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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.04.1899
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1899-04-18
- Erscheinungsdatum
- 18.04.1899
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- Deutsch
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88, 18 April 1899. Nichtamtlicher Teil. — Sprechsaal. 2871 dem er eine umfassende Erziehung genossen hatte, dem buchhänd- lcrischcn Berufe, in dem er später als eine Kapazität ersten Ranges geschätzt wurde, zumal er auch ein guter Kenner des außerdeutschen Geschäftes war und in Budapest, Brüssel, Paris und London Erfahrungen gesammelt hatte. Vor vicrunddreißig Jahren wandcrte er nach Amerika aus und bekleidete einige Jahre in der Steigcrschen Bcrlags- und Sortiments- Buchhandlung eine Vertrauensstellung, bevor er im Jahre 1873 im Aufträge der -American News Co.» als Filiale für fremd sprachliche Bücher, Magazine und Zeitschriften die -International News Co.» begründete, deren leitender Geist er bis zu seinem Tode war. In kurzer Zeit gestaltete er dieses Geschäft zu einem der bedeutendsten buchhändlerischen Unternehmen im Lande, und von der Höhe des Vertauens, das er hier genoß, mag die That- sache Zeugnis geben, daß die bedeutendsten Verleger Deutschlands wie Ernst Keil's Nachfolger in Leipzig, Deutsche Verlagsanstalt in Stuttgart, Bibliographisches Institut in Leipzig, Braun L Schneider in München der International News Co. die General- Agentur für die Vereinigten Staaten übertrugen. Trotz seiner aufreibenden Berufsthätigkeit fand er immer noch Zeit, an allen Bestrebungen zum Wohl und zu Ehren der Deutschen in Amerika teilzunehmen und war, nachdem er sich aüf Staten Island häuslich niedergelassen hatte, einer der Gründer der -Station Islanci ^oaäswx-, die als deutsch-amerikanische Mittelschule gedieh, nachher freilich leider gänzlich amerikanisiert wurde. Auch an dem Vereinsleben nahm er teil und war bis zu seinem Lebensende ein treuer Freund der deutschen Presse, deren Kamps ums Dasein er wie wenige seines Berufs kannte. — In den letzten Jahren zog er sich infolge seines Leidens von den Vereinen, denen er an- gchörte, zurück, und nur dem deutschen Preß - Klub, dem er so manche Weihnachtsfeier verschönte, blieb er bis zum letzten Atem zuge treu. Glücklich und voll Selbstlosigkeit, wie sein Naturell, war auch sein Familienleben. An seinem Sarge trauern seine treue Lebens gefährtin und zwei erwachsene Söhne, von denen einer den Beruf des Vaters erwählt und ihm im Geschäfte zur Seite gestanden hat. Alle, die die edlen Eigenschaften des Dahingeschicdenen gekannt haben, werden ihn in gutem Andenken behalten als das Vorbild eines echten deutschen, braven Mannes. Gestorben: am 13. April im dreiundachtzigsten Lebensjahre in Wien, wo er seit dem Osterfest zum Besuche seiner Verwandten weilte, Herr Friedrich Jrrgang aus Brünn, Mitbegründer und Mitbesitzer der dortigen angesehenen Firma seines Namens, früher Buschak L Jrrgang. Dem Nachruf des in seinem Verlage erscheinenden -Tages boten aus Mähren und Schlesien» , der seine Charakterfestigkeit, seine Bescheidenheit und Menschenfreundlichkeit rühmt, entnehmen wir folgendes über seinen Lebensgang: -Friedrich Jrrgang, obwohl kein geborener Oestcrreicher — er stammte aus der Musenstadt Weimar, wo er am 12. August 1817 als Sohn eines großherzoglichen Hofbeamten das Licht der Welt erblickte — hat sich doch als Oesterreicher gefühlt. Er war ein Mann von kernhaft deutscher und echt freiheitlicher Gesinnung, und tief hat er die politische und nationale Not unseres deutsch- österreichischen Volkes mitempfunden. Mit einer gründlichen fach männischen Vorbildung ausgerüstet, kam er, einem Rufe seines Onkels, des späteren Chefs und Begründers der heute weit be kannten Wiener Verlagsbuchhandlung L. W. Seidel L Sohn, folgend, Ende der dreißiger Jahre nach Oesterreich, konditionierte zuerst in Brünn in der Wimmer'schen, heute Winiker'schen Buchhandlung, wo er mit Ferdinand Buschak, seinem späteren Kompagnon, Freund schaft schloß, ging mit diesem dann nach Wien, wo er die stür mischen Märztagc von 1848 miterlcbte und sich willig vom Strome der freiheitlichen Bewegung erfassen ließ, und kehrte, wieder mit seinem Freunde Buschak, nach Brünn zurück, wo beide im Ok tober 1848 unter der Firma -Buschak und Jrrgang- eine Buch handlung eröffneten, die sich bald zu einem bedeutenden Ver lagsgeschäft, insbesondere mit wissenschaftlichen Werken tech nischer Natur, erweiterte. Im Jahre 1851 übernahm die Firma das kurz zuvor von Goldbach begründete -Fremdcnblatt», erwarb dann die Gastliche Druckerei, in der an Stelle des -Fremdenblattes« nun die »Neuigkeiten- hergestcllt wurden, die im Jahre 1868 in den -Tagesboten» umgewandclt wurden. Als Ferdinand Buschak am 24. Oktober 1878 aus dem Leben schied, trat Friedrich Jrrgang in den Allcinbesitz der Firma, die fortan auch nur seinen Namen trug und die in seinem ausschließlichen Besitze bis zum Oktober 1897 blieb, zu welcher Zeit Herr Rudolf Rohrer jun. in die Firma eintrat. Einen schweren Verlust, den er nie verwunden, hat Herr Jrrgang mit dem Tode seiner Frau erlitten, die ihm im November 1891 ins Jenseits voranging. Seine Ehe war kinderlos geblieben, aber aus der Traulichkeit nahe verwandter Familien drang Heller Sonnenschein in seine alten Tage. Ein gütiges Geschick hat dein allverehrten Greise, der noch bis vor wenigen Wochen die Last seiner Jahre mit erstaunlicher Rüstigkeit trug, ein langes Siech tum erspart. Nach kurzem Krankenlager ist er sanft und kampflos entschlafen.» — Ehre seinem Andenken! f Eugen Sei tz. — Ein sehr bekannter Arzt und früherer akademischer Lehrer, Geheimer Medizinalrat Professor Eugen Seitz, ist dieser Tage in Wiesbaden gestorben. Eugen Seitz war am 19. November 1817 zu Vilbel bei Frankfurt a. M. ge boren, studierte in Göttingen, promovierte in Gießen 1841, war Assistent und Dozent in Gießen und Tübingen von 1848 bis 1854, um 1856 nach Gießen zurückzukehrcn, wo er als Professor der spe ziellen Pathologie und Therapie und Direktor der medizinischen Klinik eine umfassende und erfolgreiche Thätigkeit entwickelte. Neben seinem Wirken als Universitätslehrer entwickelte er eine umfassende littcrarische Thätigkeit. Von seinen Schriften sind zu nennen -Handbuch der gesummten Augenheilkunde», -Die Auskultation und Perkussion der Rcspirationsorgane-, »Die Er kältungskrankheiten- (in von Ziemßens Handbuch der speziellen Pathologie) u. a. Ein bleibendes Verdienst hat sich Seitz nament lich um die Fortsetzung des Niemenerschen -Lehrbuchs der speziellen Pathologie und Therapie» erworben, das seit 1871 von ihm be arbeitet, eine völlige Umgestaltung erfuhr und unter Aerzten und Studierenden große Verbreitung fand. Im Jahre 1879 legte Seitz seine Professur in Gießen nieder und siedelte nach Wiesbaden über, wo er bis zu seinem Lebensende an einem wissenschaftlichen Werke über -Symptomatische Pathologie und Therapie» arbeitete und seine ärztliche Kunst in die Dienste der Mildthätigkeit und Menschenliebe stellte. Sprechsaal. Aus dem Antiquariat. Von der Meinung ausgehend, daß besonders frappierende ge schäftliche Erlebnisse möglicherweise anderen Kollegen von großem Nutzen sein können, möchte ich das Folgende zur allgemeinen Kenntnis bringen. Ende September oder Anfang Oktober vorigen Jahres fand sich in meinem Antiquariat ein Herr oancl. tüool. O. ein, der nicht unbedeutend kaufte und immer bar bezahlte. Als ich Anfang Dezember eine sehr schöne Bibliothek von ganz vorzüglich erhaltenen Werken erstand, kam auch alsbald der oben erwähnte Herr wieder und nahm fast den größten Teil jener Bücher; cs handelte sich um mehrere Tausend Mark. Selbstverständlich fiel mir das aus, und ich zog deshalb Erkundigungen ein, die das Ergebnis hatten, daß jener Herr schon einmal im Jrrenhause gewesen, aber nach kurzer Zeit als geheilt entlassen worden sei. Nähere Angehörige, an die ich mich hätte wenden können, hatte er nicht; er lebte einfach und zurückgezogen, um sich vom Studieren etwas zu erholen. Der einzige Aufwand, den er machte, war für ein Reitpferd und die Bibliophilie oder -manie, wie man will. Was sollte ich nun thun? Ich hatte cs mit einem feingebildcten, liebenswürdigen Menschen zu thun, den ich doch nicht Hinausweisen konnte, wenn er Bücher verlangte und bar bezahlte. Mitte Dezember trat aber eine von mir gefürchtete Katastrophe ein. Herr I). wurde tobsüchtig und mußte wieder in die Heil anstalt. Ich bemerkte dazu noch, daß er am Abend vorher noch mit einem seiner Freunde bei mir war und eine Bestellung aufgab. Nunmehr tauchte plötzlich ein weitläufiger Verwandter aus Helmstedt auf, der einfach alle von I). gekauften Bücher gegen das bezahlte Geld zurückgeben wollte. Ich wandte mich an einen Rechtsanwalt um Rat. Dieser fand den Fall sehr schwierig und meinte, wenn die Aerzte erklärten, daß der Käufer schon bei llebcrnahmc der Bücher geisteskrank gewesen sei, so würde das Ge richt zweifelsohne den ganzen Handel für null und nichtig erklären, denn mit Geisteskranken abgeschlossene Geschäfte, auch wenn diese nicht entmündigt seien, hätten keine Rechtskraft. Ich war schließlich der Meinung, daß ein magerer Vergleich besser sei, als ein fetter Prozeß, und nahm alle Bücher, die der Betreffende überhaupt bei mir gekauft hatte, soweit sich dies durch Quittungen feststellen ließ, gegen einen Abzug von 30"/o, den die Vormundschaft zu tragen hatte, wieder zurück. Es würde mich sehr interessieren, wenn anderen Firmen schon ähnliches begegnet wäre, darüber zu hören; bezügliche Meinungs äußerungen würden mir sehr willkommen sein. Braunschweig, im April 1899. Wilhelm Scholz. 383*
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