Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.06.1899
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- 1899-06-09
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- 09.06.1899
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^ 111, 9. Juni 1899. Nichtamtlicher Teil. 42 21 Xmwlclus», X., Ikupbasl. Vrans. b^ Oaivplisl! Xoägsov. "VVitl, 128 Illusts. krom Xieturss anil Xracviv^s. (Vlov0Ars.plls on Artist,».) lia^. 8vo, limp, pp. 136. Xonäcm, Xrsvsl. 4 sli. (XscvVorlc, Xsmelcs >V Lüsknsr. üsx. sl. 1 H 50 s.) X5wrpp-/Valc>rcker. (/iem^keu, IX-sel.) 4! manuell llvsipp pour l'unvös 1899 (8° annss), röäigs pur ls priour Xoills, suoessssur 6s N^r. ILvsipp, st. psr uv oomits äs m^äseins lcvoippistss, ü. VVoenslloksv (Xsvisrs). Xäitiov kravys-iss ssuls autorisss. In-16, 159 pvASs avso §rav. st osrls. Xaris, lib. XstkisIIonx. /X»7i«r, 7'/,., Opo>atro».?te/i»e. (./eua, -P'rse/wr.) Xooksr, V., Nanuals sulls opsruniovi slnrurSiolro. Irsäueiovs svll' ultima säirions tsässes, äst prok. X. Xsrrari, sursis. äsl äotk. X. Xioooli. I'ase. 1-4. lllilsvo, Xrsvosseo Vallsräi. 8" ÜA. p. 1-160. 1 1. il Is.seieolo. 7c>ae»te>-, 18".. ck. X/X. ./a/u7ittnäert. iXerlrir, VerlaAs/mits XonA <L <7o.) lirasmor, II., II sseolo XIX ässoritto s illustrsto: storis. äslls vi- osnäs politioirs s äslls, ooltura. Volums I, Is.se. 1-2 ('Issto g st- luvts). Nils.no, Looists säitrios libiaris.. 8" L§. p. 1-24, eov selig tsvolo s Isosimils. 1 I. II ks.seieolo. Xrmcklr, M., u. X. S. 4Iel/er, Sc/tt'eüwrbuclt. l-XprA., X. X. §eemaun.) Xrirutb, '?>>., sv I". 8. lilsz-sr, llanädosü voor bourvIruuäiZsv. Oue.o bstimmsrivAsv. Xaar 5st booAäuitsclr in 't Xsäsrlsuäselr bsrrsrlct sv vsrmssräsrä äoor I'. X/.. Xsrgbuis. 2s, lwrrüsus sv vgrmssräsräo ärulc. Xü. 12 sv 13. Xoiäsv, X. IV. Ajtbokk. 6r. 4". (Xlr. 317—372.) Xsr s.6. 50 o.; üplt. Agb. 7 ü. 50 e. Xret^er, XI., t7esic/rt lDiesckeu, Xisrsoir.) Xrstrsr, Nsx, Xsl Obristus-visiosv. lioinsv vs.v bst siväs äsr ssuv. II it list äuitseti vgrtss,1ä äoor .1. van iVit^svburA. Xmstvr- äam, Wilms L 6o. 8". (VX, 336 dir.) 2 ü. 40 v. Lrummsobsr, I'. IV., Xs lijäsväs Vsrlosssr. Ktiebtslisics bssebouv-'in- Fvv ovsr äs lijäevsAgselueägvis äss Xssrsv. 58 visuvs Irsrlr- rsäsvsn. Xit bst lwoAcluitsob. 2s ärub. XII. 1—5. XosslzurA, I. 6. vun 8elienlv Orill. 6r. 8". (XX. 1—240.) Xsr stl. 30 e. Xoivplsst iv 13 sk IsvsrivAsv. (Schluß folgt.) Kleine Mitteilungen. Prozeß um ein Aufführungs-und Verlagsrecht.—Am 5. d. M., während der Tonmeister Johann.Strauß im Sarge lag, wurde beim Oberlaudcsgerichte in Wien eine Verhandlung gegen ihn durchgcfiihrt. Die Neue Freie Presse berichtet darüber: Die Musikalienhandlung Emil Berts L Comp, hatte Johann Strauß auf Zahlung von 20000 Dollars beim Civil - Landes gerichte verklagt, und zwar als Ersatz für die der Firma von Strauß übertragene Aufführungs-Berechtigung und das Verlags recht für die Operette »Die Göttin der Vernunft» in Amerika. Berts erklärte, daß er diese Rechte faktisch nicht ausübcn konnte, weil die amerikanische Firma Heinrich Conried alle Rechte auf Straußsche Operetten bereits früher erworben hatte, so daß Direktor Amberg in New-Uork, der angeblich »Die Göttin der Vernunft» erworben hatte, nicht an die Aufführung gehen konnte. Das Landesgericht hat in der Verhandlung vom 23. März d. I. unter Vorsitz des Oberlandesgerichtsrates Schimm die Klage Bcrtss bedingungslos abgewiescn, da der Gcrvährlcistungsanspruch ver jährt war und im Falle eines Schadenersatzanspruches Berts nicht Nachweisen konnte, daß er von Johann Strauß irrcgeführt wurde. Xr. Klcmperer, der Vertreter Bertss, berief gegen dieses Urteil, über welche Berufung am 5. d. M. verhandelt wurde. Johann Strantz wurde von Xr. Gustav Fried vertreten. Die Civilklage gegen Johann Strauß wurde auch von dem Obcrlandesgerichte zurückgewiesen, und in der Begründung dieser Entscheidung erteilte das Gericht dem verblichenen Meister die Anerkennung, daß er sich auch in dieser geschäftlichen Angelegenheit vollkommen loyal verhalten habe. Nach einem umfangreichen Referate des Oberlandesgerichtsrates v. Lemayer vertrat zunächst Xr. Alois Klcmperer für die Firma Berts den Standpunkt, daß das Urteil des Landcsgerichtes aufzuhebeu und ein neues Verfahren behufs Ver nehmung des Direktors Amberg anzuordnen sei. Xr. Gustav Fried sagte in seiner Entgegnung: -Mit schwerem Herzen trete ich an dem Tage, wo Wiens berühmter Sohn Johann Strauß auf der Toten bahre liegt, vor diesen hohen Gerichtshof, um in seinem Namen das Wort zu führen. Wien rüstet zur Totenfeier, und mir, dem per sönlichen Freunde und Rechtsfrcunde des großen Verstorbenen, ob liegt es, an diesem Tage einen Vorwurf, der durch die Klage gegen den Verstorbenen erhoben wurde, zurückzuweiseu.» Xr. Fried führte hierauf den Nachweis, daß Strauß keinerlei Verschulden treffe, so daß ein Schadenersatz-Anspruch völlig unmöglich sei. Nach langer Beratung lehnte der Senat unter dem Vorsitze des OberlnndeSgerichtSratcs Wöß den Antrag auf Einvernehmung des Direktors Amberg ab und wies die Berufung, unter Be stätigung der Abweisung der Klage, ab. In der Begründung wurde hervorgehobcn, daß Johann Strauß kein Verschulden an EechüuMechzlgsier Jahrgang. dem Scheitern des Vertrages zwischen Berts und Amberg treffe, daß von einer Irreführung nicht die Rede sein könne, und daß er in vollkommen loyaler und kaufmännischer Weise die Hindernisse, die dem Rechte Bertäs durch den Vertrag mit Direktor Conried ent gegenstanden, beseitigt habe. Xr. Edvard Brandes, Detungeblod. — Wir haben kürzlich über das in Dänemark erfolgte Verbot dieses neuen Buches des -modernen- Schriftstellers, eines Bruders des be rühmten Litterarhistorikers, hier berichtet. Der Allgemeinen Zeitung wird über die Angelegenheit aus Kopenhagen vom 27. Mai geschrieben: -Cs bewahrheitet sich also wirklich, was vor kurzein gerücht weise verlautete, daß Justizminister Rump gegen Xr. Eduard Brandes wegen seines letzten Buches -Das junge Blut» krimi nelle Verfolgung anordnete. Man hatte sich immer noch ge weigert, dem Gerücht Glauben zu schenken, so wenig am Platze schien eben jetzt ein solcher Vorgang. Wäre Brandes der Excellenz leiblicher Bruder oder bester Freund gewesen, so hätte Herr Rump ihm keinen größeren Dienst erweisen können als diese Einmischung des Gerichts in eine Sache, in der die öffentliche Mei nung, getragen von einer in großen und keineswegs bloß reaktionären Kreisen herrschenden echten Indignation gegen das Schriftsteller- tum und die Journalistik, als deren talentvollster und charakte ristischster Vertreter Brandes genannt werden muß, zu urteilen im Begriffe stand. Lange schon hatte die Litteratur, die von gewisser Seite als die einzig gute ausgerufen wurde, eine Litteratur, die sich fast ausschließlich mit dem Verhältnis der Geschlechter zu ein ander, mit sexuellen Finessen und raffinierter Sittenlosigkeit be schäftigt, den Unwillen auch solcher Kreise erregt, die in politischer und anderer Beziehung den Standpunkt des Blattes billigten, das sich vor allem ^um Fürsprecher jener Richtung machte. Das Erscheinen zweier Bücher, P. Nansens -Treueprobe- und Eduard Brandes' »Das junge Blut», gab dieser gerechten Indignation neue Nahrung, und es begannen in der Presse Stimmen laut zu werden gegen die Verfasser, gegen den Verleger — die Gyldendalsche Buchhandlung — und gegen die Presse, iv os.su -Politiken», die jene ungesunde Richtung durch ihre kräftigen Lobeserhebungen zur einzig seligmachenden Kunst erhob. Die ersten Angriffe gingen von den -Heiligen- aus, indessen ihre Schläge waren zu grob, ihre Waffen wenig ansprechender Art, ihre Pfeile flogen weit über das Ziel hinaus und trafen nicht mehr. Aber die Art und Weise, in der -Politiken- in täglichen, meist sehr amüsant und witzig geschriebenen Artikeln, denen aber nichts zwischen Himmel und Erde mehr heilig schien, auf diese Angriffe antworteten, erregte Unwillen auch in anderen Kreisen, und angesehene Schriftsteller, wie Adjunkt Bröndter und A. Jsscn, zogen in Flugschriften mit scharfen Ausdrücken gegen die herrschende Unsittlichkeit in Journalistik und Litteratur zu Felde. In einer Versammlung im Studenten bunde, der eigenen Burg der Partei, nahmen mehrere Redner energisch Abstand von -Politiken» und ähnlich denkenden Blättern, und schließlich beriefen fünfzehn angesehene Männer, darunter die Professoren Höffding und Gertz, der Vorsitzende im Stadtrat, der sozialistische Abgeordnete Hermann Trier u. a. eine Protestversamm lung ein, in der »der Einfluß der Presse-, das heißt -Politiken- und Xr. Ed. Brandes behandelt werden sollten. Denn um Xr. Brandes hatte sich in erster Linie der Unwille gesammelt, seine Artikel erregten täglich neues Aergcruis, und er schien sich darin zu gefallen, soviel wie möglich zu reizen. Mit großer Befriedigung konstatierte er u. a. daß es nun glücklicherweise so gut stehe um den Begriff dessen, was Kunst sei, daß selbst die ärgsten Reaktionäre der Presse nicht mehr zu -mucksen» wagten über ein Buch wie -die Treueprobe- oder eine mehr als gewagte französische Farce, »ls. äsvso äs sllsr Maxims». Seine Anmeldung dieser letzteren wurde von seinen Gegnern als purer Hohn betrachtet, und in der That war sie ziemlich stark. Kam dazu noch sein Buch, eine Schilderung der verschie denen Liebschaften eines jungen Menschen, die sich allerdings nicht zur Lektüre für Backfische eignet — kurz, -die öffentliche Meinung« stand im Begriff, ein Urteil zu fällen, das kaum sehr mild geworden wäre. Da griff Excellenz Rump ein, und mit einem Schlag war die Sache verändert. Man hatte seine eigene Indignation, seinen Protest gegen Sittenlosigkeit und Gewissenlosigkeit aussprechen wollen; aber Hand in Hand mit der Gewaltthätigkeit, die zur krimi nellen Verfolgung greift, mit der starrsten Reaktion wollte man nicht arbeiten. Die Versammlung, zu der bereits Karten in Menge verkauft waen, ward eingestellt, und alle Blätter ohne Ausnahme tadelten in schärfster Weise den Minister, der durch sein unzeitiges Eingreifen Herrn Brandes zum Märtyrer gemacht und der guten Stimmung zur schnellen Abkühlung verholfcn hatte. Dabei dürfte das Resultat der Anklage min destens sehr zweifelhaft sein; das »junge Blut» ist allerdings, ivie schon bemerkt, ein sehr unartiges Buch; ob es das aber mehr ist als viele andere, die in den letzten Jahren erschienen und freigegangen sind, darüber sind die Gelehrten noch lange nicht 563
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