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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.01.1898
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1898-01-07
- Erscheinungsdatum
- 07.01.1898
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- Deutsch
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4, 7. Januar 1898. Nichtamtlicher Teil. 113 beruht es auf Mitteilungen, die mir von berufensten Seiten mit gütiger Bereitwilligkeit zur Verfügung gestellt sind. Wir alle, welche jetzt den Verein bilden, find demselben erst beigetreten, als Alexander Duncker längst Mitglied des Vereins und in dessen Traditionen heimisch geworden war. In ihm lernten wir einerseits eine das Gemüt warm be rührende und zugleich durch vornehme Geschlossenheit und Gelassenheit des Wesens ausgezeichnete Persönlichkeit kennen und anderseits auf dem Arbeitsfelde des Vereins hochschätzen seine herzliche Freude an der Kunst, die umfassenden Er fahrungen und Kenntnisse, die er sich innerhalb und außer halb des von ihm erwählten Lebensberufes auf verschiedenen Kunstgebieten erworben hatte, sowie die Treue und das Ge schick, mit denen er die von ihm bereitwillig übernommenen Vereinsgeschäfte geführt hat. Nach diesen beiden Seiten seines Seins und Wirkens den teuren Mann uns zu ver gegenwärtigen, sei meine Aufgabe. Wo man dem Werdeprozetz einer in ihrer Eigenart interessierenden Persönlichkeit nachgeht, sieht man sich vor allem nach der Familie um, der sie entstammt, und sucht in dem Leben der Vorfahren und besonders im Elternhause nach den Wurzeln der Charakterentwickelung. Bei unserem Duncker sind wir in der Lage, aus zuverlässigen Quellen der Familiengeschichte schöpfen zu können. Der ältere Bruder Alexanders, der als Geschichtsforscher und als Staatsmann zu höchstem Ansehen gelangte Max Duncker, hat über seinen Vater das Lebensbild: »Zur Erinnerung an Karl Friedrich Wilhelm Duncker« geschrieben, in welchem die Vorfahren bis in das siebzehnte Jahrhundert hinauf besprochen, dann aber die Persönlichkeiten der Eltern, das Familienleben, die Arbeit und die geselligen Beziehungen des Hauses anschaulich ge schildert werden. Aber auch in Hayms Lebensbeschreibung Max Dunckers finden sich noch manche fesselnde Ergänzungen jener Gedenkschrift, geschöpft vornehmlich aus dem von Max Duncker hinterlassenen Schriftschatz, Tagebüchern, Familien briefen und dergleichen, treu gesammelt und behütet seit seiner Jünglingszeit. Zeitlich obenan finden wir Johann Konrad Duncker, der als Pfarrer in Lintorf 1718 ge storben ist. Sein damals erst sechs Jahre alter Sohn, ebenfalls ein Johann Konrad, fand Aufnahme im Waisen hause zu Halle, gelangte später zum Studium der Theologie und erwarb die Befähigung zum Pfarramt, wandte sich aber dem Lehramt zu und wurde Konrektor in Bielefeld, wo er 1757 mit Hinterlassung seines einzigen, damals acht Jahre alten Sohnes Christian starb. Dieser wurde in dem vom Großen Kurfürsten gestifteten Waisenhause zu Oranien burg erzogen und widmete sich sodann dem Kaufmannsstande, in welchem er, obgleich von Hause aus mittellos, sich aus eigener Kraft zu selbständiger Etablierung in Berlin emporarbeitete. Als er 1783, erst vierunddreißig Jahre alt, vom Tode ereilt wurde, hinterließ er den einzigen ihn überlebenden Sohn, Karl Friedrich Wilhelm, in dem zarten Alter von zwei Jahren. Letzterer war der dritte seines Geschlechts, der, in früher Jugend verwaist, aus dürftiger Lage mit eigener Kraft sich emporzuarbeiten hatte, zwar nicht wie sein Vater und Groß vater von einem Waisenhause aus — seine Mutter hatte durch eine zweite Ehe das kleine Handelsgeschäft zu erhalten vermocht —, aber doch aus engen, kleinbürgerlichen Verhält nissen heraus. Als er großjährig wurde, lag die eiserne Faust Napoleons auf dem Vaterlande, dessen Wohlstand aus tausend Wunden blutete; trotzdem vermochte Duncker in Ge meinschaft mit seinem Freunde Humblot schon am 1. Januar 1809 auf Grund eines angekauften Leipziger Geschäfts in Leipzig und Berlin die Buchhandlung zu gründen, die wesentlich durch seine energische und umsichtige Arbeit bald zu einem der hervorragendsten Verlagsgeschäfte in Deutschland erwuchs. Er konnte es schon im Oktober 1810 wagen, mit seiner Ulnfündsechztgstcr Jahrgang. Braut Fanny Delmar die Ehe zu schließen. Während die Befreiungskriege über das Land dahinstürmten und an den bestgegründeten Geschäften rüttelten, verstand er es, die Not der schweren Zeit tapfer zu bestehen und zu überwinden, nicht ohne den kräftigen Beistand seiner ruhig und klug über legenden Gattin. Als die schlimmsten Sorgen hinter ihm lagen und seine Verlag und Sortiment umfassenden Ge schäfte in sicherem Fortgang des Gedeihens sich befanden, griff er, getragen von dem Vertrauen seiner BerufSgenossen. in die Arbeit korporativer Vereinigung des in Leipzig sich konzentrierenden Buchhandels mit schöpferischem Geist that- kräftig ein und erwarb besonders hierdurch, ein echter und rechter eslk maäs man, in seinem Berufe die Stellung einer allgemein anerkannten Notabilität. Bei alledem fand er noch Zeit und Kraft, in den Geschäften unserer Stadtgemeinde mitzuwirken. In 1853 und 1863 wurde er zum Abschluß des fünfzigsten und sechzigsten Jahres seiner buchhändlerischen Wirksamkeit von der Kollegenschaft festlich begrüßt. Dem Ehe paar war die Gnade eines hohen, rüstigen Alters beschieden. Die Gatten konnten 1860 die goldene Hochzeit feiern und durften dann noch über acht Jahre einen sonnigen Lebens abend genießen, bis im Dezember 1868 die Frau im 79. Lebens jahre starb und der hierdurch tief getroffene Gatte am 15. Juli 1869 im 89. Lebensjahre ihr folgte. Max Duncker hat, wie Haym erzählt, es den Eltern gegenüber an deren goldenem Hochzeitstage ausgesprochen, daß das Elternhaus den Söhnen nicht nur unaussprechliche Liebe habe zufließen lassen, son dern ihnen auch seine Art und seinen Charakter mit auf die Wege des Lebens gegeben habe. Als die Eigentümlichkeit des Vaters bezeichnet er dabei die rüstige Beweglichkeit, das dreiste Wagen und die heitere Lebenslust und findet die Er gänzung dazu in der stillen geduldigen Ausdauer, dem kräf tigen Beharren und dem mäßigenden Ernste der Mutter. »Die heitere Lebenslust« des Vater Duncker zeigt Haym noch näher auf mit den Worten: Man »sah, wie sich mit Fülle eine feste Ordnung paarte, wie sich mit sorglichem Schaffen ununterbrochen ein heiteres Genießen vertrug, wie man bei einem ausgebildeten Familiensinn mit offener Empfänglich keit, mit Gastlichkeit auf alles einging, was von außen heran trat. Denn die wohlerworbenen Früchte eifriger und über legter Arbeit wollte der Alte zugleich genießen, das Leben, das ihm Anstrengungen zugemutet, wollte er sich, je mehr er m leitender Stellung die Arbeitskraft anderer zu nutzen ver stand, mit leiblichen und geistigen Gütern schmücken.« Darauf stimmt, hochgeehrte Festversammlung, Goethes Spruch weisheit: Weite Welt und breites Leben, Lange Jahre redlich Streben, . . . Heitrer Sinn und reine Zwecke: Nun man kommt wohl eine Strecke. Das durfte nicht ungesagt bleiben, denn, nicht wahr? der hier angeschlagene Ton klingt wieder in der Persönlich keit unseres Aexander Duncker, freilich eigenartig moduliert. Aber um hierauf näher eingehen zu können, müssen wir uns erst in kurzen Zügen seinen Lebensgang vor Augen führen. Alexander Friedrich Wilhelm Duncker ist als der zweite der fünf kräftigen Söhne seiner Eltern am 18. Februar 1813 geboren »unter dem ersten Waffenlärm der eben auf Berlin heranziehenden russischen Truppen«. Nachdem er seine Schulbildung auf dem Friedrich Wilhelms- Gymnasium genossen, trat er 1829, sechzehnjährig, in die Berliner Buchhandlung seines Vaters als Lehrling ein. Nach beendigter Lehrzeit ging er nach Hamburg zu Perthes- Bcsser L Mauke. Am 1. Januar 1837 machte der Vater ihn selbständig durch Uebertragung des Sortimentsgcschäftes der Firma Duncker L Humblot, welches der junge Chef fortan unter eigenem Namen führte. Bald verband er mit dem- 16
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