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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.03.1899
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- 1899-03-16
- Erscheinungsdatum
- 16.03.1899
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- Deutsch
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2054 Nichtamtlicher Teil. 62, 16. März 1899. Ein anderes köstliches Pröbchen ist Ernst Ecksteins Plau derei, die »Litterarische Novität«, die gleichfalls mit gutem Humor der schlechten Gewohnheit des Bncherentleihens zu Leibe geht. Es giebt nun freilich Leute, die behaupten, wenn das Buch gelesen werde, so sei damit dessen Zweck erfüllt. Die Verpflichtung, den Säckel des Verfassers oder gar Verlegers zu füllen, könne und dürfe niemandem auferlegt werden. Diese Ansicht schädigt die Bücherproduktion aufs empfindlichste. Weil nur noch Kalender, Koch- und Bilderbücher, Knall erbsen oder »Du sollst und mußt lachen«, die »Geheimnisse» von Berlin und'anderen Orten auf einen sicheren Absatz rechnen können, finden sie immer leicht einen Verleger. Ernste oder gar wissenschaftliche Werke unterzubringen, wird immer schwerer, und weil der materielle Gewinn gar nicht im Einklang steht zu der aufgewandten Mühe, so wenden sich immer mehr und mehr begabte Leute der wertlosen, aber lohnenden Tageslitteratur zu. Welche Summen von Geist und Intelligenz die Zeitungen verschlingen, wie viele Talente durch das öde Einerlei ihrer Tagesarbeit zu Grunde gehen, läßt sich kaum ermessen. Und wie viel der unberühmte »Schriftsteller«, der von seinem Berufe leben will, produzieren muß, zeigt schon ein Blick in die Honorarliste eines kürzlich erschienenen Schriftsteller- und Journalisten-Kalenders. Das Durchschnittshonorar in einer Zeitperiode, verglichen mit den übrigen wirtschaftlichen Bedingungen derselben, ist für die jeweilige Wertschätzung geistiger Arbeit in der be treffenden Zeit charakteristisch; Klopstock erhielt für seinen vielbewunderten und gepriesenen Messias zwei Thaler pro Bogen. Das gleiche Honorar wurde Lessing für seine Ueber- setzungen gezahlt, als er noch genötigt war, fürs tägliche Brot zu arbeiten. Auch Goethe ist im Anfänge seiner litte- rarischen Laufbahn sehr mäßig honoriert worden. Für die »Stella« erhielt er von Mylius 20 Thaler. Später, als er mit I. G. Cotta in Verbindung trat, ist es freilich anders geworden. Bekannt sind die Honorarziffern für die Jahre 1796 bis 1882, sie beliefen sich auf 233 969 Gulden — 401090 Ebenso bei Schiller, der von 1795—1805 24106 Gulden — 42185 bekam. Die Honorarverhältnisse in den anderen Ländern, insbesondere in Frankreich, haben durch Tony Kellen erst jüngst eine eingehende, auch hier erwähnte Darstellung gefunden — das Bekannte soll hier nicht wieder aufgetischt werden. Erwähnt sei nur noch die Mitteilung Hamanns über das höchste Honorar, das ivohl je für ein wissenschaft liches Werk bezahlt wird. Es dürfte wohl dasjenige sein, das am 1. Dezember 1925 in St. Petersburg ausgezahlt werden soll — es beträgt 1439 220 Rubel. Kurz vor seinem Tode deponierte nämlich Arantschejew, der Schöpfer der berüchtigten Nowgoroder Militärkolonieen und langjährige Freund und Berater Alexanders I. von Rußland, im Jahre 1833 in der Reichsbank 50 000 Gulden in klingender Münze. Laut dem Testamente sollte diese Summe bis zum Jahre 1925 uebst Zinsen unangetastet bleiben, um dann demjenigen zuerteilt zu werden, der zum 1. Dezember 1925, dem hundertjährigen Todestage Kaiser Alexanders I. die beste Geschichte seiner Regierung verfaßt, worüber die St. Petersburger Akademie der Wissenschaften zu entscheiden hat. Zu vier Prozent verzinst wird das deponierte Kapital den Betrag von 1918 960 Rubel ergeben, wovon jedoch nur drei Viertel—- 1439 220 — dem Verfasser des gekrönten Werkes zukommen, während mit dem letzten Viertel — 479 740 Rubel — die sämtlichen Kosten der Herausgabe des Werkes gedeckt werden sollen. Daß der Preis eines Buches nicht immer im Einklang steht zu seinem Werte oder der Summe, die der Verfasser dafür erhalten hat, ist genugsam bekannt, und so fügt sich ein Kapitel über den buchhändlerischen Wert passend an das Vorangegangene an. Mühlbrecht hat bekanntlich in einem Buche: »Die Bücherliebhaberei am Ende des 19. Jahr hunderts« eine eingehende und lehrreiche Geschichte der Preis- chwankungen und -Steigerungen gegeben, der Hamann in einzelnen Punkten sich nnschließt. Darüber Hinairs belehrt er eine Leser über das gesamte im Lesepublikum doch wenig be kannte Getriebe im Buchhandel, er berichtet vom Kommissionär und Sortimenter, von der Forderung der festen Preise Und dem Schleuderer, erläutert den Wert der Ansichtssendung für Bücher-Käufer und -Verkäufer, rät mit Recht, immer gebundene Exemplare vorzuziehen, um sich in den Fällen, wo von großen Werken neben der Lieferungsausgabe auch eine in gebundenen Bänden veranstaltet wird immer für die letztere zu entscheiden. Die Darlegungen über den Geschäftsverkehr des Buchhändlers, eine Quellen und Hilfsmittel führen naturgemäß auf die Beschreibung und Wertung der Bücherlexika und Kataloge. Hier und in einem späteren Kapitel über das Bibliotheks wesen tritt der Verfasser mit Wärme für das in diesem Blatte wiederholt gewürdigte Dewey'sche Decimalklassifikatious- system ein. Von ihm erhofft er eine tiefgreifende Reform unseres Katalogwesens. Den Abschnitten über das Buch im allgemeinen und in der Gegenwart folgt eine Reihe weiterer Kapitel, die das Buch und seine Schätzung in der Vergangenheit, die Ge schichte seiner Entwickelung und Herstellung verfolgen. Birh Wattenbach und andere Fachschriftsteller sind hier die Gewährs männer gewesen, aus deren gelehrten Büchern der Verfasser das Passende und Wichtige ausgewählt und »vom Ballast der Anmerkungen befreit«, allgemein-verständlich dargestellt hat. Zu knapp scheint mir das Schlußkapitel über Jllustrations- kunst ausgefallen. Ueber die Arten der Reproduktion herrscht nicht nur bei Gebildeten, sondern selbst bei Schriftstellern und Autoren illustrierter Werke noch ziemliche Unkenntnis, so daß eine Belehrung hier auf Dank rechnen dürfte. Eine künftige Auflage, die wir dem anreguugsreichen Buche von Hamann wünschen, wird hier gewiß erweitert werden. Wer immer den »Umgang mit Büchern» aufschlägt, wird ihn gerne bis ans Ende lesen, der Bücherfreund, dem er nichts Neues sagt, dessen Verhältnis zu seinen Freunden ein so inniges und erprobtes ist, daß er hierfür keines Rat schlages mehr bedarf, wie auch der Neuling, der oft in eine fremde Welt geführt wird. Der Buchhändler, der hier in die Lage kommt, eine sogenannte »Hausbibliothek» (richtiger Prunkbibliothek) einzurichten, sollte als Nummer 1 derselben immer Hamann's Umgang mit Büchern aufstellen. Vielleicht, daß dieses Buch die toten Schätze belebt und die Prunk bibliothek in eine wirkliche Hausbibliothek verwandelt. Wert und Bedeutung dieser hat Hamann in den Versen umschrieben: Ein gutes Buch des Hauses Segen — Sein Wert verweht nicht wie der Wind, lind kann's Dein Herz bewegen, So liest's noch Kind und Kindes Kind. Ein gutes Buch sich stets erweist Als eines Hauses guter Geist; Der Segen, der ihm beigesellt, Sich stetig neu und wirksam hält. Wien. A. L. Jellinek. Kleine Mitteilungen. Ostermeß-Ausstellung von Neuigkeiten des deut schen Verlags. — Wie in früheren Jahren, so wird auch wäh rend der diesmaligen Buchhändlermesse eine Ausstellung von Neuigkeiten des deutschen Buch-, Kunst-, Landkarten- und Musi kalienhandels im deutschen Buchhändlerhause zu Leipzig ver anstaltet werden, die dann, wie üblich, bis Mitte September als Jahresausstcllung wcitergeführt werden wird. Wir verweisen auf die Einladung zur Beschickung der Ausstellung im heutigen amt lichen Teile d. Bl. und machen noch besonders darauf aufmerksam, daß diesmal den graphischen Zweigen, deni Buch- und Steindruck,
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