Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.02.1899
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- 08.02.1899
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1060 Nichtamtlicher Teil. 32, 8. Februar 1899. zu erledigen; aber an ein paar Schnitten will ich Ihnen noch einige Beispiele zeigen. Ich glaube, auch bei den Zierschriften wird des Guten zu viel gethan, und oft könnte man hier nicht von Schrift kunst sondern von Schriftkünstelei sprechen. Nehmen wir es mit unseren Schriften wirklich ernst, so müssen wir uns an das Ein fache, Gesunde halten. Ich bin weit entfernt, alles Alte für gut zu halten; aber an dem Guten soll man sich ein Vorbild nehmen. Unseren Zierschriften fehlt noch die Ruhe und Einheit, durch welche die Schrift erst wahrhaft ziert. Cs ist kein Widerspruch, wenn ich die Schreibschriften als Nachahmung betrachte gegenüber der Be dingung, daß die Schriften das Ansehen haben müßten, als seien sie aus der Feder geflossen, mit der Rohrfeder geschrieben, also federgerecht. Schon Heinrich Wallau betont in seinem Aufsatze, daß jede gute Druckschrift aus dem Schreibcharakter entstanden sein muß. Die Druckschrift muß einen federgerechten Charakter habte. Aber die modernen kurrenten Schreibschriften sollen auf Rechnungen, Briefe rc. beschränkt bleiben; anders angewandt, ist der Buchdruck auf dem Wege der Imitation. Auf die Frage, ob Antiqua ob Fraktur, die jetzt weite Kreise beschäftigt, will ich hier nicht weiter eingehen. Unzweifelhaft, bricht sich die lateinische Schrift (Antiqua) jetzt immer mehr Bahn, da sie einfacher, klarer ist. Wollen wir aber die Fraktur als Nationalschrift behalten, so heißt es: auf die Schnörkel verzichten und eine einfache Schrift schaffen. Man hört oft, daß die latei nische Schrift keine Zeichen habe, die in: Deutschen notwendig seien. Diesem Umstande ist aber leicht abzuhelfen dadurch, daß man diese Zeichen einfach schafft. Außer auf die Antiqua-Schrift möchte ich noch besonders die Aufmerksamkeit der Schriftgießereien darauf lenken, daß wir bei der Fraktur ein besseres Auge für das Dekorative, Einfache und Klare gewinnen müssen. Es ist das eine Sache, der sich die Fachkreise nicht mehr entziehen können. In den Fachschulen wird heute auch mehr Accidenzkünstelei als Schriften kunde gelehrt. In Berlin haben wir nun eingeführt, daß die Schüler der Fachschule mit der Feder Buchstaben schreiben müssen. Ich halte das für sehr wichtig. William Morris hat eine Reihe alter Manuskripte mit der Feder hergcstellt, Otto Hupp ist ein vor züglicher Schreiber von Schriften; das Auge kann nicht besser ge schult werden, als wenn man möglichst viel klare Schriften schreibt. Nach den Schriften ist die zweite große Frage: die Ver zierungen. Jeder, der mit dem Buchdruck in Beziehung steht, weiß, daß unsere Schriftgießereien an Verzierungen viel schaffen, uns geradezu überschütten. Wir haben gesehen, daß bei den alten Meistern das Ornament ein Flächenstil war; wir haben dann weiter gesehen, daß der Umkreis, das Maß der Ornamente außerordent lich bescheiden war. Einfache Umrahmungen oder Leisten, das war ihr Kreis; dagegen war ihnen die Schrift ein dekoratives Mittel. Wie ich bei der Schrift betonte, haben die technischen Ver vollkommnungen des 19. Jahrhunderts zu einer Verfeinerung geführt. Das ist auch bei den Verzierungen der Fall. Sie finden hier auf diesem Blatt (Lichtbild) eine Fülle von Zierstücken; eine ungeheuere Kraft ist vergeudet, ohne daß etwas weiteres erreicht ist als ein einfacher grauer Fleck. Der Fehler ist die Verfeinerung. Ich meine, wir sollten unfern Stolz nicht in Feinheiten und Raffinements der Technik setzen, sondern in das Einfache, Dekora tive. Der zweite Fehler beruht darin, daß man vergessen hat, daß das Schriftornament ein Flächenstil ist. Künstler, die Holz oder Stuck schnitzten, haben ohne Zusammenhang mit den Aufgaben des Buchdrucks ihre Zeichnungen auf den Buchschmuck übertragen. Dieser Fehler zeigte sich auch, als man in den achtziger Jahren den Rokokogeschmack pflegte. Wie harmonisch wirkten dagegen die Rokoko-Umrahmungen der Meister um 1550, die sich bewußt blieben, daß das Ornament Flächenstil ist und bleibt. Niemand hat diese Wirkung des Flächenstils besser erreicht als Otto mit seiner Renaissance-Einfassung, die bei Genzsch L Heyse, München, erschien. Hier sieht man die Wirkung als Flächenornamcnt. Auch William Morris dekoriert mit Flächenornamcntcn. Insbesondere will ich aber betonen, daß es außer dem Flächencharakter des Ornaments noch darauf ankommt, wie die Linien gezeichnet sind. Hier wäre es am Platze, wirkliche Künstler mit malerisch - künstlerischem Em pfinden heranzuziehen. Ein solcher Künstler, der sich aufs innigste in unser Fach eingelebt hat, ist William Morris, bei dessen Schöpfungen man sieht, daß hier, unter Anlehnung an die alten Meister, die Arbeit eines selbständig empfindenden Künstlers vorliegt. Für den Tonwert der Verzierung mit der Schrift führe ich hier ein Beispiel (Lichtbild) von Otto Eckmann an, aus den: man ersieht, daß wir hier eine frische geistige Arbeit vor uns haben. Nun haben unsere Schriftgießereien neuerdings eine Fülle von Verzierungen geschaffen, die zu loben sind wegen des Bestrebens, das Ornament wieder mehr als Flächenstil zu behandeln. Aber die Anwendung fällt noch schwer, weil wir noch zu sehr unter der seitherigen Verwendungsart stehen. Auch die Motive (Pflanzen) sind sachgemäß. ^Neuerdings verwendet man auch Tiere, ich ver weise hier auf das Büchlein -Zoologie- von Breitkopf L Härtel. Nur ist bei den Verzierungen manchmal der Maßstab noch zu groß; auch sind die Ornamente noch oft im Sinne der Freimanicr erdacht oder angcwendet. Das Wesentlichste ist der Zusammenhang von Schrift und Zie rat. Hier giebt es etwas, was man früher nicht gekannt hat, den Linienzierat, die Linienornamentik. Bei den alten Meistern werden Sie keine, oder wenigstens sehr wenige Linien finden. Höchsten finden Sie hie und da Linien, die die Initialen nett und einfach umkleiden. Hier an diesem Beispiel (Lichtbild) aber sehen Sie jedes Stück mit Linien umrahmt, ja dies war noch nicht ge nügend, auch im Texte finden Sie Linien, wo es nur möglich ist. Hier finden Sie nur Linien und Schriften, hier fehlt das geschlossene Bild und der Eindruck geht verloren, daß das Ornament eine Fläche ist. Das war die freie Manier, in der die Schrift zur Nebensache, die Linie aber zur Hauptsache wird. Unter dem Zeichen dieser in den letzten Jahren eingewurzelten Manier stehen noch viele »ver meintlich-- moderne Drucksachen. Demgegenüber gilt es mit Nach druck und bei allen Aufgaben, den Buchdruck als eine Kunst der Flächendekoration durchzufiihren. Nach meiner Meinung sollen und dürfen Linien nicht als Ornament verwendet werden. Bei meinem nächsten Vorträge -Der Satz und seine Anwen dung« werde ich vom glatten Schriftsatz ausgehen, da uns dieser am besten beweist, daß der Buchdruck eine Flächenkunst ist und eine dekorative Fläche bleiben muß. H.. . Kleine Mitteilungen. 8 11 des Preßgesetzes. (Berichtigungszwang.) — Der -Vorwärts« berichtet über eine Gerichtsentscheidung, die den Berichtigungszwang gegen Zeitungsredakteure für Inserate nicht anerkennt. Er schreibt: -Während des Hainburger Bäckerstreiks erschien im »Hamburger Echo» eine Annonce des Streikkomitees, in der eine Anzahl Bäckermeister namhaft gemacht wurden, die die Forderungen der Gesellen nicht bewilligt hatten und deshalb boy kottiert waren. Die Annonce endete mit einer Bemerkung, gegen welche der Vorstand der Bäckerinnung eine Berichtigung einsandte, deren Anfnahme jedoch von der Redaktion des -Echo verweigert wurde. Aus Anzeige der Innung wurde gegen den verantwortlichen Redakteur, Gustav Wabersky, vom Amtsgericht ein Strafbefehl über 60 erlassen. Dagegen wurde Einspruch erhoben. Aber das Schöffengericht bestätigte den Straf befehl, indem es auf den Einwand des Angeklagten, der Berich tigungszwang könne sich unmöglich auch auf den Inseratenteil einer Zeitung erstrecken, ausführte, daß, wenn diese Ansicht richtig wäre, ein Redakteur nur alles, was er vor einer Berichtigung schützen wolle, als Annonce verkappt in den Inseratenteil stecken könnte. Auf die Berufung des Angeklagten gegen dieses Urteil sprach ihn das Land gericht von Strafe frei, weil es der Ansicht war, daß er in gutem Glauben die Berichtigung zurückgewiesen habe, verurteilte ihn aber zur nachträglichen Aufnahme der Berichtigung und Tragung der Hälfte der Kosten. Dagegen legten nun wieder sowohl der Ange klagte, als auch der Staatsanwalt Revision dein: Oberlandesgericht ein. Der Strafsenat des Oberlandesgerichts verwarf jedoch die Revision der Staatsanwaltschaft, hob auf die Revision des Ange klagten das Urteil, soweit es ihn zu einem Teil der Kosten ver urteilte, auf und sprach den Angeklagten frei. Sämtliche Kosten des Verfahrens einschließlich der dem Angeklagten erwachsenen not wendigen Auslagen wurden der Hamburgischen Staatskasse auf erlegt. Danach scheint das Hanseatische Ober-Landesgericht in: Gegensatz zu vielen Rechtslehrcrn auf dem Standpunkte zu stehen, den der Leipziger Rechtslehrer Klöppel in seinem umfang reichen Werke über das Preßgesetz eingenommen hat. Darin steht, daß sich der in den ßß 11 und 19 des Gesetzes über die Presse aus gesprochene Berichtigungszwang nicht auf den Inseratenteil einer Zeitung erstreckt.« Germanisches Nationalmuseun: in Nürnberg. — Die Stadtverwaltung von Berlin hat, wie der Fränkische Kurier meldet, ihren regelmäßigen Jahresbeitrag au das Germanische Museum in Nürnberg von 600 auf 1200 ^ erhöht. Die neue Usx Hcinze. — lieber den vor einigen Tagen bei::: Reichstage eingebrachten Regierungsentwurf bctr. Abände rungen und Ergänzungen des Strafgesetzbuchs sagt die Lcipz. Ztg.: »Die wieder eingebrachte ll« Heinze schließt sich im wesent lichen der Fassung an, in der die Centrumsvorschläge aus den vorjährigen Kommissionsberatungen hervorgegangen sind. Unter den Abweichungen scheint uns die wichtigste und wie wir glauben zumeist zu befürwortende die Abschwächung der von der Kom mission vargeschlagenen Bestimmungen gegen die Verbreitung unzüchtiger Schriften, Abbildungen und Darstellungen.
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