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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.01.1899
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1899-01-16
- Erscheinungsdatum
- 16.01.1899
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- Deutsch
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12, 16. Januar 1899. Nichtamtlicher Teil. 393 um die bestellten Exemplare aus dem Hause zu schaffen! Dabei sind auch Exemplare »zur Ansicht« ausgefahren worden, — wenigstens sagte mir u. a. ein alter treuer Kunde, daß er außer den bei mir vorausbestellten zwei Exemplaren noch zivei weitere Exemplare von anderen Buchhandlungen zur Ansicht bekommen habe. Außerdem gingen ihm vor Er scheinen von sieben Buchhandlungen gedruckte Rundschreiben mit Bestellformular zu! — Verlorene Liebesmüh! Zweifellos ist in allen deutschen Landen und Städten mit ähnlichem Eifer operiert worden, so daß sich als Gesamt ergebnis wohl eine imposante Thätigkeit des ganzen deutschen Sortimentsbuchhandels ergiebt. Man darf wohl annehmen, daß jeder Weihnachtstisch in allen guten deutschen Häusern mit Bismarck seinen schönsten Schmuck erhalten hat! Wie steht oder vielmehr wie stand es aber zu Weihnachten mit dem Absätze anderer buchhändlerischer Erscheinungen? Sind diese etwa an die Wand gedrückt worden, »daß sie quietschten«? Da Bismarck diesen ihm unterstellten Ausdruck als böswillige Erfindung seiner Gegner zurückgewiesen hat, so möchte ich ihn hier auch nicht anwenden, wenngleich — bei mir wenigstens — die nicht mit Regalen bepflanzten Wände doch in Anspruch genommen werden mußten, nur Bismarck-Berge aufzubauen. Heute sind sie verschwunden! Im Interesse anderer Verleger — natürlich auch im eigenen — würde ich nun sehr gern behaupten mögen, daß andere Bücher gleichfalls reißend abgegangen seien! Wenn dies zu meinem Bedauern nicht der Fall gewesen ist, so kann von einem An-die-Wand-gedrückt-sein meines Erachtens doch nicht die Rede sein. Der letzte Weihnachtsmarkt hat zwar, wie immer, einige interessante und wertvolle Bücher aufzu weisen; indessen von ganz hervorragender Qualität wüßte ich nicht viel zu nennen. Im Gegensatz zu früheren Jahren erschien mir der Ab satz von Jugendschristen und Bilderbüchern ziemlich stau. Da hierbei unser Bismarck doch ganz gewiß nichts an die Wand gedrückt haben kann, so möchte ich die Ursache auf eine That- sache zurückführen, die den Buchhandel schon seit Jahr und Tag beschäftigt und zu einer ernsten Stellungnahme genötigt hat. Es handelt sich um die Warenhäuser und Bazare, die bekanntlich allerlei buchhändlerische Fabrikware, Ramsch artikel rc. aus dem Gebiete der Jugendschristen und Bilder bücher, dem Publikum zu Spottpreisen verkaufen! Bei aber maliger Anschneidung dieses bedauerlichen Faktums beabsich tige ich nicht, dem angesehenen Verlagsbuchhandel irgend welche Schuld zuzuschieben — im Gegenteil, ich bin durchaus überzeugt, daß dieser die Gefahr sehr wohl kennt, die dem ganzen deutschen Buchhandel durch die Konkurrenz der ge nannten Geschäfte droht. Wenn diese Ueberzeugung zutrifft, so knüpfe ich daran ohne weiteres die Folgerung, daß Verlag und Sortiment in ihren Interessen solidarisch zusammenstehen und um diese auch kämpfen müssen. Wie lange aber dieser Kampf und durch welche Mittel er zu führen sein wird, soll und kann hier nicht erörtert werden; jedenfalls erachte ich es für notwendig, daß man im Verlagsbuchhandel bereit sei, die Schwierigkeiten, mit denen der Sortimenter jetzt sich abzufinden hat, voll zu würdigen und dementsprechend zu handeln. Man schiebe also nicht kurzweg dem Sortimente die Schuld zu, wenn das Resultat einer Jahresarbeit nicht nach Wunsch und Erwartung ausfallen konnte. Da meine heutigen Betrachtungen sich als »Nachklänge von Weihnachten 1898« angekündigt haben, so möchte ich noch ein Wort sagen über denjenigen Nachklang, der für jeden Sortimenter als bitterer Nachgeschmack wohl oder übel verdaut werden muß. Es ist das Umlauschgeschäft! — Von Jahr zu Jahr wird es schlimmer damit. Das Publikum ist der Meiuung, daß ihm ein Umlauschrecht so ipso zustehe. Was nach Weihnachten, und zwar bis Uef in K»Mun!>I?chUUi>-r Iahrqarg. den Januar hinein, umgetauscht wird, das spottet jeder Be schreibung. — Es giebt zwar auch heute noch gute und rück sichtsvolle Menschen, die bescheiden anfragen, ob sie Umtauschen dürften, indessen sie repräsentieren die Minorität eines ver wöhnten und egoistischen Publikums, das ohne Sinn und Verstand einkauft, weil jedes Buch ja doch umgetauscht werden kann! Ich glaube nicht, daß alle unsere Verleger diese den: Sortimente zur Last fallende Schwierigkeit in ihrer wahrhaft ruinösen Bedeutung kennen, weil sonst wohl etwas mehr Entgegenkommen gezeigt würde, wenn der Sortimenter fest oder bar bezogene Artikel zurückzugeben wünscht! Abhilfe können wir Sortimenter selbstverständlich aber nur dann finden, wenn wir uns entschließen, die uns vom Publikum entgegengebrachte Rücksichtslosigkeit durch energische Gegenmaßregeln zu beantworten. Da sollten nach meinem Dafürhalten die Kreis- und Ortsvereine für ihre Mitglieder eintreten, indem sie diese auffordern, sich zusammenzuschließen — etwa in der Weise, daß jedes Sortimentsgeschäft in seinem Lokale vom 1. Dezember ab ein Plakat anschlägt mit folgen dem oder ähnlichem Wortlaute: »Das Umtauschrecht von Büchern, sofern es überhaupt vereinbart wurde, erlischt mit dem 31. Dezember!« Andere, d. h. nichtbuchhändlerische Geschäfte, verfahren in gleicher Weise — weshalb sollen wir Buchhändler zurück stehen? Es sollte mich aufrichtig freuen, wenn vorstehende gutgemeinte Schlußbetrachtung auf fruchtbaren Boden fallen würde. Während nun das Umtauschgeschäft in höchster Blüte steht, vom 27. bis 31. Dezember v. I., also noch im alten Jahre, wird der Sortimenter schon ganz zart auf die Freuden hinge wiesen, die das neue Jahr ihm bringen wird! Ostermesse!!. Als ich die ersten Ostermeß - Remittendenfakturen leib haftig durch meine Finger gleiten ließ, da gedachte ich unseres Goethe, der Faust iu seinem Studierzimmer die Worte sprechen läßt: -Es reget sich die Menschenliebe, Die Liebe Gottes regt sich nun!« oder: -O sähst du, voller Mondenschein, Zum letztenmal auf meine Pein, Den ich so manche Mitternacht An diesem Pult herangewacht.« In argem Kontrast zu den übereifrigen Verlegern stehen deren Kollegen, die ihre Ostermeßfakturen erst im März—April versenden — also: »ganz spät, nachdem die Teilung längst geschehen«. Mit diesem kleinen Seitenhiebe möchte ich meine Nachklänge nicht gern abschließen —um so weniger, als wir eben erst in ein neues Jahr getreten sind. Es ist das letzte des scheidenden Jahrhunderts! Und da sind gute Wünsche und Hoffnungen gewiß am Platze! Möge es denn dem heu tigen deutschen Buchhandel durch seine berufenen Vertreter gelingen, von dem kraftvollen Idealismus, womit unsere Vor gänger im Anfänge dieses Jahrhunderts für unseren schönen Beruf den Grund gelegt haben zu dessen weltumfassender Be deutung, so viel hinüberzuführen in das neue zwanzigste Jahr hundert, daß dieses uns allen Licht, Luft und Leben bringen kann! Hamburg, im Januar 1899. Hermann Seippel. K6p6lst0il'6 t1ll8 V6Ut68 Plldlj(1>1ll8 6lUlllo^u668. Index bibliograpbique por Liei'rv DgUiik. 1" Ootobrs 1895 au 30 Lepternbrs 1896; Loris, Itöpsrtoirs des ventes publiques oataloZubes. 1898. Zr. 8st 3 Mott, 8. L, I—llXXX, 1—470. 36 kranos. Der Antiquar, der Bücherliebhaber, der Bibliotheksbeamte oder wer sonst sich mit dem Verkauf oder Ankauf der nicht mehr im regu- 51
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