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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.02.1899
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1899-02-15
- Erscheinungsdatum
- 15.02.1899
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- Deutsch
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38, 15. Februar 1899. Sprechsaal. 1267 Mitglieder dieser Gemeinde, nachdem er sich von dem Hafen- Missionar Windolf ein Verzeichnis derselben hatte geben lassen. Er bot den Leuten das Werk -Die Chronik Palästinas und das Leben Jesu-, das 21 kostet, zum Preise von nur 8 ^ an und ließ sich daraufhin verschiedentlich Anzahlungen von 2—3 machen, die er dann in seinem Nutzen verwandte. Als den Bestellern schließlich das Werk von Berlin aus zugesandt wurde, lag dem Begleitschreiben die Rechnung über 21 bei, ohne daß darin die gemachte Anzahlung in Abzug gebracht worden war. Krebs, Verein jüngerer Buchhändler in Berlin. — Nachdem der Krebs am Abend des 31. Dezember des vergangenen Jahres im großen Saale seines Vereinshauses unter großer Be teiligung der Freunde und Mitglieder des Vereins seinen üblichen Sylvester ball in althergebrachter Weise gefeiert hatte, eröffnet? er am 24. Januar die Reihe seiner Veranstaltungen für das Jahr 1899 mit dem vierten Vortrage seines für das Wintersemester festgesetzten Cyklus. — Es sprach der weitbekannte Militärschrift steller, Hauptmann a. D. Tanera über das Thema: »Psychologische Betrachtungen aus dem Jahre 1870,71.» Der Vortragende, der den Krieg als Ordonnanzoffizier beim bayerischen Corps mitgemacht und in dieser Eigenschaft mehr Gelegenheit hatte, das Kriegsleben zu beobachten, als jemand, der in der Linie kämpft, versetzte uns in seiner angenehmen, schlichten und doch fesselnden Sprachweise so lebhaft in das Kriegslebcn und in das Schlachtgewühl, daß wir an uns lebhaft die Seelen- empfindungcn eines in den Kampf rückenden Soldaten zu empfinden vermeinten. -Was wir zuerst empfinden, das ist die Furcht vor dem Tode! Doch wir sind gut gedrillt; Schmach und Schande dem, der zurück bleibt, Ehre und Ruhm dem, der tapfer vorwärtsgeht und der einschlagenden Geschosse nicht achtet! Glühende Vaterlandsliebe, Verehrung und Treue zu unserem Feldherrn, das Bewußtsein, für eine gerechte Sache zu kämpfen, der Drang, unsere gefallenen Ka meraden zu rächen, Erbitterung über die ausgestandenen Strapazen, die wir doch dein Feinde zu verdanken haben — das sind die treibenden Kräfte, die uns das Schreckgespenst des Todes vergessen machen, die uns in die Reihen der Feinde eindringen und den Sieg erringen lassen. Aber auch andere, kleinlichere Gefühle be wegen das Herz des Soldaten: da prügeln sich im dichtesten Kugel regen ein Preuße und ein Bayer, weil jeder den ersten Franzosen in der Schlacht erschossen haben will. In der Schlacht bei Loigny erregt das ungestüme Vorgehen der Preußen bei den Bayern ein Gefühl des Neides. Mit dem Ruse: »Was, die woll'n die ersten sein? Giebt's gar nicht!» suchen sie die Preußen zu überholen. — In beiden Fällen war es der N»id und der angeborene Drang, sich in etwas hervorzuthun, der die Seelen beherrschte.» Meisterhaft schilderte uns sodann der Vortragende den für die bayerische Armee so glorreichen Tag von Coulmiers und ließ uns dabei in das Herz und Gemüt eines Feldherrn, der in schwerer Stunde Befehle erteilen soll und dabei ungeheure Verantwortungen auf sich lädt, blicken. »Wie mag dem tapferen General von der Tann ums Herz ewesen sein, als er seinem von einem übermächtigen Feinde stark edrängten Bruder ein Häuflein von 3000 Mann zu Hilfe schickt?! Dieses Häuflein hat die Aufgabe, 13000 Franzosen zurückzuwerfen! Und dieses Häuflein ist stolz auf feine Aufgabe. In mutiger Ent schlossenheit, im Bewußtsein, daß alles verloren, wenn es nicht gelingt, den Feind zurückzuwerfen, rücken die Tapferen dem Feinde entgegen. Nichts kann sie aufhalten. Mit unheimlicher Ruhe ertragen sie das Feuer der Franzosen; sie selbst können es nicht erwidern, da ihre Gewehre nicht so weit tragen. Immer näher kommen sie dem Feinde. Die Franzosen packt bei diesem mutigen Anrücken der Bayern abergläubische Angst; mit Säbelhieben nur noch können sie von ihren Offizieren gezwungen werden, standzuhalten. Als aber die Bayern die erste Salve geben — da machen selbst die tapferen französischen Offiziere Kehrt, und 13000 Franzosen ziehen sich in wilder Flucht vor nur 3000 Bayern zurück! Fürwahr — ein schöner Erfolg todesmutiger Entschlossenheit! Wir gönnen dem tapferen General von der Tann diesen Erfolg, mit dem eine große Verantwortung von ihm genommen ist.» Wollen wir nun aus dem Gehörten ein Resultat ziehen, so können wir es dahin zusammenfassen: Nicht physische Kraft und lleberlegenheit der Waffen allein bringen den Erfolg — von viel größerer Bedeutung für den Ausgang eines Krieges ist der Geist, die Seelenstimmung des Soldaten. — Daß dem Vortragenden reicher Beifall gespendet wurde, sei der Vollkommenheit wegen hinzugefügt. — Das Thema für den fünften Vortragsabend—Dienstag, den 21. Februar — lautet: Telegraphie ohne Draht rc. 6. Personalnachrichten. Achtzigster Geburtstag Wilhelm Jordans. — Im Anschluß an die in Nr. 34 und 35 d. Bl. gebrachten Mitteilungen über die Feier des achtzigsten Geburtstages 4>r. Wilhelm Iordans in Frankfurt a M. fügen wir ergänzend hinzu, daß auch der Orts verein der Frankfurter Buchhändler dem greisen Nestor die Glückwünsche des Vereins durch eine Deputation überbringen ließ; Herr Völcker beglückwünschte den Senior des Vereins im Namen desselben. Beim Festkommers, der abends im Frankfurter'Hof stattfand, brachte Herr Emil Diesterweg, ebenfalls im Namen des Ortsvereins der Buchhändler, einen Trinkspruch auf den Kol legen Jordan aus. Sprech Transportzettel. (Vgl. Börsenblatt Nr. 32.) Zu der so überschriebenen Klage eines Sortimenters kann ich mit einem Gegenstück aus dem Verlag dienen. Ich sandte am 6. Januar 738 Transportzettel hinaus und habe heute, also nach 5 Wochen, 114 zurückerhalten. Im Laufe des Jahres kommen noch etwa 200, und vom Rest höre ich nichts mehr. Wenn ein Kaufmann im Januar seinen Geschäftsfreunden den Auszug sendet, dann bekommt er ihn innerhalb sechs Wochen sicher zurück, und die Fälle, wo er ihn gar nie zurückerhält, dürften ver schwindend gering sein. Im Buchhandel ist's allerdings auch hierin anders, trotz unserer berühmten Organisation und unserer vorzüg lichen Verkehrsordnung. Deshalb möge sich der Herr Kollege vom Sortiment mit dem Verleger trösten und die betreffende Bestimmung der Verkehrsord nung, wie ich dies schon lange thue, als ideale Bestimmung betrachten. St., 10. Februar 1899. L. kl. Der Fall Koch und Verwandtes. (Zu der Artikelreihc «Ein neuer Kollege» in Nr. 26, 33, 34, 37 d. Bl.) Daß Herr königlicher Hof- und Verlagsbuchhändler H. Oester witz dem Fall Koch-Maier-Wehling gegenüber nicht teilnamlos bleiben, sondern seine, schon mehrfach für die Läuterung des Buch handels gebrochene Lanze von neuem einlegcn werde, war voraus zusehen. Etwas reizlos wirkt der Angriff für diejenigen, die den Bekundungen des Herrn Oe. folgen insofern, als er seine Munition der mit zehn Pfennig bewerteten »Reform des Buchhandels- ent s a a l. nimmt, die bereits genügend ins Treffen geführt worden ist. Noch mehr befremdet der Umstand, daß Herr Oe. an einer früheren Stelle seiner wirkungsvollen Ausführungen zwar sagt: «wir schließen uns nicht ab, wir sind keine Kaste; aber wir wollen, daß jeder heraustrete, der Buchhandel treiben will«, daß er aber trotz dem Koch, der doch herausgetreten ist und sich damit einer öffent lichen Kurmethode unterwirft, nicht dulden will. Mir ist der Widerspruch zwar nicht ausfällig, da indes aus Koch vielleicht noch etwas Tüchtiges werden kann, Widersprüche eines Er ziehers aber durchaus nicht günstig wirken können, so würde eine Aufklärung schon deshalb willkommen sein, weil sicher Koch das Pro und Kontra der durch ihn hervorgerufenen Expektorationen mit Aufmerksamkeit verfolgt, soweit ihm das seine anerkannte Jugend gestattet. Ein höheres Alter des Koch würde freilich für manche Auf gaben, die ihm entgegentreten werden, richtiger sein. Aber Herr Oe. hat die angezogene Erklärung ganz bedingungslos hingestellt, und da für den übergroßen Prozentsatz unserer jetzigen Bevölke rung die Pflicht zum Verdienen mit dem Verlassen der Volksschule beginnt, so ist leider vorerst ein Herantreten solcher auch an den Buchhandel nicht zu verhindern. Manchmal habe ich selber Zweifel - besonders wenn man sieht und hört, mit welcher spielenden Leichtigkeit jeder, der nur will, im Buchhandel sein Brot findet —, ob die Verleger gut thun, noch Artikel zu bringen, deren Verständnis außerhalb der Bildungs rade liegt, die oas Abiturium 1>>—-> festlegt. Der bequeme Genuß, en die populäre Litteratur aller Kategorieen vermittelt, fördert nur zu leicht die Meinung, daß es ebenso einfach sei, solche Geistes produkte herzustellen oder, was noch schlimmer wäre, zu vertreiben. Dieser fundamentale Gesichtspunkt ist noch gar nicht genügend ge würdigt und verdiente wohl, mehr in den Vordergrund gerückt zu werden. 170*
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