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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.01.1899
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- 1899-01-17
- Erscheinungsdatum
- 17.01.1899
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428 Nichtamtlicher Teil. .1« 13, 17. Januar 1899. Nichtamtli Belgien und die Erfindung der Vuchdruckerkunst. In die Zeit, in der man sich zu einem neuen groß artigen Fest zur Erinnerung an den Erfinder der Buchdrucker kunst rüstet, fällt ein neuer Anspruch auf die erste Anwendung der beweglichen Lettern zur Herstellung von Druckwerken. Man erinnert sich noch des Aufsehens, das im vorigen Sommer eine Veröffentlichung des Kanonikus H. Rommel in Brügge machte, der allerdings eine größere Arbeit des um die Ge schichte Brügges verdienten Archivars Louis Guilliodts-van Severen vorangegangen war. Beide schreiben die Erfindung der Buchdruckerkunst kurzweg dem »ssorivaiu« Jean Brito aus Brügge zu, mit welchem Rechte, soll in folgendem kurz dargelegt werden. In einem Tagebuche des Abtes Jean-le-Robert von St. Aubert in Cambrai finden sich folgende zwei Eintragungen: »Item für ein »Vootrlmrl Zstts su molls«, welches ich in Brüges durch Marquart, Schreiber von Valeucieunes im Monat Januar 1445 (a. St.) für Jacquart holen ließ, 20 sols touimois. Der kleine Alexander erhielt ein gleiches, welches die Kirche bezahlte.« Weiterhin heißt es in dem Tage buch: »Item nach Arras ein ttoott-iiurl geschickt zum Unter richt von D. Gerard, welches in Valenciennes gekauft wurde; es war »Asttsr SU wolle« und kostete 24 gr. Er schickte mir das Buch zurück am ersten Allerseelentage des Jahres 51, indem er sagte, es tauge nichts und sei ganz falsch. Er hatte sich eines auf Papier gekauft für 10 pat.« Schon vor mehr als 100 Jahren sind diese Eintragungen zum Beweis dafür angeführt worden, daß man in Brügge schon vor 1445 gedruckte Bücher gekannt habe, und dieser Schluß ist ebensowenig anfechtbar, als die Thatsache ver wunderlich. Warum sollte man in einer Stadt, die so wie Brügge damals dastand, wo Handel und Verkehr eine un erhörte Blüte erreicht hatten, wo Kunst, Wissenschaft und seine Lebensart gepflegt wurden und der Reichtum seines gleichen suchte, warum sollte man dort nicht auch Bücher drucken, die dem Bildungsbedürfnis entgegenkamen, das ein Produkt solcher Verhältnisse zu sein pflegt? War nicht das benachbarte Holland das Mutterland der deutschen Kunst des 15. Jahrhunderts, wo der Historiker Adriaen de Jonghe im 16. Jahrhundert aus Anlaß des Lpsoulum bumanas salvattonls zum erstenmal die Priorität der Erfindung der Buchdrucker kunst für Laurens Coster zu Haarlem reklamierte? Es ist weder zu behaupten noch zu beweisen, daß in Mainz oder sonstwo in Deutschland die ersten Bücher gedruckt worden sind. Wenn wir von der Buchdruckerkunst sprechen, so be zeichnen wir aber mit dem Begriff die Kunst, Bücher mit beweglichen Lettern zu drucken, und von dieser Kunst be haupten wir allerdings so lange, daß sie in Mainz zum erstenmale geübt worden ist, als der Beweis früherer, anderswo gefertigter Drucke als 1454 nicht erbracht werden kann. Die Tagebuchnotizen des Abtes waren auch dem Zerstörer der Coster-Legende, A. von der Linde, bekannt. Er führt sie inhaltlich im dritten Band seiner Geschichte der Erfindung der Buchdruckerkunst (S. 181) an als Anmerkung zu der Behauptung, daß man auch Blockbücher (kleine Schul- und Volksbücher) lediglich mit Text ohne Bildschmuck gedruckt habe. Das bestätigt auch des Roches in Brüssel, der von den Aus gaben des Donats (bekanntlich einer, im ganzen Mittelalter in den Schulen gebrauchten lateinischen Grammatik, die nach dem römischen Grammatikus Donatus aus dein vierten Jahr hundert genannt wurde) im Jahre 1777 sagt: »Ich habe bereits verschiedene Male diese sonderbaren Abdrücke von Holz cher Teil. formen untersucht, die aus der holländischen, unvollkommenen Druckerpresse gekommen waren, ehe die Deutschen die ge gossenen Lettern erfunden hatten, und war mit allen meinen Landsleuten überzeugt, daß diese kostbaren Denkmale von 1440 oder um dieses Jahr herum herstammten und daß man um solche Zeit noch nirgends als in Holland gedruckt habe«. Begnügten sich die Belgier mit diesen Ansprüchen, die ersten Holztafeldrucke hervorgebracht zu haben, so wäre da gegen nicht viel einzuwenden. Unzulässig ist aber der lleber- griff, das Werk Gutenbergs zu gunsten eines ihrer Lands leute zu eskamotieren. Manchen Leuten erscheint ja der Schritt von dem Holztafeldruck, der ausschließlich Text auf weist, zu dem Letterndruck nur klein, und es kann auch zu gegeben werden, daß die Idee nicht gar so fern liegen mochte. Um so größere Schwierigkeiten machte jedoch die Ausführung. Nicht aus der Zunft der Holzschneider, sagt K. von LUtzow*), sondern aus der Metallarbeit ist der Buch druck hervorgegangen. »Sein Element ist die in Metallguß hergestellte bewegliche Type. Das Schneiden des Stempels, das Schlagen der Matrize, aus der die Letter gegossen wird: alles das sind Aufgaben des Metallarbeiters.« Die frühe Herstellung von Tafeldrucken ist deshalb noch lange kein An haltspunkt, bietet noch nicht einmal die Wahrscheinlichkeit für die Erfindung der gegossenen Letter. Die Belgier suchen nun aus den oben angeführten Tage bucheintragungen diese Erfindung für ihr Land zu reklamieren, indem sie sagen, der Abt betone ausdrücklich, daß es sich um ein Buch Zstts sn molls gehandelt habe. Es kommt also wesentlich auf die Bedeutung dieses Ausdruckes an. Keine Meinungsverschiedenheit herrscht darüber, daß die Worte nach der heutigen Orthographie als jsts su mouls gelesen werden müssen, ästsr, sagt der ttlotioimairs äs l'aoaäsmis krauyaiss, sn tsrmss äs konäsris, bedeutet kairs ooulsr än mötal konäu äaus guslgus nwuls, s,ün ä'sn ttrsr uns üZurs. ästsr sn nrZsnt, jstsr sn nwuls. Und unter nwuls heißt es dort: II 86 ätt äs tout objst gut a un viäs, un ersux tallls ou ks^onnö äs tslls sorts, gus 1a msttdrs sn kutton, llgusüos, molls ou äötrsmpös, gu on introäult, rsyoit uns korms ästsr- nünss. Iln nwuls a konärs äss oaraotdrss ä'ünprünsris. ästsr sn mouls. (suanä 11 s'aAit äs rnstaux, on ält misux konärs ou ooulsr. Es ist also nicht gut möglich, die Angabe des Abtes anders zu übersetzen, als daß es sich bei seinen Käufen um Bücher gehandelt hat, die »in der Form gegossen« waren, nicht etwa um Bücher, deren Buchstaben gegossen waren. Linde sagt an der schon angeführten Stelle darüber: »Die Bücher heißen, nach der Art ihrer Herstellung, Zstts sn molls; 1s mouls aber, der Model, ist jetzt noch das Hauptwerkzeug der Spielkartenmacher. (Er wurde auch bereits um 1400 für den farbigen Zeugdruck verwendet.)« Nach alledem kann man wohl nicht daran zweifeln, daß man es schon um 1444 in Brügge verstand, Bücher zu stereo typieren, wenngleich der Zweck einer solchen Stereotypie, ihr Vorteil vor dem Holztafeldruck, von dem sie genommen werden mußte, nicht einzusehen ist. Da in den Eintragungen des Abtes weder der Drucker noch der Erfinder der Kunst, Bücher Astts sn molls herzu stellen, genannt ist, so können die Belgier aus diesen Doku menten nichts Konkretes entnehmen. Aber wo ein Wille ist, ist bekanntlich auch ein Weg, und wenn man einmal die Er findung festgestellt zu haben glaubt, stellt sich auch bald der ch Geschichte des deutschen Kupferstiches und Holzschnittes. Berlin 1891. S. 68.
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