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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.03.1899
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1899-03-22
- Erscheinungsdatum
- 22.03.1899
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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2254 Künftig erscheinende Bücher. 67, 22. März 189S. Verlag vrir Fr. ZVilh. Grans«» i« Leipzig. s14306j " Moritz kusch; cagebuchbläner werüen vonnerstag. clen ro. Märr ausgegeben »»W»M Vorwort der In dem Erlaß vom 3. August 1898 hat unser Kaiser dem Fürsten Bismarck als „dem Meister der Staatskunst, dem furchtlosen Kämpfer im Kriege wie im Frieden, als dem hingebendsten Sohne seines Vaterlandes und dem treuesten Diener seines Kaisers und Königs" ein Denkmal schöner Pietät gesetzt. Dieser Bismarck hat in seinen „Gedanken und Erinnerungen", die seit Monaten im Vordergründe des Interesses stehen, seine großen, weltumspannenden Ideen und Kämpfe selbst geschildert, diesen Bismarck wollen auch die „Tagebuchblätter" in einem Zeiträume von mehr als zwanzig Jahren schildern. Sie sind wesentlich verschieden von der über hasteten und ungesichteten englischen Ausgabe, die sich, für große Teile nicht zutreffend, als ein „Tagebuch (ckiar^)" bezeichnet. Sie bringen vieles, was in dem arg verstümmelten englischen Texte fehlt, sie enthalten manches nicht, was dort unbedacht abgedruckt worden ist, Dinge, deren Veröffentlichung man nur beklagen kann, weil sie entweder unbedeutend oder Aeußerungen persönlicher Gereizt heit in der Umgebung des Fürsten sind. Den Reichskanzler vor allen» sollen diese Blätter zeigen, die Parteiungen unter seinen Leuten nur nebenher. Sie zerfallen in zwei wesentlich von einander verschiedene Teile. Etwa die Hälfte bildet das stark ergänzte Tagebuch, das Moritz Busch während des Feldzugs von 1870/71 geführt hat, und das unter dem Titel „Graf Bismarck und seine Leute" seit 1878 schon in sieben starken Auflagen zu einem deutschen Haus- und Volksbuche geworden ist. Diesem Teile folgen, unter brochen durch ausführliche Schilderungen des alten Auswärtigen Amts und der Landsitze des Fürsten Varzin, Schönhausen und Friedrichsruh, teils einzelne Tagebuchblätter, teils ganze zusammen hängende Reihen solcher aus den Jahren 1871 bis 1893, aus der Zeit, in der Busch im Interesse und im Aufträge des Reichs kanzlers für die Presse thätig und mit der Ordnung des Stoffes für die „Gedanken und Erinnerungen" beschäftigt war, zu denen der erste Vorsatz mindestens schon 1877 gefaßt worden ist (s. Bd. II, 487), beides in engster Geineinschaft mit Lothar Bücher, dem der Fürst wie keinem andern in seiner Umgebung vertraut hat, und dessen Verlust er aufs schmerzlichste empfand. Aus Buchers eignen seinem Freunde Busch anvertrauten Aufzeichnungen werden solche Stücke gegeben, deren Veröffentlichung jetzt möglich ist. An hangs- und Anmerkungsweise sind im dritten Bande einige er gänzende Darstellungen auf Grund des in der englischen Ausgabe abgcdruckten Briefmaterials beigefügt, weil sich die Herausgeber noch nicht für berechtigt hielten, diese Schriftstücke nach den Ab schriften der deutschen Originale im Wortlaute zu veröffentlichen. Endlich folgen Tagebuchblätter, die Busch 1864 vor und während des dänischen Krieges im Lande selbst und während der Kriegs wochen von 1866 in Leipzig ausgezeichnet und schon in seinen „Neuen Tagebuchblättern" 1879 veröffentlicht hat, die aber um so willkommener sein werden, als die damaligen Ereignisse an vielen Stellen der vorliegenden Bände erwähnt werden. Die Tagebuchblätter geben eine Reihe von kleinen Bildern auf dem großen weltgeschichtlichen Hintergründe dieser Zeit. Es sind viele Stimmungsbilder darunter, aber eben Bilder von Bismarcks Stimmungen/ zugleich sehen wir in einer Weise, wie es bisher noch nicht möglich gewesen ist, in die Art hinein, wie der Reichs kanzler für seine Zwecke die Presse benutzte, deren Wichtigkeit für diese er ebenso zu schätzen wußte, wie er gewöhnliche Zeitungs artikel als „Druckerschwärze" mißachtete. Die Aufgabe, Bilder von photographischer Treue zu liefern, wird selten ein Mensch so voll kommen gelöst haben wie Busch. Welche Anspannung und Aus dauer dazu gehört hat, das tritt vor allem in dem Tagebuche aus dem Kriege 1870/71 hervor. Kein andrer in der Umgebung des Kanzlers hat es so vermocht, Bilder dieser Art von seinem Leben in dieser großen Zeit festzuhalten, auch Abeken nicht/ wie wenig würden wir also ohne Busch von all den Dingen wissen, die uns aus seinen Blättern so lebendig cntgegentreten! Einzelne Jrrtümer Herausgeber. und falsche Auffassungen sind bei solchen Aufzeichnungen ja ganz unvermeidlich, aber sie fallen oft nicht einmal dem Verfasser zur Last, sondern dem, dessen Aeußerungen er wiedergiebt, und den Ton der Stimme, den Ausdruck des Sprechenden, die ganze Situation kann ohnehin niemand in der Schrift festhalten, die können nur in der Phantasie einigermaßen wiederhergestellt werden. Wer niemals Aehn- liches selbst versucht hat, der hat über Aufzeichnungen dieser Art gar kein Urteil; wer sie überhaupt verwirft, der muß auf das Eigentüm lichste und Lebendigste verzichten, der müßte auch Luthers Tischreden verwerfen. Und welches Recht hatten dann die zahllosen Leute, mit denen Fürst Bismarck vor und nach 1890 zusammenkam, ihre Ein drücke mitzuteilen, ohne daß sie der Kanzler kontrollierte, was er auch bei Aufforderungen derart gewöhnlich abzulehnen pflegte? Steht aber die subjektive Zuverlässigkeit des Tagebuchschreibers außer Zweifel, so ist es jetzt, nachdem wir eine reiche Memoiren- litteratur erhalten haben, auch möglich, seinen Aufzeichnungen oft bis ins einzelne hinein nachzugehen. Es ist eine Aufgabe der Redaktion gewesen, in den Anmerkungen diese Belege beizubringen, ohne daß Vollständigkeit der Nachweise erstrebt worden wäre. Sie sind reichlicher in der ersten Hälfte, wo die großen Thatsachen sich drängen, sparsamer in der zweiten, wo es meist nur darauf ankam, auf die im Texte oft nur gestreiften Thatsachen mit kurzen Er läuterungen hinzuweisen. Auf hohem Kothurn erscheint Fürst Bismarck in diesen Blättern freilich nicht, sondern im Hausrock, nicht im Parlament und im Kabinett, sondern im Arbeitszimmer und im vertrauten Verkehr mit seinen Getreuen zu Hause bei sich, kurz in einer Umgebung, ivo er sich wie jeder frei und ungezwungen äußerte, wo er rückhaltlos und wohl auch rücksichtslos seiner Stimmung und Verstimmung, seinem Verdruß und Zorn Ausdruck gab, wo er über Personen und Dinge mit schneidender Schärfe, oft auch einmal wohl ungerecht urteilte. Niemand wird ein solches Urteil als objektive historische Wahrheit auffassen, niemand wird in jedem rasch hingeworfenen Satze ein Dogma sehen. Und wollten ivir den Fürsten Bismarck uns immer nur als den großen Streitredner und den genialen Staatsmann vörstellen, so würden wir ein höchst einseitiges, also ein falsches Bild von ihm ge winnen/ erst wenn wir ihn auch als Menschen in seiner alltäglichen Arbeit und Umgebung kennen lernen, haben wir ein vollständiges, also ein richtiges Bild des gewaltigen Mannes. Und wer wollte sic missen, die Blicke in diese Seele voll genialer Gedanken, voll Stolz, Zorn, Leidenschaft und Haß, aber auch voll guter Laune, voll heißer Vaterlandsliebe, altgermanischer Königstreue und tiefer, ehrlicher Frömmigkeit! Wie er da immer wieder scherzt und spottet oder klagt und zürnt und doch trotz aller Ermüdung niemals die Hand vom Ruder läßt, weil er es für sündhaft hält, seinen greisen König zu verlassen! Er selbst, der immer alle Pose haßte und eifrig bemüht war, Legenden um seine Person zu zerstören, er hat niemals seine Gestalt nur von der einen Seite zeigen wollen, weder in seinen „Gedanken und Erinnerungen", noch in dem, was er andre von sich veröffentlichen ließ, ohne seine Verantwortung, aber meist auch ohne Widerspruch. Verkleinert wird sein Bild durch solche Züge wahrhaftig nicht, sondern uns nur menschlich näher gerückt: er wird uns so erst verständlich und nur noch teurer, denn die wahre Größe gewinnt in der Nähe, nur die falsche Größe verliert. Aehnlich ist es mit seiner Sprache. Er konnte sich je nach den Umständen vornehm und gewählt oder drastisch und populär ausdrücken, gerade wie sein Lieblingsdichter Shakespeare/ beides gehörte zu seiner Natur, und er handhabte beiderlei Ausdrucksweisen mit gleicher Vollkommenheit. Das Be mühen, nur die erste bei ihm zu finden, würde er selbst als eine j Fälschung verächtlich zurückgewiesen haben. Die Frage, inwieweit es taktvoll oder taktlos, diskret oder indiskret sei, dies oder jenes von dein Gehörten und Gesehenen öffentlich zu erzählen, wird je nach der Empfindung des Einzelnen
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