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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.01.1899
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1899-01-26
- Erscheinungsdatum
- 26.01.1899
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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692 Nichtamtlicher Teil. ^§21, 26. Januar 1899. Freuden begrüßen werden. Die Verfasser des hamburgischen Jugendschriftenverzeichnisses sind aber so inr Knnstfanatismus befangen, daß sie den Boden unter den Füßen verloren haben; der Vers aus dem rationalistischen Gesangbuch: »Der qotterschaffcnc Verstand Ersteigt des Wissens Leiter, Er wirft die Leiter hinter sich Und steigt dann immer weiter- — welcher in der großen Lehrerversammlung bei Sagebiel den Herren von einem Redner unserer Seite warnend zugerusen wurde, ist für diesen Fall doch wohl als zutreffend zu er achte». Der ästhetisch-kritische Standpunkt dieser Herren ist in so schwindelnder Höhe genommen, daß keine Leiter auf den Boden der Wirklichkeit mehr hinabreicht. Weil aber die ineisten Menschen mit ihren Füßen noch auf der Erde stehen uud keilten Jkarusflug unternehmen wollen, ist die praktische Wirksamkeit des Jugendschriftenverzeichuisses bisher ganz un bedeutend gewesen. Das ist durch eilte Enquete in den Volksschulen erwiesen worden, von der mir allerdings nicht wissen, ob sie mit Genehmigung der Oberschulbehörde geschehen ist. Eine Lehrerin teilte gelegentlich mit, daß sie 45 Schülerinnen in der Klasse habe, davon hätten 25 zu Weihnacht ein Buch geschenkt erhalten, davon wären nur 2 nach dem Verzeichnis gekauft; und ein Hauptlehrcr bestätigte diese Mitteilung dadurch, daß iit seiner ganzen Schule die Ergebnisse ziemlich genau die selben wären. — Die Unbrauchbarkeit des Verzeichnisses ist durch diese Wirkungslosigkeit genügend festgestellt. Ein un brauchbares und wirkungsloses Verzeichnis könnte inan eigent lich unbeachtet lassen. Aber die Gesinnung macht den Manu! Uud darüber wollen wir keinen Zweifel lassen, daß wir diese Paarung zwischen ästhetischer und sozialdemokratischer Lebens anschauung und deren Erzeugnisse bekämpfen werden. Kein Friede zwischen ihr und uns! Der ganze Buchhandel, Verlag ivie Sortiment, hat Ur sache genug, diese von einem rührigen Teile der Vvlksschul- lehrcrschaft Hamburgs aus mit geschickter Agitation betriebene Jugendschrifteu-Bewegung im Auge zu behalten und zu ver folgen. Ein Netz von gleich gesinnten und gleich gestimmten Lehrervereiuen spannt sich schon über das Deutsche Reich aus, um planmäßig auf die Schuljugend einzuwirken. Verkehrsverhältnisse. Schon im letzten Jahresberichte wurde erwähnt, daß Ver handlungen schwebten über die Anbahnung neuer direkter Verkehrswege. Vom 1. Juni 1898 an trat dann ein direkter Verkehr »Berlin—Hamburg«, zunächst versuchsweise, ins Leben. Der Versuch hat sich im allgemeinen bewährt. Wir haben deshalb einen festen Abschluß gemacht und hoffen, daß ans Grund dieser Abmachung die noch fühlbar gewesenen Mängel schwinden werden. Desgleichen ist es uns gelungen, mit manchen Verlagsbuchhandlungen direkten Verkehr anzu- bahuen, und wir danken dieser auch hier für ihr Entgegen kommen. Auf diesem Gebiete gilt es ein rüstiges Fort arbeiten, damit neue Formen gefunden werden uud der Geist nicht in den fossil werdenden alten Formen erstickt. Wir wissen die Bedeutung Leipzigs als Centrale wohl zu schätzen, sowohl nach der innerdeutsche»/ als auch nach der internationalen Seite hin. Trotzdem bedingen es die ver änderten Verkehrsverhältnisse, daß ein Teil der buchhändle rischen Sendungen rationeller auf direktem Wege befördert werden kann uud muß. Verkehrsmittel. Zu den Verkehrsmitteln gehören n. a. m. auch Geschäfts formulare und dergleichen. Jüngst klagte ein Eingesandt im Börsenblatt über das Elefanten-Maß der Remittendenfakturen. In der That kommen dabei Formate vor, die, was die Größe nnbelangt, ganz geeignet wären, in Fällen dringender Not als Windeln verwendet zu werden. Aber es handelt sich nicht um die Remittendenfakturen allein, sondern um alle Fakturen und Geschäftspapiere. Verlangzettel z. B. kommen bei den Ankündigungen der Verleger vor, die zwecklos so groß sind, daß sie ungebrochen in keinen Briefumschlag hineingeheu, während andere in Zaunkönigsformat sind, so daß eine Menschenhand kaum eine Firma hineinschreiben kann. Wir reden sonst nicht gern einer Schablonisierung das Wort; aber Formulare sind nun einmal Formen, und deshalb würde eine Schaffung von Normal-Formaten eine wesentliche Erleichterung des Verkehrs sein. Wenn die Verwaltung der Bestellanstnlt Normal-Formate feststellte und alle Zwerg- und Riesenfvrmate von der Beförderung ausschlösse, so würde ein solches Prokrustesbett als ein weiches Kissen für den müden Buch handel empfunden werden. Selbst die Sonderlinge — oder sollte es die im Buchhandel nicht geben? — würden sich hineinbetten. Schleuderei, Ramsch, Warenhäuser. Die segensreiche Einrichtung der Bekämpfung der Schleuderei durch den Börsenvereiu hat unzweifelhaft gute Früchte getragen. Aber, wie bei jeglicher Rechtsprechung, kann der Weg zum Ziele immer nur ein recht langer sein, uud es giebt Fälle, wo nur schnelles Eingreifen wirklich hilft. Wir haben von Hamburg aus wiederholt zu diesem Mittel ge griffen und immer die Unterstützung vieler Verleger und der Barsortimenter gefunden. Von anderen Seiten hat mau unser Vorgehen jedoch als ein eigenmächtiges verurteilt uud uns auf den Instanzenweg verwiesen. Nunmehr hat auch Leipzig den Weg der Selbsthilfe gegen ein derartiges Sor timent (modernes Antiquariat?) beschritten, womit die Maß regel wohl als »approbiert« gelten darf. Das Börsenblatt faßt seine Meinung ivie folgt zusammen: »Cs liegt somit hier ein hocherfreulicher Thatbeweis für die Stärke einmütigen Zusammengehens, wie er glänzender kaum ge dacht werden kann, vor. Die ungemein rasche Folge aller Maß nahmen dürste dabei erheblich mitsprcchen. Der Erfolg wird zweifellos weit über Leipzig hinausgehen und dem gesamten deutschen Sortiment von großem Nutzen sein, während anderseits der Verlag wohl ohne jegliche» Verlust seine Macht hat durchschlagend zur Geltung bringen können.« Wir haben immer die Meinung vertreten, daß Leipzig die Macht besitzt, die Schleuderei vollständig zu beseitigen, nicht nur innerhalb seiner Mauern, sondern auch außerhalb. Aber das »ganze Leipzig muß es sei» , einschließlich des Kommissionsgeschäftes. - Wir werden den Kampf gegen die bekannte hiesige Schleuderfirma fortsetzeu uud hoffen, ihn mit Unterstützung des Vereins Leipziger Kommissionäre, die uns jüngst schon einmal zugesichert war, auch siegreich beenden zu können. Der Ramschhandel scheint immer noch schwunghaft genug zu sein, wenn er auch an Ausdehnung vielleicht nicht zugeuvmmen haben mag. In Hamburg fallierte kurz vor Weihnachten eine besonders reklamesüchtige Ramschfirma, deren Inhaber wir vor einigen Jahren aus unseren Vereine wegen unwürdigen Verhaltens ausgeschlossen und davon im Börsenblatt Anzeige gemacht hatten. Es verlautet, daß die Passiva 275 000 ,/6, die Aktiva nur 5000 .A betrügen, welche kleine Summe wohl zumeist durch die Kosten des Verfahrens aufgezehrt werden dürfte. Große Verlagshand lungen, bei denen ein kleiner, solider Sortimenter nur schwer Rechnung erhält, sollen mit beträchtlichen Forderungen be teiligt sein. Dabei kann man noch nicht einmal sagen, daß lieblicher Sirenengesang sie in die Falle gelockt hätte; es war lediglich das platte Tam-Tam der marktschreierischen Reklame trommel. Ob dieser Konkurs im Zusammenhänge steht mit dem Zusammenbruche eines bedeutenden Großantiquariates, wissen wir nicht. Wirklich eingedämmt kann der Ramsch- Handel nur werden, wenn die übertriebene Spekulation auf
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