Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.03.1899

2290 Nichtamtlicher Teil. 69, 24. März 1899. daß noch bis Ostern 1901 drahtgehestete Schnlbücher geduldet werden dürfen. Bon Ostern liwl av werden nur noch fadengeheftete Schulbücher zum Unterrichtsgebrauch zu gelassen werden. Der Königlich Preußische Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal- An gelegeuheiten. (gez.) Bosse. An den Vorstand des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, z. H. des zweiten Schriftführers Herrn E. Reinicke zu Leipzig. Kleine Mitteilungen. Post. — Der Staatssekretär des Reichspostamts hatte in Er ledigung eines vom Vorstande des Vereins Berliner Kauf- leulc und Industrieller an ihn gerichteten Antrages diesem mitgetcilt, daß von jetzt an Postpakete nach Finland auf dem Wege über Schweden bis zum Mcistgewichte von 5 Kilogramm versandt werden können. Die Beförderungsgebühren betragen bei der direkten Leitung über Saßnitz oder über Lübeck (nur im Sommer) 2 20 -H, bei der Leitung über Dänemark und Schweden 2 40 für das Paket. Dagegen sind Nachnahme und Sperrgut bei Postpaketen nach Finland fortan nicht mehr zulässig. Da indes für manche deutsche Interessenten am Handel mit Finland die Aufhebung der Möglichkeit zu Postpaketnach- nahme-Sendungcn erhebliche Nachteile im Gefolge haben und teil weise den schon bestehenden Geschäftsverkehr gänzlich aufheben würde, so hat der Vorstand des Vereins neuerdings an den Staatssekretär des Reichspostamts die Bitte gerichtet, darauf hin zuwirken, daß, wie bisher bei den 3-Kilopaketen, auch bei den nunmehr bis zum Meistgewicht von 5 Kilo gestatteten Postpaketen nach Finland auf dem Wege über Schweden Nachnahmepakete zugclassen werden. Die Prager Universitäts-Bibliothek und die Anti- guarc. — Aus Prag wird der Oestcrreichisch-ungarischen Buch händler - Correspondenz die nachfolgende hektographierte, vom Direktor Herrn Richard Kukula handschriftlich gefertigte Zu schrift an die dortigen Antiquare eingescndet: Z. 401. »?. V. »In der letzten Zeit ist aus der Handbibliothek der hiesigen k. k. Universitäts-Bibliothek eine ganze Reihe von Büchern, hauptsächlich medizinischen Inhaltes, in Verlust geraten. Ich mache die p. t. Herren Antiquare darauf aufmerksam, sich bei dem Ankäufe eines Werkes Titelblatt und letzte Seite genau an- zuschcn, auf welchen sich auf unseren Büchern der Stempel der k. k. Universitäts-Bibliothek befindet. Ferner bitte ich auch in dem Falle als bei einem solchen Ihnen angeborenen Werke Titel- und letztes Blatt fehlen sollten, das betreffende Werk freundlichst (sic her zu senden und Namen und Adresse des Verkäufers festzustellen. Die in der letzten Zeit gekauften Bücher bitte ich freundlichst daraufhin durchsetzen zu wollen, ob sich unter ihnen nicht eines der uns in Verlust geratenen Werke (besonders 7 Bände der »6sslrä bidiioteira leüalsüä») befindet. Ich bin bereit, diese Bücher, welche ich mir sofort herzuschicken bitte, gegen den Ein kaufspreis zurückzunehmen. Sollte cs auf diese Weise nicht ge lingen, den verlorenen Büchern auf die Spur zu kommen, und sollten sich die Abgänge in der hiesigen Handbibliothek mehren, so wäre ich genötigt, die k. k. Polizei-Direktion in Prag zu er suchen, eine Durchsuchung der Vorräte sämtlicher hiesigen Anti quare zu veranlassen. »Prag, am 7. März 1899. -K. k. Universitäts-Bibliothek. (U. 8.) Kukula (w. p.)» Die Schlußwendung der obigen Benachrichtigung hat in den Kreisen des Prager Antiquariats natürlich mit Recht Entrüstung erregt. Arbeiterbewegung. — In einer am 21. d. M. in Leipzig abgehaltenen, von ca. 80 Personen besuchten Versammlung wurde die definitive Gründung einer Organisation unter dem Namen: »Verband der Lithographen und zeichnerischen Repro duzenten Deutschlands» beschlossen. Der Verband hat seinen Sitz in Leipzig; er will seinen Zweck, »die Förderung der geistigen und materiellen Lage der Mitglieder und die künstlerische Hebung des Berufs» erreichen durch Anbahnung der achtstündigen Arbeitszeit, Abschaffung der Sonntags-, lieber- und Accordarbcit, Kampf gegen die Schmutzkonkurrenz, Beseitigung von Mißständen im Lehrlings wesen, Pflege der Berufsstatistik, Gewährung von Rechtsschutz und durch Einführung einer Unterstützung bei Arbeitslosigkeit. Im übrigen will der Verband vollständig auf dem Boden der modernen Gewerkschaftsorganisationen stehen. Das Verbands statut wurde durchberaten und angenommen, wie auch die Vorstands und Ausschußwahl vorgenommen. Es soll in allernächster Zeit ein Kongreß einberufen werden, um die Berufskollegen der übrigen deutschen Städte für die geschaffene Organisation geneigt zu machen. Buchhändler-Bezugsgenossenschast. — Wir empfingen die nachfolgende Mitteilung: Es wird viele Leser Ihrer kleinen Mitteilungen interessieren, daß heute am 22. März 1899 Herr H. Dege in Leipzig mit seiner Klage kostenpflichtig abgewiesen wurde. Die Klage lautete auf 300 ^ nebst Zinsen vom Tage der Klageerhebung, der Betrag sollte Herrn Dege als Leiter der Genossenschaft zufallen, nachdem diese ein so schnelles Ende gefunden hatte. Da 30 gleich lautende Klagen angestrengt sind, so werde ich mir zu Nutz und Frommen von bedrängten Kollegen das ausgefertigte Urteil über senden lassen und Ihrer Redaktion zustelleu. Neustadt a H. W. Rocholl. Die Kunst im Reichstage. (Vgl. Börsenblatt Nr. 55, 68.) — Nach einer Mitteilung der -Münchener Neuesten Nachrichten» hat Professor Stuck cs abgelehnt, seinen Fries im Reichstags gebäude nach dem Wunsche der Ausschmückungskommission ab zuändern. Verlngsanstalt Pasing, G. m. b. H. in München. — Die Firma Verlagsanstalt Pasing, Gesellschaft mit beschränkter Haftung in München, ist in das Gesellschastsregister eingetragen. Das Stammkapital beträgt 24 500 Gesellschafter sind: Herr Wilhelm Heinrich Frank, Buchdruckereibesitzer in Pasing, mit einer Stammeinlage von 5500 dessen Gattin Frau Louise Frank mit einer Stammeinlage von 14 000 ^ und Fräulein Augusta Frank mit einer Stammcinlage von 5000 Die Stammeinlagen werden dadurch bewirkt, daß die Gesellschafter gemeinschaftlich einlegen: den Verlag der »Pasinger Zeitung und Würmthalzeitung» samt der dazu gehörigen Buchdruckerei nebst allen Einrichtungen, Klischees, Holzschnitten, Utensilien und Manuskripten, ferner den Verlag von Franks Fahrplänen und Ansichtskarten, die Bahnhof- Buchhandlung in Pasing und die Handlung in Firma »Geschwister Frank« in Pasing zu 24500 Sind zwei Geschäftsführer ernannt, so zeichnen diese die Firma gemeinschaftlich- sind mehr als zwei Geschäftsführer ernannt, so zeichnen je zwei derselben die Firma gemeinschaftlich. Als Geschäftsführer ist der Buchdruckerei besitzer Herr Wilhelm Heinrich Frank in Pasing ernannt. (Papierztg.) Oeffentliche Buchhändler-Lehranstalt in Leipzig. - Im deutschen Buchhändlerhause zu Leipzig fand am Sonntag den 19. d. M., vormittags 11 Uhr, die feierliche Entlassung der die Lehranstalt verlassenden jungen Buchhändler statt. Es waren von letzteren 26 an Zahl, denen an Stelle des erkrankten Direktors der Lehrer Herr Cinil Leh in ann das Lebewohl der Schule zuries, wobei er mit warmen und bewegenden Worten über Charakter bildung und Charakterfestigkeit sprach und ihnen den Halt eines festen Charakters in ihrem schönen Berufe von Herzen wünschte. Im Namen der Scheidenden sprach ein Schüler dem Verein der Buch händler zu Leipzig, dem Schulvorstande und dem Lehrerkollegium seinen Dank aus. Der Vorsitzende des Buchhündlcrvereins Herr Hermann Credner wünschte den Scheidenden Glück und Segen und sprach ihnen seine Hoffnung aus, daß sie tüchtige Vertreter des gewählte» Berufes werden möchten. Nach erfolgter Preis verteilung, bei der 11 Schüler durch Prämien ausgezeichnet wurden, brachte gemeinsamer Gesang die schöne Feier zum Schluß. Ausstellung für künstlerische Photographie. — Von der Ausstellung für künstlerische Photographie in der König lichen Kunst-Akademie zu Berlin liegt jetzt das erste Heft der offiziellen Ausstellungspublikation vor. Es enthält Kunst blätter in Photogravure von: Alexandre, Brüssel; I. Craig Annan, Glasgow; Hugo Henneberg, Wien; Helene Kopetzky, Berlin; Rens le Bsgue, Paris; H. Winckelmann, Berlin; ferner Textbilder von: W. von Gloeden, Taormina; Th. und O. Hofmeister, Hamburg; Marie Gräfin Oriola, Büdesheim; Otto Rau, Berlin; Graf B. Tyszkiewicz, Paris; Hans Watzek, Wien. Der Text ist von vr. Richard Stettiner verfaßt und behandelt das Wesen der künstlerischen Photographie mit Bezug auf die diesjährige Aus stellung. Am 20. d. M., abends von 8 bis 10 Uhr, versammelten sich die Mitglieder der »Deutschen Gesellschaft von Freunden