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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.10.1890
- Strukturtyp
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- Band
- 1890-10-29
- Erscheinungsdatum
- 29.10.1890
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- Deutsch
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sendungen machte! immer wies er die Besteller an die Sortiments handlungen ihres Wohnortes und begründete seine Ablehnung direkter Lieferung stets damit, dag ihm als Verleger die Mit wirkung des Sortiments für den Vertrieb seiner Unternehmungen unentbehrlich sei und daß er deswegen auch die Pflicht habe, die direkt ihm zugehenden Bestellungen den Sortimentsbuchhandlungen nicht zu entziehen. Handelte es sich bei de» schweren und hochpreisigen Werken um besondere Vergünstigungen, so setzte er die betreffende Sortinientshandluug in den Stand, die gewünschten und möglichen Erleichterungen zu gewähren. Sein Fernbleiben von allem, was zur Oeffentlichkeit hin- drängtc, ist nur denen, die ihm näher standen, verständlich. Seine vornehme und leicht verletzbare Natur, seine Scheu vor allem Heraustreten, seine ungerechtfertigte Bescheidenheit in der Beur teilung seiner eigenen geistigen Mittel für öffentliches Wirken, und dann auch fein von früher Zeit an schwankender Gesundheits zustand — mögen wohl die Beweggründe sein, die ihn veran- laßtcn sich auf die Erfüllung der nächsten ihm obliegenden Pflichten und Ausgaben zu beschränken. Wie ernst er cs mit diesen seinen Pflichten und Aufgabe» »ahm, beweist sein von so reichem Erfolge begleitetes Leben, cs beweist die treue Anhänglichkeit der Menschen, denen er Vater, Freund, uneigennütziger Berater und Wohlthäter sei» ganzes Leben laug gewesen ist, cs beweisen dieses seine mit so vieler Liebe und in so großer Ausdehnung getroffenen Bestimmungen über seinen Nachlaß, Die Erfolge seines Lebens hat er in erster Linie seinem eiserne», nie ermüdenden Fleiß, seiner einfachen Lebensweise und seinem scharfen Verstände zu verdanken, Kreidel ist im Jahre 1817 in Wiesbaden geboren, hat also ei» Alter von über 73 Jahren erreicht. Die ersten Jugcndjahrc mögen wohl fröhlich und sorgenlos verlanfen sein; doch nach mancherlei Schicksalsschlägcn, die seine ehemals wohlhabende» Eltern trafen, und nach dem im Jahre 1834 erfolgten Tode seines Vaters hat er den Ernst des Lebens, den Kummer und die Sorge seiner in bedrängter Lage zurückgebliebene» Mutter nur allzu sriih und allzu reichlich erfahren. Diese Jahre, in denen seine von ihm so sehr verehrte Mutter sich und ihn durch Handarbeit ernähren mußte, habe» tiefe», unauslöschliche» Ein druck auf ihn gemacht, sein strebsamer Charakter wurde dadurch in seltener Weise gefestigt und gestählt. Nach Besuch des Wiesbadener Pädagogiums (damals eine lateini sche Vorschule jür das Weilbnrger nasjanischc Landcsghmnasium) trat er als vierzehnjähriger Knabe am 1, Mai 1831 in die Haßlochische Buchhandlung als Lehrling ein und verblieb darin bis Ende März 1842, Sein Lehrherr war von Hause aus Buchbinder, der seine buchhändlcrische Ausbildung durch einen halbjährigen Aufenthalt in der Sauerländer'schen Buchhandlung in Frankfurt gesucht hatte, Haßloch war wohl ein begabter, aber etwas leichtfertiger Lebemann, der seinem Lehrling und späteren Gehilfen Kreidel die Leitung seines Geschäftes überließ. Alle Einrichtungen des Geschäfts halte sich Kreidel selbst zu schaffen, da ihm jede Anleitung dafür fehlte; er hatte die ganze Last des Geschäftes zu tragen, und so legte er bei den vielen, notwendige» Nachtarbeiten den Grund zu einem nervösen Leiden, das ihm in seinem Leben so manche quälende Stunde bereitet hat. Trotz aller Thätigkeit des jungen Kreidel war aber das Geschäft bei der Lebensweise seines Chefs nicht zu erhalten — hatte derselbe doch einmal das von Kreidel mühsam zusammen- gcbrachte Meßgeld durch Erbrechung des Krcidel'schen Pultes in einer Nacht verjubelt und verspielt, Kreidel mußte den entschei denden Schritt für seine eigene Selbständigkeit thun. Zunächst ging er nach Leipzig, um vom 1, April 1842 an bei Herrn Th, Thomas zu arbeiten. Wie Herr Rudolf Thomas im Börsenblatte bei der Todes anzeige bereits mitteilte, war Kreidel der erste Gehilfe, den das Haus Thomas, das im vorigen Jahre in so schöner Weise sein fünfzigjähriges Jubiläum beging, beschäftigte. Mit dem Tho- mas'schen Geschäfte und seinen tüchtigen Leitern blieb der Ver storbene stets in engen freundschaftlichen Beziehungen, Sein Leipziger Aufenthalt war aber nur von kurzer Dauer. Schon nach Verlaus eines Jahres kehrte er nach Wiesbaden zurück, um dort am 1, April 1843 mit finanzieller Unterstützung eines Jugendfreundes sein eignes Geschäft zu eröffnen. Es ge schah dieses in einem kleinen Lädchen, dem Gasthos zum Adler gegenüber, kurz daraus siedelte er jedoch, nach dem Zusammen bruch des Haßloch'schen Geschäftes in dessen Räume über, in denen er bereits elf Jahre als Lehrling und Gehilfe verbracht hatte. Bei dem frischen, liebenswürdigen und stets gefälligen Wese» Krcidels, bei seiner unermüdlichen und umsichtigen Schaffens freude hatte er gar bald die alten, bestehenden Geschäfte Wies badens überflügelt, und von Jahr zu Jahr entwickelte sich das Sortiment in immer größerem Maße, Wenn wir sagten,, daß Kreidel sich durch Fleiß und freundliches Entgegenkommen das Vertrauen seiner Geschäfts freunde erworben hatte, so muß hier auch noch auf seinen sreundschastlichen Umgang Bezug genommen werden, »Alles was ich weiß, habe ich nur im Verkehr und im Umgang mit meinen Freunden mir angeeignet,-- sagte er gar oft mit bescheidenem Stolze, Obschon er nnvermählt geblieben ist, so waren doch nie die öffentlichen Vergniigungsorte die Stätten seiner Er holung. Er war ein Mann, der wegen seiner natürlichen und geistreichen llnlerhaltungsgabe ganz außergewöhnlich anziehend und anregend tvirkte und deshalb gerne aufgesucht wurde. Das schöne Wort Goethes: »Ein edler Mensch zieht edle Menschen an und weiß sie fest zn halten» ist bei ihm zur Wahrheit ge worden, Wie der Verkehr mit seinen gebildeten und gelehrten Freunden schon auf die Entwicklung seines Sortimentes von gün stigem Einflüsse war, so ist dies noch in höherem Grade der Fall gewesen, als er sich ganz dem Verlagshandel zuwandte und auch in diesem Zweige unseres Berufes sich Freunde fürs Leben gewann, die ihm bis zu ihren, und seinem Hingänge treu verbunden blieben. Bei der aus dem Gebiete des Verlags begonnenen Thätig keit, war es ihm nicht mehr möglich, das Sortiment, das den Grund zu seiner Wohlhabenheit gelegt hatte, mit der notwendigen Aufmerksamkeit weiter zn pflegen. Er trat cs deshalb Mitte des Jahres 1856 an die Herren Jurany L Hensel ab, nachdem bereits einige Jahre vorher, im Januar 1853, Julius Niedner als Teilhaber der Verlagsfirma Kreidel L Niedner eingetreten war. Bei der so eigenartigen, selbständigen und überall thätig eingreifenden Natur Kreidcls, wollte sich indessen das Verhältnis zu seinem Gesellschafter im Verlage nicht in der erwünschten Weise gestalten; im Anfang des Jahres 1861 fand deshalb die Auseinandersetzung statt. Niedner übernahm den in Bezug auf raschen und sicheren Absatz wertvollsten Teil des Verlags, wäh rend Kreidel die naturwissenschaftlichen Monographicen, das von ihm mit seinem Freunde Hcusinger von Waldegg 1846 gegrün dete Organ sür Eisenbahnwesen behielt und die Zeitschrift für analytische Chemie mit dem ihm ebenfalls freundschaftlich nahestehenden Geheimen Hofrat Professor vr, Fresenius hervorrief. Beide Zeitschriften nehmen in ihren Fächern einen anerkannten hohen Rang ei» und sind noch in weitergehender Entwickelung begriffen. Aus dem vielseitigen Verlage Krcidels wollen wir nur die großen Kupfcrwerke erwähnen, und zwar deshalb, weil Kreidel deren Herstellung mit aller persönlichen Vorliebe pflegte und für die vortreffliche Durchführung dieser schwierigen Vcrlagsunter- nehmungen die Anerkennung und den Dank der betreffenden Autoren sich erworben hatte. Es sind dies besonders folgende Werke: Fleischmann, Embryologische Untersuchungen, Pagen stecher u, Genth, Atlas der pathologischen Anatomie des Aug apfels, Roßmäßler, Ikonographie der europäische» Land- und 8ÜS'
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