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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.02.1899
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- 1899-02-01
- Erscheinungsdatum
- 01.02.1899
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- Deutsch
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862 Nichtamtlicher Teil. 26, 1. Februar 1899. Recht hoffnungsvollen Ausblick in die Zukunft gewährt auch der Bericht über die städtischen wissenschaftlichen Bibliotheken Berlins, den im folgenden Beitrag vr. Areud Buchholtz erstattet. Wenn dieses Feld bisher nur zögernd beackert wurde, so darf zweierlei nicht übersehen werden: erstens, daß Berlins Selbstverwaltung verhältnis mäßig jung ist und in der Väterzeit wenig Bedürfnis für eine städtische Bibliothek vorhanden war, zweitens, daß von jeher die Landesherren dieses oktioinm nobile übernommen und die Residenzstadt mit Bibliotheken versehen haben, deren Benutzung auch den Bürgern mehr oder weniger offen stand. Daher kam es, daß sich der Bürgersinn, der sich auf anderen Gebieten in reger Gemeinnützigkeit bethätigte, dem städtischen Büchereiwesen bis vor kurzem so gut wie versagt hat. Unter städtischem Büchereiwesen ist hier vor allem die Berliner Magistratsbibliothek zu verstehen, die sich aus einem kaum nennenswerten Büchervorrat der Eihäuslichen Biblio thek« zu Ende des sechzehnten Jahrhunderts jetzt zu einem ansehnlichen Bestände entwickelt hat. Ferner gehören dahin 38 Lehrerbibliotheken in den städtischen Schulen, unter denen aber nur zwei, diejenige des Grauen Klosters (seit 1714) und die des Friedrichs-Werderschen Gymnasiums (seit 1753) auf Be deutung Anspruch machen dürfen. Als weitere städtische Sammlungen dieser Art ist das »Schulmuseum«, Stallschreiber straße 54, mit einem gut katalogisierten Bestände von 15 000 Bänden zu verzeichnen, ferner einige gut entwickelte neuere Fachbibliotheken, so diejenige des städtischen statistischen Amtes, Poststrnßc 16 (etwa 12 000 Bände), und die der städtischen Bauverwaltung, deren Jahresausgabe 2000 ^ beträgt. Auch das »Märkische Museum - hat eine Bibliothek von etwa 9000 Bänden. Die eigentliche Magistralsbibliothek datiert erst aus dem Jahre 1815, wo sie auf Anregung der Stadtverordneten ins Leben gerufen wurde. Was vorher an Büchern auf dem Rathause vorhanden war, kann nicht als Bibliothek bezeichnet werden. Immerhin hielt man sich zunächst auch weiter in bescheidenen Grenzen. Das Biblivtheksprogramm der Stadt verordneten steht mit seinen weitgehenden Anforderungen in merkwürdigem Gegensatz zu den 50 Reichsthalern Courant, die sie als Jahresbedarf auswarfen. Erst 1837 stieg der Fonds aus 100 Thaler; seit 1897 beträgt er 5000 Der Bücherbestand belief sich 1898 auf 42 886 Bände. Nach Entstehung und Entwickelung ist die Magistrats bibliothek die wissenschaftliche Amtsbibliothek der städtischen Verwaltung. Sie hat in erster Reihe die litterarischen Hilfsmittel zu berücksichtigen, also Rechts- und Staatswissen schaften, nanumilich Verwaltungsrecht, dann aber auch die moderne Litteratur des Gemeindewesens, der Volkswirtschaft, des Armenwesens, der Sozialpolitik, des Verkehrswesens, der Versicherungsgesetzgebung w. zu sammeln. Auch die Geschichte und Landeskunde von Berlin und der Mark Brandenburg gehören zu ihrem Gebiet. Ihr Rahmen hat sich in den letzten Jahrzehnten natürlich großartig erweitert, und trotz der Be scheidenheit der für sie aufgewandten Geldmittel darf sie zur Zeit als die vollständigste Stadtbibliothek betrachtet werden, die es im Reiche giebt. Einen schätzbaren Reichtum besitzt sie auch in ihrer großen Sammlung von Ansichten aus Berlin und anderen märkischen Städten, von Abbildungen und Grund rissen vieler Gebäude, von Bildnissen bekannter Berliner Persönlichkeiten rc. Zu ihrem verhältnismäßig eng begrenzten Gebiet kamen in neuerer Zeit durch namhafte Schenkungen bedeutende Er weiterungen. 1893 schenkte Verlagsbuchhändler Rudolf Mosse au die Stadtbibliothek 10 000 ^ mit der Bestimmung der Erwerbung von Werken aus der Geschichte des 19. Jahr hunderts unter besonderer Berücksichtigung der Stadt Berlin, Preußens und Deutschlands. Zu gleicher Zeit kam die Stif tung des vr. mocl. George Friedlaender hinzu, eine Sammlung van Schriften, Bildern rc. zur Geschichte der Be wegung von 1848, die in größter Vollständigkeit alles umfaßt, was sich an graphischen Zeugnissen von der Entstehung und Entwicklung der revolutionären Bewegung von einen: eifrigen und verständnisvollen Sammler Zusammentragen ließ. Sie bezieht deren ganzes Gebiet, also auch die Vorbereitung des denkwürdigen Jahres, jede Regung der Opposition in den vorhergehenden Jahrzehnten, in ihren Rahmen ein und schließt erst mit der Beilegung des Parlaments-Konflikts im Jahre 1866 ab. Ein anderes Gebiet findet sich in der Göritz-Lübeck- Stiftung vertreten, die 1882 hinzukam und in der Hauptsache einen kostbaren Besitz an ersten Ausgaben deutscher Dichter und Schriftsteller, somit eine umfangreiche Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Nationallitteratur bildet. Sie enthält in größter Vollständigkeit die ersten Originaldrucke der in Betracht kommenden Werke von der frühesten Zeit bis auf die Gegenwart und die damit in Zusammenhang stehenden biographischen, bibliographischen und litterargeschicht- lichen Werke. Insbesondere hat Otto Göritz, ein ehemaliger Lehrer an der Viktoriaschule, alles gesammelt, was in der Litteratur für die geschichtliche, kultur-, kunst- und litterar- geschichtliche Entwickelung Berlins Bedeutung hat. Den Namen der Stiftung führte er nicht auf sich selber zurück, sondern auf seinen vor ihm verstorbenen Bruder, den Bild hauer Eduard Göritz, und auf seinen Freund, den in Berlin im besten Andenken der Nachwelt lebenden Förderer des Turnwesens Wilhelm Lübeck, den Vertrauten Jahns. Elfterer hatte ihm außer den Modellen zu seinen eigenen schätzenswerten künstlerischen Arbeiten viele ältere und neuere Kupferstiche in besten Abdrucken hinterlassen, und letzterer übergab ihm noch bei Lebzeiten seinen kostbaren Besitz an Handschriften und Handzeichnuugeu zur Geschichte des Berliner Turnwesens und Friedrich Ludwig Jahns. Alles dieses und noch mancher andere Schatz von Zeugnissen der Geschichte des deutschen Geisteslebens aus dem Ende des achtzehnten und dein Beginne des neunzehnten Jahrhunderts findet sich in der Göritz-Lübeck-Stiftung vereinigt; aber ihr wertvollster und von den Forschern am meisten benutzter Besitz ist die obenerwähnte reiche Quellensammlung zur deutschen Litteratur- geschichte, die Otto Göritz selber zusammengetragen hat. Der gesamte Bücherbestand dieser Stiftung beläuft sich auf gegen 30 000 Bände. Dem städtischen Bibliothekswesen steht eine durchgreifende Umgestaltung bevor. Es ist die Errichtung eines besondere» städtischen Bibliotheksgebäudes geplant; aber vor Beginn des Baues sollen diejenigen Bestände der Magistratsbibliothek, deren die Verwaltung für ihre umnittelbaren Zwecke nicht bedarf, ausgeschieden und zusammen mit der Göritz-Lübeck- Stiftung, die sich jetzt im Gebäude Klosterstraße 68 befindet, im städtischen Hause Zimmerstraße 90/91 untergebracht werden. Berlin wird dann neben seiner bestimmt begrenzten Verwaltungsbibliothek auch eine universelle Stadtbibliothek haben, die seiner Bedeutung als Reichshauptstadt entspricht. * * * Das nächste Kapitel ist den graphischen Sammlungen und der Bibliothek des Königlichen Kunstgewerbe-Museums zu Berlin gewidmet und von deren Direktor vr. Peter Jessen geschrieben, dessen Name auch im Buchgewerbe ei» wohlverdientes Ansehen genießt. Wir können hier leider auch diesem anregend geschriebenen Aufsatz nur in seinen Gruudzügen folgen. Einleitend begrüßt es der Verfasser mit Freude, daß sich die Berliner Buchhändler bei ihrem Feste auch des Kunstgewerbemuseums als einer Lehrstätte des Buchgewerbes lebhafter erinnert und dem innigen Zusammenhang zwischen
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