Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.03.1899
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1899-03-08
- Erscheinungsdatum
- 08.03.1899
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18990308
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189903085
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18990308
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1899
- Monat1899-03
- Tag1899-03-08
- Monat1899-03
- Jahr1899
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
55, 8. März 1899. Nichtamtlicher Teil. 1831 von zwei Urnen in Aussicht genommen. Diese haben die Gestalt eines Eies, an das drei nackte Männer angeklebt sind. Diese drei Männer sind auf einen Würfel gestellt, der an Zierlichkeit dem Würfel gleicht, der als Schlußstein des Reichstagsgebäudes figuriert. Gegenüber solchen Erscheinungen fragt man sich: Ist nicht ein Grundfehler vorhanden in der Organisation, die für die Ausschmückung des Rcichstagsgebäudes zu sorgen hat? Ich glaube, wir müssen einen hier am -Ort anwesenden Künstler als Leiter annehmen und müssen mit der Hebung brechen, den Baumeister des Gebäudes auch als Leiter dieser Ausschmückung mit einem jährlichen Gehalt von 10000 ^ bcizubehalten. Staatssekretär des Innern, Staats-Minister Or. Graf von Posadowsky-Wehner: Meine Herren! Was zunächst das be rühmte Deckengemälde betrifft, so muß ich allerdings zugestehen, daß ich nicht habe ganz entdecken können, wie die Symbolik dieses Gemäldes im Zusammenhänge mit der Thätigkeit einer gesetz geberischen Versammlung steht. (Große Heiterkeit.) Aber, meine Herren, ich glaube, es liegt hier ein formaler Fehler zu gründe. Wenn ich in der Lage wäre, Kunstwerke für Ausschmückung des Reichstages zu bestellen, so würde ich wahrscheinlich verlangen und vertragsmäßig festsetzen, daß mir vorher die Skizzen vor gelegt werden. (Sehr richtig! rechts.) Unzweifehaft hat aber der leitende Architekt, wenn er dieses Kunstwerk bestellt und end- giltig hat anfcrtigen lassen, innerhalb seiner ihm bisher gelassenen Kompetenz gehandelt. Nur insoweit liegt ein Irrtum vor, als im Foyer des Reiches nicht Landeswappcn, sondern Städtewappen angebracht werden sollten, während jenes Deckengemälde Landes wappen darstellt. Ich glaube, an der künstlerischen Bedeutung der Sache wird das nichts Wesentliches ändern. (Sehr richtig!) Ich weiß nicht, ob der Bundesrat geneigt wäre, diese Dekoration bei sich aufzunehmcn. (Große Heiterkeit! Hört! hört!) Ich habe dar über den Beschluß des Bundesrats noch nicht eingeholt. Wenn man, wie ich, aus dem Schatzamt hervorgegangen ist und eine Arbeit 30000 kostet, so werden Sie bei mir vielleicht das kleinliche Ge fühl verstehen, daß ich doch den Wunsch hatte, diese Deckendekoration irgendwie zu verwenden. Wie ich sie zum erstenmal sah, das kann ich nicht leugnen, war ich einigermaßen betreten. (Heiterkeit.) Ich wandte mich aber an ganz unparteiische kunstverständige Per sonen und suchte sie in wohlwollender Weise auf den Eindruck die ser Gemälde vorzubereiten (große Heiterkeit), in der Hoffnung, daß ich damit eine Stärkung meines Wunsches erreichen würde, daß die Dekoration doch noch angenommen würde und die so er hebliche Summe hierfür nicht ganz verloren wäre. Ich muß aber sagen, ich habe bei meinen Bemühungen wenig Gegenliebe gefunden (Heiterkeit), sondern mir haben auch die Personen, die ich fragte, erklärt, die Malerei eigne sich allerdings nicht dazu, im Reichs tage dauernd zu bleiben. — Was nun die Ausschmückung des Reichstages überhaupt betrifft, meine Herren, so denke ich mir die Frage allerdings anders. Ich meine, man sollte an der Aus schmückung eines so wichtigen nationalen Gebäudes, ivie der Reichs tag des deutschen Volkes ist, eine ganze Kunstschule allmählich heranbilden. (Sehr richtig!) Man sollte nicht von der Ansicht aus gehen, daß in kurzer Zeit — ich möchte sagen, fast fabrikmäßig - Kunstwerke hergestellt werden, nur um den Fonds auszugeben (sehr gut!), die Postamente zu besetzen, die Flächen auszumalen, sondern man sollte mit aller Ruhe warten, bis sich hervorragende Künstler zeigen, die geeignet sind, einzeln diese Aufgaben zu lösen (sehr wahr!), und ihnen sollte man dann auch mit freigebiger Hand solche Aufgaben übertragen, damit sich ihr Genie an diesem großen nationalen Bauwerk bethätigen kann. (Lebhafte Zustimmung.) — Ich möchte weiter auf die Frage der Urnen übergehen. Meine Herren, bekanntlich sind die Urnen und noch einige andere Sachen bestimmt, auf der Pariser Ausstellung das deutsche Kunstgewerbe in hervorragender Weise zu vertreten. (Heiterkeit.) Sie sollen hergestellt werden aus einer Ersparnis am Baufonds des Reichs tages. Wir haben im vorigen Jahre in der Budgetkommission darüber eingehende Verhandlungen gehabt. Ich habe damals auf Grund dieser Verhandlungen die Ausführung der bereits in Be stellung gegebenen Sachen sofort suspendiert, bis die neue Kom mission gebildet war; die neue Kommission hat indes jenen Auftrag von neuem genehmigt. Aber, meine Herren, diesmal ist so ver fahren worden, daß in dem Vertrag ausdrücklich steht: zunächst sind die Zeichnungen und Modelle vorzulegen, und wenn die Zeich nungen und Modelle die Billigung der Kommission nicht finden, wird die Bestellung einfach widerrufen. Hier ist also noch voll kommen rs8 intsAra. Ich würde mich an und für sich an dem Preis nicht stoßen; denn wenn man hervorragende Bronzen haben will — und die hervorragendsten Bronzen werden doch noch immer an der alten historischen Stelle der Vronzegießerei, in Paris, ge schaffen —, so ist der Preis an und für sich kein bedeutender; aber ich meine, für die Summe muß auch wirklich ein Kunstwerk ge schaffen werden. Ob diese Aufgabe hier gelöst ist, das zu ent scheiden, wird Sache der Kommission sein .... Ich hoffe dringend, daß cs der jetzigen Kommission möglich sein werde, die wichtige Frage der allmählichen Ausschmückung des Reichstages in einer Weise zu lösen, die der Würde des Gebäudes entspricht und der deutschen Kunst zu gute kommt. (Bravo!) Abgeordneter Broemel (fr. Vgg ): Die betreffende Malerei hat auch mir widerstrebt, aber manche Worte des Herrn Lieber thun doch denjenigen ivehe, die den Bestrebungen des Künstlers mehr Anerkennung zollen als wir. Wappen und Wappentiere haben allerdings zur Ausschmückung des Hauses bis zum Ueberdruß Ver wendung gefunden. Aber man muß nicht bloß an das denken, was angebracht ist, sondern auch an das, was unterblieben ist. Das Werk des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten hat deutlich darauf hingcwiesen, daß ein Parlament mit seinen wechselnden Mehrheiten keinen Gegenstand für künstlerische Aufgaben darstellt. Im englischen Parlamente sind die Statuen der berühmten Parla mentsredner. Selbst im preußischen Abgeordnetenhause hat die Figur der Beredsamkeit eine Stelle gefunden. Im Reichstagssaale finden Sie nur die Frauengestalt der Gerechtigkeit an dem Stuhle des Präsidenten und die springenden Hammel an den Thürcn. Das ist Absicht gewesen. Was die deutsche Volksvertretung fordern kann, ist, daß zum Ausdruck kommt, daß dieses Haus das HauS des Reichstages ist. — Die Ausgabe wird bewilligt. Kleine Mitteilungen. Deutschland auf der Pariser Weitaus st ellung 1900. — Der deutsche Reichstag bewilligte am l. d. M. die Kosten der Be teiligung des Reichs an der Weltausstellung in Paris im Jahre 1900 im Betrage von 3534000 Der Ausstellungskommissar, Herr Geheimer Ober-Regierungs rat Or. Richter, bemerkte zu diesem Titel folgendes: «Bei einem großen internationalen Unternehmen, wie einer Weltausstellung, sind natürlich alle daran Beteiligten bemüht, möglichst große Er folge zu erzielen und es muß daher mit den Vorbereitungen recht zeitig begonnen werden. Die Vorbereitungen für den Jndustrie- palast sind soweit fertig gestellt, daß die Vollendung noch vor dem Abschlüsse dieses Jahres zu erwarten ist. Ebenso werden auch die übrigen Ausstellungsgebäude rechtzeitig für die Aufnahme der einzelnen Schaustücke bereit sein. Die deutsche Industrie bringt dem Unternehmen im allgemeinen ein sehr reges Interesse ent gegen, so daß die Hoffnung besteht, daß wir auf allen Gebieten gut, auf verschiedenen sehr gut vertreten sein werden. Es werden allerdings auch sehr bedeutende Anforderungen an uns gestellt, höhere als in Chicago, und es wird schwer sein, bei dem nicht be deutenden Umfang der Plätze den hochgespannten Erwartungen gerecht zu werden. Ich habe im allgemeinen keinen Anlaß, mich über die Regelung der Platzfrage zu beklagen. Die Verhand lungen mit den französischen Behörden haben sich stets in den konziliantesten Formen bewegt. Es ist meine Pflicht, das anzu erkennen. Deutschland wird mit England, Rußland und den übrigen großen Nationen gleich große Plätze haben, wir werden alle An strengungen darauf zu richten haben, hinter keiner dieser Nationen zurückzustehen. Auf die Anregung des österreichischen Sektions chefs haben sich die Vertreter der verschiedenen fremden Staaten zu einer Vereinigung zusammengethan, in der gemeinsame wichtige Angelegenheiten beraten werden. Das hat sich als sehr vorteilhaft erwiesen, und cs ist gewiß auch gut, daß sich bei der Häufigkeit dieser Zusammenkünfte die Vertreter der verschiedenen Kationen menschlich näher treten. Deutschland ist durch seine geographische Lage vor anderen Nationen insofern im Vorteil, als die Trans portkosten und die persönlichen Reisekosten verhältnismäßig geringe sind, und als wir auf diese Weise auch leichter in der Lage sind, uns über alle Vorgänge auf dem Ausstellungsterrain zu infor mieren. Der Plan des deutschen Repräscntationsgebäudes hat allgemeinen Beifall gefunden. Die wissenschaftliche Ausstellung wird der industriellen keine Plätze wcgnehmen. Namentlich kommt für Deutschland die Ausstellung von Maschinen in Betracht, und cs wird hier nicht ganz leicht werden, bei deren Umfange sich mit dem vorhandenen Platz cinzurichtcn. An die deutsche Industrie kann ich nur die Mahnung richten, alles zu thun, was in ihren Kräften steht, damit am 15. April 1900 auch die deutsche Abteilung ihre Pforten öffnen kann. Allen Männern, die bisher ihre reiche Erfahrung in den Dienst des Unternehmens gestellt haben, sage ich für ihre selbstlose Mitarbeit an dieser Stelle meinen Dank.» Bismarck-Archiv, Bismarck-Bibliothek und Bismarck- Museum. — Zur Errichtung eines Bismarck-Archivs in Stendal hat sich ein Ausschuß gebildet, der folgenden Aufruf erläßt: -Nachdem der Tod das deutsche Volk seines Bismarck beraubt hat, erwächst uns, den Ueberlebendcn, die Aufgabe, alles zusammen- zubringcn, was an Briefen und Urkunden von seiner Hand vor handen ist als Selbstzeugnissc seines großen Geistes und seines unermüdeten Wirkens im Dienste des Vaterlandes. 244
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder