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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.09.1897
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1897-09-04
- Erscheinungsdatum
- 04.09.1897
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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6244 Nichtamtlicher Teil. 205, 4. September 4897. häufig schon aus dem einfachen Grunde nicht möglich, weil die Redaktion sie selbst nicht weist. Es gicbt zwar Leute, die sich — nach ihren Anfragen zu schließen — überhaupt gar nicht umstellen können, daß es ein Ding auf der Welt gicbt, von dem eine Redaktion nicht alles von A bis Z weist; aber auf die Gefahr hin, diese schöne Illusion zu zerstören, mutz doch festgestellt werden, daß cs solche Dinge gicbt. Andere Anfragende wollen ivissen, von wem man ein bestimmtes Buch, für das sie sich interessieren, beziehen könne; wieder andere wünschen Aufschluß über die Tendenz, den Verfasser und seine früheren Veröffentlichungen oder suchen Werke, in denen sie sich über dies und jenes unterrichten können. In den meisten Fallen sind diese Anfragen an die Re daktionen an die unrichtigen Adressen gerichtet; für solche Auskünfte sind die Buchhändler die geeigneten Instanzen, weil sic das nötige Material allein zur Hand haben. Es möge deshalb einiges über diese Menschenklasse hier zu all gemeinem Ruh und Frommen mitgeteilt werden. Das Buch ist insofern keine Ware, weil es nicht wie Kaffee und Zucker als ein Handelsobjekt von äußerem Werte erworben wild, sondern infolge seines geistigen Inhaltes als etwas Individuelles erscheint. Verbrauchswaren können von den verschiedensten Fabrikanten bezogen werden, das Buch nur von einem einzigen, seinem Verleger. Dieser setzt für ganz Deutschland einen einzigen Preis für sein Vcrlagsobjekt fest, der für die Sortimentsbuchhündler bindend ist, und so kommt cs, daß man ein in Köln erschienenes Buch in Königs berg zu demselben Preise kauft, den man dafür in seinem Hcrstcllungsorte bezahlen mutz. Die dccentralisierende Entwickelung, die wir in Deutsch land glücklicherweise, im Gegensatz zu Frankreich, wo Paris das ganze Land repräsentiert, genommen haben, führte zu einer ganz eigenartigen, einzig in der Welt dastehenden Or ganisation des Buchhandels in Deutschland. In Frankreich, England und Italien erscheinen die Bücher fast ausnahmslos in Paris, London und Nom; die Bedeutung der Provinz ist, ivie in politischer, so auch in buchhändlerischer Beziehung fast gleich Null. Von einem englischen Buchhändler z. B. ein Werk zu erhalten, das er nicht auf Lager hat oder das be reits einige Jahre alt ist, hält schon recht schwer. Daß ein solcher Zustand des Buchhandels für die Litteratur eines Landes sowohl, wie auch für das Publikum von Nachteil ist, liegt auf der Hand. Wie macht es nun der deutsche Buchhändler, der bereit willigst jedes gewünschte Buch, ob neu, ob alt, ob es in seiner Nähe oder Hunderte von Kilometern weiter erschienen ist, ohne Kostenaufschlag besorgt? Wenn man sich vergegenwärtigt, daß auf dem deutschen Büchermärkte jährlich etwa 12 000 neue Erscheinungen zu verzeichnen sind, so sieht man leicht ein, daß es für den Buchhändler, der für die Verbreitung dieses Litteratursegens zu sorgen hat, unrentabel sein würde, wenn er sich die großen Blassen von Büchern, die er braucht, von den betreffenden, über das ganze Reich zerstreut wohnenden Erzeugern einzeln durch die Post zuschicken lassen wollte, von den in Stuttgart, Leipzig, Berlin und in vielen anderen Städten wöchentlich erscheinenden Zeitschriften-Nummern gar nicht zu reden. Ganz notwendigerweise hat sich deshalb mit der steigenden Er zeugung littcrarischer Arbeiten die schon erwähnte Organisation herausgebildet. Das Herz des deutschen Buchhandels pulsiert in der so ziemlich inmitten Deutschlands gelegenen Stadt Leipzig, in der jeder deutsche Buchhändler seinen Vertreter (Kom missionär) hat. Dieser Vertreter vermittelt die Geschäfte zwischen dem Bucherzenger im technischen Sinne (Verleger) und dem Sortimenter, den er vertritt. Allerdings beschränkt sich diese Vermittelung auf eine rein äußerliche Weise. Will ein Sortimenter in Köln z. B. ein in Breslau erschienenes Buch haben, so sendet er die Bestellung nicht nach Breslau, sondern mit vielen anderen nach Leipzig an seinen Kom missionär. Dieser übergiebt sie dem Kommissionär des Breslauer Verlegers, der von seinem Verlag in Leipzig ein Lager unterhält. Das gewünschte Buch wird an den ersten Kommissionär geliefert, und dieser sendet es mit vielen anderen, die er auf gleiche Weise für seinen Kommittenten erhalten hat. in Postpaket oder Eilgut nach Köln Die Einfachheit trotz einer scheinbaren Umständlichkeit und die Kostenersparnis bei dieser Art Vermittelung gegenüber den vielen sonst nötigen direkten Postsendungen springt in die Augen. Dieser Verkehr hat sich aus den früher viel bedeutsameren »Messen« entwickelt. Als in früheren Jahrhunderten die Welt noch nicht so wie heute im Zeichen des Verkehrs stand, weil die Vorbedingungen dazu noch fehlten, kamen die Verleger, und Buchführer, wie inan im Mittelalter die Sortiments buchhündler nannte, um Ostern hauptsächlich in Frankfurt a. M. zusammen, um neue Erscheinungen zu kaufen, ein zutauschen und über die alten abzurechnen. Anfangs des 18 Jahrhunderts verlor jedoch Frankfurt seine ganze Be deutung als buchhändlerischer Meßplatz, während Leipzig, wo seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts ebenfalls ein Meß verkehr schon stattgesunden hatte, das Feld allein behauptete. Seitdem hat sich dieser Ort als Metropole des Buchhandels zu halten und auch gegen Berlin erfolgreich zu verteidigen gewußt. Seit 1825 ist die bis dahin private Abrechnungs börse in Leipzig eine öffentliche Anstalt des im gleichen Jahre gegründeten Börsenvereins der deutschen Buchhändler geworden, dem fast alle einigermaßen bedeutenden Buch händler des Reiches als Mitglieder angehören. Als offizielles Organ dieses Vereins erscheint täglich das Börsenblatt für den deutschen Buchhandel und die ver wandten Geschäftszweige, unter welch letzteren der Kausl und der Musikalienhandel verstanden sind. Am Anfang jeder Nummer dieses Blattes findet sich ein Verzeichnis aller neu erschienenen Werke eines Tages. Dieses Verzeichnis bildet die Grundlage der Katalogisierung der deutschen Litteratur. Es verdichtet sich in ein Wochen- und ein Monatsvcrzeichuis, später in einen Vierteljahrs-, Halbjahrs-Katalog und endlich in verschiedene große Kataloge, die alle fünf Jahre erscheinen und so die ganze während der betreffenden Zeit erschienene deutsche Litteratur nach dem Alphabet der Verfasser enthalten. Diese verschiedenen und noch andere, auch nach Materien geordnete Kataloge bilden das Handswerkszeug des Sortimenters, mit Hülfe dessen er oft den scheinbar unmöglichen Wünschen seiner Kunden gerecht zu werden versteht, viel besser als eine mit ihr näherliegenden Dingen viel beschäftigte Zeitungsredaktion. Selbstverständlich ist aber dazu auch eine mehr oder weniger umfassende Litteraturkenntnis notwendig. Nun gilt das vom Buchhändler Gesagte allerdings ja nur von richtigen, gelernten Leuten dieses schwierigen Faches. Viele Bücherinteressenten, die an kleinen Orten wohnen, sehen sich auf die Pseudobuchhündler, die Geschäfte der Buchbinder und Papierhändler, angewiesen. Es ist bedauerlich, daß seit dem Erlasse der Gewerbeordnung jedem gestattet ist, »Buch handlung« auf sein Haus zu schreiben, wenn er auch keine Ahnung von diesem, von andern kaufmännischen Geschäften durchaus verschiedenen Betriebe hat, und wenn ihm noch so sehr die dazu nötige Ausbildung und Befähigung abgeht. Wer aus diesen Quellen seine litterarischen Bedürfnisse be friedigt, kann allerdings in anderen Fällen die Auskunft, die er nötig hat, nicht bekommen, und dann müssen die Zeitungs redaktionen in die Lücke entspringen. Diese imitierten Buchhändler sind übrigens auch eine Gefahr für den ganzen Stand. Sie haben die Brotnrtikel des Buchhandels, zu deren Vertrieb allerdings eine Fach-
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