Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.04.1899

^ 93, 24. AM 1899. Geschäftliche Einrichtungen und Veränderungen. 3031 ck'svtrös. Vtats-llnis. Vvrsgistrswsnt (Lcsavres Uttsrairss st artistiguss. Importations st sxportirtions. — Falts ckivers : FUsma^ns. klsproäustion inckustrisUs äs monumonts. va^s- vas. vn sontrskaotsur cleyu. Versteigerungen. — Eine Auktion von Wichtigkeit wird am 1. und 2. Mai in München unter Leitung des Herrn Hugo Holding stattfinden. Die bedeutende Sammlung enthält alt griechische Vasen, Terrakotten, Marmorwerke, Bronzen und Gläser. Unter den zahlreichen Tanagrafiguren der Sammlung sind die verschiedensten Epochen vertreten. Diese Abteilung enthält Stücke ersten Ranges. Unter den Vasen verdient ein Unikum, ein Stück in Form eines Tierkopfes mit der Namensinschrift des Verfertigers, Erwähnung. — Am 27. April wird unter der Leitung derselben Firma die Münzen- und Medaillen-Sammlung aus dem Nachlaß des Herrn August Artaria-Wien versteigert werden. Lesehalle. — Die erste öffentliche Lesehalle in Berlin, die seit 1895 in der Neuen Schönhauserstraße 15 von der -Deutschen Gesellschaft für ethische Kultur- unterhalten wird, gab soeben ihren Jahresbericht für 1898 aus. Die Zahl der Besucher hat sich von 55 254 auf 89 101, die der gelesenen Bücher von 18 005 auf 29 531 vermehrt. Dies erklärt sich dadurch, daß der Ende 1897 unternommene Versuch, die Lesehalle nicht nur wie bisher abends von 6—10, sondern auch während der Mittagstundcn von 12—3 Uhr offen zu halten, im Jahre 1898 ganz durchgeführt wurde. Im Durchschnitt fanden sich täglich 251, am Sonntag 280 Leser ein, denen außer den Tageszeitungen aller Richtungen, Fachblättern, Wochen- und Monatsschriften eine Bibliothek von 5500 Bänden zur Verfügung stand. Die Unterhaltungskosten der Anstalt be trugen rund 6300 Vereinigung christlicher Buchhändler. — Die Ver einigung christlicher Buchhändler, deren Sitz Berlin ist, wird sich am Sonnabend den 29. April, vormittags >/,12 Uhr im Gutenberg keller des deutschen Buchhändlerhauses zu Leipzig versammeln, um über die Bekämpfung der Schleuderei mit christlicher Litteratur zu beraten (vgl. unten die Anzeige). Goethe-Feier in Amerika. — Die Deutschen in Boston planen für einen der ersten Tage des Mai dieses Jahres, das in seinem weiteren Verlaufe den hundertundfünfzigsten Geburtstag des Dichterfürsten bringen wird, eine Goethe-Feier, wo^u sie der Unterstützung von Professoren der Harvard-Universität sicher sind. Sie ließen folgenden Aufruf ergehen: »Am 28. August dieses Jahres werden es 150 Jahre, daß Goethe geboren wurde. Ganz Deutschland rüstet sich, diesen Tag festlich zu begehen. Die Deutschen Bostons dürfen in der Be teiligung an diesem echten Nationalfeste nicht hinter den Lands leuten in der alten Heimat zurückstehen. An einem der ersten Tage des Mai wird in dein großen Saale des Bostoner Turn vereins eine Feier stattfinden, die den Namen des größten deutschen Dichters durch Wort und Lied verherrlichen wird. Die Erträge dieser Feier sind für das Straßburger Denkmal be stimmt. Einzelheiten werden später bekannt gemacht werden. Die Unterzeichneten erlauben sich aber schon jetzt die Hoffnung auszusprechen, daß sich dieser Tag zu einer imposanten Kund gebung des Deutschtums von Boston gestalten werde.- DasProgramm verheißt folgende Reden: -Goethe als Dcutscher- (Profcssor Kuno Franke), -Goethe als Weltbürger- (Herr T. W. Higginson), -Goethe als Denker- (Herr S. R. Koehler), -Goethe als Dichter- (Professor Hugo Münsterberg). Zeitungsjubiläum. — Ein seltenes Jubiläum beging am 20. April die »Jenaische Zeitung-. Sie feierte ihr 225jähriges Bestehen. Ebenso lange ist die Zeitung im Besitz der Jenaischcn Familie Neuenhahn. In voller Unabhängigkeit hat die -Jenaische Zeitung- für die nationale und liberale Sache gestritten und sich in der deutschen Presse als eine der ältesten Zeitungen und die älteste unter den Thüringer Zeitungen eine angesehene Stellung erworben. -vibsr-, Freie Vereinigung Dresdner Buchhand lungsgehilfen. — Da die beiden vom -vibsr- in diesem Winter veranstalteten Vortragsscrien -Vier Weltstädte- und -Allerlei aus Kunst und Wissenschaft- eine sehr günstige Aufnahme gefunden haben, so veranstaltet der -vibsr- noch einen dritten Vortragscyklus in mehreren Abenden über -Buchhandel und Buchgewerbe». Der erste Vortragsabend fand am 13. d. M. statt. Herr G. W. Soraen- srey sprach über -Leipzig, die Centrale des deutschen Buch handels und ihre buchhändlerischen Einrichtungen-. Nach einer klaren Darlegung der Aufgaben des Verlegers und des Sorti menters kam der Redner auf das verbindende Glied dieser beiden, den Kommissions-Buchhandel, zu sprechen, den er eingehender behandelte. Zu diesem Abende hatten sich zahlreiche Mitglieder und Gäste eingefunden, um den Ausführungen des Vortragenden über das interessante Thema zu folgen, das er, ein Leipziger Buch händlersohn, in klarer und anregender Weise entwickelte. Dem Vortrage schloß sich eine heitere Tafelrunde an, bei der ein treuer Freund des -vibsr- und steter Gast der Vortragsabende, Herr vr. Goerler, in herzlichen und zündenden Worten der Be strebungen des -vibsr- anerkennend gedachte. — Auch der nächste Vortragsabend verspricht ein sehr interessanter zu werden. Herr Redakteur Schnauß wird über das Thema: -Aus dem Gebiete der modernen Jllustrationstcchnik» sprechen. Pcrsonalnachrichten. j- Heinrich Kiepert. — Professor Heinrich Kiepert, der berühmte Geograph und Professor an der llniversität Berlin, ist am 21. d.M. nach längerer Krankheit im einundachtzigsten Lebens jahre gestorben. f Eduard Pailleron. — In Paris ist am 20. d. M. der Lustspieldichter, Mitglied der Fsaäsmis krs-nyaiss, Eduard Pailleron im Alter von 65 Jahren gestorben. Von seinen zahl reichen Bühnenstücken sind viele auch in Deutschland aufgeführt worden; das bekannteste ist wohl -Die Welt, in der man sich langweilt-. Bekanntmachungen buchhändterischer Hereine, soweit sie nicht Organe des Börsen vereins find. ji9i07j Versammlung der Vereinigung christlicher Luchhändler am Sonnabend, den 29. April, mittags r/,12 Uhr, im Gutenbergkeller des Buchhändlerhauses in Leipzig. Tagesordnung: Beratung darüber, wie der Kampf gegen die Schleuderet mit christl. Litteratur recht Anzeigeblatt. erfolgreich durch die Vereinigung geführt werden kann. Gäste sind herzlich willkommen. Der Vorstand der Vereinigung christl. Buchhändler. Gerhard Kauffmann. Martin Warneck. Ulrich Meyer. Gerichtliche Bekanntmachungen^ s19931j z. Z. 14639. Im Namen Sr. Mas. des Kaisers! Der k. k. oberste Gerichts- und Kassationshof hat heute, am 17. Februar 1899, unter dem Vorsitze des k. k. Hofrates Ritter von Ernst, in Gegenwart der k. k. Hofräte: vr. von Pelser, Gsteu, vr. von Ssau, vr. Skalitzky, von Grienauer u. vr. Kantzler als Richter, dann des k. k. Ratssekretärsadiunkten Dlabac als Protokollführer, über die von dem Privatankläger Moritz Frisch durch vr. Julius Monath erhobene Nichtig keitsbeschwerde gegen das Urteil des k. k. Landesgerichts in Wien vom 27. September 1898, G. Z. Vr. ^ 3W1/98, ^mit Arnold Grünsfeld von der Anklage wegen Ver gehens nach ß 51 des Gesetzes vom 26. De zember 1895 R.-G-Bl. Nr. 197 gemäß ß 259 Z. 3 St.-P.-O. freigesprochen und dem Privatankläger nach 8 390 St.-P.-O. der Ersatz der Kosten des Strafverfahrens auferlcgt wurde, nach durchgeführter öffentlicher Ver- andlung, nach Anhörung des Vortrages es Berichterstatters, k. k. Hofrates vr. von Söau, den Anführungen des Vertreters des Privatanklägers, Hof- und Gerichtsadvokaten vr. Julius Monath und des Vertreters der k. k. Generalprokuratur, k. k. General advokaten Lorenz, ferner der Gcgenaus- führungen des Verteidigers des Angeklagten, Hof- und Gerichtsadvokatcn vr. Hermann Roth, zu Recht erkannt: Der Nichtigkeitsbeschwerde wird stattgegeben, das angefochtene Urteil 404»