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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.04.1899
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1899-04-05
- Erscheinungsdatum
- 05.04.1899
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- Deutsch
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^ 77, 5. April 1899. Nichtamtlicher Teil. 2537 hier nicht die Kalkulation vorlegcn — das Geschäft ergiebt einen recht erheblichen Nutzen, dessen versichere ich Sie. -Ich bemerke, daß wir dabei, da es sich hier um ein buch händlerisches Unternehmen handelt, auch mit einem zuverlässigen Buchhändler arbeiten könnten, der uns die Auswahl überließe, das Recht erhielte, in jedes Buch die Signatur -Bibliothek des deutschen Dichterbundes» zu kleben, und uns anständige Gewinn- prozentc für die Verbandskasse abgäbe. »Den Buchhandel zu umgehen wäre erst dann geboten, wenn sich dieser zu unseren Bestrebungen ausgesprochen feindlich stellte oder für zulängliches Entgegenkommen nicht zu haben wäre. -Mit diesem Unternehmen wäre indes noch etwas anderes, hochbedeutendes zu verbinden: Versorgung der öffentlichen Biblio theken mit guter, im Buchhandel nicht gangbarer Belletristik, für deren Wert wir die Bürgschaft übernehmen, wieder mit der Signa tur: Bibliothek des deutschen Dichterbundes. »Nur um erlöste Dornröschen handelt es sich hier. Hand ab von Büchern, mit denen der Buchhandel wirklich Geschäfte macht! Wir wollen nur verhindern, daß eine Fülle edler und edelster deutscher Geistesarbeit durch die Ungunst der Verhältnisse verkommt und verdirbt. Das ist eine himmelschreiende Vergeudung natio naler Kraft. -Wir wollen, von der Höhe unseres Verständnisses für das herab, was wertvoll in der belletristischen Produktion ist, die Universitätsbibliotheken mit den litteraturgeschichtlichen Werken des Genies, die Volksbibliotheken auch mit den Arbeiten der wirklichen Talente versorgen, die Gründung solcher Volksbiblio theken anregen und unterstützen — möglichst erwirken, daß in jeder deutschen Stadt eine Stadtbibliothek entsteht. Wenn der Buch handel will, können wir das billig, zu Spottpreisen, mit Nutzen für alle Teile.- Ich halte diesen Vorschlag Blüthgens für ganz praktisch und sehe keinen Grund ein, aus dem sich der Buchhandel — Verlag sowohl, wie Sortiment — ihm gegenüber ablehnend verhalten sollte. Mit den »Bibliotheken«, die doch im Grunde nichts anderes als ein Subskriptionsmittel find, das dem Ver leger einen gewissen Absatz garantiert, hat man ja ganz gute Erfahrungen gemacht. Nur würden bei Durchführung des Vorschlages Blüthgens vielleicht in manchen Fällen sonderbare Rechtsverhältnisse geschaffen, wenn der Schriftstellerverband in der angedeuteten Weise als Verleger auftreten wird; doch werden sich solche Fragen von Fall zu Fall leicht erledigen lassen. Bekanntlich beabsichtigt auch die deutsch-österreichische Litteraturgesellschaft, als Verleger für Bücher und eine Zeit schrift großen Stils aufzutreten, wenn es bisher auch bei der Absicht geblieben ist. Blüthgen kann für diesen Plan nicht begeistert sein, denn er fordert in seinem Vortrage vor allem reinliche Scheidung zwischen deutschen und österreichischen Interessen, während die Litteraturgesellschaft eine engere Ver einigung derselben anstrebt. Die verschiedenen Rechtsverhält nisse beider Staaten lassen den Vorschlag Blüthgens übrigens einleuchtender erscheinen. Er wünscht auch, daß sich eine Ver lagsgesellschaft, die sich im Besitze eines Schriftstellerverbandes befinde, mit der Tendenz selbst beschränkte: solche wertvolle Werke zu drucken und zu verbreiten, die der sonstige Ver lagsbuchhandel ablehnt oder nur für das bekannte »Butter brot« übernimmt; daß man nur da eintritt, wo Selbsthilfe nötig ist. und diese Tendenz hält er auch für die deutsch österreichische Litteraturgesellschaft für wünschenswert. Nicht im Verlage liegen nach Blüthgen die Hauptmängel beim Buch handel, sondern im Vertriebe, und deshalb ist seine Beurteilung des Sortimenters für diesen nicht gerade schmeichelhaft. Nach ihn: ist der Sortimenter im allgemeinen völlig ohne Interesse am Inhalt der ihm zum Vertriebe gestellten Bücher: -Er will verdienen — je größer der Rabatt, desto größer das Interesse. Je mehr ein Buch mit äußerlichen Reizmitteln ausge stattet erscheint, desto wahrscheinlicher dünkt ihm der Absatz. In Bezug auf den Inhalt ist er auf Reklamen angewiesen, auf die er nichts giebt; er kann doch die Bücher nicht alle lesen! Mode schriftsteller, die paar gangbaren Marken, die er durch die Nach frage bald herausbekommt, empfiehlt er mit der Miene ästhetischer Wertschätzung. Wesentlich auf seine Rechnung kommen jene ver grabenen Schütze, denen Luft geschafft werden muß. Gut, die Ge sellschaft mag es versuchen, mit ihm zu arbeiten. Aber sie muß SeibsimbseL»1>il«er Üabraan». sich darauf richten, das beste zu thun: das Publikum für die gute Litteratur zu interessieren und zum Kaufen anzuregen. Vielleicht daß man sich entschließt, noch den anderen, praktischeren Weg zur Hilfe zu nehmen: die seine Kolportage, Das wertvollste würde sein, dafür geeignete weibliche Kräfte in Anspruch zu nehmen, das ist eine bewährte Sache. Eine organisierte Armee, eine Art littera- rische Heilsarmee, die, je origineller und offener sie vor das Pu blikum tritt, um so größere Erfolge erzielen wird.» Die deutsch-österreichische Litteraturgesellschaft, wenn sie wirklich zu stände kommen sollte, was mir sehr zweifelhaft erscheint, verfolgt nun wesentlich andere Ziele; aber wenn die gar nicht schlechte Idee Blüthgens zur Ausführung gelangen sollte, so würden ihr die Sympathieen des Buchhandels wohl nicht vorenthalten bleiben. Fraglich bleibt vorderhand nur, ob der Schriftstellerverband die Sache in die Hand nehmen will. Arbeitsreich wird sie freilich sein, aber mit nicht eben allzugroßen Kosten zu verwirklichen. —s—. Kleine Mitteilungen. Die Kunst im Reichstage. (Vgl. Börsenblatt 55, 57, 58, 60, 64, 68, 69, 71, 72.) — lieber den Konflikt des Reichstags mit den Künstlern Wallot und Stuck hat der Reichstags-Präsident Graf Ballestrem der -Schlesischen Zeitung» eine längere Mit teilung »zur Richtigstellung irrtümlicher Auffassungen» zugehen lassen: — Als in der vorigen Legislaturperiode das Gebäude dem Reichstage zur Benutzung und Verwaltung übergeben wurde, löste sich die -Reichstagsbaukommission» auf und an ihre Stelle trat die -Ausschmückungskommission«, in der ausschließlich Bundesrat und Reichstag vertreten sind; den Vorsitz in dieser Kommission führt der Reichstagspräsident. Graf Ballestrem schreibt nun: »Geheimer Rat Wallot wurde mit der weiteren Leitung der Ausschmückung des Reichstags beauftragt und bezog in dieser Stellung eine feste Remuneration; er wird, wenn notwendig, zu den Sitzungen der Kommission eingeladen, ist jedoch weder Mitglied noch gar Vorsitzender derselben. Das Stucksche Gewölbe-Wand gemälde war fertig, als die Veränderung in der Verwaltung des Reichstagsbaues stattfand; in der letzten Session der vorigen Legislaturperiode besichtigten die Mitglieder der Ausschmückungs kommission das Gemälde, das auf einem oberen Korridor des Reichstagsgebäudes in gleicher Höhe mit dem Beschauer aufgestellt war; die Mitglieder der Kommission erklärten einstimmig, daß das Gemälde ungeeignet sei, an dem für dasselbe bestimmten Platze oder auch an einem anderen Orte im Reichstage angebracht zu werden. Herr Geheimer Rat Wallot trug dem neugewählten Präsidenten des Reichstags die dringende Bitte vor, doch noch eine Remedur des Be schlusses der vorigen Ausschmückungskommission herbeizusühren; zur Begründung seiner Bitte führte er an, daß die Mitglieder der früheren Kommission das Gemälde nur an einem ungeeigneten Orte, dem oberen Korridor, und in ungeeigneter Höhe zu sehen bekommen hätten und sich daher kein richtiges Urteil hätten bilden können; er bäte daher den Präsidenten, anzuordnen, daß wenigstens ein Teil des Bildes an der dazu bestimmten Stelle provisorisch angebracht würde und so die Mitglieder der neugewählten Ausschmückungs-Kommission, die übrigen Mitglieder des Bundes rates und des Reichstages und das den Reichstag besichtigende Publikum Gelegenheit fänden, das Bild in richtiger Höhe und richtiger Beleuchtung zu beurteilen. Der Präsident hielt sich nicht für ermächtigt, dem Wunsche des Herrn Geheimen Rats Wallot eigenmächtig nachzukommen, versprach jedoch, denselben in einer Sitzung der Ausschmückungs-Kommission zu hefür- worten; in dieser Sitzung, der auch Herr Wallot beiwohnte, beschloß die Kommission nach dem Anträge des Präsidenten, dem Wunsche des Herrn Wallot nachzukommen, ohne sich dadurch zu präjudizieren. — Die Hälfte des Bildes, welche die ganze eine Seite des Vorsaales zu den Präsidialzimmern einnimmt, wurde in der Weihnachtspause unter Leitung des Geheimen Rats Wallot provisorisch angebracht. — Die Mitglieder des Reichs tages fanden dasselbe bei ihrem Wiederzusammentritt am 10. Januar d. I. vor und hatten dann zwei Monate lang Zeit, dasselbe zu beobachten und nach allen Richtungen hin zu prüfen. — Der Präsident hatte sich inzwischen vergewissert, daß die Besichtigung des Bildwerkes an der für dasselbe bestimmten Stelle keine Aende- rung in den Ansichten der Mitglieder der Ausschmückungskom mission herbcigeführt hatte, und berief behufs definitiver Beschluß fassung eine neue Sitzung der Kommission; vorher hatte er Herrn Wallot hiervon in Kenntnis gesetzt und ihm anhcimgegeben, der Kommissionssitzung beizuwohnen. In dieser Sitzung gelang cs dem Herrn Geheimen Rat Wallot nochmals, die Kommission von einer schon sicher in Aussicht genommenen definitiven Ablehnung des Stuckschen Gemäldes abzuhalten; die Kommission wurde über 389
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