Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.01.1898
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1898-01-07
- Erscheinungsdatum
- 07.01.1898
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18980107
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189801071
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18980107
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1898
- Monat1898-01
- Tag1898-01-07
- Monat1898-01
- Jahr1898
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Träumereien von Capri, die beiden Bändchen leidenschaftlich bewegter Lieder der Tochter aus dem Volke Italiens Ada Negri in Hedwig Jahns kongenialer Uebersetzung, Felix von Stenglins ergänzende Bearbeitung des Goetheschen drama tischen Fragments »die Aufgeregten« und das für die Ge schichte der lyrischen Dichtung bedeutsame Werk von Fritz Gundlach, Italienische Lyrik seit der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts bis auf die Gegenwart in deutschen Ueber- tragungen mit biographischen Notizen. Zwischen jenem An fang und diesem Ausgang liegen zahlreiche, von ihm verlegte Novellen, auch die von ihm selbst geschriebene, als Manuskript gedruckte Novelle Angiola Filomarino. Von dieser kann ich hier nur flüchtig sagen, daß ein schwieriges, psychologisches Problem mit Geschick dem ihm entsprechenden tragischen Ende zugcführt wird. Mit Vaterstolz erfüllte es ihn, auch Dichtungen seiner Tochter Dora der Lesewelt zuführen zu können. Duncker hielt dafür, daß poetische Bücher durch geschmack volles Aeußere zu ehren seien. Aus Buchhändlerkreisen ist mir mitgeteilt, daß es seiner Zeit Aufsehen gemacht habe, als aus seinem Verlage Prachtausgaben von Dichtungen in Folio, glänzend eingebunden, mit bestem Druck und Papier, zur Versendung gelangten, so insbesondere Poesieen von Geibel und Gustav zu Putlitz. Aber auch zierliche, in ihrer Art reiche Miniaturausgaben sind aus seinem Geschäft in großer Zahl heroorgegangen. Die Ausstattung wurde bald durch künstlerische Illustrationen gesteigert. Putlitz' Arabesken z. B. wurden von Wilhelm Camphausen, sein »Was sich der Wald erzählt« von Riefstahl und Hindorf illustriert. Aber auch Werke fehlen nicht, in denen die Kunstblätter die Haupt sache sind und ihnen ein Text nur als Erläuterung zur Seite steht. Dahin gehören vor allem: das von Duncker in 320 Lieferungen herausgegebene Riesenwerk »Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser u. s. w.«, deren farbige Abbildungen von ihm selbst mit geschichtlichen und beschreibenden Bemerkungen begleitet sind, Menzels berühmte zwölf Bildnisse »Aus König Friedrichs Zeit« in Kretzschmerschen Holzschnitten, wieder von Duncker selbst biographisch erläutert. »Ein Kaiserheim«, in dem die Räume des Palais Kaiser Wilhelms I. durch 45 Lichtbilder und Text von Transfeld vergegenwärtigt werden, Kaulbachs Wandgemälde in unserem neuen Museum in Kupferstichen von Eichens und anderen, mit anonymen Er läuterungen, und Mannfelds großes Radierungswerk: »Durchs deutsche Land« in zwei Bänden mit Text von Fendler und anderen. Von den zahlreichen Kunstblättern endlich, die ohne beglei tenden Text zum Beschauer reden, sind am bemerkenswertesten die Faksimiledrücke des Aquarells v. Ed. Hildebrandt »Hum boldt in seinem Arbeitszimmer«, der Aquarelle Wilbergs aus Potsdam und Umgebung, ferner die Kupferstiche nach Pilotys »Casars letzte Augenblicke« von Becker, nach Julius Schräders »Die Schützlinge« von Habclmann, nach Paul Meyerheims »Aschenbrödel« von Andorff, nach Liezen - Mayers »Erste Liebe« von Lindner und »Erste Freundschaft« von Goldberg, die köstlichen großen Holzschnitte nach Eduard Ille -Roth- käppchen«, »Froschkönig« und »Dornröschen« und die Jmpe- rial-Folio-Photographieen nach Alex. Wagners zwei Karton zeichnungen zu Goethes Götz. Ungern versage ich es mir — aber die Zeit drängt — auf die zum großen Teil künstlerisch wertvollen Blätter aus den Porträt-Mappen des Verlages einzugehen. Nicht unerwähnt aber bleibe, daß der Verlag sich nicht ganz auf Belletristik und Kunstwerke beschränkte. Gleich zu Anfang verlegte Duncket Dorows Denkschriften und Briefe zur Charakteristik der Welt und der Litteratur (5 Bde. 1838 ff), das von einer Aerzte-Vereinigung herausgegebene »Medizinisch-chirurgisch-therapeutische Wörterbuch« (3 Bde 1839 ff.) und anderes Wissenschaftliche, später auch Geschicht liches und Politisches, darunter das anonyme Werk »Ganga- nelli (Papst Clemens XIV.), seine Briefe und seine Zeit«, und die von der Königlichen Akademie der Wissenschaften heraus gegebenen Sammelwerke »Politische Korrespondenz Friedrichs des Großen«, und »Preußische Staatsschriftcn aus der Zeit Friedrichs des Großen«, beide zu einer stattlichen Zahl von Bänden herangewachsen und noch nicht abgeschlossen. Diese Blumenlese, hochgeehrte Versammlung, läßt auf eine ungewöhnliche Arbeitskraft schließen, zumal, wenn wir erwägen, in welchem Umfange Duncker auch schriftstellerisch thätig gewesen ist. Ich kann auf seine Prosaarbeiten nicht näher eingehen, möchte aber noch aus seinem ästhetischen Ge dankenkreise ein charakteristisches Beispiel einflechten. In seiner Novelle Angiola Filomarino läßt er die Heldin, die sich darauf freut, in Berlin, wohin sie aus Italien gekommen, die Museen zu besuchen, und hiervon spricht, hinzufügen: »Es ist freilich etwas anderes, ein Kunstwerk an der Stätte zu sehen, für welche es von dem Urheber bestimmt war, wo der beabsichtigte Zweck ... im Verein mit der Harmonie der Umgebung es dem Beschauer ermöglicht, es richtig zu beurteilen und voll zu würdigen, als wenn man in langen Sälen die verschiedenartigsten Kunstwerke eng aneinandergereiht zu betrachten gezwungen ist. Da muß man sich jedes Einzelne erst isolieren und die Phantasie zu Hilfe nehmen, es in seine ursprüngliche Umgebung zurückzuführen.« — Die ihm stets nahe Freude an der Kunst lebte sich auch in der Geselligkeit aus, die er, gleich seinem lebensvollen Vater, liebte als frohes Genießen im Ausruhen von der Ar beit. Mit Künstlern und Künstlerinnen, an deren Leistungen im Konzertsaal oder im Theater — dort suchte er oft Er holung und Anregung — oder an deren Werken er ein hohes ästhetisches Vergnügen gefunden, suchte und verstand er in persönlichen Verkehr zu treten, sie seiner häuslichen Gesellig keit zuzuführen. Er konnte sich, wie ich höre, .des Umgangs vieler erfreuen, die bei der Mitwelt hohen Ruhm genossen, ich beschränke mich darauf, zu nennen auf dem Gebiete der Musik Felix Mendelssohn und Meyerbeer, die Frauen Sonntag, Jenny Lind, Bürde-Ney, Sachse-Hofmeister, die Herren Säuret und Kammersänger Heinrich Ernst; auf dem Gebiete der Schauspielkunst Frau Caroline Seidler, Charlotte von Hagen. Frau Auguste Crelinger und ihre Tochter Clara Stich, die Herren Kahle, Grube, Kainz, Arndt, Prasch; unter den Meistern der bildenden Künste den Bildhauer Drake, die Maler Eduard Magnus, Hopfgarten, Julius Helft, Jebens, Plockhorst, Norbert Schrödel, Thumann — in anderweiter Verbindung stand er mit Kaulbach, Piloty, Makart, Lenbach —; endlich die Bau meister Helfft, Ende, Böckmann, Otzen. Eine so kräftige Förderung der Kunst veranlaßte die Akademie der Künste in München, Duncker zum Ehrenmit- gliede zu ernennen. In seiner Heimat wurde er in den Königlichen künstlerischen Sachverständigen - Verein berufen. Seine Liebe zur Kunst führte ihn zwei Privatvereinen zu, dem Verein der Kunstfreunde und unserem Wissenschaftlichen Kunstverein. Jener verfolgt den praktischen Zweck, durch Ankauf von Kunstwerken der Künstlerschaft förderlich zu sein und durch Verlosung der erworbenen Kunstwerke unter den Mitgliedern diesen die Erlangung wertvollen Kunstbesitzes zu ermöglichen; in dem Verein wurden die für denselben nutz baren Eigenschaften Dunckers erkannt und trugen ihm die Wahl in den Vorstand ein. Dem im Jahre 1827 gegründeten Wissenschaftlichen Kunstverein ist Duncker im Jahre 1844 beigetreten. Der Verein schließt von seinen gemeinsamen Betrachtungen kein Kunstgebiet aus. Hier fand der junge Mann, dessen Kunst sinn bereits nach verschiedenen Seiten Gestalt gewonnen hatte, für weiteres .Wachstum reiche Nahrung des Geistes. Er
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder