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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.09.1898
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1898-09-24
- Erscheinungsdatum
- 24.09.1898
- Sprache
- Deutsch
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6992 Nichtamtlicher Teil. H8 222. 24. September 1898. bewies, wie sehr unsere Ausführungen berechtigt waren und daß die Herren vom Jugendschriften-Ausschuß nicht einmal die geschlossene Masse ihrer Kollegen hinter sich hatten. Eine Einigung kam dahin zu stände, daß von beiden Seiten je drei Herren zu einer Kommission zusammentreten sollten, die zuerst über den streitigen Satz und dann über die eventuelle Mitarbeiterschaft an dem Verzeichnis beraten sollten Von unserer Seite wurden die Herren Justus Pape, Her mann Seippel und Ernst Maasch delegiert, während die Gegner die Herren Götze, Wolgast und Fr. von Börstel entsandten. Die Kommission trat am 21. März d. I zu einer Beratung zusammen, die aber keine für uns annehm baren Erfolge zeitigte. Den Hauptstreitpunkt, den öfter an geführten Satz, wollten die Herren nicht fallen lassen, und eine von ihnen vorgeschlagene andere Form fand auch nicht unfern Beifall, da durch diese wohl der Wortlaut geändert wurde, aber nicht der Inhalt desselben. Der vorgeschlagene Satz lautete: »Sollte ein Buch des Verzeichnisses nicht zu haben sein, so wende man sich an einen Lehrer um Auskunft, der ein Geschäft empfehlen wird, das das Buch entweder führt oder es in kurzer Zeit beschaffen wird«. Dieser und der erste Satz stimmen dem Sinne nach dahin überein, dem Publikum und dem Buchhandel ein Vor mund zu sein. Diese Bevormundung mußten wir ablehnen, und wir thaten dies definitiv in der Junisitzung d I. im Hamburg-Altonaer Buchhändler-Verein. Uns war natürlich klar, daß diese Ablehnung von den Lehrern zu einem Vor stoß gegen die hiesigen Buchhändler benutzt werden würde, der auch nicht lange auf sich warten lassen sollte. Der Hamburgische Correspondent bringt in seiner Nr. 451 vom 15. September d. I. einen Artikel, worin die Herren Lehrer sich über das Scheitern der Verhandlungen zwischen dem Hamburg-Altonaer Buchhändler-Verein und dem Jugend- schriften-Ausschusse aussprechen. Es würde zu weit führen, an dieser Stelle den ganzen Artikel wiederzugeben, nur einen Satz möchten wir etwas tiefer hängen; es heißt da: »Wir gestehen zum Schluß, daß wir uns der Hoff nung hingegeben hatten, als ob hier in Hamburg zwischen Geschäft und Kritik das anerkannte Verhältnis gleich berechtigter Interessen schon in nächster Zeit hätte herbei geführt werden können Wenn wir uns darin täuschten, so müssen wir uns doch sagen, unsererseits alles gethan zu haben, was unser sachlicher Standpunkt erheischt.« Dadurch ist der Streit natürlich wieder entbrannt; wir sprechen ja den Herren vom Jugendschriften-Ausschuß die Befähigung zur Kritik ab, und soweit das vorjährige Jugendschriften-Verzeichnis dabei in Frage kommt, auch mit vollem Recht. Aus der Entgegnung des Hamburg-Altonaer Buchhändler-Vereins mögen folgende Sätze unsere Auffassung illustrieren: »Der Ausschuß nun verwirft grundsätzlich, von anderem abgesehen, die Jugendschriften, welche spezifisch vater ländisches und christliches Gepräge tragen. Das sei ten denziös, ein Kunstwerk aber, welches einem Kinde zur edelsten Lebensfreude, zum Kunstgenuß verhelfen soll, müsse ganz tendenzlos sein, ein reines Kunstwerk. Nun wollen wir hier nicht über die Begriffe Tendenz, Kunstwerk u. s. w. rechten, sondern an der Hand der Praxis zeigen, was die Herren nicht wollen. Sie wollen z. B. von den Schriften unserer Hamburgerin Elise Aver- dieck, an denen sich seit Generationen unsere Kinder er freut haben, nicht dulden »Karl und Marie« und »Lottchen und ihre Kinder«; ausgenommen ist lediglich »Roland und Elisabeth«, weil der Hamburger Brand darin geschildert ist. Die Schriften der Averdieck sind zu fromm, zu ten denziös, sind keine Kunstwerke, wie Tolstoj, Wildenbruch u. s. w. sie zum Genuß unserer Jugend geschaffen haben Ebenso sind die kraftvollen Männer und Frauen aus der Zeit des siebenjährigen und der Befreiungskriege, sowie der Zeit von 1870/71 gar nicht berücksichtigt. Der alte Fritz, Ziethen, Seydlitz, Blücher, Gneisenau, Nettelbeck, Scharn horst, Arndt, Körner, Kaiser Wilhelm 1., Bismarck, Moltke, Roon rc. — bewahre, die waren so kernigdeutsch und haben mit starker Faust und kräftigem Wort alles Fremde und Kosmopolitische zusammengeschmettert, manch zorniges Lied gesungen, nein, sie waren auch zu eckig, daraus lassen sich gar keine Kunstwerke gestalten, zu viele unkünstlerische Züge sind noch in lebendiger Erinnerung: nein, das geht nicht! Deshalb sind in das Verzeichnis überhaupt nur fünf Biographieen ausgenommen, nämlich: Schiller, Goethe, Rietschel, Stein, Perthes —. »Wir stehen hierin grundsätzlich anders, wie wir ebenso Tolstoj, Wildenbruch u. s. w als Jugendschriftsteller verwerfen, und deshalb war ein ersprießliches Zusammen arbeiten unmöglich »Der Satz, daß der Lehrer »ein Geschäft empfehlen soll«, ist, wie es heißt, durch pädagogische Gründe bedingt, um dem Lehrer den berechtigten Einfluß auf die Privat lektüre zu wahren Wenn der Satz aber nur auf dem Papier steht, hat er nur eine papierne und keine praktische Bedeutung Der Ausschuß sollte wirklich einmal vorge kommene Fälle nennen, um die Notwendigkeit des Satzes zu beweisen. »Das anerkannte Verhältnis gleichberechtigter Inter essen zwischen Geschäft und Kritik hat der Ausschuß her beiführen wollen und beschuldigt uns, dies vereitelt zu haben. Nun, auf Grund seines vorjährigen Ver zeichnisses bestreiten wir dem Ausschuß die Berufung zum Amte der Kritik, nämlich die Befähigung, ein brauchbares Verzeichnis von Jugendschriften zu liefern. Wir werden das diesjährige Verzeichnis abwarten, um zu sehen, ob es den Ansprüchen genügen wird, die daran gestellt werden müssen. »Was schließlich eine Vereinigung zwischen Kritik und Geschäft anbelangt, so haben wir uns über diesen Punkt bereits früher in gleichem Sinne ausgesprochen — wir müssen jedoch zur Wahrung unserer geschäftlichen Ehre bemerken — und erachten uns dazu durchaus be rechtigt —, daß ein Gegensatz, wie er aus den Worten des Ausschusses herausklingt, für uns nicht besteht. Denn das Gefühl der Verantwortlichkeit gegen Eltern und Er zieher ist in allen ehrenhaften deutschen Buchhändlern vor handen; das Urteil des maßgebenden Publikums wird uns gewiß das Zeugnis ausstellen, daß wir das uns entgegen gebrachte Vertrauen der Eltern in allen Fällen zu recht- fertigen bestrebt sind. Ein mit Sachkunde abgefaßter Führer durch die Jugendschriften-Litteratur wird von uns stets mit Freuden begrüßt werden, wie wir das auch an der Spitze jenes Sonderabdruckes ausgesprochen haben.« Daß aus diesen Auslassungen für den Hamburg-Altonaer Buchhandel neue Kämpfe entstehen mußten, war klar und wird überraschend schnell durch ein »Eingesandt« in der »Pä dagogischen Reform« bestätigt, in der es heißt: »Der Hamburg-Altonaer Buchhändler-Verein veröffent lichte in den letzten Sonntagsnummern zweier bedeutender Tagesblätter einen neuen, im Ton und in der Wahl seiner Kampfmittel unerhörten Angriff auf uns und die uns stützende Lehrerschaft. Unsere Gegner scheuen sich nicht, durch die plumpste Entstellung unserer Grundsätze und Ziele zu versuchen, uns und die letzteren vor der Oeffentlichkeit herabzusetzen. Sie zeigen mit erfrischender Deutlichkeit, wes Geistes Kinder sie sind, und wie gering sie überdies die Urteilsfähigkeit der uninteressierten gebildeten Bevölkerung
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