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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.06.1899
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1899-06-05
- Erscheinungsdatum
- 05.06.1899
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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4100 Nichtamtlicher Teil. 127, 5. Juni 1899. Nichtamtlicher Teil Herr von Podlnelski und der Buchhandel. Wir entnehmen den nachstehenden, so überschriebenen Artikel der Nr. 124 der »Schlesischen Morgenzeitung - vom 30. Mai d. I. Obwohl er verschiedene thatsächliche Jrr- tüiner enthält, — z. B. die »Bestellanstalt« genannte Sortieranstalt des Vereins der Buchhändler zu Leipzig (also die an den Ort gebundene Einrichtung eines Ortsver- cins) fälschlich als »Eigentum des Börsenvereins« be zeichnet und ihr dadurch eine nicht vorhandene Bedeutung giebt, ferner diese »Bestellanstalt« durch Z 3 der den Reichs tag beschäftigenden Novelle zum Postgesetz betroffen erachtet, was nach dem ganzen Zweck des neuen Gesetzes und auch nach dem bisherigen Gang der Verhandlungen als aus geschlossen betrachtet werden darf, — so enthält der Artikel doch auch so viel Richtiges und Beachtenswertes, daß er zur Klärung der Sachlage beitragen kann. Namentlich bei nicht buchhändlerischen Lesern wird er Unklarheiten beseitigen; sein Erscheinen in einem verbreiteten Blatte der Tagespresse ist daher vom Buchhandel zu begrüßen. Indem wir dem Artikel in unserem Fachblatte Raum geben, erbitten wir die Aufmerksamkeit unserer Leser ins besondere auch für die Berichtigungen, die wir ihm in Anmerkungen beigegeben haben. Er lautet: »Heinrich von Stephan hat fast noch im Anfänge seiner Generalpostmeisterschaft der Gedanke einer Monopolisierung des ganzen Sortimentsbuchhandels (Detailbuchhandel) vor geschwebt. Dem genialen Gründer des Weltpostvereins mögen wohl auch neben den unschätzbaren politischen Vor teilen die unübersehbaren kulturellen Nachteile, die mit dieser Maßnahme verbunden gewesen wären, dunkel vorgeschwebt haben. Außerdem mag selbst seine titanische Arbeitskraft vor der Ausführung dieses Planes zurückgeschreckt haben. Immer hin ist er aber durch Uebernahme des Zeitungs- und Zeit schriftenvertriebes mit dem Sortimentsbuchhandel in Kon kurrenz getreten und hat den Umsatz des Sortimentsbuch handels hierdurch nicht nur geschmälert, sondern auch die Preisstellung der Zeitschriften nicht unwesentlich beeinflußt. »Es scheint aber, als ob der große Generalpostmeister auch durch Erwägungen anderer Art von der ursprünglichen Idee einer Monopolisierung zurückgekvmmen ist. Bei nähe rem Studium der eigenartigen Einrichtungen des Buchhandels mußte ihm der gewaltige Anteil, den gerade der deutsche Sortimentsbuchhandel an dem Aufschwung deutscher Wissen schaft hat, aufgehen, und es mußte ihm recht fraglich er scheinen, ob Staatsbeamte je auch nur annähernd wie bisher gerade diese Mission des deutschen Buchhandels erfüllen würden. »Es fehlt hier der Raum, um die Kulturmission des deutschen Buchhändlers denen, die sie noch nicht kennen, selbst in kurzen Worten auseinanderzusetzen. Es sei hier nur in Kürze darauf hingewiesen, daß sich der wissenschaftliche Buch handel der ganzen Welt in deutschen Händen befindet, und daß der eifrigste und unermüdliche Pionier deutscher Geistes arbeit im Auslande der deutsche Buchhändler gewesen ist und noch ist. Wenn die meisten ausländischen Mediziner, Natur wissenschafter aller Disziplinen, Philologen, Archäologen u. s. w. (Techniker seltsamerweise weniger) hauptsächlich deutsche Werke über ihr Fach kaufen, so liegt dies, natürlich abgesehen von der Vortrefflichkeit der Werke an sich, hauptsächlich an der Arbeit des deutschen Sortimenters, der mit einer Liberalität und einem rührenden Vertrauen auf die Anständigkeit des Publikums für den Absatz seiner Ware durch umfangreiche wissenschaftliche Katalogarbeiten, durch Ansichtsversendungen, durch vielfache umfangreiche Korrespondenz mit Gelehrten arbeitet, die ihresgleichen sucht. »Die Lage des wissenschaftlichen Sortimentsbuchhandels — und der Buchhandel ist bis auf geringe Ausnahmen, die sofort erwähnt werden sollen, auch heute noch vorwiegend als solcher zu bezeichnen — hat sich aber im Laufe der letzten Jahrzehnte dauernd verschlechtert, und zwar durch die so genannten Groß-Sortimente, die rein kaufmännisch betrieben werden, und die Ramschbazare und Warengroßhäuser, die natürlich den Bücherverkauf in der verständnislosesten Weise betreiben. »Am Emporkommen des Großbuchhandels kann dem Publikum, das vom Buchhändler nicht lediglich Bücher kauft, sondern auch von ihm informiert sein will, nichts liegen, und so sind auch die wirklichen Bücherliebhaber und -Kenner, Ge lehrte, Künstler und Praktiker aller Fächer, denen je ein Buch händler durch die Namhaftmachung eines wertvollen Buches einen Dienst geleistet hat, geschworene Feinde des Großbuch handels und unterstützen, soweit sie irgend können, den wirk lich wenig beneidenswerten Sortimentsbuchhändler. Auch die meisten deutschen Regierungen haben sich dieser Anschauung angeschlossen, ausgenommen leider Preußen, wo der fiskalische Einfluß der Oberrechnungskammer bedauerlicherweise so weit reicht, daß die Behörden ä tont prix (d. h. nach unten) so billig wie möglich arbeiten lassen resp. kaufen. »Im Publikum sind vielfach die abenteuerlichsten Vor stellungen über den Gewinn der Sortimentsbuchhändler ver breitet. Es sei hier festgestellt und wird wohl kaum be stritten werden, daß nach Abzug aller Spesen höchstens ein Gewinn von 7 bis 9 Prozent vom Umsätze erzielt wird, wobei zu bemerken ist, daß der Umsatz eines mittleren Sorti ments zwischen 40 000 und 80 000 ^ schwankt.*) »Daß der Sortimentsbuchhändler aber heute überhaupt noch existieren kann, verdankt er seinen vorzüglichen und seinen Betrieb verbilligenden Einrichtungen. Jeder Buch händler hat in Leipzig, viele auch außerdem in Berlin und Stuttgart, einen Vertreter (Kommissionär). An diesen Kom missionär sendet er jeden Abend einen Brief mit seinen Be stellungen. »Ein buchhändlerischer Bestellzettel ist ein kleines Formular, auf den: der Name des Verlegers desjenigen Buches, das bestellt wird, und der Titel des Buches selbst ausgefüllt wird. Der Kommissionär des Sortimenters über- giebt diese Zettel in Leipzig der sogenannten Bestellanstalt des deutschen Buchhandels (Eigentum des Börsenvereins der deutschen Buchhändler (sie! Red.j).**) Hier werden die ein gegangenen Bestellzettel nach den einzelnen Verlegern sortiert und gehen von hier an die in Leipzig wohnenden Verlags buchhändler oder die Kommissionäre der auswärtigen Verleger, denn jeder Verleger hat gleichfalls seinen Vertreter in Leipzig. »Besonders dringende Bestellungen holt der Kommissionär selbst ein; doch berührt uns dies weiter nicht. »Herr von Podbielski bettachtet nun die Bestellanstalt als eine Art Privatpost, und wenn er durchaus schemati sieren will, so hat er vielleicht nicht unrecht, obgleich mir der Meinung sind, daß man schließlich darüber streiten kann, *) Diese Umgrenzung trifft leider nicht mehr zu. Ein reines Sortiment mit über 50 000 Jahresumsatz rangrcrt heute schon unter den großen. (Red.) **) Diese Angabe ist grundfalsch. Die Leipziger »Bestellanstalt für Buchhändlerpapiere- ist im Jahre 1842 vom -Verein der Buch händler zu Leipzig- gegründet worden und steht seit nunmehr 57 Jahren in dessen Eigentum und ausschließlicher Verwaltung, ß 1 ihrer Geschäftsordnung bestimmt ihren Zweck als eine der Erleichterung des örtlichen Geschäftsverkehrs der Mitglieder des Leipziger Vereins untereinander dienende Einrichtung. (Red.)
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