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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.01.1898
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1898-01-07
- Erscheinungsdatum
- 07.01.1898
- Sprache
- Deutsch
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4, 7. Januar 1898. Nichtamtlicher Teil. 115 gewesen sein über Alexanders Beförderungen in den Chargen der Landivehr-Kavallerie-Offiziere. Wir begreifen es leicht, daß in dem Wesen unseres Freundes das Soldatische einen so markanten Zug gebildet hat, die bis ins hohe Alter schlank und gerade aufstrebend gebliebene Gestalt ließ daran keinen Zweifel. Wo sich ihm eine Gelegenheit bot, in der Uniform seinem Vaterlande zu dienen, hat er sie sich nicht entgehen lassen, aber auch außerhalb des Dienstes, im kameradschaft lichen Verkehr hat er nicht ohne Arbeit sein mögen. Sein im elterlichen wie später im eigenen Hause erworbenes und be währtes Geschick für festliche Zurüstungen fand dankbar an genommene Verwendung bei den großen Festen der hiesigen Landwehr- und Reservekameraden. Diese Darlegung der allgemeinen Grundzüge im Charakter Dunckers finden einen guten Abschluß in der Anerkennung, die das völlig in sich ausgeglichene, seiner selbst stets sichere Wesen dieses Mannes dadurch erfahren hat, daß auf ihn sein König und Kaiser Wilhelm I. aufmerksam geworden ist und ihm Zutritt zu seiner Person bei verschiedenen Anlässen ge stattet hat, sowie durch die bereits erwähnte Rangerhöhung, durch die er von des jetzt regierenden Kaisers Majestät dem ver hältnismäßig kleinen Kreise zugezählt ist, die wegen ihres näheren Verhältnisses zu dem ersten Kaiser bei der Hundert jahrfeier ausgezeichnet worden sind. — Wir kommen nun zu der Besonderheit in seinem geistigen Vermögen, durch die Duncker vor 53 Jahren dem Wissen schaftlichen Kunstverein zugeführt und demselben zu einem hervorragend wertvollen Mitgliede geworden ist. Diese Be sonderheit beruhte in seinem früh geweckten und bis ans Ende seiner Tage lebendig gebliebenen Kunstsinn. Auch dafür finden wir die Wurzeln in der Begabung seiner Eltern. Den Vater »hatten in seiner Jugend die drama tischen Schöpfungen unserer klassischen Periode auf das leb hafteste interessiert«, und »Fanny Delmar war von dem Reich tum und der Fülle der eben reifenden Früchte der klassischen Dichtung nicht minder ergriffen«. Diese ästhetische Richtung in beiden machte in ihrem Hause sich darin geltend, daß — wie Haym erzählt — ihre »Geburtstage und ähnliche Ge denktage nicht ohne Huldigungen, festliche Veranstaltungen und Ueberraschungen vorübergingen; gedruckte Glückwunsch- verse wurden bei solchen Anlässen schon den unmündigen Kindern in den Mund gelegt, weiterhin deutsche und fran zösische Komödien, Festspiele aller Art von den Kindern zur Aufführung gebracht«. Als 1859 Jfflands Geburtstag zum hundertsten Male wiederkehrte, versuchte sich der Alte — da mals achtundsiebzigjährig — auch einmal als Schriftsteller, indem er den künstlerischen Leistungen und der nationalen Gesinnung, die Jffland in den schweren Jahren von 1807 bis 1813 — der alte Duncker hatte ihm damals nahe ge standen — vielfach bewährt hatte, eine einfache und würdige Gedenkschrift widmete Infolge dieser Einflüsse entwickelte sich in Alexander Duncker der Kunstsinn zuerst auf dem Gebiete der Musik und der Dichtkunst. Er übte selbst den Gesang und hatte herzliche Freude an den schönen Leistungen seiner sangeskundigen Gattin. Aber auch Instrumentalmusik fesselte ihn, dem Spiel hervorragender Künstler lauschte er mit Ent zücken. Daß er der Oper die Vorliebe zuwendete, steht in engstem Zusammenhang mit dem Interesse, welches auf dem Gebiete der Dichtkunst zunächst das Drama ihm abgewonnen hatte; gehörte es doch in den jüngeren Jahren zu seinen be vorzugten Vergnügungen, in Familienkreisen die Bühne zu betreten, unterstützt von offensichtigem Talent und gehoben durch den ihm stets gespendeten Beifall. Nicht minder schloß er die lyrische und die epische Poesie in sein Herz, fand sogar in beiden Antrieb zu eigenem Schaffen, so daß wir in der Lage sind, hier ihn selbst zu uns reden zu lassen. Die anonym in zwei Auflagen erschienene, von Paul Thumann in vollem Einklang illustrierte Sammlung von Gedichten Dunckers zeigt uns ein fein besaitetes Gemüt, das, die Töne türmischer Leidenschaft vermeidend, den Liebesschmerz meist in elegischer Entsagung ausklingen läßt und durch anmutende Gedanken insbesondere da erfreut, wo durch unscheinbares Aeußere Seelenadel hindurchschimmert: so in den Zeilen: -Du bist nicht schön! Doch wenn sich hebt Dein Auge, Deines Liedes Töne Mir sagen, was in Deiner Seele lebt. Dann bist Du mir die unvergleichlich Schöne.- Oder: »So flohen die Jahre, das Alter Kam leise, leise heran, Man sieht es wohl Deinen Zügen, Doch Deinem Auge nicht an. Das schaut so treu und herzig Aus Deinem lieben Gesicht, Wie aus verwelkten Blättern Ein blaues Vergißmeinnicht. - Vor fünf Jahren hat Duncker unter Mitwirkung von Chr. Grüß ein zu den besten gehörendes Kinderbuch heraus gegeben: »Der Mutter Schatzkästlein«, eine ungemein sorg fältige Sammlung dem Kindcsalter angemessener Lieder, Sprüche und Gebete, geschmückt mit Zeichnungen von Marie Stüler; unter den Liedern finden sich einige aus dem kinder lieben, sinnigen Gemüte unseres verewigten Freundes, ich kann es mir nicht versagen, ein paar Verse hier einzuschalten: »Die Hände, Muttchen, falte mir, Daß ich mein Abendsprüchlein sage, Und unter Gottes Schutz bei Dir Sanft schlafe bis zum Hellen Tage. Noch einen Kuß, dann deck' mich zu Und bleib' mein liebstes Muttchen Du.- Gute Nacht. -In ihr goldnes Himmelbett Sonne ist zur Ruh gegangen. Und am dunkeln Firmament Viele tausend Sterne prangen. Uebern grünen Wald daher Leise kommt der Mond gezogen; Still ist's, denn die Vöglein all' Sind zur Ruh ins Nest geflogen. Nur ein leises Rauschen geht Wie ein wunderbares Regen lieber die entschlas'ne Welt Als ein stiller Gottessegen.- Noch zwei Verse aus: Mutterliebe. -Mutterlieb' ist wie der Tau, Der bei Nacht vom Himmel regnet Und die jungen Keime all', Daß sie auferblühen, segnet. Mutterlieb' ist wie der Odem Gottes, der vom Himmel weht Und durch die bedürft'ge Welt Als ein Liebeswundcr geht - Dunckers Liebe zur Poesie blieb nicht ohne Einfluß auf seine Verlagsunternehmungen. Als Geibel, damals ein noch unbekannter Jüngling, nach Berlin kam, um Gedichte zu ver öffentlichen, und an mehreren Stellen Abweisung erfuhr, fand er bei Duncker bereites Entgegenkommen und den gewünschten Verlag. Diesem schönen Beginn folgten zahlreiche Dichtungen berühmt gewordener Autoren, es 'genüge Putlitz, Storm, Jensen, Heyse, Carmen Sylva zu nennen. Und daß solche alte Liebe bei ihm nicht rostete, ist noch aus seinen Verlags- verzeichniffen der letzten Jahre ersichtlich, die solche Perlen enthalten wie Katharina von Dörings fesselnde Skizzen und 16*
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