Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.03.1899
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- 1899-03-08
- Erscheinungsdatum
- 08.03.1899
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^ 85, 8. März 1899. Nichtamtlicher Teil — Sprechsaal. 1833 vorige» Jahre wurde anläßlich der Gebietserwerbung in China eine festliche Flottendemonstration veranstaltet und damit für Be gründung des Deutschen Flottenvereins Propaganda gemacht. Heuer, ivo die Agrarbewegung im Vordergründe des Interesses steht, sah der Verein sich veranlaßt, am 25. Februar einen deutschen Bauernabend zusammcnzurufen, um so der notleidenden Landwirtschaft wenig stens seine Sympathie zu zeigen und der Hochschätzung für diesen dem Buchhandel gewissermaßen verwandten Beruf Ausdruck zu geben. Hat doch auch der Buchhändler ein weites Feld zu bestellen und die Körnlein des Wissens zu sammeln, zu vermehren und sie dann als nutrimsntum Spiritus den weitesten Schichten des Volkes zugänglich zu machen! — Es war ein buntes und bewegtes Treiben, das sich da vor dem Auge der Teilnehmer entfaltete. Selbst der würdige Saal des Buchhändlerhauses hatte, soweit es die strenge Bauordnung der Geschäftsstelle zuließ, ein dörfliches Gewand durch Aufführung einiger Häuser angelegt, und dazwischen wogte es von Vertretern beiderlei Geschlechts des mitteldeutschen Flachlandes, Thüringens, Schlesiens, des Erzgebirges und Harzes; der wackere Schwab', der Rheinländer, der oberbayerischc Bua mit seinem Dearndl — kurzum alles war vertreten, was unser liebes deutsches Vaterland an charakteristischen Trachten aufzuweisen hat. Selbst das biedere Schulmeisterlein fehlte nicht und eine Menge städtisches Volk, das durch die angeschlagene Ortsverordnung bei strenger Strafe ver warnt war, sich mindestens mit einer angemessenen Kopfbedeckung zu versehen, tummelte sich neugierig unter den Dorfbewohnern umher. — Nachdem die Ortskapelle ihre Weisen hatte ertönen lassen, trat eine neu engagierte Coupletsänger-Gesellschaft auf, die eine Reihe vortrefflicher Leistungen zum besten gab. Besonders der ausgezeichnete Bassist und der Damenkomiker ernteten stürmischen Beifall. In den Pausen unternahmen es einige schmucke Baucrn- madels, eine Auslese von Frühlingsboten im Interesse der Hilfs kasse des Vereins an den Mann zu bringen, lind mancher Nickel, der sonst vor dem Ausgeben von einem Familienvater hin- und hergewendet sein würde, entschlüpfte unter dem Eindrücke dieser Nixenaugen der sparsamen Hand ohne Bedenken, und manche mit einem Sträußchen unerwartet beglückte Gattin fühlte sich unwill kürlich in die schöne Brautzeit zurückversetzt, wo ihr Auserwählter als galanter Ritter sie noch freigebig mit den Kindern Floras be glückte, welche löbliche Eigenschaft er später nur ach zu bald ablegte. Nach Beendigung der humoristischen Vorführungen wurde zum wichtigsten Teil des Festes, der Tanzbclustigung, geschritten. In weiser Fürsorge hatte der thätige Vorstand angeordnet, daß sämt liche Tische aus dem Hauptsaal entfernt wurden und alle seßhaften Leute in den Nebensälen Unterkunft suchen mußten. Dadurch wurde einer Ueberfüllung vorgebeugt, und alles konnte sich in bester Harmonie abwickeln. Auf den schier endlosen Rundgang folgte ein von 16 Paaren der munteren Dorfjugend ausgeführter Bauerntanz, der vorzüglich klappte und den Ausführenden, sowie dem Lehrer alle Ehre machte. In den übrigen Pausen sorgten kleine Intermezzi für Erheiterung und Belebung des Ganzen. So wurde unter anoerm ein reisender Fechtbruder, der sich ohne genügende Legitimation unter die Dörfler begeben hatte, vom Gemeindediener festgenommen, wußte sich aber beim Wirtshaus des Rades eines durstigen Strampelbruders zu bemächtigen, und suchte damit das Weite. Ein jäher Sturz führte ihn jedoch wieder dem Arme der Gerechtigkeit zu, und da auch der Radler den Gesetzesvorschriften nicht genügt hatte, so wun derten beide Jnkulpaten mit dem Muster eines sächsischen Orts cerberus aufs Gemeindeamt. — Ein Jtaliano ließ zum Besten der Hilfskasscn seine Drehorgel in Aktion treten und führte als Mäßigkeitsapostel einen ausgestopften Affen als Warnungszeichen mit sich herum. — Auch ein waschechtes Zigeunerpaar mit einem Bruder Petz an der Kette, diese bekannte Dorfplage, fehlte nicht, unterschied sich aber von den Originalen wesentlich dadurch, daß es seine Künste, Wahrsagen re. in den Dienst der Wohlthätigkeit stellte und daß höchstens der weibliche Teil als Herzensdieb hätte beschuldigt werden können. — Damit auch — um auf die anfangs erwähnte politische Seite der Veranstaltung zurückzugreifen — der in der Presse ventilierte angebliche Mangel an Schlachtvieh all ab- surclum geführt werde, trieb ein Clown ein munter auiekendesi Schweinchen durch den Saal, zum Gaudium sämtlicher Dorf-! bewohner, die sich schon im voraus der zukünftigen »Eisbeine« erfreuten, — womit nicht auf den Mangel an Wärme angespielt sein soll! — Doch es würde zu weit führen, alles das namhaft zu machen, wodurch der rührige Vorstand die Ücberslüssigkeit eines besonderen Vergniigungsausschusses zu erweisen suchte, während die Anhänger dieser Bestrebung in dankbarer Anerkennung der Leistungen in ihrer Ansicht noch bestärkt wurden, daß dem Vorstand allein die Ausgestaltung eines solchen Festes nicht aufgebürdct werden dürfte. Es soll nur noch erwähnt werden, daß der eine der ausgeschmückten Nebensäle eine Reihe von Weinlauben aufwies. Hier war eine zweite Kapelle stationiert, die während der Tanzpausen durch volkstümliche Klänge L in Rixdorfer die Illusion verstärken sollte, daß man sich beim »Heurigen« zusammengefunden habe. Zu bald nur verstrichen die Stunden der Freude, und als Schreiber dieses zu ziemlich früher Stunde dem heimischen Herde zueilte, wiesen die Räume erst wenige Lücken auf; die übrigen Gäste konnten sich noch nicht mit dem Gedanken vertraut machen, daß der Morgen zu grauen begann. Wann die letzten ans Nachhausegehen dachten, nm für den inzwischen heraufgekommenen Sonntag mit seinen Pflichten neue Kräfte zu sammeln, darüber schweigt die Chronik. 0. 8. Personalnachrichten. Teilnahme des deutschen Kaisers für einen Schrift steller. — Aus New Aork wird unter dem 6. d. M. gemeldet: Der deutsche Kaiser hat an die Gattin des erkrankten amerikani schen Schriftstellers Rudyard Kipling hier das nachstehende Tele gramm gerichtet: (Uebersetzung.) »Als ein enthusiastischer Verehrer der unver gleichlichen Werke Ihres Mannes erwarte ich mit Spannung Nachricht über sein Befinden. Gott gebe, daß er Ihnen und allen erhalten bleibe, die ihm für die herzerhebende Art dankbar sind, in der er die Thaten unserer großen gemeinsamen Rasse be sungen hat. Wilhelm I. R.» Frau Kipling hat durch Vermittelung des deutschen Bot schafters in Washington Sr. Majestät ihren tiefgefühlten Dank aussprechen und gleichzeitig melden lassen, daß sich Herr Kipling auf dem Wege der Besserung befinde. Professoren-Jubiläum. — Der berühmte Germanist an der Berliner Universität Geheimer Regierungsrat Professor Karl Weinhold, geboren 1823, beging am 4. d. M. das Jubiläum seiner vor fünfzig Jahren erfolgten ersten Berufung zum llniversi- tätsprofessor, die 1849 nach Breslau erfolgte. In Berlin lehrt er seit 1889. Seine kulturhistorischen Arbeiten, seine Forschungen auf dem Gebiete der altnordischen und altgermauischen Mythologie und der deutschen Volkskunde, seine Werke litterar- historischen Inhalts und endlich seine wichtigen sprachwissen schaftlichen Veröffentlichungen haben ihm längst einen Ehren platz unter den Meistern der germanistischen Philologie ein geräumt, und sein reiz- und gemütvolles Werk »Die deutschen Frauen im Mittelalter«, sowie manche andere Schriften über unser deutsches Volksleben haben seinen Namen auch in nichtfachwissen schaftlichen Kreisen bekannt und beliebt gemacht. Bon seinen Werken nennen wir: »Die deutschen Frauen im Mittelalter- — »Altnordisches Leben-— »Die heidnische Todtenbestattung in Deutsch land» — »Die Pvlargcgenden Europas nach den Vorstellungen des deutschen Mittelalters» — »Die Sagen von Loki« — »Die Riesen des germanischen Mythus» — »Über den Mythus vom Wanenkrieg- — »Zu den deutschen Kriegsaltcrthümern- — »Glücks rad und Lcbcnsrad» — »Weihnachtsspiele und Lieder aus Süd deutschland und Schlesien» — -Heinrich Christian Bote» — -lieber deutsche Rechtschreibung (1852)» — »lieber deutsche Dialektforschung» — Beiträge zu einem schlesischen Wörterbuch» — »Alemannische Grammatik» — »Bayrische Grammatik» — -Die gothische Sprache ini Dienste des Christenthums» — »Mittelhochdeutsches Lesebuch» — Mittelhochdeutsche Grammatik» — »Kleine mittelhochdeutsche Gram matik» — -Verbreitung und Herkunft der Deutschen in Schlesien» —. Außerdem gab er I. M. R. Lenz' -Gedichte- und »Dramatischen Nachlaß» heraus, ferner die Ausgaben der althochdeutschen -Isidor- Fragmente» — des -Pilatus Fragments» u. a. Seit 1891 giebt er auch die «Zeitschrift des Vereins für Volkskunde» heraus. Sprechsaal. Mitteilung und Aufforderung. Der Schriftsteller und stuck, pliik. Heinrich Michalski aus Berlin, dessen Adresse ich neulich im Börsenblatt suchte, hat, wie sich jetzt herausstellt, während seines kurzen Aufenthalts hier (vom Oktober bis Januar) bei sämtlichen sechs Göttinger Buchhandlungen und TeivSun!>l«L»Iasttt Jahraana, auch in anderen Geschäften erhebliche Schulden gemacht; ist, ohne seine Adresse zu hinterlassen, ins Ausland (Zürich?) gegangen, und sein Vater schreibt mir, daß er für seinen Sohn nichts bezahle. Alle Kollegen, die p. p. Michalski, ehe er nach Göttingen kam, ebenfalls nicht bezahlt hat, bitte ich, mir dies mitzuteilen. Ebenso suche ich seine jetzige Adresse. Zugleich wäre cs wünschenswert, 245
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