Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.06.1899
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1899-06-15
- Erscheinungsdatum
- 15.06.1899
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18990615
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189906152
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18990615
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1899
- Monat1899-06
- Tag1899-06-15
- Monat1899-06
- Jahr1899
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
4368 Nichlamtlichcr Teil. 136, 15. Juni 1899. sident des Pariser Cercle; Herr Georges Masson, Präsident der Pariser Handelskammer, der ebenso gut deutsch wie englisch spricht, der in Deutschland wohlbekannte Herr Le Soudier, Herr Jules Hetze! und viele andere. Herr Wilhelm Müller-Wien tritt diesmal nicht als Vorstandsmitglied des Börsenvereins, sondern als Vertreter des Vereins österreichisch ungarischer Buchhändler auf. Von den Italienern nenne ich Bocca aus Turin, von den Schweden Bonnier aus Stockholm, von den Holländern Belinfante aus dem Haag, von den Schweizern Huber aus Frauenfeld. Von London selbst sind alle großen Verlagsfirmen vertreten, von denen viele limiteä, d. h. Aktiengesellschaften geworden sind. Nur wenige davon, wie z. B. Longmans, wohnen noch in der Paternoster Row, der Buchhändlerstraße Londons, die so wenig Raum und Licht gewährt; die nieisten haben größere Räume in der City gewählt. Aber die Paternoster Row ist immer noch die Hauptstraße des Buchhandels; an ihrem Ende liegt die Stationers' Hall, ein allehrwürdiger Bau, der für den englischen Buch handel eine ähnliche Bedeutung hat, wie unser Buchhändler haus in Leipzig fiir den deutschen Buchhandel, nur mit dem Unterschiede, daß die Stationers' Company, der das Haus gehört, auf eine sünfhundertjährige Vergangenheit zurück blicken kann. Die Eröffnung des Kongresses fand am Mittwoch, den 7. Juni, morgens statt. Einen Bericht über den Verlauf und die Ergebnisse der Arbeiten zu geben, ist von hier aus unmöglich, denn man arbeitet in der auf den Kongressen üblichen Weise gleichzeitig in drei verschiedenen Abteilungen, und da man nur in einer anwesend sein kann, so erfährt man nicht, was in den beiden anderen vorgeht. Der Ge schäftsbericht über den dritten Kongreß kann also an dieser Stelle erst gegeben werden, wenn er vom Präsidium ver öffentlicht sein wird. Vorläufig sei nur gesagt, daß Ab teilung die technischen Fragen bearbeitet, Abteilung U das litterarische und künstlerische Eigentum, und Abteilung 0 die Rechts- und Verwaltungsfragen. Nur auf diese Weise ist es möglich, das sehr umfangreiche Arbeitsprogramm des Kongresses in drei Tagen zu erledigen. Die deutschen Vertreter sind meistens für Abteilung V (Rechts- und Verwaltungsfragen) eingeschrieben. Herr vr. Trübner sprach darüber, welche Einrichtungen zu treffen seien, um die Kongreßbeschlüssc zur Ausführung zu bringen; Referent sprach über den Anschluß der noch rückständigen Staaten an die Berner Konvention, und Herr Bielefeld über die Einrichtungen der deutschen Verlegervereine zur Sicherung der Kreditverhältnisse. Die Anträge Trübners und Mühl- brcchts fanden die beste Aufnahme in der Versammlung; es wurde auch beifällig bemerkt, daß verschiedene Vertreter aus Holland für den Beitritt dieses Landes zur Berner Konvention sprachen und um die Unterstützung des Kongresses baten. Nach der Eröffnung des Kongresses wurden die Arbeiten für den Mittwoch suspendiert, weil der Saal der Stationers' Hall für das am Abend stattfindende Bankett vorbereitet werden mußte. Einige der Kongreßmitglieder leisteten einer Einladung des Herrn Heinemann Folge und fuhren mit einer Mailcoach nach Ranelagh in der Nähe von London. Man frühstückte dort im Klubhause und erging sich in dem großen Parke. Herrliche alte Bäume, weite Rasenflächen, ein kleiner See und dergleichen boten in der Frühlingspracht der Vegetation einen entzückenden Anblick. Das milde englische Klima läßt bekanntlich viele Bäume und Pflanzen gedeihen, die in unserm deutschen Klima unbekannt sind, wie Cedern, spanische Kastanien, hochstämmige Rhododendren, Feigen und Lorbeer. Natürlich fehlt es nicht au Sport; eine Hundeausstellung wurde uns gezeigt, und auch am Polospiel konnten wir als Zuschauer uns er götzen. Es ist dies das englische Ballspiel zu Pferde; ein Holzball wird von zwei Parteien hin und her getrieben, wozu sich die Reiter langer Stecken, unten mit einem Hammer versehen, bedienen. Die Mailcoach brachte uns nach London zurück, und dann wurde den Kongreßmitgliedern am Abend durch das Bankett in der Stationers' Hall Gelegenheit geboten, die alten Gebräuche der Stationers-Gilde kennen zu lernen. Bei dem Eintritt jedes Besuchers in den Saal wurde dessen Name laut ausgerufen; dann sah man sich den hohen Würden trägern, den Masters und Wardens, bekleidet mit Pelzrock und geschmückt mit den goldenen Halsketten, gegenüber, die ceremoniell einem jeden die Hand schüttelten. Etwa 230 Personen nahmen an dem äinvsr teil, das um sieben Uhr begann. Das Auge wurde zunächst gefesselt durch ein wundervolles Glasgemälde in einem Fenster, das eine ganze Wandfläche ausfüllte. Es stellte eine Episode aus dem Leben Caxtons vor, in herrlichen, leuchtenden Farben aus geführt. So lange das Essen währte, wurden keine Reden gehalten; das Signal hierzu wurde durch den vierstimmigen Gesang eines Amen gegeben, in dem Gott für alle guten Gaben gedankt wurde. Schon während des Gesanges wurden die Cigarren in Brand gesetzt, dann kam Rede auf Rede in ununterbrochener Folge. Vor zwei Jahren bei dem Fest bankett in Brüssel blies immer ein Herold eine Fanfare, wenn jemand reden wollte; hier in London war ein Sprecher hinter dem Master postiert, der mit Heller Stentorstimme laut ausrief, daß jemand zu reden die Absicht habe. Zur Abwechselung rief er auch verschiedentlich: »tbe Llabtsr rwä tbe IVarcksvs ok tbis ^vorsbipkul Company vvisd to ärivlc ^vitb xou, Kevtlsmsll ins reguesteä to prspars tbsir gl.iLses«. Dann erhob sich alles und verneigte sich gegen den Master, der auf einem erhöhten Sitze der Tafel präsidierte. Einmal gingen auch große alte goldene Pokale von Hand zu Hand an der Tafel herum, und ehe man daraus trank und wenn man daraus getrunken hatte, was stehend geschah, verneigte man sich respektvoll gegen die Nachbarn zur Rechten und Linken. Jedesmal, ehe der Sprecher das Wort nahm, wurde mit einem Hammer auf den Tisch geklopft. Das ganze Ceremoniell hatte viel Aehnlichkeit mit den Gebräuchen der Freimaurer, deren Ursprung ja bekanntlich in den alten englischen Gilden zu suchen ist. Viele interessante Reden wurden gehalten. Den Reigen eröffnete das Parlamentsmitglied Mr. Bryce, der die Mit glieder des Kongresses begrüßte; ihm antworteten Herr Fouret (Hachette) und unser Börsenvereinsvorsteher Herr Engelhorn. Mr. Putnam aus New Jork folgte ihm; dann hielt Herr Brünettere, der Direktor der Usvus äss cisux moväss, eine mit Begeisterung aufgenommene längere Ansprache. Nach ihn: erhob sich Mr. Lecky, der berühmte Verfasser kulturgeschicht licher Werke, zu einer launigen Rede; nach dem Präsidenten des Kongresses Mr. Murray sprachen noch Herr Bruylant aus Briissel und Herr Albert Brockhaus. Noch manche Rede wurde gehalten, und spät erst kamen die deutschen Kongressisten in das gemeinschaftlich bewohnte Hotel zurück. Am Donnerstag Vormittag wurde tapfer gearbeitet; in unserer Abteilung 0 leitete Herr Bielefeld-Karlsruhe die Ver handlungen. Dann kam eine ganz besondere Ueberraschung für die deutschen Delegierten. Der englische Marineminister Goschen ist eilt Enkel des berühmten deutschen Verlegers Göschen in Leipzig, der von Schiller, Goethe, Lessiug, Wieland und anderen Berühmtheiten deren Werke ver legt hat. Der Minister Goschen nun hatte sich die neun deutschen Delegierten zu eiuem luuebsov eingeladen, und wir wandelten gemeinschaftlich zu ihm, geführt vom Präsidenten Murray. Uns allen werden die wenigen Stunden, die wir in der Familie des Mr. Goschen zubringen durften, in der
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder