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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.07.1894
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1894-07-26
- Erscheinungsdatum
- 26.07.1894
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- Deutsch
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171, 20. Juli 1894. Amtlicher Teil. 4003 hervorragend wichtigen Fragen, so die Stellungnahme des Bundes deutscher Bnchdindcr-Jnnungcn zur geplanten Neuorganisation des Handwerks, weiter die Regelung des Fachschulwesens, die in Aussicht stehende Unfallversicherung für das gesamte Handwerk, die Einführung von Meisterbriefen und das dein Handwerk von un berufener Seite gegenüber geübte Reklameunwesen. Ebenso wird ein Bericht über die iin April stattgefundenen Verhandlungen des deutschen Jnnungs- und allgemeinen Handwerkertags erstattet werden. Für den 7. August ist eine Reihe geselliger Vereinigungen in Aussicht genommen: ein Frühschoppen im Etablissement Bonorand im Roscnthal, ein Besuch der Universitätsbibliothek und des Konzert- Hauses, wahrend für den 8. August die Besichtigung größerer in dustrieller Etab.lissements und Sehenswürdigkeiten Leipzigs geplant ist. Die Ausstellung wird vom 5. bis 12. August geöffnet sein, auch abends bei elektrischer Beleuchtung. Vom Briefmarken Handel. — lieber den im Bricfmarken- handcl eingcrissenen, durch die Sammelwut des Publikums und die von ihm gezahlten übertriebenen Preise nur allzu leicht erklärten Unfug entnehmen wir den Tagesblüttern folgendes: Rach einer Mitteilung der «Times» hat sich der Vicekönig von Indien genötigt gesehen, ein Rundschreiben gegen das Spekulieren mit Briefmarken durch die Postbeamten der ihm unterstellten Kolouieen zu erlassen. Die Briefmarkenhändler haben nämlich ihre Agenten in den verschiedenen Koloniecn angewiesen, in der Weise Ueberdruckc zu veranlassen, daß sic — häufig auf einen Wink der Postbeamten hin — den von einem gewissen Wertzeichen vorhandenen Vorrat nufkaufen und sodann mehr davon verlangen. Der Vor steher des Postamts wird dadurch in die Notwendigkeit versetzt, andere Marken auf den gewünschten Wert Überdrucken zu lassen, da bei den große» Entfernungen neuer Vorrat nicht schnell genug be schafft werden kann. 'Einige Händler gehen so weit, eine größere Summe an den einen oder anderen Postvorsteher mit der Bitte cinzuschickcn, dafür gelegentlich Uebcrdrucke oder sonstige Selten heiten zu liefern. Diese zweckwidrige Verwertung von Briefmarken zeitigt auch sonst recht häßliche Erscheinungssormen. So war eine Neger- Republik an der Westküste von Afrika außer stand, ihren: Kommissar bei der Weltausstellung in Chicago die erforderlichen Geldmittel zur Verfügung zu stellen; sic sandte ihm daher ein Paket ihrer schön gedruckten Postwertzeichen, aus deren Erlös er seine Bedürf nisse bestreiten konnte. Die neun oder zehn Cook-Inseln im Stillen Ozean erzielten auf solche Weise ebenfalls erhebliche Einnahmen. Die Inseln bilden eine Kohlen- und Lebensmittelstation für den Schiffsverkehr zwischen Mittelamcrika und Neuseeland. Vor nicht langer Zeit waren die 10—11000 Bewohner, meist braune Polynesier, noch Menschen fresser; jetzt kleiden sie sich »ach europäischem Geschmack, handeln mit Neuseeland in Kaffee, Tabak, Baumwolle und Kopra und leben in Häusern aus Korallenstem und Schilfdächern. Im Jahre 1888 wurden sie auf Wunsch unter britischen Schutz gestellt und vor etwa 1st.j Jahren empfanden sic das Bedürfnis, ihre Fortschritte in der Gesittung auch durch den Gebrauch von Briefmarken zu be kunden. Von Neuseeland erhielten sic einfach gedruckte Wertzeichen; bald erschienen die Händler, und die Eingeborenen fanden, daß mit den kleinen Wertzeichen mehr zu verdienen sei, als mit Kaffee oder Kopra. Unlängst haben sic eine neue Auflage, diesmal kunstfertig drucken lassen, worauf die Händler noch zahlreicher erschienen. Man kan» sich denken, daß auf 100 bis 200 verkaufte Wertzeichen eins kommt, das im Postvcrkchr gebraucht wird. Es heißt, daß die Leute ihre Staatsausgaben mit dein Ertrag des Postmarkcn- geschäfts decken. In einein anderen, großen Lande erscheint fast Jahr für Jahr eine neue Ausgabe von Postwertzeichen für einzelne Staaten; die Händler liefern die neuen Marken umsonst, und beim Erscheinen einer neuen Ausgabe wird die ältere außer Kurs gesetzt, während die Platten den Händlern verbleiben. Auch in Indien machen mehrere einheimische Staaten auf diesem Wege einträgliche Ge schäfte: Faridkot z. B., einer der Sikhs-Cissutley-Staaten im Süd osten von Firozpnr, mit etwa l 15000 Einwohnern, hat seit 1877 gegen 300 verschiedene Sorten Postwertzeichen ausgegeben. Zu diesen Mitteilungen liefert ein deutsches Blatt einige weitere, von dem Forschungsreisenden 1>r. A. Büßler herrührende be merkenswerte Beiträge. Als der Genannte im vergangenen Jahr im Laufe von ungefähr vier Monaten Singapore viermal berührte, gab cs dort jedes Mal neue überdruckte Freimarken; sie mußten hcrgcstellt werden, weil die Auflage» stets in kürzester Zeit ver griffen waren, einmal eine solche von 80 000 Stück in nicht ganz drei Tagen. Die Marken waren meist mit l Cent übcrdruckt, da die Billigkeit den Absatz erhöhte, ohne den Wert in Europa zu beein trächtigen. vr. Bäßlcr erzählt von einem Angestellten eines dor tigen Geschäftshauses, der privatim de» Auftrag hatte, von jeder neu erscheinenden Marke umgehend 4000 Stück nach Deutschland zu senden. Leute, die sich durchaus nicht in günstigen Verhältnissen befanden, konnte man für 100 Dollars Briefmarken am Schalter kaufen sehen, mit denen sie spekulierten, wie andere Leute in Kaffee. So erschienen stets andere Marken mit 1 Cent überdruckt, heute eine 8 Cents-Marke, einige Tage später eine 2 Cents- oder 5 Cents- Marke und so fort. Die Höhe der dadurch gewonnene» Einnahmen erregte in den Nachbarreichcn begreiflichen Neid. Der Sultan von Johor setzte es durch, eigene Marken drucken zu dürfen. Statt der früheren mit -Johor« quer überdrucktcn Marken der Straits Settlements führt er jetzt solche, diesem Bildnis ziert. Allerdings gelten sie nur für die Strecke Johor-Singapore, eine Entfernung von ungefähr 14 englischen Meilen, während alle über Singapore hinausgehendcn Briefe die Marken der Straits Settlements tragen müssen, und zwar in derselben Höhe des Betrags, als ob die Johor-Marke nicht vorhanden wäre. Deshalb bestand deren Satz nur aus drei oder vier Marken im Werte von nur wenigen Cents. Da aber hierbei der Sultan kaum auf seine Kosten gekommen wäre und es ihm nicht gerade Nebenzweck war, außer dem Ruhm, sein Bildnis auf den Marken prangen zu sehen, auch einen Ueberschuß zu erzielen, so verfiel er auf den Gedanken, noch eine Dollar-Marke Herstellen zu lassen. Das Postamt in Johor wird kaum jemals in die Lage gekommen sein, diese Marke ihrem Werte nach benutzt zu sehen; der Sultan aber verkaufte an Sammler oder vielmehr an Händler im ersten Jahre davon 30000 Stück. Das Unglaublichste gewahrte vr. Büßler in Apia. Dort ver kauft unmittelbar neben dem Haus der deutschen Postagentur ein englischer Photograph «samoanische» Briefmarken. Wie er dazu kommt, weiß niemand; vielleicht hat er die Erlaubnis dazu einmal von irgend einem samoanische» -König» erhalten. Diese Marken gelten auf Briefen nach Tonga, Neuseeland und Australien, soweit sic von englischen Kolonialdampfcrn befördert werden, während sonstige Postschiffe die samoanischen Privatmarken niemals aner kannten. 1>r. Büßler, welcher einige -Sets» für Freunde erwarb, fügt — für die Verhältnisse bezeichnend genug — hinzu, daß er den ganzen Posten für die Hälfte des eigentlichen Wertes erhalten habe, nachdem er erklärt hatte, daß er die Marken nur als Sammler erstände und bereit sei, die Hälfte abgcstcmpclt zu über nehmen. Bei dieser Gelegenheit sei »och erwähnt, daß die Pariser Polizei kürzlich mehrere Personen in Hast genommen hat, die in großem Maßstabc seltene Briefmarken nnchgemncht und einen gewinn bringenden Handel damit getrieben haben. Einer von ihnen, an geblich ein Württemberger Namens Menke, hat französische Kolonial marken hcrgcstellt und mit Ueberdrucken versehen, während ein Händler Beauzemont n. a. Marken nngefertigt hat, wie solche 1870—71 von Deutschland in den besetzten französischen Gebieten in Verkehr gebracht worden waren. Ausstellung. — Eine -Westfälische Jagd-Ausstellung» wird in den Tagen vom 13.—23. September d. I. in Münster i. W. stattfindcn. Die Anordnung von deren Abteilung V: -Jagd- litteratur und Bilder», ist Herrn Heinrich Schöningh dort übertragen worden, der im Anzeigetcil der gestrigen Nummer (170) d. Bl. Näheres hierüber mitteilt. Die Universität Chicago. — Aus dem neuerdings durch kulturfeindliche Elemente leider schwer bedrohten Chicago kam in diesen Tagen auch wieder eine erfreulichere Nachricht, die wir der Leipziger Zeitung entnehmen: -Die Universität Chicago, die jüngste in der Union, feierte kürzlich ihr zweijähriges Bestehen. Die erste Summe für die Gründung ward in Boston, der ältesten Anstalt, vor fünf Jahren von John Rockefeller gezeichnet, von dem das Institut auch in der Folge die wichtigste Förderung erhielt. Andere Beiträge kamen ein von Ryerson für ein physikalisches Laboratorium, von Deckes für ein Teleskop, von Field u. a. Das Gesamt- kapital beträgt gegenwärtig 8 Millionen Dollars. Präsident Harper, dessen Energie das rasche Wachsen der Hochschule zu verdanken ist, bezieht 25 000 Dollars jährlich, die ordentlichen Professoren 0000 bis 7000 Dollars. Die Gesamtstärke des Lehrkörpers beläuft sich auf 154, darunter Gelehrte von Weltruf, wie v. Holst, der Ge schichtschreiber der amerikanischen Konstitution, Michelson, dessen Maße von der Pariser meteorologischen Konferenz angenommen wurden, Laughlin, Verfasser von Schriften zur Währungsfrngc, Shorey, klassischer Philologe, u. a. Das Unternehmen kann von nun an als gesichert gelten.» Etiiniidsechzigster Jahrgang. 609
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