Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.01.1899
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- 1899-01-13
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- 13.01.1899
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10, 13. Januar 1899. Sprrchsaa5. aus der Feder eines inzwischen verstorbenen, aber uns persönlich unbekannten Pfarrers. Fast fangen wir heute an, diesen Umweg des Süddeutschen Verlagsinstituts auch in bedenklicherem Lichte zu sehen. Wir stutzten auch damals, aber da wir uns selber sonst von der Güte der Meisterbibel überzeugen konnten und die Be sprechungen an sich uns einen soliden und kundigen Eindruck machten, nahmen wir sie auf. Wir sind auch weit entfernt, das heute sach lich zu bedauern. Aber diese Erfahrung witzigt uns doch. Wir werden künftig noch strenger als bisher jede Bücherbcsprechung zurückweisen, die auf direkter Bestellung der Verlagshandlung und nicht auf unserem Auftrag beruht. »Die -Meisterbibel« hätte derartige Versuche, wie das Süd deutsche Verlagsinstitut sie beliebt hat, nicht nötig. Um so mehr bedauern wir, daß das Süddeutsche Verlagsinstitut zu ihrer Ver breitung Wege einschlägt, die die Freude an dem Werke nur trüben können. Der Herausgeber U. Rade.» Erwiderung. Vorstehender Angriff bedarf nach zwei Seiten der Zurückweisung, hinsichtlich der Unterstellung, «die Geistlichkeit fühle sich durch unser Angebot in ihrer Ehre verletzt« und hinsichtlich des durch die Ein sendung erweckten Anscheins, »als ob dem Sortiment gegenüber eine Hintansetzung vorliege-. Beide Annahmen sind falsch. An der Untersuchung der Gründe des Angriffs der -Christlichen Welt- wollen wir uns nicht aufhalten; was in der Welt fände nicht seine Widersacher, leben doch immer Menschen unter uns, so im Zeichen der Prüderie und des Nörgeltums wandeln! wenn aber die »Christliche Welt« sich als die Vertreterin des deutschen Pfarrer standes geriert und in seinem Namen das Wort führt, so müssen wir ihr vor allem namens der wohl hundertfach größeren Zahl der auf unserer Seite stehenden Pfarrer das Recht hierzu absprechen. Gerade unsere Abwehr des Angriffs der »Christ lichen Welt« hatte den weitaus größten Erfolg, seit die Mcister- bilderbibel besteht. Nichts kann die Wirkung jener Angriffe besser illustrieren als die Thatsachc, daß uns allein in den letzten Wochen nicht nur die Zustimmungsscheine von Pfarrern für 579 Be stellungen, sondern — und zwar zum Teil von höchstgestcllten Geist lichen — aus freien Stücken die entschiedensten Verurteilungen der Auslassungen der -Christlichen Welt» zugekommen sind. Dieselben wiederzugeben, ist hier nicht der Ort; ein kurzer Auszug möge genügen: »Dem hochverehrt. Südd. Verlags-Institut, Stuttgart, über sende ich ergebenst beifolgende Notiz und gestatte mir dazu die Bemerkung, daß ich nicht der Meinung bin, als würden die Geist lichen durch ihre Verbreitung Ihres Bibelwerkcs mit Bildern, herausgcgeben von Stadtpfarrer Dr. Rudolf Pfleiderer, Ulm, zu Zwischenhändlern degradiert. Einen solchen Vorwurf, wenn dieselben ihn bei Unterstützung Ihres Plans verdienen, müßte jeder Geistliche sich auch dann selbst machen, wenn er andere, z. V. nicht illustrierte Bibeln bekannter Verlagsanstalten, christliche Zeit schriften, Erbauungsblätter, Kalender oder sonstige Druckwerke ver breitet und diese Arbeit nicht für eine unter seiner Würde stehende Beschäftigung, sondern als eine in heutiger, christentumsfeindlicher Zeit notwendige Aufgabe ansieht. Welchen Namen müßten dann erst diejenigen sich gefallen lassen, welche importierte Produkte fremder Länder, wie z. B. Thce, auf Bitten von Missionsgesell- schaftcn zu verbreiten sich angelegen sein lassen? Die so wenig gelesene Bibel auf dem von Ihnen eingeschlagenen Wege, durch Vorführung der Meisterwerke christlicher Kunst, besonders in wohl habenden Kreisen wieder einzuführcn, halte ich für einen sehr richtigen Gedanken, und kein Geistlicher braucht sich zu schämen, das Werk seinen Bekannten zu empfehlen; wenn er sich aber schämte, das Gratiswerk anzunehmen, dann kann er den Erlös daraus zu milden Zwecken verwenden. I)r. T. . . ., Pfarrer.» Deutlicher als durch vorstehende Thatsachen konnte die Geist lichkeit wohl nicht beweisen — und zu ihrer Ehre sei dies hier kon statiert —, daß gottlob eine gesündere Denkungsart bei ihr vor herrscht als diejenige, die die «Christliche Welt» ihr aufzuoktrorstcren suchte. Dieses Gesamtbild der Tendenz eines Organs christlicher Kreise erhält aber durch seine Einzelheiten noch eine ganz besondere Beleuchtung. Wie bekannt, haben die deutschen Kirchenregierungen der Geistlichkeit in Erlassen dringend die Verbreitung der Meisterbilder bibel anempfohlen. Der Grundton dieser Erlasse ist am treffendsten aus folgenden Worten des Erlasses des Kgl. Sächsischen Konsistoriums gekennzeichnet: »Gerne bezeugen wir, daß das Werk, welches mit Recht als die würdigste und schönste Bilderbibel der Neuzeit bezeichnet worden ist, zu einem Fest- und Ehrengeschenke sich vorzüglich eignet, überhaupt dem deutschen evangelischen Volke als ein wahrer Hausschatz empfohlen werden kann. Wir ermächtigen Sie. von dieser unserer Aussprache den Ihnen geeignet erscheinenden Gebrauch zu machen.« .... 319 Wir wüßten nicht, wie wir dem frommen Wunsche des Schreibers des Angriffs Nr. 1: »die Kirchenregierungen möchten den Geistlichen den Vertrieb der Meisterbilderbibel untersagen», anders hätten entgegentreten können, als dadurch, daß wir fernem Verlangen den wahren Wortlaut der Konsistorial-Erlassc gegenüberhielten. Daß dieses mit Fug und Recht gebrauchte Mittel der -Christlichen Welt« nicht in den Kram paßte, ist nicht zu verwundern, umsomehr aber dürste zu denken geben, daß jenes, das Christentum an der Stirn tragende Blatt, nachdem sein Versuch des Untersagens zusammen fiel, sich nicht scheute, einem Werke wie der Meisterbildcrbibel gegen über den Konsistorien sogar noch das Verbot von deren Empfehlungen oorzuschlagen. Nun, auch der Schreiber dieses Wunsches mag sich zur tröstlichen Gewißheit dienen lassen, daß — trotz seiner direkten Aufforderung an die citierten Kirchenregierungen — uns nicht nur diese, sondern auch sämtliche übrigen deutschen Konsistorien einmütig und ruhig in unfern Rechten gelassen haben, was auch ganz natür lich ist, da durch den von uns und den Geistlichen eingeschlagenen Weg möglichst großer Verbreitung des Werkes in Wahrheit einfach erfüllt wird, was die Konsistorien wünschen. Der Widerspruch, in dem sich die -Christliche Welt» hierzu befindet, läßt nur zwei Schlüsse zu: entweder möchte sie die Verbreitung möglichst verhindern, ober ste mißgönnt den Pfarrern das Frei-Exemplar. Eins so schön wie das andere. Den Sinn, welchen die -Christliche Welt« dem Worte »Vertrau lich« unterlegt, weisen wir an den Urheber der Auslegung zurück. Unsere Bemühungen für die Einführung der Meisterbilderbibel haben ebensowenig das hellste Licht der Ocffentlichkeit zu scheuen, als die jenigen der Geistlichkeit. Das schließt jedoch keineswegs aus, daß inan, schon um Dritte vor Mißdeutungen zu bewahren, mit denen manche Leute, wie der vorliegende Fall zeigt, stets bei der Hand sind, seine Angelegenheiten, die kein Geschäftsmann preisgiebt, intern behandelt. Im übrigen liegt die Sache höchst einfach. Die begeisterten Preß-Urteile (einschließlich die der -Christlichen Welt«) waren gewiß von großer Bedeutung für die Meisterbilderbibel! allein ihr Absatz war zur Zeit jener Urteile trotzdem gleich null, und wenn nicht die Geistlichkeit in der letzten Zeit in kraftvollster Weise persönlich für das Werk eingetreten wäre, so würden wir fraglos heute noch ver geblich auf diesen Erfolg warten. Daß auch der naive Ausspruch der »Christlichen Welt», das Werk habe diese Bemühungen-gar nicht nötig», daran nichts geändert hätte, braucht kaum erst gesagt zu werden. Die Erfahrung lehrte uns unzweideutig, daß die wichtigste Vorbedingung für die Einführung des Werkes die Unterstützung der Geistlichkcit ist, und wir verwahren uns namens derselben aufs entschiedenste dagegen, daß deren Thätigkeit nicht dieselbe, wenn nicht eine noch viel höhere Bewertung verdiene als das Richtcramt der «Christlichen Welt«, auf das derselben unseres Wissens nieder em Pachtrecht noch ein Privilegium zusteht. Niemand wird daher dem Geistlichen, der eine der verdienstvollsten Unternehmungen der christlichen Litteratur unterstützt, das ihm gebührende Frei-Exemplar deshalb absprechcn, iveil ihm keine Zeitungsspaltcn zur Verfügung stehen. Die Wünsche um Exemplare zur Empfehlung erforderten unbedingte Erledigung. Das teure Werk ohne allen Anhalt zu ver schenken, ist uns natürlich nicht möglich; ebensowenig aber können wir ble Bemühungen der Geistlichkeit ohne Gegenleistung verlangen; das allerdings hätten wir für eine ganz ungehörige Zumutung gehalten, nicht aber unser Angebot, das jeder vernünftig und billig Denkende nur korrekt und richtig finden kann. Schon durch ihr Verhalten auf die Angriffe der «Christlichen Welt» (der wir geschäftlich für den uns unfreiwillig zugcfiihrtcn großen Erfolg eigentlich dankbar sein müssen) hat die Geistlichkeit klar gezeigt, welchen Standpunkt sie vertritt; sie wird sich kein Iota von ihren Rechten nehmen lassen und unbekümmert um jenes Gezeter auch ferner die Mcisterbilder- bibel ebenso ruhig empfehlen, wie der Sortimenter die durch ihn vermittelten Exemplare bezogen hat, ohne daß uns von einem Schaden an seiner Ehre etwas bekannt geworden wäre. Wenn wir noch hinzufügen, daß der Absatz 3 des 2. Artikels direkte Un wahrheiten enthält, daß insbesondere das Rezensions-Exemplar der »Christlichen Welt» bis zu der am 20. November 1895 expedierten Schlußlieferung geliefert worden ist, wir selbstredend niemals -von anderer Seite» eine Rezension für die Christliche Welt »bestellt haben, die dahingehenden Behauptungen dieses Blattes also un wahr sind, so richtet sich wohl alles Weitere von selbst, und es er übrigt uns nur noch, die das Sortiment interessierende Seite der Sache klar zu legen, deren An schnei düng auch hier allein von Sinn und Interesse gewesen wäre. Wir haben Cirkular auf Cirkular erlassen, alles für das Werk gethan, und jahrelang darauf gewartet, daß sich dasselbe durch den Buchhandel einführe — leider vergeblich! — Welcher ehrliche Kollege hätte von uns verlangt, ein Unternehmen länger in dieser Weise brach liegen zu lassen, in dem rund 300000 ^ stecken und über dessen Bedeutung — die Erlasse der deutschen Konsistorien ent hebe» uns jeder Empfehlung — wir kein Wort zu verlieren brauchen. 44'
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