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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.11.1870
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1870-11-16
- Erscheinungsdatum
- 16.11.1870
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- Deutsch
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- Saxonica
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geteilten Glaubens, daß persönliche Freundschaften durch geschäft liche Beziehungen allzu leicht getrübt werden, er wollte die Freund schaft der Freunde genießen als ein unabhängiges Gut, er fürchtete Wohl, daß die manchen kleinen und gröberen Dinge, welche immer hin, trotz besten Willens auf beiden Seiten, zwischen Verfasser und Verleger treten können, ihm hie und da einen Schaden an jenen feinen geistigen Gütern zufügen möchten, der ihm sehr schmerzlich gewesen wäre. Er sah gewiß jenen Verkehr zumeist als eine Freude an, als einen Besitz, welchen er seiner Familie unverkürzt zu erhalten habe. Wie wir durch des Sohnes Zeichnung die Mutter kennen lernen, so dürfte wohl jene zarte Zurückhaltung, wenn nicht gar von ihr geweckt, doch gewiß unterstützt worden sein. Bei Goethe lagen die Verhält nisse noch anders; Frommann war mit Cotta befreundet, seine Druckerei war mit dem Druck der Goethe'schen Schriften für Cotta betraut, und so scheute er billig als ein Concurrent aufzutreten. Aehnliche Gründe mögen auch Anderen gegenüber geherrscht haben. Dennoch wirkte jener Verkehr indirect in der wichtigsten Weise auch auf die Buchhandlung. Er gewährte Frommann durch den Zu sammenfluß verschiedener Kräfte und Richtungen und durch das ab klärende Gespräch stets einen sichern Ueberblick über den literarischen Moment, über neu aufkretende oder schwindende Richtungen. From- maun konnte sich durch seine Freunde stets orientireu, er genoß ihren Rath und ihre Förderung für seine Unternehmungen und den Betrieb derselben. Acußerlich schaffte ihm derselbe ein Ansehen, welches der Buchhandlung vielfach zu gute kam. Wie er Rath empfing, so er- thcilte er solchen nach seinem gesunden und bestimmten Urtheil; sein Vcrständniß und sein guter Geschmack waren anerkannt. Goethe schickt ihm z. B. das Manuscript zu einem Festgedicht bei Anwesen heit der Kaiserin von Rußland und fordert ihn auf, mit Bleistift anzumerken, was ihm auffalle; da er die Blätter mit frischen Augen ansehe. Schelling schreibt ihm 1808 aus München nach einem Seufzer über den dortigen, freilich durch den Krieg gedrückten Buch handel: „Sollte ich die Wissenschaften hier emporbringeu, so würde ich eine der ersten Vocatioueu an Sie erlassen." — DieLehre, welche für uns Buchhändler, namentlich für die Ver leger aus der Schilderung des Verkehrs im Frommannschen Hause mit den Freunden hervorgeht, kann nicht ernsthaft genug erwo gen und befolgt werden. In solchem Verkehr gewinnt das eigene Urtheil Festigkeit, der Charakter kräftigt sich, der Blick auf die Ver hältnisse des Lebens wird erweitert. Wir, die wir selten in einem Sattel gerecht sind, aber in Vielfachem oft unterrichtet sein müssen, ohne Zeit und Vorbildung zu besitzen, die nöthigen Kenntnisse, den nöthigcn Ueberblick selbst zu gewinnen, haben, wenn wir etwas Lebensvolles schaffen oder das Verhältniß des Neuen zu dem Vor handenen überblicken wollen, uns auf einen Verkehr mit den besten Kräften, die sich uns darbicten, zu stützen. Was uns gewährt wird, können wir oft durch Rath und That vergelten, und indem wir em pfangen, gewähren wir; wie Frommann empfing, weil er gewährte. Möge das so liebenswürdige Buch bei den Freunden der Lite ratur- und Cultur-Geschichte die Verbreitung finden, welche der Stoff und die schlichte, unfern Freund, den Erzähler uns lebhaft vor Augen führende Erzählung beanspruchen können. Der Umfang (127 Seiten) ist gering; aber das Material auch durch eine Reihe der fesselndsten Briefe Goethe's, der Frau Frommann (vor allen ihre Schilderung der Tage vor und nach der Schlacht von Jena!) und mancher Freunde überaus groß. Des vielen Guten, welches wir in dem Buche empfangen, konnte ich nur flüchtig nach dem Pro gramm dieses Blattes gedenken; — das Beste in ihm ist das treue, mit Wahrheit und kindlicher Ehrfurcht gezeichnete Bild des Lebens einer würdigen und gehobenen, das Kleine und Gemeine verschmä henden Familie, deren Hausmutter wie ein milder Stern uns ent gegen leuchtet. Thätig, freundlich, klug waltet, wehrt und lehrt sie demüthigen, frommen Herzens, Jedem wird wohl, der ihr naht, der ihr Bild betrachtet. — Für eine neue Auflage des Buches dürfen wir Bereicherungen in Betreff des Materials erwarten, und den Wunsch aussprechen, daß die Schilderung mancher Zeiten und Menschen eine Erweiterung erfahre; dann erhalten wir vielleicht auch noch weiteren Stoff zur Geschichte des Buchhandels. Wir besitzen das unvergleichliche Leben von Friedrich Perthes, jetzt Frommanu's Buch, möchten doch die Familien Cotta und Reimer nicht länger zögern! Berlin, den 2. November 1870. Wilhelm Hertz. Miscellen. Zur Notiz über die Below'schen Druckplatten. — Mit Bezug auf die Notiz im Börsenblatt Nr. 256 über Below's Verfahren zur Herstellung von Platten für die Buchdruckerpresse bemerke ich, daß die Abdrücke, welche nebst den galvanischen Nieder schlägen auf der akademischen Ausstellung in Berlin ausgehängt waren, ganz dieselben Mängel aufweisen, an denen alle bis jetzt auf rein mechanischem Wege hergcstellten Hochdruckplatten, vom ersten Auftreten der Chemitypie an gerechnet, leiden. Es fehlt auch hier wieder der volle, satte Ton der Schatten und die weiche Modcllirung runder Formen. Letztere ist, meiner Ansicht nach, auch absolut nicht anders als durch intellectuclle Thätigkcit, durch die Kunstfertig keit der menschlichen Hand zu erreichen. Der Holzschnitt erzeugt eben keine durchweg ebene Fläche, so wenig wie Kupferstich und Radirung ihre Linien alle auf gleicher Tiefe halten. Das Verlaufen der Linien nach den Lichtseiten bewirkt erst den reinen Eindruck des Körperlichen. Diesen lassen die Below'schen Platten stark vermissen, indem sie nur überTöne verfügen können, die durch weitere oder schma lere, enger oder weiter auseinandergehaltene Taillen entstehen, daher auch das Unharmonische, Unruhige, Fleckige der Zeichnung, welches bei einem Vergleich mit den i» der Nähe hängenden, zum Theil vorzüglich ausgeführtenHolzschnittproben sich noch auffälliger macht. DerHolzschnitt als Reproduclion von Kunstwerken wird also auch durch diese Erfindung, die vermutlich dem bis jetzt vollkommensten Verfahren der Art, welches für die Druckplatten des ,,4.rt pour tous" verwandt wird, nahe verwandt ist, schwerlich überflüssig werden, geschweige denn der Kupferstich, von dessen Wesen und Bedeutung der Reserent des „Arbeitgeber" Wohl nur eine sehr dunkle Ahnung hat. Dagegen ist bei technischen Zeichnungen, namentlich bei reinen Flächendarstellungen die Bclow'sche Erfindung zweifelsohne mit gutem Erfolge zu verwenden, vorausgesetzt daß die Methode bei geringen Kosten ein in allen Fällen gleichmäßiges Resultat ver bürgt, was bisher noch bei allen Versuchen der Art, abgesehen vom ,,4.rt ponr torm", nicht der Fall war. — Ich benutze diese Gelegen heit noch, den Holzschneidern, welche ihre Arbeiten öffentlich aus stellen, zu empfehlen, daß sie neben den Probedrucken eine photo graphische Copie der Originalzeichnung anbringen, da nur auf diese Weise eine ganz sichere Beurtheilung ihrer Leistungen ermöglicht wird. E- A. Seemann. Personalnachrichtcn. Am 5. d. Mts. verschied nach langjährigem, mit vieler Geduld ertragenem Leiden der treue Mitarbeiter der G.J. Manz'schen Buch handlung in Wien, Herr Adolph Schirmer, im Alter von 58 Jahren. Die edlen Eigenschaften des Verblichenen, gepaart mit liebenswürdiger Einfachheit sowie seltenem buchhändlerischen Wis sen und Streben, sichern demselben bei Allen, welche ihm im Leben nahe gestanden, ein ebenso ehrenvolles als bleibendes An denken.
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