Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.05.1899

8980 Nichtamtlicher Teil. 123, 31. Mai 1899. und durchqeführt ist die größere Tuschzeichnung von Werner Zehme, Berlin, Auf der Balustrade im Wintergarten zu Berlin während einer Vorstellung«. Reich vertreten ist das Gebiet des Humors und der Satire. G. Brandt, Berlin, vertritt es durch eine Anzahl fiir den Kladderadatsch ausgefUhrter Zeichnungen, R- Eddel- büttel, Berlin, durch fünf Humorbilder. Rud. Grieß, München, zeigt ein besonders starkes satirisches Talent in seiner grotesken Federzeichnung »Sturm«, einer Anspielung auf die Ausschreitungen der modernsten Richtung. Auch P. Halke, Berlin, offenbart satirische Kraft in seinen politischen Zeichnungen und Skizzen. Hans Leiter, Berlin, als Zeichner von Humor bildern aus dem Soldatenleben wohlbekannt, dürfte sich auch für andere Genres wohl qualifizieren, scheint sich aber noch nicht völlig entdeckt zu haben. Interessant ist eine von ihm ausgestellte Scene aus den Gemächern eines türkischen Pascha. P. Neuenborn, Düsseldorf, hat eine gelungene Satire auf die hereinbrechende Schar der Malerinnen »Malkyren« gesandt, wertvoller aber erscheint uns seine Affen studie »Der Exportaffe«. Renö Reinicke, München, ist mit eleganten Tuschzeichuuugen und Aquarellen erschienen. Viel leicht etwas zu drastisch, doch interessant ist E. Rosenstand, Berlin, in seiner »Reisetante« in vier Schabezeichnungen. Vor züglich finden wir A. Schmidhammers (München) humoristische Zeichnungen, u. a. seine Parallele »Frankreich 1789 und 1898«. Von W. Schulz, Charlottenburg, ist eine Anzahl farbiger Karikaturen ausgestellt, die durch den Simplicissi- mus veröffentlicht wurden, von L. Stutz, Berlin, politische Karikaturen, für den Kladderadatsch gezeichnet, u. a. die »Kritisircnden Affen vor dem Stuck'schen Gemälde für das Reichstagsgebäude«. In das Gebiet der humoristischen Zeich nungen gehört auch eine Kollektion der sinn- und gemütvollen Schöpfungen von Hermann Vogel, Plauen, die hier wieder holt ausgestellt sind, darunter »Bergmännleins Uebungs- stunde«. Jagd- und Tierbilder verdanken wir Professor Woldemar Friedrich, Berlin, der eine Kollektion Bilder »Auf der Wildbahn«, und M. Plinzner, Berlin, der die wirkungs vollen Tuschzeichnuugen »Pferde bei Gewitter« und »Stall dienst« ausstellte. In dieses Genre gehört auch der vor erwähnte »Exportaffe« von P. Neuenborn. Auch Illustrationen zu poetischen Werken sind zahlreich vertreten. Hierher sind die C. Gehrtsschen Bilder zu »Tannhäuser« und »Leben und Heimat in Gott« zu zählen. F. Grotemeyer, Charlottenburg, ist vertreten durch Federzeichnungen und Aquarelle zu Märchen, zu Goethes Faust und Reinecke Fuchs, C. Liebich in Gutach durch an sprechende Illustrationen zum »Steinernen Mann«, zur »Thalkönigin« von Hermine Villinger und zu Hebels alemannischen Gedichten. Von Hugo Mühlig, Düsseldorf, begegnen wir wieder einigen seiner reizenden kleinen Federzeichnungen, Landschaften mit Staffage. A. Rothaug, Wien, sandte seine interessanten Illustrationen zu Rückerts Liebesfrühling, zu Hamerlings Ahasver und zu Märchen, M. Schlichting, Charlottenburg, Illustrationen zum Roman »Ada«. A. von Werner, Berlin, führt uns diesmal in 33 großen Rahmen Originale seiner Bilder für die Scheffelschen Werke Ekkehard, Gaudeamus, Trompeter von Säckingen, Berg psalmen, Hugdietrichs Brautfahrt, Juniperus vor. Neue Schöpfungen von Werners auf dem von ihm vor Jahrzehnten mit so großem Erfolge betretenen Gebiete der Illustration vermissen mir ungern. Zur Länder- und Völkerkunde liefern interessante Beiträge die Jsm. Gentzschen (Berlin) Bleistiftzeichnungen aus dem Orient, Naturaufnahmen bei Gelegenheit der Reise Kaiser Wilhelms nach Jerusalem. Hans Herrmann, Berlin, zeigt uns wiederholt seine oft besprochene Amsterdamer Fischhalle. F. Kallmorgen, Karlsruhe, bietet eine Anzahl Künstler-Lithographieen von seiner Reise nach dem Nordkap, C. H. Küchler, Wilmersdorf bei Berlin, ist gut vertreten durch seine interessanten, elegant gemalten Bilder aus Amsterdam und von der Insel Jersey. Skarbina, Berlin, stellte sein packendes kleines Bild »London im Morgen grauen« aus. Von den sx-Ilbris-Zeichnern sind E. Döpler d. j., Berlin, und G. Barlösius, Charlottenburg, vertreten. Wie hier Sattler u. a. fehlen, so vermissen wir auf sämtlichen anderen Gebieten hervorragende Vertreter. Vor allen fehlt A. Menzel. Einige unvergleichliche Bleistiftzeichnungen des großen Meisters gereichen der großen Gemälde-Ausstellung zur Zierde. Darunter befindet sich ein Widmungsblatt an Reinhold Begas, als den Schöpfer des Nationaldenkmals für Kaiser Wilhelm I., das die Köpfe einiger bewundernden Beschauer des Denkmals darstellt. Eine zweite Zeichnung Menzels, ebenso großartig erfaßt und wiedergegeben wie jene, zeigt uns charakteristische Köpfe aus einem Maleratelier. Auch eiuige Detailzeichnungen in Blei von Gegenständen historischen und kunstgewerblichen Charakters, bewunderungswürdig dar gestellt, entzücken den Beschauer. Paul Hennig. Kleine Mitteilungen Xssoviation littsrairs et artistiguo intornakionals. — Die -^esooiaticm littsrairo st artistigus intsrnationals, wird ihren diesjährigen (XXI.) Kongreß in Heidelberg abhalten, und zwar in den Tagen vom 23. bis 30. September. Plakate. — Zwei eigenartige Plakate, die trotz der Beschrän kung der Farben aus Schwarz und Weiß und Photographieton eine ansprechende Wirkung thun, hat uns die Gesellschaft für graphische Industrie (Verlag der -Wiener Mode«) vorgelegt. Sie betreffen zwei Werke dieses Verlages: -Die Kunst schön zu bleiben« und -Die Frau oomms il kaut- und sind in photographischem Schnellpressendruck als sogenannte Kilometcrphotographic hergestellt. Die vorzügliche Weichheit im Druck der beiden Frauenköpfe und die Schärfe der weißen Schrift auf schwarzem Grunde erfüllen den Zweck des Plakats, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, in hohem Grade. Wir sind überzeugt, daß die sauber gearbeiteten Blätter dem Sorti ment gute praktische Dienste leisten werden, halten sie aber auch als mustergiltige graphische Erzeugnisse besonderer Erwähnung an dieser Stelle wert. Gestohlene Bilder. — Aus der Kirche zu Beyghem bei Grimbergen in Belgien sind am 16. oder 17. d. M. zwei Gemälde, die unbeschädigt aus den Rahmen genommen waren, gestohlen worden. Das eine, 1,65 zu 1,30 m groß, ist ein gutes Bild von einem unbekannten Maler aus der Rubcnsschen Schule und stellt die heilige Anna dar, die ihre Tochter das Lesen lehrt,- das andere ist eine sehr gute Kopie des im Museum zu Brüssel befindlichen Bildes van Wee's -Die Flucht nach Egypten», 1896 gemalt, und hat einen Wert von 1000 Frcs. Mitteilung von dem etwaigen Äuftauchen dieser Gemälde nimmt das Königliche Polizei-Präsidium zu Berlin entgegen. Alte Handschriften. — Interessante Manuskripte scheinbar centralasiatischen Ursprungs, und zwar aus dem fünften Jahr hundert v. Ehr., hat, wie der Beilage zur Allgemeinen Zeitung geschrieben wird, Professor Cecil Bcndall, von der Abteilung für orientalische Litteratur im Britischen Museum, in Nepal gefunden. Professor Bcndall ging nach Nepal, um in der dottigöü be rühmten Bibliothek des Maharadschas für das Britische Museum und die Universität von Cambridge Manuskripte zu sammeln. Er fand bei seinen Untersuchungen eigentümlich geformte Palm- blätter mit einer ganz eigentümlichen Schrift, die, obwohl indisch, doch bisher niemals in Indien selbst gefunden wurde, aber voll ständig der Schrift centralasiatischer Manuskripte ähnelt und, wie schon bemerkt, aus dem fünften Jahrhundert v. Ehr. stammt. Professor Bendall entdeckte gleichzeitig zwei alte Originalkopieen von Vidyapatis Gedichten. Versammlung von Landwirten. — Am 4. Juni wird in Neustadt a/Hardt die Hauptversammlung des Bundes der Landwirte (Abteilung Pfalz) stattfinden. Wie uns Herrn Ä. H. G ottschick - Witter's Sortiments - Buchhand luttg (Wilh. Rocholl) dort mitteilt, ist sie bereit, bei dieser Gelegen heit die Verteilung von landwirtschaftlichen Katalogen und