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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.02.1899
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1899-02-03
- Erscheinungsdatum
- 03.02.1899
- Sprache
- Deutsch
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- Zeitungen
- Saxonica
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928 Nichtamtlicher Teil. 28, 3. Februar 1899 der Höhepunkt der formalen Kunst, der formalen Gesinnung. Aber die Italiener bewegten sich doch zu viel im Konventionellen, der geistige künstlerische Gehalt ist bei ihnen nicht sehr groß. Diesen geistigen Inhalt können wir mit Genuß bei den Meistern der deutschen Renaissance finden, besonders bei Dürer, Schongauer und Holbein. Diese beschränkten sich nicht auf das Formale, sondern sie durchdrangen ihre Stiche, ihre Schnitte mit der Macht ihrer Phantasie und dem ganzen malerischen Wollen und Können. Namentlich Dürer. Es ist dies der Meister, der für den Holz schnitt mit einen, Schlage alles erreicht hat, was dem Holzschnitt zu geben war, die malerische Wirkung, die bis dahin dem Kupfer stiche gehörte. Ein so gewaltiger Anstoß konnte am Buchgewerbe und anderen Künstlern nicht spurlos vorübergehen. Und daraus erklärt es sich, daß ganz andere Charaktere, andere Ziele entstehen, sie richten sich auf malerische Wirkung und Phantasie. Es ist ein großer Genuß, Dürer und Holbein auf ihren Bildern nachzugehen; aber, ein großes »Aber«: die Harmonie des Formalen, die Grund sätze der Harmonie zwischen Zeichnung und Type geraten ins Schwanken. Darum geben die deutschen Meister der Renaissance nicht so gute Lehren wie die Italiener. Wir müssen aber wohl unterscheiden, daß es auch deutsche Meister gab, die unter italienischem Einflüsse standen, namentlich der Augsburger Burgkmair. Eine Reihe von Initialen, Vignetten und Drucke zeigen uns die Umsetzung der italienischen Renaissance; aber man sieht dabei den Geist, die Phantasie des deutschen Künstlers. Lucas Cranach beschränkt sich in einer großen Reihe von Titelzeichnungen aus eine einfache Umritzzeichnung. Die Um rahmung geht dann bei den Deutschen immer weiter. Es ist erstaunlich, welche Menge von Buchschmuck inan damals verlangte, Titelumrahmungen wurden selbst bei den bescheidensten Flug blättern verwendet. Von den Werken eines Straßburger Meisters kann man sagen, sie zeigen den Uebergang zum Malerischen. Wenn man gegen diese Blätter die formale Reinheit der Italiener in Betracht zieht, so muß man sagen, daß sie den formalen Grund sätzen nicht mehr entsprechen. Wenn wir nun Dürer sehen mit seinen architektonischen Rahmen, seiner kräftig und wuchtig gezeichneten Realistik, so kann inan sich der Wahrnehmung nicht verschließen, daß er und seine Nachfolger weniger Rücksicht auf die dekorative Wirkung nehmen. So geht es auch mit der Illustration im Texte. Sehen Sie den »Theuerdank« mit seiner köstlichen Schrift von echt kalligraphischer Laune mit den lustigen und fröhlichen Schnörkeln und Biegungen, so finden sie das schön; aber dennoch geben hier Schrift und Zeichnung schon ein Beispiel für den Verfall. Wenn Sie diese Seiten eines Baselers, des Ambrosius Holbein, ansehen, so werden Sie mit mir den Eindruck haben, hier stimmt die Zeichnung nicht inehr zur Type, der Rahmen erdrückt die Schrift. Dagegen bleibt bei Hans Holbein in seiner breiten, freien, offenen Zeichnung das Formale noch bestehen, die Zeichnung fügt sich in ihrem Tonwerte noch trefflich der Type an und erzielt eine dekorative Wirkung. Aber seit Mitte des 18. Jahrhunderts gehen die Zeichner immer mehr zum Illustrativen über, das sich immer mehr erweitert und ein Uebergewicht über die Schrift, die Type, gewinnt. — So bin ich mit diesen drei großen Epochen zu Ende. Barock und Rokoko werde ich das nächste Mal besprechen. Cs kommt darauf an, daß wir uns dieser Grundlehren bei dem, was wir das nächste Mal zu besprechen haben, erinnern. Das Bisherige war die Brücke zur Einführung in den Geist der alten Vorbilder. Betrachten Sie diese Meister und diese drei Epochen als die wirklich wahren Schulen für heute. Ich sehe unsere Fachzeit schriften, unsere Schulprogramme durch, finde aber niemals, daß diese Vorbilder benutzt werden. Wir lernen zwar für das Leben und nicht für die Schule; aber gerade deshalb ist es notwendig, in unseren Fachschulen für die Praxis zu schulen. Das nächste Mal werde ich die modernen Aufgaben des Buchdruckers behandeln; ich darf Sie aber heute wohl noch bitten, sich die hier ausliegenden Bücher und Proben anzusehen. — Lebhhafter Beifall wurde auch dieses Mal Herrn Direktor I)r. Jessen zuteil, dessen Vortrag durch die fast ohne Unterbrechung sich folgenden Lichtbilder ein besonders anschaulicher und lehrreicher war. Im dritten Vortrage, der heute, am 3. Februar stattfinden wird, werden die jetzigen Aufgaben des Buchdrucks, die Schrift, die Verzierungen, der Satz und seine mannigfachen Ansprüche be handelt werden. IV. Kleine Mitteilungen. » Der neue Postzeitungs-Tarif und die deutsche Papier industrie. — Der neue deutsche Postzeitungstarif ist vom Bundes rat genehmigt worden und wird demnächst den Reichstag beschäf tigen. Die Papier-Zeitung befürchtet davon eine bedeutende Schä digung der Papier-Erzeugung und des Papierhandels. Sie hat daher den Mitgliedern des Bundesrats und des Reichstags eine Denkschrift übersandt, deren Bedenken schon in einem Artikel des selben Blattes Nr. 7 vom 22. Januar zum Ausdruck gelangt sind. Wir heben aus diesen! Artikel folgendes hervor: »Nach dem Entivurf des neuen Postzeitungstariss soll die Entlohnung der Post in Zukunft aus drei Zahlen zusammengesetzt werden. Die eine besteht aus 10 für jede Bezugszeit (also bei Quartalsbezug aus 40 ^ jährlich), die andere aus 15 jährlich für jede in der Woche erscheinende Ausgabe, die dritte stellt eine Be zahlung für das beförderte Gewicht dar und soll 10 H für jedes der in einem Jahr gelieferten Zeitungen betragen. Durch diese Sätze will man die Entlohnung der Post mit deren Leistungen in Einklang bringen, kehrt also zu Grundsätzen zurück, die schon bei Einführung des 10 -H-Portos verlassen wurden. Vor jener Zeit mußte umsomehr Porto bezahlt werden, nach je weiterer Entfernung der Brief versandt wurde, während jetzt Briefe und Pakete von Berlin nach Konstanz nicht mehr kosten als nach Potsdam. Zur Berechnung des beförderten Gewichts würde eine große Zahl neuer Beamten erforderlich, und es ent stände dadurch eine den rasch wachsenden Zeitungsverkehr störende Komplikation und eine Quelle von Streitfragen. »Das Schlimmste ist jedoch, daß die Verleger durch Bezahlung von 10 ->) für jedes versandte Kilo Zeitungen darauf hingewiesen würden, möglichst leichtes, also geringes Papier zu verwenden und auch den Druck so zusammen zu drängen, d. h. aus kleinen Typen zu bilden, daß er möglichst wenig Raum bedeckt. Hier durch würden Papierfabrikation und Druck-Industrie schwer ge schädigt. Das Publikum bekäme in den Zeitungen minderwertiges Papier, und die schon sehr verbreitete Kurzsichtigkeit würde sich infolge Verkleinerung und Zusammendrängung der Typen noch weiter ausdehnen. «Die neue Vorlage besticht bei oberflächlicher Betrachtung durch anscheinend gerechtere Entlohnung der Postleistungen. Diese sollte jedoch gar nicht ins Gewicht fallen, wenn man die dadurch hervor gerufene Verschlechterung und Einschränkung der Zeitungen berück sichtigt. Besonders das Erscheinen billiger Blätter würde dadurch erschwert, also gerade den Unbemittelten, d. h. dem Volk, die geistige Nahrung verteuert. Nur die teueren Zeitungen, die auch für den neuen Tarif eingetreten sind, würden Vorteil daraus ziehen, wenn man den billigeren Wettbewerbern den Vertrieb erschwerte. »Die jetzt giltige Berechnung ist äußerst einfach und läßt den Verkehr unbehindert. Sie ermöglicht es den Verlegern, unbekümmert um das Gewicht, das Papier groß und dick zu nehmen und es deutlich zu bedrucken. Sie legt die größten Abgaben denen aus, welche die größten Einnahmen haben, und sollte in ihren Grund sätzen nicht geändert werden. Um mißbräuchlicher Ausnutzung des Postzeitungstarifs durch minimale Bezugsgebühr vorzubeugen, könnte man eine Mindestabgabe feststellen. -Wenn wir annehmen, daß die vom Postzeitungsamt be förderten jährlichen 1085 Millionen Zeitungen durchschnittlich gegen 50 ^ wiegen, so ergiebt sich ein Gesamtgewicht von etwa 50 Millionen IcZ Papier. Es wird den Verlegern leicht sein, dieses Gewicht um 10 Prozent, d. h. um 5 Millionen zu verringern. Mit den durch die Post versandten würden die durch Buchhandel, Streifband und Boten versandten Exemplare auf gleiches Gewicht vermindert, so daß man obige Zahl ungefähr verdoppeln, d. h. die sofortige Verminderung des Papier-Verbrauchs auf 10 Millionen Icg; schätzen kann. Viele billige Blätter können die höhere Taxe nicht zahlen und müßten eingehen, neue würden nur in erheblich ver minderter Menge gegründet. »Die Mehreinnahme von mehreren Millionen Mark, die die Post durch den neuen Tarif erzielen soll, würde durch Einschränkung des Zeitungsgewerbes erkauft und müßte als Besteuerung der In telligenz und der Volks-Belehrung angesehen werden.« .... Gerichtsverhandlung wegen Zolas »Paris«. — Die österreichisch-ungarrsche Buchhändler-Correspondenz berichtet fol gendes über eine Gerichtsverhandlung in Graz: Vor einem Er- kenntnisgerichte unter dem Vorsitze des Landesgerichtsrates R. v. Karnitschnigg fand dieser Tage in Graz die Verhandlung gegen den dortigen Buchhändler Herrn Adam Cieslar wegen Vergehens der Verbreitung verbotener Druckschriften statt. Das Landes- als Prcßgericht Wien hat schon am 17. März v. I. und seither häufig Nummern der »Wiener Extrapost» beschlagnahmt, die in der Romanbeilage einen Teil der Uebersetzung des Zola'schen Romans »Paris« enthielt. Herr Cieslar hat nun drei Exemplare dieses Romans in deutscher Uebersetzung von A. Berger in seiner Buchhandlung verkauft und noch zwei weitere Exemplare zum Ver kaufe bereit gehalten. In diesen deutschen Uebersetzungen befinden sich aber die verbotenen Stellen. Der Angeklagte verantwortete sich damit, daß ihm die Beschlagnahme der »Extrapost« wegen der betreffenden Romanstelle wohl bekannt gewesen sei, daß er sich aber dachte, diese Stelle sei in der deutschen Buchausgabe nicht ent halten. Der Verteidiger Ur. v. Derschatta führte aus, daß eine Stelle des betreffenden Romans in der »Extrapost» wohl beschlag nahmt worden sei, daß der ganze Roman aber später unbeanstandet
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