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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.01.1899
- Strukturtyp
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- 1899-01-10
- Erscheinungsdatum
- 10.01.1899
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- Deutsch
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nähme eines Vertrags der Buchhändler über einige Gegen stände ihres Handels« führten. Wenn dieser Vertrag schließ lich auch nur geringe praktische Bedeutung gewann, so ist sein Mißerfolg doch weniger dem mangelnden guten Willen der Beteiligten, als den übermächtigen Verhältnissen der bald darauf einsetzenden verzweifelten politischen Lage Deutschlands zuzuschreiben, die Handel und Wandel zeitweise fast völlig lähmte und alle geschäftlichen Einigungs- und Reform bestrebungen gegenstandslos machte. Als lehrreiche Erinnerung mag aus diesen letzteren hier hervorgehoben werden, daß die Reform dringend nötig mar, weil, wenn wir den Berichten vollen Glauben schenken dürfen, die Konkurrenz und nament lich eine maßlose Schleuderei sich in einer so fühlbaren Weise geltend gemacht hatten, daß unsere heutige viel beklagte Zeit dagegen als goldenes Zeitalter des Buchhandels gepriesen werden müßte. Einschränkend sei hier bemerkt, daß die damalige Zeit freilich nur eine geringe Aufnahmefähigkeit an Büchern hatte und ihr auch die große Vielseitigkeit der jetzigen buchhändlerischen Produktion fehlte, zwei Faktoren, die heute, in Verbindung mit der eigenen gewerblichen Freiheit, trotz der seitdem ins Ungeheure gewachsenen Konkurrenz, dennoch dem intelligenten Buchhändler immerhin die Möglich keit auskömmlichen Verdienstes offen lassen. Auch die folgenden Jahre, die dreißiger und vierziger unseres Jahrhunderts, bis zu deren Ende diese Uebersicht in den Einzelheiten reicht, wiewohl sie zum Teil auch darüber hinausgreift, zeigten viel geschäftliche Willkür und Anarchie. Die Klagen über Buchbinder-Konkurrenz, über Konversationslexikon-Reisende, über Schleuderei im allgemeinen und an den Centralplätzen insbesondere, über schlechte Zahler im Sortiment und über Ungebühr im Verlag bleiben als permanente Verhandlungs gegenstände auf der Tagesordnung, und erst viel später, als sich in Anlehnung an den Börsenverein provinzielle und lokale Vereinigungen gebildet hatten und der Börsenverein selbst seine Satzungen wirksamer gestaltet hatte, gelang es, etwas mehr Ordnung und gegenseitige Rücksicht zur Geltung zu bringen. Es verdient hier hinzugefügt zu werden, daß letzteres unter den sehr erschwerenden Bedingungen der völligen Ge werbefreiheit und trotz ihnen, soweit irgend möglich, gelungen ist, während die hierfür sehr viel günstiger geartete Zeit der Privilegien- und Konzessionsbeschränkungen sich weder gegen den Nachdruck noch gegen die Schleuderei wirksam zu helfen gewußt hat. Weniger allgemein Bekanntes bringt uns das folgende Kapitel, das den Berliner Buchhandel bis zum Jahre 1848, dein Gründungsjahre der Korporation, zum Gegenstände hat. Buchdruck und Buchhandel treten erst verhältnismäßig spät in Berlin auf und entwickeln sich langsam. Der erste Berliner Buchdrucker ist Johann Weiß aus Wittenberg 1539—1544. Nach langer Pause kam für wenige Jahre ein zweiter, Leon hard Thurnepsser, 1574—1577, ein übrigens ungewöhnlich begabter und tüchtiger Mann, der noch im letzten Jahre seiner Berliner Thättgkeit (1577) 440 Bogen gedruckt hat, eine für damalige Zeit sehr achtungswerte Leistung, und der in seinen lebhaftesten Jahren über 200 Arbeiter beschäftigte. 1599 kam aus Neudamm ein dritter Buchhändler nach Berlin, Christoph Runge, und erst 1664 wurde neben diesem vom Großen Kurfürsten ein anderer Buchdrucker privilegiert: Georg Schnitze aus Guben, der 1673 Hofbuchdrucker wurde und der der Vorfahr der späteren Decker'schen Geheimen Ober hofbuchdruckerei, jetzigen Reichsdruckerei, geworden ist. Seine Offizin kaufte 1765 Georg Decker. — 1800 gab es in Berlin 21 Buchdruckereien mit 123 Gehilfen (1890: 402 mit etwa 4000). Das erste Buchhändler-Privilegium wurde 1594 einem Hans Werner verliehen; das zweite erhielten 1614 die Brüder Hans und Samuel Kalle, die Stammväter der noch heute blühenden Haude L Spener'schen Buchhandlung, jetzt im Besitze von vr. Konrad Weidling. Von der Not des dreißig jährigen Krieges, die die Einwohnerzahl Berlins auf 6000 herabgedrückt hatte, erholte sich die Stadt nur langsam. Erst im Beginn des achtzehnten Jahrhunderts zeugt der Bestand von 4 Buchhandlungen vom wieder erwachten und befestigten Interesse für die Litteratur. 1713 erhielt Christoph Gottlieb Nicolai das Privilegium als Buchhändler. Sein Nachfolger war von 1752 ab sein Sohn Gottfried Wilhelm und von 1759 ab dessen berühmter jüngerer Bruder Friedrich Mcolai, »eine der eigentümlichsten Erscheinungen im litterarischen Leben Berlins und zweifellos der bedeutendste Buchhändler, den es damals hier gab«. Die angesehene Handlung ist bekanntlich heute im Besitze von Borstell L Reimarus. Schon 1702 hatte die Buchhandlung des Waisenhauses in Halle eine Zweignieder lassung in Berlin begründet, die bis 1821 bestand. Friedrich der Große brachte zwar vermehrtes geistiges Leben und litterarisches Bedürfnis nach Berlin, anderseits aber wirkten seine vielen Kriege lähmend auf den Handel, so daß es nicht auffallen wird, daß 1786 nur 13 deutsche und 4 französische Buchhandlungen dort bestanden, obwohl die Einwohnerzahl inzwischen auf 146 000 gewachsen war. Unter ihnen hat A. Mylius als Verleger von Goethes »Stella« Anspruch aus besondere Beachtung. Um die Jahrhundert wende erheben sich zwei bedeutende Buchhändler durch die Kraft ihrer Persönlichkeit weit über ihre damaligen Genossen: Friedrich Nicolai und der weit jüngere Georg Andreas Reimer. Beiden Persönlichkeiten läßt die Vollert'sche Denkschrift aus führliche Würdigungen zu teil werden, insbesondere ist das Lebensbild Reimers mit großer Lebendigkeit und Wärme ge zeichnet. — Das erste Berliner Adreßbuch stammt aus dem Jahre 1811. Es verzeichnet 31 Buchhändler, 7 Bücher- Antiquare und 24 Leihbibliotheken. Von bedeutenderen darunter nennt die Festschrift Duncker L Humblot, Haude L Spener, Nauck, Mcolai, G. Reimer, und die Vossische Buchhandlung. Die überraschend große Zahl der Leih bibliotheken hat sich 1838 sogar auf 44 gehoben bei einem Bestände von 73 Buchhandlungen.. 1842 gab es 104, 1851: 182, 1861: 224, 1871: 415, 1881: 538 bnchhänd- lerische Geschäfte. Jetzt ist ihre Zahl 831. — Interessant für die Beurteilung des Wertes der Sortimentsgeschäfte im Anfänge des Jahrhunderts ist übrigens ein Brief Th. Enslins vom Jahre 1816 an Kummer in Leipzig, der ein Uebermaß der Schlenderei in Berlin in Abrede stellt und diese auf thatsächlich höchstens 12h^/,, einschränkt, den baren und meist rabattlosen Verkauf in den »gangbaren« Sortimenten Berlins aber auf 6—10 000 Thaler jährlich schätzt, was in Betracht des damaligen Geldwertes allerdings recht ansehnlich zu nennen ist. Auch über den Berliner Verlag verbreitet sich die Fest schrift ausführlich. Noch zur Ostcrmesse 1817 wies der Meß katalog gegenüber 717 Leipziger Neuigkeiten nur 366 aus Berlin auf; doch verschob sich dieses Verhältnis im Laufe der Jahre wesentlich zu gunsten Berlins, dessen Verlagserzeugung heute gegen Leipzig im Verhältnis von 6:8 steht, wobei sich nach der Angabe der Festschrift sogar ein Mehr im wissen schaftlichen Verlage für Berlin ergiebt. — Das Anwachsen des Berliner Verlages hatte naturgemäß auch das Entstehen eines Berliner Kommissionsbuchhandels zur Folge. 1848 hatte Berlin schon 128 Kommittenten, die sich auf 23 Kom missionäre verteilten. Das buchhändlerische Vereinsleben Berlins hat sich ver hältnismäßig spät entwickelt. Als erste, freilich denkwürdige Schöpfung dieser Art trat 1838 der von George Gropius ange regte »Unterstützungsverein deutscher Buchhändler und Buch- handlungsgehülfen« ins Leben, dessen große und beständig wachsende segensreiche Thättgkeit unseren Lesern bekannt ist. Im ganzen sind seit Beginn seines Wirkens anderthalb Millionen
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