498 Nichtamtlicher Teil. 15, 19. Januar 1899. Nichtamtlicher Teil. Ein unbekanntes Erzeugnis aus Meister Gutenberg's Offizin. Van Henri Stein. In Nr. 1 d. Bl. vom 2. Januar 1898 hat sich Herr G. Hölscher ausführlich über eine Schrift von Otto Hupp verbreitet, deren Thema das neuerdings zum Vorschein ge kommene Llisssüs spseiols im Besitze des Münchener An tiquars Herrn Ludwig Rosenthal ist. In dem Missale wird ein Druck Gutenbergs vermutet, der vielleicht sogar der älteste uns erhaltene sein könnte. Es mag den Forschern überlassen bleiben, hier zu entscheiden. Wir aber halten es für unsere Aufgabe, die Ansichten derjenigen Forscher, die sich inzwischen mit dem Werke beschäftigt haben, zur Kenntnis des Buch handels zu bringen. Außer Otto Hupp hat insbesondere Herr Henri Stein, der Herausgeber des »UiblioAiopbs mocksros«, dem Werke ein gründliches Studium gewidmet. Wir machen gern von der Erlaubnis Gebrauch, seine im »Uilüio- Aropbs mocksros« erschienene Beschreibung des interessanten Wiegendruckes in deutscher llebersetzung hier wiederzugeben. (Red.) Obwohl man über die ehrwürdigen Monumente der Bnchdruckerkunst, die teils von Gutenberg selbst gedruckt, teils aus seiner Offizin hervorgegangen und später von Fust und Schösser ausgebeutet worden sind, viel diskutiert hat, weiß man doch im allgemeinen gar wenig über diese typogra phischen Urerzeugnisse. Die besten Berichte darüber finden sich wohl in den klassisch gewordenen bibliographischen Werken Mm diro uoö uemethrma lrgme raröz ikä.Wn irkm rj omdis «gch ras H bilapiLs eos q ad temissi M Kuümsuolui wssgare Klios was queadnioö Mia ogMt pultos l6 alas Hnoluiki, ikm dMqk uoöL uka rrtma Din em uoö nö mr Mkbms amö wner djratis.Lildir (F>S^ ü) vonMugust'Vernarb*) und Anton von der Linde**), die durch die neuesten wissenschaftlichen Forschungen über das Leben und die Werke Gutenbergs von C. Dziatzko***) er gänzt werden. Es sind uns als Gutenberg-Drucke nur in wenigen Exemplaren, oft nur als Unikum folgende bekannt: 1) Donat-Fragmente; 2) die 36zeilige Bibel (1450); 3) Ablaßbriefe gegen die Türken (1454—55); 4) die 42 zeilige Bibel (ca. 1453—56) sogenannte Mazarin- Bibel; 5) Mahnung der Christenheit wider die Türken (1455); 6) Kalenderfragment von 1457; *) Ls 1'orlAios st äss äsbuts äs l'impriioscis so Uoi'oop (L^ris 1853, 2 vsls. io 8".). **) jUotsodscA, Ussebiebts ooä Liebtun^ (8tuttAwä 1878)j — Os- sebiebts äsr Lrüoäuog: äsr Losbäiuolrlcoost (Lsrliu 1886, 3 öäs. io 4".). ***) Beiträge zur Guteobergfrage (Berlin 1889, in 8".). — Guten bergs früheste Druckerpraxis (Berlin 1890 in 8".); diese Heiden Arbeiten bilden das 2. und 4. Heft der -Sammlung loblib- thekswissenschaftlicher Arbeiten», gegenwärtig bei Spirgatis in Leipzig herausgegeben. 7) Psalterium von 1457; 8) Catholicon von 66 Zeilen (1460). Selbst von diesen wenigen Drucken läßt sich nichts Be stimmtes behaupten, da sie weder Druckort noch Druckjahr tragen, noch auch des Druckers Erwähnung thun. Wie man weiß, existiert überhaupt kein Druck, der den Namen Guten berg trägt. Aber ans ernsten Nachforschungen und neueren Studien läßt sich mit Gewißheit annehmen, daß nur die Mazarin-Bibel, gewisse Ablaßbriefe, das Psalterium von 1457 (das erste mit bestimmtem Datum versehene und von Johann Fust und Peter Schoeffer mit Gutenbergs Typen hergestellte Buch) und die Schelhorn-Bibel, die man jetzt der Gutenberg L Pfister Co.*) zuschrcibt, teils von Gutenberg allein, teils in Compagnie gedruckt wurden. Es wurden also die übrigen Ablaßbriefe und das Donnt- Fragment von Einigen, vielleicht mit Unrecht, anderen Mainzer Pressen zugeschrieben, und schon Aug. Bernard stellt die Behauptung auf, daß das oft als Gutenberg-Druck an- *) LriLtsbo, op.-eit.-ok. L. Lslisls, Lss biblss äs Uutsobsrz st Iss i'sebsi'obss äs 6wä LUatrlco (ftwäs 1894 in 40. äs 14 p. st 4 pl. sxtcoit äo »äoorosä äss 8-cvoots»).