationen in Zinkätzung und Autotypie. Das Heft kostet zwar nur 6 Pence (50 H), ist aber, verglichen mit dem, was die anderen Weihnachtsnummern bieten, doch teuer. Als besonderes Lockmittel dienen ihm zwölf Preisauf gaben aller Art; die erste ist die originellste: auf der Vorder seite des Umschlags sind 123 Köpfe abgebildet, und es soll nun erraten werden, wen sie alle darstellen, was bei der Klein heit der Porträts und ihrer Skizzenhaftigkeit keine sonderlich leichte Aufgabe sein dürfte. Gegenstand der Erzählungen sind selbstverständlich Schauergeschichten. Eine »Kunstbeilage« fehlt natürlich auch diesen: Blatte nicht; doch ist die »Kunst« ihre schwache Seite. Es ist eine Chromotypie im Formate von 42:62 cm; ein kleines Mädchen in ziemlich ärmlicher Tracht hält eine Muschel ans Ohr und lauscht gespannt dem Brausen darin. Trotz des geringen Wertes des Blattes ist es noch immer der beste Teil dieser Weihnachtspublikation. Von den französischen Weihnachtsnummern ist wieder der »lliAgro« zuerst auf dem Platze erschienen. Er wird von Boussod, Valadon L Co. herausgegeben, und seine Illustrationen sind sämtlich in sogenannter Typogravüre — feiner Autotypie — in der Kunstanstalt der Firma hergestellt; jede der 24 Seiten des auf gedecktes Kreidepapier gedruckten Heftes enthält deren eine oder mehrere in Chromo oder in Monochrom, die sich durch flotte Zeichnung, feine Aetzung und trefflichen Druck auszeichnen; von den einfarbigen Bildern sind namentlich die in Braun gedruckten kleine Kabinettstückchen. Die Vorder seite des Umschlags ist von malerischer Schönheit; er zeigt ein sehr hübsches junges Mädchen in abendlich dunklem, ver schneiten Walde, das im leicht aufgenommenen Kleide Mistel zweige trägt; nur harmoniert ihr Anzug wenig mit der Wintcrlandschaft, denn sie ist stark dekolletiert, ihre Arme sind bloß, ihre Füßchen stecken in tief ausgeschnittenen Schuhen, und ihr ganzes Gewand ist sommerlichster Natur. Wenn man nun auch dem Bilde die Unterschrift »Us, b'öe sa 6ui« — Die Mistelfee — gegeben hat, so erscheint das liebliche Per sönchen doch gar zu körperhaft, als daß man nicht von bangen Sorgen um seine Gesundheit beschlichen werden sollte. Sind denn Feen in Pelzen weniger wahrscheinlich als solche in luftigen Gewändern? Wie im Vorjahre, so hat auch diesmal der »Figaro« wieder seiner Weihnachtsnummer zwei große Kunstblätter in Chromotypogravüre im Formate vom 64:84 cm beigegeben; das eine, »Ursmier Obapitre«, zeigt den Anfang eines Liebes romans, auf dem andern, »Lcmclasion«, erblicken wir das junge Paar auf dem Wege zu einer ländlichen, am Meere belegenen Kirche, — beide Blätter sind vorzügliche typogra phische Farbendrucke. Der Preis des »Figaro« ist aber höher als der der englischen Weihnachtsnummern: er beträgt 3 Francs 50 Cent, in Paris. »Ugils Uoölr, gedruckt in der großen, für ihre Farben- und Autotypiedrucke verdientermaßen geschätzten Druckerei von Lahure, ist in Format und Stil der vorjährigen Weih nachtsnummer ganz gleich gehalten, zeigt aber keinen Fort schritt gegen jene. Von seinen dreizehn Vollseitenbildern, von denen allerdings einige auch etwas Text und Gedichte enthalten, sind sechs, einschließlich des Umschlags, in Chromo typie ausgeführt; eine, L.a ?g^s Ulsa benannt, ist in der modernen Art des Flächenkolorits und der Konturenzeichnung, ohne jede Abtönung oder Modulation, ausgeführt, — eimtz Malweise, die stark an die Leistungen aus den Kindertagen erinnert und allenfalls in humoristischen Skizzen und Kari katuren erträglich ist, in großen Flächen aber stets ein Gefühl des Unbefriedigtseins in allen denen erwecken muß, die den reichep Wechsel von Farben und Tönen in der Natur empfinden und schätzen und diese nicht in kahle, nichtssagende Flächen aufgelöst zu sehen wünschen. U'Untgllt Irouvo, lg, '1'cllietts und ^.pidz le Ugl find aus gezeichnete Farbendrucke; vaas Is8 Ulears, ebenfalls ein
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