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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.02.1899
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1899-02-02
- Erscheinungsdatum
- 02.02.1899
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- Deutsch
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894 Nichtamtlicher Teil. 27, 2. Februar 1899 fordert, ihren Angestellten das Besorgen von Büchern für eigene Rechnung zu untersagen. Die großen, der Allgemeinheit dienenden Verkehrser leichterungen äußern, wie anderwärts, so auch bei uns zunächst die Wirkung des Anwachsens der Unkosten und können nur dann zum Vorteil werden, wenn jeder Einzelne den ihm auf erlegten höheren Anforderungen durch stete Steigerung seiner Leistungsfähigkeit gerecht zu werden versucht. Schienen die alten Formen, in denen der Büchervertrieb sich bewegte, durch Börsenvereinssatzuugen und Verkehrsordnung für lange Zeit neu gefestigt, so warnen neue Gestaltungen davor, der Sicherheit der selbstgezogenen Grenzen allzu sorglos zu ver trauen. Leipzigs Sortimenter haben seither vorwiegend wissen schaftliche Litteratur vertrieben. Jetzt hat der Reisebetrieb unter dem der ansässige Handel überall zu leiden hat, sich auch der Lieferung der Universitätslitteratur — und zwar vorwiegend von auswärts aus — bemächtigt. Die früher geübte weise Vorsicht im Kreditgeben ist dabei völlig beiseite gesetzt, die zu den Abzahlungen erforderlichen Monats raten sind bis zu minimalen Beträgen ermäßigt worden. Bei einer Entnahme von Werken im Werte von 80—100 auf einmal sind Monatsraten von 1 ^ 50 H yls Abzahlung angeboten worden. Zwei Folgen dieses Geschäftsgebarens sind in hervor ragender Weise in Erscheinung getreten: der Absatz wissen schaftlicher Lehrbücher bei Leipziger Sortimentern ist beträcht lich gesunken, das Angebot antiquarischer Exemplare aber ungewöhnlich gestiegen. Ohnedies werden erfahrungsgemäß bei Geldebbe Bücher zuerst versilbert, wieviel mehr jetzt, wo sie so leicht auf Kredit und bei so langen Zahlungsfristen wieder erlangt werden können. Versuche, den in Frage kom menden Teil der Bücherkäufer durch Anzeigen in den Tages blättern auf das Verderbliche eines so übermäßig ausgedehn ten Kreditsystems aufzuklären, sind ohne nennenswerten Er folg geblieben. Alle diese Umstände haben eine überaus schwierige Lage geschaffen, die zu einer außerordentlichen An spannung aller Kräfte zwingt. Die Leipziger Vereine der Abonnements- und Kol portagebuchhändler haben vom 1. Oktober v. I. ab für alle Mode- und Frauenzeitungen ein vierteljährliches Bestell geld von 10 bezw. 15 für Zustellung ins Haus eingeführt. Sie haben sich mit dem Verein Leipziger Sortiments- und Antiquariatsbuchhändler in Verbindung gesetzt und diesen aufgefordert, sich ihrem Vorgehen anzuschließen. In einer gemeinschaftlichen Sitzung der drei Vereine hat jedoch der letztgenannte Verein sich nicht entschließen können, dem Vor gänge Folge zu leisten. Seit der Aufhebung des »Regulativs« vom Jahre 1853 gelegentlich der Einführung der Gewerbefreiheit hat der Leip ziger Antiquariatsbuchhandel einen ungeahnten und ste tigen Aufschwung genommen. In wachsendem Maße werden auswärtige wissenschaftliche Bibliotheken von Leipziger Hand lungen erworben, deren zum Teil vorzüglich ausgearbeitete Kataloge im In- und Auslande einen wohlbegründeten Ruf genießen. Einem bequemen Geschäftsbetrieb tritt auch hier eine große Konkurrenz entgegen. Die im Gegensatz zum früheren Betriebe jetzt aufgewandten wesentlich größeren Geld summen haben umfangreiche Lager geschaffen, deren Ver wertung nur durch Steigerung der Geschäftstüchtigkeit der Einzelnen möglich ist. Nur durch umfassende Kenntnisse ist es möglich, ohne geschäftliche Verluste den Veränderungen der Absatzverhältnisse zu folgen, die durch die raschen Fortschritte der Wissenschaft bedingt werden. An dem gleichen Uebelstande, der allzu großen Kon kurrenz, krankt, wie Sortiment und Antiquariat, auch der Verlag. Man wird wohl schwerlich jemals berichten können, der Verlag als solcher habe einen zufriedenstellenden Geschäftsgang ausge wiesen. Man wird immer nur sagen können, daß einzelne Verleger ein gutes Geschäft gemacht haben. Die Folgen der Konkurrenz treten bei dem Verlage als Ueberproduktion zu Tage, die Verramschen rc. zeitigt. Unter der Einwirkung des Verramschens hat der Verlag weit mehr zu leiden als das Sortiment. Denn das Angebot erstmalig abgelehnter Bücher zu geringsten Preisen wirkt dem Absatz neuer und gediegener Litteratur entgegen. Wenn wir einige Erschei nungen des letzten Jahres richtig deuten, so scheint darin eine Wendung zum Besseren eintreten zu wollen. Billig allein thuts denn schließlich doch nicht. Die Lager der Sorti menter scheinen mit Ramsch so überfüllt zu sein, daß die modernen Großantiquariate ihre Vorräte nicht mehr an den Mann bringen können. Während aber die Klagen des Sorti ments über unbefriedigenden Geschäftsgang oft laut nach außen schallen, treten die Enttäuschungen des Verlegers nicht an die Oeffentlichkeit, und so gilt der Verlag leicht als ein Erwerbszweig, der nur Rosen ohne Dornen treibt. In der Geschichte des deutschen Buchhandels ist keine gleiche Entwertung der Verlagsvorräte zu verzeichnen, wie sie die juristi schen Verleger zur Zeit durch die Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuches und das damit im Zusammenhänge stehende Gesetzgebungswerk erleiden. Auch dief/Antiquare werden da von bettoffen. Gegenüber dem großen nationalen Gedanken der Rechtseinheit im Deutschen Reiche haben aber die großen Verluste Einzelner in den Hintergrund zu treten. Der Leipziger Verlag hebt sich dadurch hervor, daß hier der sogenanute schwere oder wissenschaftliche Verlag eine haupt sächlichste Vertretung findet. Tageslitteratur in Broschüren form, offizielle Publikationen der höchsten Behörden zur Ge setzgebung u. s. w. finden sich so gut wie garnicht. Der Leipziger Buchverlag muß gewogen, nicht gezählt werden.' Als Sine sehr erfreuliche Thatsache ist es zu bezeichnen, daß auch der Musikalienverlag sich immer mehr in Leipzig konzentriert, indem auswärtige Verleger hier Zweig niederlassungen errichten, soweit sie nicht überhaupt ihr Domizil hierher verlegen. In bemerkenswerter Weise haben namentlich ungarische Musikalienverleger ihre Firma in das Leipziger Handelsregister eintragen lassen, um ihren Verlags merken Schutz zu verschaffen. In den Kreisen des Musikalienhandels, insbesondere des Verlages, hat im Jahre 1898 eine lebhafte Bewegung stattgefunden, die auch jetzt noch nicht zur Ruhe gekommen ist. Nach den: Beispiele anderer Länder wurde auf An regung des Vereins der Deutschen Musikalienhändler eine »Anstalt für musikalisches Aufführungsrecht« gegründet, die den Verlegern und Komponisten die ihnen durch das Gesetz über das Urheberrecht von 1870 gewährten Auf führungsrechte nutzbar machen sollte. Da sich aber nicht nur im Publikum, also bei denen, die die Steuer zu tragen haben, sondern auch bei den Tonkünstlern, deren Rechte ge schützt werden sollen, endlich aber auch bei Verlegern, die eine Verminderung des Absatzes ihrer Verlagswerke fürchten, ein lebhafter Widerspruch hiergegen geltend macht, so ist in einer außerordentlichen Hauptversammlung der Anstalt an: 21. d. M- beschlossen worden, bis zur Neuordnung der Ver hältnisse Aufführungsgebühren nicht zu erheben. Der Rechnungsabschluß wird Sie allgemein befriedige,:. Im vorigen Jahre war es uns gelungen, das chronisch gewordene Defizit auf 746 herunterzubringen. Seit einer Reihe von Jahren schließen wir zum erstenmale wieder die Vereinskasse mit einen: Ueberschuß ab, von dem wir Ihnen vorschlagen, einen Teil zur Vermehrung unseres Vereins vermögens zu verwenden, einen kleinen Teil auf neue Rechnung vorzuttagen. Wir haben dies durch sorgsame Verwaltung er reicht, ohne daß darunter jedoch die Vereinszwecke zu leiden gehabt hätten.
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