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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.03.1874
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1874-03-16
- Erscheinungsdatum
- 16.03.1874
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- Deutsch
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996 Nichtamtlicher Theil. 61, 16. März. Doch hat uns die aufmerksame Lectüre derselben nur in unserer Meinung bestärken können, daß die Darstellung der ganzen Sache mehrfach ans llebertreibung beruht. Mit Bezug aus 3 oder 4 Nach drücke, die in der letzten Zeit in unserem Land erschienen sind, wird von Holland ein Bild entworfen, als ob es aus literarischem Gebiete allein von Raub und Beute lebe. Hollands eigene Literatur, die bei der so viel geringeren Verbreitung unserer Sprache verhältnißmäßig wohl ebenso fruchtbar und gediegen ist, als die deutsche, wird in dieser Schrift völlig ignorirt, so daß es scheinen könnte, wir müßten lediglich von geistiger Nahrung aus der Fremde leben. „Von dem literarischen Zustande Deutschlands vor dem Ab schluß seiner Verträge mit England und Frankreich ist in der Denk schrift keine Rede und doch ist es Thatsache, daß der Nachdruck in einem noch größeren Maße ausgeübt wurde und daß jetzt noch^ trotz des Vertrags mit Frankreich eine wohlbekannte deutsche Firma straflos nicht einmal, sondern wiederholt belletristische Werke aus Frankreich nachgcdrnckt hat. Es ist uns noch frisch im Gedächtniß, wie vor einigen Jahren, als die Privilegien aus Schiller's und Goethe's Werke abgelausen waren, sogleich eine Anzahl Verleger wie hungernde Wölfe über die wehrlosen Papierkinder herfielen und sie plünderten, als hätten sie weder Vater noch Mutter, die zwar ihr Elternrecht aufgcben mußten, denen aber doch das moralische Anrecht auf die Sorge für deren weitere Entwickelung nicht versagt werden konnte. „Auffallend Ist cs ferner, daß dieses Manifest, welches der sehr zu billigenden Forderung der deutschen Schriftsteller und Verleger nach gesetzlichem Schutz gegen den Nachdruck seine Entstehung verdankt, eigentlich mehr von den Nachtheilen handelt, welche die holländische Uebersetzung deutscher Bücher verursacht. Es hat völlig den Anschein, als schätzte Hr. Mühlbrecht diesen Nachtheil höher, als den des Nach druckes selbst, wenigstens behandelt der größte Theil seiner eigent lichen Schrift diese Frage. Und eben in diesem Theil zeigt sich uns Einseitigkeit und — wir mögen cs nicht verschweigen — Beschränkt heit. Oder wäre cs nicht sonderbar, daß Hrn. Mühlbrecht nicht hekannt sein sollte, was uns von verschiedenen Importeuren bestätigt worden ist, daß nämlich die ersten und am meisten gefeierten Autoren wie Auerbach, Elise Polko, Marlitt u. A. eben diesen Uebersetzungen jeneBekanntschaft zu danken haben,welche auf den Absatz derOriginal- ausgaben so außerordentlich förderlich gewirkt hat? Unsere Ueber setzungen sind geradezu Annoncen in einem größeren Maßstabe für Deutschland. Auerbach, Hackländer, Spielhagen, Rodcnberg, Fritz Reuter würden bei uns unbekannte Größen und ihre Werke in unseren deutschen Buchhandlungen nicht so gesucht sein, wenn nicht die Thätigkeit der holländischen Verleger sie aus unsern Boden, in unsere Sprache übertragen hätte. „Was wissenschaftliche Werke anbelangt, so gehört es jetzt zu den Seltenheiten, wenn — wenigstens aus der deutschen Sprache — Uebersetzungen davon bei uns erscheinen. Denn erstens werden wissenschaftliche, z. B. medicinische Bücher von unserer Jugend im Original studirt und anderseits hat die Entwicklung unserer eigenen wissenschaftlichen Literatur dasür gesorgt, daß wir die ausländische immer mehr entbehren können. Und was endlich die Schriftsteller niederen Ranges und die populäre Literatur betrifft, so brauchen wir wohl nicht anzuführen, daß der Verkauf von Originalausgaben derselben ziemlich unbedeutend sein wird. Ucberhaupt sind deutsche Romane nicht beliebt; man gibt den englischen den Vorzug und wenn z. B. die Koch- und Handbücher von Davidis nicht vorher sür hol ländische Hausfrauen genießbar gemacht worden wären, — wer würde sie denn hier kaufen? „Trotz dieser unserer Beschwerden gegen die Darstellung der Sache in der Mühlbrecht'schen Denkschrift begrüßen wir die Ver öffentlichung derselben doch mit Freude. — Der Vorschlag, einen Vertrag mit Deutschland zum beiderseitigen Schutze des literarischen Eigenthums abzuschließen, wird, wir zweifeln nicht daran, bei unserer Regierung sowohl, als auch bei unserem Buchhandel ein offenes Ohr finden. Aber dann muß der Entwurf auch in einem milden Sinn redigirt sein und darf mit dem Einbringen desselben nicht gezaudert werden. Man braucht damit nicht zu warten, wie die Denkschrift meint, bis Deutschland aus einem anderen Gebiet Concessionen an Holland macht; wir sind aus dergleichen Transactionen durchaus nicht erpicht; wo Recht und Billigkeit in Frage kommen, wird Holland nicht Zurückbleiben. Man verlange offen und frei, was billiger Weise gefordert werden kann, — aber man verlange nicht mehr." Ich möchte dem Gesagten nur noch die sich von selbst ergebende Schlußfolgerung hinzufügen, daß das Interesse der deutschen Autoren und Verleger am besten gewahrt würde, wenn der abzuschließcnde Vertrag sich zwar auf das Eigenthumsrecht der beiden Länder, nicht aber auf das Uebersetzungsrecht erstreckte. Amsterdam. X. MiSccllcn. Der eben erschienene neue (36.) Jahrgang von dem Schuli schen Adreßbuch sür den deutschen Buchhandel re. zeichnet sich wieder wie längst gewohnt durch die fleißigste und sorgfältigste Herstellung aus und gibt dem Herausgeber, Hrn. Herm. Schulz, der mit dieser Treue den Verdiensten seines sel. Vaters alljährlich pietätvoll einen frischen Kranz der Erinnerung darbringt, wieder gerechten Anspruch aus die lebhafteste Anerkennung aller Kreise des literarischen Verkehrs. Das Adreßbuch ist diesmal mit dem in Stahl gestochenen vortrefflichen Bilde von dem am 2. December 1872 ver storbenen Franz Köhler geschmückt und wird damit gewiß viel seitige Freude erregen; anderseits hat dasselbe durch die den Berliner Firmen beigefügte Angabe der nach den Himmelsgegenden geordneten Postbezirke und durch eine übersichtliche Zusammenstellung der sog. Eisenbahn-Buchhandlungen mit bekannter Emsigkeit neue praktische Bedürfnisse befriedigt. Der „StatistischenUebersicht" des Adreßbuches entnehmen wir folgende interessante Notizen: Im Ganzen enthält dasselbe 436S Firmen; davon beschäftigen sich 1074 nur mit dem Verlags-Buchhandel, 173 mit dem Berlags-Kunsthandel, 95 mit dem Verlags-Musikalienhandel, 118 mit dem Sortiments- Kunsthandel, 146 mit dem Sortiments-Musikalienhandel, 86 mit dem Antiquariatshandel, und 2608 allgemeinhin mit dem Sortiments-Buch-, Antiquar-, Kunst-, Musikalien-, Landkarten-, Papier- und Schreibmaterialicnhandel; doch befinden sich unter letzteren viele, welche ebenfalls sehr bedeutenden Verlag besitzen. Von den auswärtigen Handlungen halten 1439 Auslie ferungslager in Leipzig; 796 Sortiments-Buch- rc. Handlungen nehmen unverlangte Neuigkeiten an, wogegen 2303 ihren Be darf davon selbst wählen. Der gesammte Verkehr aller die ser Firmen conccntrirt sich ans 7 Haupt-Commijsionsplätzc mit 214 Commissionären, wovon aus Leipzig 104 (mit 4034 Com- mittenten), Berlin 34 (312), Stuttgart 17 (569), Wien 32 (475), Prag 15 (94), Pest (Buda-Pest) 7 (74) und Zürich 5 (mit 92 Committentcn) komme». An neuen Etablissements sind im vorigen Jahre bis Mitte Februar d. I. 256 erstanden, und 82 ältere Handlungen traten in nähere Verbindung mit dem Gesammtbuchhandel, so daß das Adreßbuch im Ganzen 338 neue Firmen auszunehmen hatte. Von den oben angeführten 4369 Firmen mit 124 Filialen (in 1085 Städten) kommen 3373 (in 755 Städten) auf das Deutsche Reich, 5 (in 1 St.) auf Luxemburg, 553 (in 185 St.) auf Oesterreich, 485 (in 117St.) aus die übrigen europäischen Staaten, 74 (in 24 St.) auf Amerika, 2 ans Asien (Jedo und Tiflis), und endlich 1 aus Australien (Tanunda).
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