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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.06.1899
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1899-06-03
- Erscheinungsdatum
- 03.06.1899
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- Deutsch
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126. I Juni 1899. Nichtamtlicher Teil. 4073 Nichtamtl Die polnische Litteratur in der Kaiser Wilhelm-Bibliothek in Posen. (Vgl. Börsenblatt Nr. 113.) Als Entgegnung auf die Beschwerde des Herrn I. F. Lehmann in München in Nr. 113 d. Bl. wurde uns ans Posen die Nummer 372 der Posener Zeitung vom 30. Mai eingesandt, die die nachfolgende ihr gewordene Zuschrift ver öffentlicht : »Es ist bekannt, daß in jenem von cirka 300 natio nalen Männern Unterzeichneten Aufrufe zur Begründung einer Kaiser Wilhelm-Bibliothek in Posen unter anderen auch der deutsche Verlagsbuchhandel aufgefordert wurde, je ein Exemplar seiner Berlagswerke der neu zu errichtenden Bibliothek zu schenken. Es ist ferner bekannt, daß in der That der deutsche Buchhandel auf das bereitwilligste dazu beigetragen hat, dieses echt nationale Werk zu fördern, und daß die größten Häuser vollständige Reihen ihrer Verlags werke bereits gestiftet oder zu stiften zugesagt haben. Nachdem nun aber Herr Ministerialdirektor Althoff als Vertreter der preußischen Regierung seiner Zeit in der Debatte im Abgeordnetenhause erklärt hatte, daß die Bibliothek auch die polnische Litteratur berücksichtigen würde, erhebt jetzt Herr Verlagsbuchhändler I. F. Lehmann in München gegen diese Berücksichtigung der polnischen Litte ratur energischen Protest. Er ist der Meinung, daß die Schenkung nicht im Sinne des ergangenen Aufrufes und nicht im Sinne der Spender verwendet werde, wenn die Regierung die vorhandenen Geldmittel dazu gebrauche, um auch die polnische Litteratur vollständig anzukaufen, und regt deshalb alle Firmen, die sich an der Schenkung beteiligt haben, zu einer Immediateingabe an geeigneter Stelle an. »Man kann sich über diese stramm nationale Gesinnung des Herrn Lehmann, der ja bekanntlich der Verleger der Schriften des Alldeutschen Verbandes ist, nicht genug freuen. Aber man kann sehr stramm national gesinnt sein und den noch seine Ansicht und sein geplantes Vorgehen als unrichtig nnd nicht gerechtfertigt bezeichnen. Und es ist zu erwarten, daß die anderen Herren Verlagsbuchhändler ihm nicht folgen. »Kann Herr Lehmann wirklich bei ruhiger objektiver Betrachtung seine Absicht, die polnische Litteratur von der Kaiser Wilhelm-Bibliothek zu verbannen, für durchführbar halten wollen? Die Bibliothek würde damit eine schwere Sünde gegen die Wissenschaft begehen. Die Kaiser Wilhelm- Bibliothek soll für die Provinz Posen, die ja allein einer Universität ermangelt, das sein, was für die anderen Pro vinzen die Universitätsbibliothek ist, und wird in Zukunft das Bildungscentrum der ganzen Provinz darstellen. Sie muß ihre hohe Aufgabe darin sehen, der wissenschaftlichen Forschung das nötige Material an die Hand zu geben; denn sie wird Volksbibliothek und wissenschaftliche Bibliothek zugleich sein. Wer wollte die Thorheit begehen, diese Bibliothek gewissermaßen zu einer Partei-Bibliothek zu machen? Nür diesen Gedanken hat Herr Ministerialdirektor Althoff damals zurückweisen wollen, nachdem ein solcher Ge danke überhaupt hat auftauchen können. Und er hat nur in den Köpfen von Polen auftauchen können, die ja eine Zeit lang mit der Absicht, die neue Bibliothek zu boykottieren, umgingen. Wenn sich die Polen in der That dereinst von der Benutzung der Kaiser Wilhelm-Bibliothek, die eine Bi bliothek allergrößten Stils zu werden verspricht, fernhalten, so würden sie sich eigenwillig und eigensinnig der größten Vor teile berauben und die Verantwortung für diese neue Thorheit nur selbst zu tragen haben. Die neue Bibliothek darf sich nur icher Teil. auf den rein wissenschaftlichen Standpunkt stellen. Wo anders als auf der Kaiser Wilhelm-Bibliothek soll nach Möglichkeit die ge samte Litteratur über die Provinz Posen gesammelt werden? Jede Provinzialbibliothek muß es doch als eine ihrer ersten Auf gaben betrachten, die über die geschichtliche und kulturelle Entwickelung des Landes erschienene und erscheinende Litte ratur möglichst vollständig zu besitzen. Wer über Provinz geschichte arbeitet, sucht natürlich auf der betreffenden Provinzialbibliothek nach dem nötigen Arbeitsmaterial. Darum muß auch die Kaiser Wilhelm-Bibliothek alles, was an Bedeutung über die Geschichte des Landes erschienen ist und erscheint, besitzen, sei es nun in deutscher, französischer, englischer oder eben in polnischer Sprache geschrieben. In diesem Sinne hat bisher die Historische Gesellschaft für die Provinz Posen, zu der sich die Provinz nicht genug beglückwünschen kann, gesammelt und ihre äußerst wert volle Bibliothek ausgestattet, und in diesem Sinne hat natürlich auch die jetzt in Posen bestehende Landesbibliothek gesammelt, in die ja die Bibliothek der Historischen Gesell schaft und die Ratsbibliothek übergegangen sind. Soll ein gutes Buch, nur weil es in polnischer Sprache geschrieben ist, für die Wissenschaft hier verloren gehen? Die polnische Litteratur nicht berücksichtigen, heißt einfach: die Geschichte des Landes ungeschehen machen wollen! Die Wissenschaft er fordert, daß der Forscher auf der Kaiser Wilhelm-Bibliothek alles vorfindet, was von Bedeutung über die geschichtliche und kulturelle Entwickelung Posens geschrieben ist und ge schrieben wird. Die Sprache thut hier nichts zur Sache. Und wer da etwa entgegnet, zum Ankauf der polnischen Litteratur seien ja die polnische Bibliothek der Freunde der Wissenschaft und die Raczynskische Bibliothek in Posen da, den möchten wir aus den Aufsatz in der »Posener Zeitung« vom 28. Februar, überschrieben »Die Bibliothekopolis Posen« ver weisen, in dem zur Genüge dargethan ist, daß jene beiden Bibliotheken nicht im entferntesten den Ansprüchen genügen, die wir heute an eine Bibliothek zu stellen berechtigt sind. Außerdem hat aber eine Bibliothek vom Range der in Posen zu gründenden gar nicht mit anderen ähnlichen Instituten am Orte zu rechnen. Höchstens die Bibliothek des königlichen Staatsarchivs käme vielleicht für sie in Betracht. Aber es ist hier ja überhaupt nicht der Platz zu erörtern, in welchem Umfange die Kaiser Wilhelm-Bibliothek polnische Litteratur zu berücksichtigen hat. Das zu entscheiden steht der Leitung zu. Nur daß sie auf keinen Fall aus Prinzip die polnische Litteratur von vornherein ablehnen darf, sollte eigentlich jedem unparteiisch und wissenschaftlich Urteilenden klar sein. »Die Beschaffung der neueren polnischen Litteratur würde übrigens nicht viel Mittel erfordern. Was heute an polnischer Litteratur auf den Markt kommt und Bedeutung hat, ist blutwenig. Die bessere polnische Litteratur ist in Zeitschriften und Periodicis niedergelegt. Was in Buchform erscheint, ist zum allergrößten Teil nur Sonderabdruck aus den Zeitschriften, Sonderabdruck von Artikeln, die auf ein größeres Publikum rechnen dürfen und deshalb auf diese Weise mehr Verbreitung finden sollen. Und solche Sonder abdrucke sind für eine Bibliothek überflüssig. Es wird sich also im großen und ganzen nur um den Ankauf älterer polnischer Werke, die für die provinzielle Geschichtsforschung unentbehrlich sind, handeln. »Herr Lehmann hat in seiner Entrüstung, die ja dem denkbar erfreulichsten Motive entsprungen ist, vergessen, zwischen Sprache und Geist zu unterscheiden. Bücher, in polnischem Geiste geschrieben, in dem Geiste der Aufhetzung, diese für die Bibliothek in Posen zu sammeln, wäre aller dings eine That, die unsere Bedenken erregen könnte; das ^cL»u»d>echvpter Ialnna»» 543
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