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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.02.1899
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1899-02-17
- Erscheinungsdatum
- 17.02.1899
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- Deutsch
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1332 Nichtamtlicher Teil. — Sprechsaal. ^ 40, 17. Februar 1899. Personalnachrichten. f Ferdinand Wüstenseld. — Am 8. d. M. ist in Hannover der berühmte Orientalist Geheimer Rat Professor Or. Ferdinand Wüstenseld, langjähriger Lehrer und Bibliothekar an der Uni versität Göttingen, einundncunzig Jahre alt, gestorben. Die Zahl seiner Schriften ist bedeutend. Besonders hat er sich um Heraus gabe und Bearbeitung wichtiger historischer und geographischer Quellenwerke der Araber (namentlich ist Jakuts geographisches Wörterbuch zu erwähnen) verdient gemacht. Er war 1808 geboren. Seine Göttinger Lehr- und bibliothekarische Thätigkeit erstreckt sich über die Jahre 1832 bis 1889. Sprech Novitätenvertrieb. Der Vorschlag des Sortimenters in Nr. 3 d. Bl., daß die Verleger den mühseligen, kostspieligen Vertrieb von Neuigkeiten, namentlich wissenschaftlicher Werke, durch Gewährung einer Verrechnung mit 40°/o Rabatt lohnender gestalten sollten, hat weder Erwiderung, noch Zustimmung erfahren, wohl weil jedem Verleger die Un möglichkeit der Erfüllung klar ist. Da aber ähnliche gutgemeinte Vorschläge öfter austauchen, so ist eine kurze Stellungnahme dazu doch wohl erwünscht, schon um zu zeigen, daß die Verleger nicht achtlos an ihnen vorübergehen. Die Gewährung eines Rabatts von 40° o bei wissenschaftlichen Werken würde eine ganz bedeutende Steigerung der Ladenpreise erforderlich machen. Der Verleger ist aber keineswegs imstande, seine Preise willkürlich anzusctzen. Er muß dabei die Kaufkraft des Publikums, die Preise von Konkurrenten und oft auch die Wünsche des Autors beachten. Selbst bei einem gemeinschaftlichen Vorgehen der Verleger würde schwerlich die nötige Preiserhöhung durchzusetzen sein. Was hätte aber der Sortimenter davon, wenn dies gelänge? 1. würde der Anreiz für den Verleger, möglichst viel von seinen Verlagswerken direkt an das Publikum zum Ladenpreise zu ver kaufen, ungemein verstärkt werden; 2. die müheselig wenigstens in gewissen Grenzen gehaltene Schleuderet würde, wenn alle Bücher mit 40'/g geliefert würden — der Varrabatt könnte doch nicht niedriger sein als der im Rechnungs verkehr —, derart allgemein werden, daß alle Sortimenter, um konkurrieren zu können, mit 15—25° „ Kundenrabatt liefern müßten. Kein Börscnverein der Welt würde diese Entwicklung aufhalten. Die Verhältnisse im Musikalienhandel sind doch Warnung genug. Wer, der einen größeren Bedarf an Musikalien hat, kauft noch ohne hohen Kundenrabatt, wem kommt der hohe Verlagsrabatt bei den Musikalicn zu gute? Auf diese Weise kann also der Novitätenbetrieb nicht ertrag reich gemacht werden, im Gegenteil muß man sagen, eine wesent liche Erhöhung des Verlege rrabatts über die gegen wärtig üblichen Grenzen würde derTod des Provinzial sortiments sein. Ebenso würde es aber eine Bankerott- crklärung des Sortimentsbuchhandels sein, wenn er den Neuig keitenvertrieb aufgäbe. Denn darauf, daß der Sortimenter seinen Kunden neue Bücher in natura vorlegt, sie so zum Kaufen reizt und ihnen ermöglicht, erst zu sehen, dann zu kaufen, beruht im wesentlichen die wirtschaftliche Bedeutung des Sortiments. Verliert aber ein Stand seine wirtschaftliche Be deutung, so wird ihn keine Macht der Welt auf die Dauer halten. Der Sortimenter, der den Neuigkeitenvertrieb aufgiebt, sägt an dem Ast, auf dem er und seine Kollegen sitzen. Wie ist da zu Helsen? Ein Allheilmittel giebt es hier so wenig wie anderswo. Nur zweierlei möchte ich heute heraus- grcifen: Eins von den Mitteln, die bisher zu wenig angewandt werden, ist die Spezialisierung, die besondere Pflege bestimmter Zweige. Sie kann dem Einzelnen in vielen Fällen die Existenz und Konkurrenz erleichtern. In den Bereich der Vereinsthätigkeit müßte sodann die energische Bekämpfung der Lehrlingszüchtcrei gezogen werden, die unserem Berus scharcnweis ungeeignete Ele mente zuführt. G. IV. k. Was ist eine Buchhandlung? Bor kurzem war aus dem Börsenblatt zu ersehen, wie leicht es ist, Buchhändler zu werden. Ich möchte nun einmal an einem einzigen Falle zeigen, was alles in den Rahmen einer Buchhand lung gehört. Hier in Breslau haben wir Buchhändler mit der Konkurrenz der Firma: -Geschäftsstelle des Evangelischen Schriftenvereins» zu rechnen, die seit ihrem Bestehen jährlich Beiträge ihrer Mitglieder empfängt, Kirchenkollekten zugcwendet erhält, das Recht hat, unter den begüterten Einwohnern von Breslau Sammlungen für sich zu faal. veranstalten, vom evangelischen sozialen Centralausschuß fiir Schlesien mit Geld unterstützt wird und außerdem noch dadurch Propaganda für sich macht, daß ihre Leiter immer aufs neue erklären, ein Teil des Reinertrages komme der Mission zu gute. Nach diesem Unikum wäre also unter Buchhandlung ein Verein zu verstehen, dessen Vorstand eifrig bemüht ist, von den ver schiedensten Seiten Geld geschenkt zu erhalten und dafür einen Teil des etwaigen Reingewinns der Mission zuwendet. Davon, daß die sämtlichen Jahre hindurch ein Reingewinn garnicht vorhanden ewesen ist, sondern die Buchhandlung laut Jahresbericht sich stets amit abgefunden hat, Gratisverteilungen von christlichen Zeit schriften und Pfennigpredigten vorzunehmen, will ich hier gar nicht sprechen. Wie soll aber der gewöhnliche Buchhändler — der, da ihm niemand etwas schenkt, doch unmöglich auch erklären kann, daß ein Teil seines Reinertrages der Mission zu gute kommt — gegen eine derartige Konkurrenz erfolgreich ankampfen? Auf die Herren Verleger kann er nicht rechnen, da diese im Gegenteil hocherfreut sind, eine so vorzügliche Absatzquelle gefunden zu haben. Ist mir doch obige -Geschäftsstelle» von den Herren Verlegern mehrfach als Vorbild hingestellt worden, da sie infolge von Kolportage in der Stadt und auf dem Lande sich in der für die Verleger erfreulichen Lage befindet, große Bezüge zu machen. Trotzdem also obige -Geschäftsstelle» durch die Art ihres Be triebes sich gänzlich außerhalb des Rahmens einer Buchhandlung stehend erweist, wird sie doch als volle Buchhandlung gewertet und erfreut sich des größten Entgegenkommens seitens der Herren Verleger. Als neueste Errungenschaft obiger -Geschäftsstelle» ist folgendes zu verzeichnen: Neben der -Geschäftsstelle» besteht jetzt eine -Evan gelische Buchhandlung», die laut Jahresbericht rechnerisch von der -Geschäftsstelle« vollständig getrennt ist, jedoch eigentümlicherweise laut demselben Jahresberichte die Unkosten der Geschäftsstelle in der Höhe von ca. 500 gedeckt hat. Es ist gewiß ein interessantes Problem, in welcher Weise die von der Geschäftsstelle völlig ge trennte Buchhandlung diesen Posten verbucht hat. Sodann hat der Geschäftsführer der -Evangelischen Buchhandlung» ganz Schle sien per Rad bereist und den Geistlichen der Provinz kundgethan, daß die Buchhandlung fürderhin auch Talare, Altardecken u. s. w. führen wird. Bald aber wird die Buchhandlung sogar in eine Aktiengesell schaft umgewandclt werden, da bereits eine Anzahl Herren, haupt sächlich Pastoren, zu diesem Zwecke bestimmte Beiträge gezeichnet haben. Dies ist also vorläufig der Schlußstein eines von der Wohl- thätigkcit getragenen Unternehmens, das anfangs nichts anderes bezweckte, als gute Schriften ins Volk zu bringen, und dessen Gründer hoch und heilig versicherten, daß ihnen nichts ferner lä^e, als irgend einer Buchhandlung Konkurrenz zu machen, und sich deshalb buchhändlcrischer Unterstützung erfreuten. Jetzt aber er klären dieselben Herren, es wäre ja traurig, wenn irgend eine Buchhandlung durch den Schriftenverein geschädigt werde, aber die Mission könne doch unmöglich darunter leiden. Man sieht also, welch einen hohen Begriff die Herren von der Wichtigkeit ihrer Gründung und einen wie geringen Begriff sie von den Em pfindungen derer haben, die einst, auf ihr Wort bauend, ihnen mit Rat und That zur Seite gestanden haben. Schade nur, daß die Gegenleistungen des Schriftcnvereins der Mission gegenüber in gar keinem Verhältnis stehen zu den großen Vorteilen, die ihm aus seiner Propaganda fiir die Mission erwachsen. Steht es doch that- sächlich so, daß der Schriftcnverein ohne jegliche Mühewaltung seinerseits allen Buchhandlungen vorgezogen wird, weil nach der Meinung des Publikums der Buchhandel nur in die eigene Tasche wirtschaftet, der Schriftenvcrcin jedoch alles der Mission zuwendet. Hier giebt es nur ein Mittel: den Schriftenverein gänzlich außerhalb des Rahmens einer Buchhandlung zu stellen, was er durch sein Verfahren ja eigentlich schon von selbst thut. Dann erst können die Herren unter Opfer an Zeit und Geld von sich sagen, daß sic selbstlos für eine gute Sache thätig sind; nicht aber, wenn sie durch Beteiligung an einem Aktienunternehmen ans eine möglichst hohe Dividende rechnen. Breslau. R. Dülfer, Buchhändler.
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