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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.11.1870
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1870-11-21
- Erscheinungsdatum
- 21.11.1870
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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bercitung möglich sei, für welche im gegenwärtigen Moment die nöthige Sammlung und Ruhe noch nicht vorhanden sein dürste. Der Börsenvorstand ist in seiner Ansicht noch bestärkt worden durch die Aeußcrungen mehrerer, dem Gegenstände besonders nahe stehen der Buchhändler, welche der Vorsteher ersucht hatte, ihm ihre bezüg lichen Ansichten mitzutheilen. Wir sind in der Lage, einige dieser Aeußerungen nachstehend sub R. und 0. folgen zu lassen, und veröffentlichen dieselben um so lieber, als sie dazu dienen werden, die Betrachtung der ganzen Angelegenheit weiter zu fördern. Der Gedanke, welcher bei der Kunde von dem Verlust der Straßburger Bibliothek erregt ward, ob und wie ein Ersatz möglich sei, ob und wie der Buchhandel einen solchen zu schaffen vermöchte, ist im Börsenblatt zur Erwägung hingestellt. Der Aufforderung des Herrn Vorstehers, meine Ansichten über jenen Gedanken darzu legen, komme ich hiermit nach. Zunächst habe ich das Gefühl, als ob eine ernstere Beschäftigung mit demselben heute wohl noch verfrüht sein möchte. Die Gestaltung der politischen Dinge im Allgemeinen, der deutschen im Besonder:: zu festen Formen ist abzuwarten. Bis eine solche gewonnen ist, würden die Wünsche und Pläne jenes Gedankens und die Erwägung zu seiner Ausführung eines sichern Bodens entbehren. Ich kann daher auch meinerseits diese Zeilen Ihnen nur mit der Erklärung überreichen, daß die in derselben ausgesprochenen Ansichten aus den Uebcrzeugungen geschöpft sind, welche sich auf die heutige Lage der Sachverhältnisse stützen. Es ist die Vermuthung ausgesprochen, daß ein Theil des Wertvollsten trotz der berüchtigten Aeußerung eines der Chefs der Bibliothek gerettet sein möchte, und es wirb sich er geben, ob diese Vermuthung gegründet ist. Es müssen uns die poli tischen Verhältnisse klar geordnet vorlicgcn; wir müssen wissen, ov Straßburg deutsch wird, ob Straßburg Universität bleibt, wie die Hauptzielpunkte dieser Universität sich gestalten. Sind diese Fragen zu einer Entscheidung gelangt, dann mag erwogen werden, inwieweit cs rathsam oder auch nur möglich ist, durch eine allgemeine Bei steuer an Büchern oder Geldern zu reconstruiren ober dem neuen Bedürfniß entsprechend neu aufzubauen. Eine derartige Bibliothek, wie die Straßburger, kann nicht gemacht, also auch nicht erseht werden. Sie kann nur nach und nach entstehen, Jahrhunderte haben an ihr zu arbeiten, wenn sie eine Be deutung erlangen soll. Der Schwerpunkt einer solchen Bibliothek wie die Straßburger liegt in Dingen, die platterdings unersetzlich sind; in den Handschriften, Documenten, Denkmälern und Werken, die in den verbrannten Exemplaren lediglich einmal vorhanden waren. Wenn nun, wie in Straßburg z. B. gerade für einen der allerwichtigsten Theile der Geschichte Deutschlands und der geistigen Bewegungen in Deutschland, eine Sammlung der seltensten, leider noch nicht hinlänglich benutzten Urkunden und Denkmäler verloren ging, dann ist die Klage doppelt groß. Aber der beste Wille und die reichsten Mittel sind ohnmächtig und vermögen nicht, das Unmög liche möglich zu machen. Anders verhält es sich mit denjenigen Werken, die mehr oder minder leicht durch Antiquare oder Buchhändler noch zu beschaffen sind. Aber auch hierbei sind Schwierigkeiten vorhanden, die nicht unterschätzt werden dürfen. Oeffentliche Bibliotheken sollen die Literaturen vieler oder einzelner Wissenschaften in ihren Werken und Zeitschriften möglichst vollständig sammeln. Mit Sorgfalt sind die Lücken zu füllen und aufmerksam ist die Erwerbung schwierig zu erreichender Ergänzungen zu betreiben. Je vollständiger eine Wis senschaft ihre Literatur in einer öffentlichen Bibliothek gesammelt sieht, desto wichtiger ist der Dienst, der den Jüngern dieser Wissen schaft geleistet wird. Was dem Privatmann zu erwerben unmöglich ist, bietet ihm die Akademie zu seinem Studium und sie überläßt cs ihm, über Werth oder Unwerth des Einzelnen zu entscheiden. Aber auch solche Sammlungen einzelner Literaturen bieten, wenn sie schnell entstehen sollen, fast unüberwindliche Schwierigkeiten, selbst wenn die außerordentlichsten Mittel an Geld und Kräften vorhanden sind. Diese Schwierigkeiten näher zu erörtern würde die Aufgabe gewiegter Antiquare sein. Ich meine die Herren Albrecht Kirchhofs,, Felix List, Albert Cohn. Soll an eine Wiederherstellung der Straßburger Bibliothek gedacht werden, nachdem sich herausgestellt hat, ob eine deutsche Universität errichtet wird und welche Facultäten und Richtungen sie in sich begreift, dann wäre meines Erachtens planmäßig vorzugehen. Es müßte zunächst gesucht werden, das Gerippe in den stehenden und unerläßlichen Werken der verschiedenen Wissenschaften und ihrer Zweige zu bilden. Daran würden sich nach und nach zu lehnen ha ben die Einzelarbeiten, Abhandlungen und Zeitschriften. Einen solchen Plan zu construiren reichte der gute Wille eines Mannes nicht hin. Ein Kreis von Repräsentanten der verschiedenen Wissen schaften hätte zusammenzutreten, die Vorschläge jeder einzelnen Wissenschaft nach Maßgabe der Mittel und Möglichkeit zu prüfen und die verschiedenen Literaturen sorgfältig aufzubauen, so daß sich Ring um Ring legt. Ein Zusammcnwerfen freiwilliger Beiträge, wie die Opfer- willigkeit des deutschen Buchhandels nach häufigen glücklichen Erfah rungen sie sicher leicht und bald herbeitragcn würde, könnte immer hin Erhebliches gewähren, aber nicht etwas Organisches, wie der würdige Betrieb der deutschen Wissenschaft es fordert. Eine orga nische Herstellung fordert sehr wichtige Vorarbeiten, jahrelange Ar beit nnd viele Mühe; vielen Mitteln gelingt es vielleicht nach und nach eine Bibliothek zu erbauen, welche einer Akademie zu dienen vermag. Wenn nicht aus öffentlichen Mitteln dieses Werk betrieben werden kann, dann sei es eine Angelegenheit der Nation. Der Ge lehrte, der angerufen wird, gebe seinen Rath, der Wohlwollende das Geld und der Buchhändler mag auch nicht zurücktreten, sondern diejenigen Werke seines Verlages darreichen, welche gewünscht wer den. Was man von ihm, den: Verlagsbuchhandel Deutschlands, fordert, wird der kleinere Theil dessen sein, was man braucht und wünscht. Der Gedanke ist angeregt, er wird besprochen werden und man nehme sich Zeit, ihn zu besprechen. Daß der Buchhandel allein zu nächst seine Ausführung betreibe, ist zu widerrathcn. Er hüte sich, dem auswallenden Gefühl, schnell eine deutsche That als Brudergruß zu thun, nachzulcben, so begreiflich dieses Gefühl auch ist. Seine Kräfte und seine- Mittel reichen nicht, er würde eine Aufgabe auf seine Schultern laden, deren Fertigstellung erst den Nachfolgern, Söhnen, Enkeln der heutigen Buchhändler obliegen möchte. Wenn die Herstellung erwünscht erscheint, wenn sie beschlossen wird, dann entspringt solcher Wunsch aus den Forderungen der ver schiedenen Wissenschaften und des öffentlichen Lebens. Als ein die nender Theil trete der Buchhandel dann auf und thue das Seine. Damit wird er den Forderungen voll genügt haben, die er an sich selbst stellt und die man an ihn stellen darf. Den 24. October 1870. 6. Den Artikel für die Straßburger Bibliothek in Nr. 241 des Börsenblattes habe ich zu gleicher Zeit wie den aus Baden in der Beilage zur Augsb. Allgemeinen Zeitung Nr. 293 zu lesen bekom men. Mir erscheint der eine wie der andere verfrüht, und ich theile- im Allgemeinen die dem erstcrn Artikel Namens der Redaction bei gefügten Bedenken. Vor allem ist wohl der Friedensschluß und die in demselben. 521 *
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