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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.05.1867
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1867-05-27
- Erscheinungsdatum
- 27.05.1867
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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1ö34 Nichtamtlicher Theil. 121, 27. Mai. das gemeinsckaslliche festliche Miltagscssen im Schützcnhaus bezeichne! werden, dessen Verlauf und Bedeutung wir kurz schildern wollen. Zuvor mLge es uns jedoch gestattet sein, die geschäftliche Seite etwas näher zu betone», da durch deren Neugestaltung der gesellige Ver kehr hauptsächlich gcjörderl wurde. Soweit diese Neugestaltung frei williger Natur war, ging sie von dem Vorstände des Börsenvereins (zufolge eines Antrages von Hrn. Al. Duncker in Berlin) in Uebcr- einstimmung mit dem Beschlüsse der vorjährigen Hauptversammlung aus, wonach die Bestimmung getroffen war, daß die Börse während der Messe nur in den Stunden von früh 8 bis Nachmittag 1 Uhr behufs der Abrechnung geöffnet, Nachmittags dagegen geschlossen sein solle. Dieser Beschluß, der für die Dauer der Abrechnung eine Verlängerung in Aussicht stellte, wurde anfangs von verschiedenen Seiten bekämpft, namentlich stimmten die LeipzigerHerren Commis- sionäre, die an den Abrechnungstagen einen Theil ihrer beste» Ar beitskräfte den lausenden Geschäften entziehen müssen, für Beibehal tung der früheren Nachmittagsstunden, um möglichst rasch von dem Besuch der Börse entbunden zu sein; doch traten die gellend gemach ten Gründe bald vor dem Gesammtinteressc des Buchhandels zurück. In wieweit nun der Börsenvorstand die durch die Verkürzung der Abrechnungsstunden gewonnene Zeit im collcgialijchcn Interesse der Meßbesucher vcrwcrthen wollte, ist durch die Veröffentlichungen im Börsenblatt Jedermann bekannt; wir wollen hier deshalb nur noch hinzusügcn, daß die getroffenen Einrichtungen den allgemeinsten Bei fall gefunden haben und deshalb auch Wohl für die Folge bcibehaltcn werde» dürften. Aber der geschäftliche Charakter der diesjährigen Messe hat auch noch eine andere, unfreiwillige Veränderung erlitten, die zwar nicht so offen zu Tage tritt, jedoch eine viel größere Tragweite hat, als jene erste. Wir meinen die Veränderungen, denen der deutsche Buch handel Lurch die Ereignisse des vorigen Jahres, durch die politische Neugestaltung Deutschlands unterworfen wurde. Für den aufmerk samen Beobachter wird die durchaus veränderte Stellung des Sorti ments- und Verlagshandcls in den neuen preußischen Provinzen sich schon jeht in ihren Wirkungen zu erkennen geben. Elfterer hat viel leicht hie und da, namentlich in den bisherigen Residenzstädten, etwas von seiner Bedeutung eingebiißt, dagegen öffneten sich ihm auch wie derum neue Absahqucllen, dcr Geschäslskrcis ist bedeutend erweitert, vieles i» den Bereich des Sortimenters gezogen, was ihm früher bei den kleineren Verhältnissen des engeren Vaterlandes durchaus fern lag, kurzum der Intelligenz und Thätigkcit sind neue Bahnen eröffnet. In gleichem, oder besser noch größerem Verhältniß hat sich auch der Spielraum vieler Verleger erweitert; muß ja doch, ganz abgesehen von dem Aufschwünge des Verkehrs in Deutschland selbst, unsere politische Consolidiruug dazu beitragen, unserer Literatur in viele» Zwergen eine erhöhte Bedeutung auch im Auslande zu ver schaffen. Daneben galt es ferner, das in mancher Hinsicht veränderte Verhältniß der süddeutschen und oesterreichiscbcn College» mit dem Norde» wieder in Einklang zu bringen, genug: es wirkten allerlei Momente zusammen, der diesjährige» Ostcrmefse eine Wichtigkeit zu verleihen, wie sic solche seit langem nicht besaß. Angesichts dessen kann cs uns, gegenüber de» hie und da laut gewordene» Befürch tungen, nur mit Freude und Stolz erfüllen, daß sich allseitig ein Geist documentirtc, der uns den Beweis liefert, daß der deutsche Buck Handel über den Parteien steht, so daß selbst so lies einschnei dende Ereignisse, wie die des Jahres 1868, nicht im Stande sind, nachthcilig auf seine feslbegründelen Gcsammt-Institutionen cinzu- wirken, und unser Stand für alle Verhältnisse eine reiche Lebens- krast in sich birgt. Diese feste Ucberzeugung wird Jeder gewonnen haben, der zur diesjährigen Messe anwesend und zumal Zeuge der gehobenen Stimmung war, welche bei dem Festessen die ganze Ver sammlung beseelte. Die Bclheiligung daran war eine sehr erfreuliche, denn man zählte über lüv Pcrsonen und darnach könne» sich nur wenige der Theil- nahme enthalten haben. Als Ehrengäste waren außer de» Spitzen der königlichen und städtischen Behörden Leipzigs unter anderen auch der königl. preuß. Stadtcommandant, sowie der Rector der Univer sität zugegen. Die letztere war namentlich stark unter den Gästen vertreten. Wie vorauszuschcn, wurde» eine Menge Reden gehalten. Das gegenwärtige Vorstandsmitglied, Hr. Franz Wagner^ brachte der Versammlung einen festliche» Gruß mit einem Toast auf das Blühe» des Buchhandels entgegen. Hr. vr. Ed. Blockhaus hieß die Gäste willkommen, wofür Hr. Kreisdirector von Burgs- dorsf mit einer treffende» Beleuchtung des civilifatorischen Berufes des deutschen Buchhandels dankte. Hr. Al. Duncker hob in län gerer Rede die Verdienste Leipzigs um den Buchhandel hervor und schilderte an sich selbst die Anhänglichkeit des deutschen Buchhändlers an Leipzig. Zugleich sprach er seine Freude darüber aus, daß seine Anregung zu der sich jetzt vollziehenden geselligen Vereinigung einen solchen Erfolg gehabt. Im Namen Leipzigs dankte ihm der Bürger meister Or. Koch und wies nach, daß der Buchhandel ein Haupt factor bei der Einigung Deutschlands sei und bleibe, wie er ja denn auch in sich selbst schon längst ein Vorbild der sestgeschlossenen Einheit gezeigt habe. Hr. Jul. Springer sprach über die Bedeutung der deutschen Universitäten fürdic Blüthe des Buchhandels. In einer Ant wort daraus entwarf der Rector magnificus Leipzigs, Geh. Justizrath von Gerber, ein Bild des Buchhandels, den er bezüglich des gei stigen Lebens mit dem Herzen verglich, welches das regelmäßig pulsi- rende Blut nach allen Theilen dcs Körpers versendet. Seine humoristi sche Wendung: er wünschte, daß gegen die Regel möglichst wenig von dem ausgesandten Blute zum Herzen zurückkehren möge, wurde unter allgemeiner Heiterkeit sehr beistimmend ausgenommen. Rach ihm be sprach Hr. Noltc imAnschluß an die eben erst begangene Gropius-Feier die segensreiche Wirksamkeit des Unterstützungs-Vereins, welchem Hr. Franz Duncker die zündenden Worte hinzusügtc: man möge beweisen, daß das deutsche Volk von heute nicht mehr bei Worten stehen bleibe, sondern jederzeit zur Thal bereit sei, worauf alsdann die Festordner eine sehr ergiebige Sammlung für den genannten Verein veranstalteten. Dies gab Hr». III . Heinrich Brockhaus Gelegenheit, in einem Toast auf die vielseitige und erfolgreiche Thä- tigkeit der ganze» Familie Duncker hinzuwciscn, wobei Redner na mentlich des ehrwürdigen Carl Duncker warm gedachte. Mit be sonderem Beifall ward die darauf folgende Rede des Hrn. Theod. Liesching entgcgcngenommen, der die buchhändlerische Stellung Nord- und Süddeutschlands zu einander in sehr ansprechender Weise präcisirte. Ungeheuere Heiterkeit, die sich hie und da in einem wahre» Jubel Luft machte, erregte ein Vortrag des Hrn. A. Hofmann aus Berlin, der in dem bekannten kaustische» Style des Kladderadatsch ein vorher veitheiltes, zum Festmahl gedichtetes Tafellied mit gro tesken Randzcichnungen erklärte. I» beißend-treffender und dabei doch harmlos-gemüthlicher Weise wurde» darin Seiteuhicbc auf buchhändlcrische Zustände, hervorragende Firmen und größere buch händlerische Unternehmungen ausgetheilt, so daß die ganze Ver sammlung dadurch in eine lang anhaltende heitere Stimmung versetzt ! wurde. Es folgten dann noch einige Toaste von Hrn. O. Holtze, ! Rector Or. Di et sch aus Grimma und Nealschulbircelorllr. Wagner zu Ehren der Frauen, des Gehilfenstandes und — der lieben Schul jugend, als eines der Hauptabnehmer für den Buchhandel, und end lich ist noch ein beglückwünschendes Telegramm von Hrn. A. Büch- ting in Nvrdhausen zu erwähnen, der durch die Folgen seines Unfalls im vorige» Jahre leider noch immer an das Haus gefes selt ist. Noch durch manchen andern Toast sollte, wie wir hörten, die Feier des Tages erhöht werden, aber die Wogen des allgemeinen Jubels gingen schon zu hoch, um mit dem Worte noch durchdringen
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