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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.06.1899
- Strukturtyp
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- 1899-06-16
- Erscheinungsdatum
- 16.06.1899
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- Deutsch
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4402 Nichtamtlicher Teil. 137, 16. Juni 1399. Bücher nicht mit inbegriffen, und dieser Teil des Buchhandels geschäftes sei nicht minder wichtig. Die Bücher bei der Cöllnischcn Ratswage würden ihm bezeugen, daß das Gewicht der allein von ihm, und zwar größtenteils nach dem Aus lande gesandten Bücherballen durch Fuhre vom Anfänge des Jahres bis zum 5. Mai 1794 138»/« Centner betrage. Das wichtigste seiner Geschäfte im Auslande sei das mit Hartknoch in Riga, für den allein er monatlich, den Transits und die Fuhrfrachten nicht mitgerechnet, 40—50 Reichsthaler Postporto zahle. Alle in Deutschland gedruckten und für Hartknoch bestimmten Bücher gingen teils durch die Posten, teils durch Fuhren nach Berlin an ihn, Vieweg, und würden auf beide Arten weiter an ihn versendet. Außer diesem Vorteile, der den Post- und Accise-Einkünften dadurch erwachse, lasse Hartknoch, wie andere Kur- und Livländer, auch noch den größten Teil seiner Verlagsbücher in Berlin bei Langhoff drucken, er habe aber wegen Verbotes der Allgemeinen deutschen Bibliothek gedroht, seine Geschäfte von Leipzig über Braunschweig und Lübeck zu machen, die dann die bisher Preußen zugeflossenen Vorteile genießen würden. Viewegs Eingabe und die Beschwerden der anderen Buch händler waren von Erfolg begleitet. — Viewegs rührige Verlagsthätigkeit brachte ihn sehr bald mit den führenden Geistern seiner Zeit auf fast allen Gebieten der Litteratur in nahe Fühlung. Archenholtz, der Historiker, Karl Friedrich Bahrdt, F. v. Gentz, Goethe, Herder, die Brüder Humboldt, I. Paul, K. PH. Moritz, die Brüder Schlegel, Voß, Wieland, Zollikofer und andere mehr waren die ersten Verfasser seines Verlages, der sich auch auf Publi kationen der französischen und englischen Litteratur erstreckte, z. B. Wörterbücher und interessante Briefsammlungen, vor zügliche Schulausgaben römischer Klassiker enthielt und schon gegen Ende des vorigen Jahrhunderts in voller Blüte stand. Mit fast allen Dichtern der damaligen Aera der deutschen Klassiker stand Vieweg in freundschaftlichem Verkehr, und von Goethe erwarb er durch Verlagsvertrag vom 28. Jäüuar 1797 dessen Hermann und Dorothea, mit dem Rechte, Üäs Gedicht aufzulegen, so oft er wolle. In der That ist es auch in vielen Auflagen in Viewegs Verlage erschienen. Indessen mag die Vorliebe für schöne Litteratur doch uicht so groß gewesen sein, daß der Begründer des Hauses sich sehr engagiert hätte, füllt doch das ganze Verzeichnis der in 113 Jahren verlegten deutschen schönen Litteratur nur 2 Seiten, und von keinem Dichter hat das Haus vielerlei, immer nur höchstens einige Sachen verlegt. Wie schon weiter oben erwähnt, war Vieweg zu Joachim Heinrich Campe in ein freundschaftliches Verhältnis getreten; am 27. Oktober 1795 aber wurde er Campes Schwiegersohn, da er dessen einzige Tochter Sophie Elisabeth Lucie Charlotte heiratete, der Campe in seinem Robinson dem Jüngeren in der Person der Lotte ein Denkmal gesetzt hat. War der Schwiegervater vom Herzog Karl Wilhelm Ferdinand zur Reorganisation des Schulwesens nach Braunschweig berufen worden, so siedelte auf des Herzogs Wunsch Vieweg im April 1799 ganz dorthin über, um dessen Plan, eine Buch händlermesse und Buchhändlerbörse zu gründen und dadurch Braunschweig zu einer Centrale des litterarischen Verkehrs in Deutschland zu erheben, fördern zu helfen. Er erbaute sich das große, noch setzt bestehende Geschäftshaus am Burgplatze, von dem eine Ansicht seiner jetzigen Gestalt beigegeben ist, bis zu dessen Vollendung im Jahre 1804 der Herzog ihm geeignete Räumlichkeiten unentgeltlich überließ. Des Herzogs Pläne kamen infolge seiner Teilnahme am Kriege gegen Frankreich und seines am 10. November 1806 erfolgten Todes nicht zur Ausführung; Viewegs Geschäft aber, dem um Pfingsten 1799 die" I. W. Kircher'sche Druckerei einverleibt worden war, entwickelte sich in der erfreulichsten Weise weiter, und dazu mußte er noch die von seinem alternden Schwiegervater Campe seit 1787 geführte »Braunschweigische Schulbuchhandlung« übernehmen. In der für den Buch handel ungünstigen Kriegszeit von 1807 bis 18 l 3 erweiterte und verbesserte Vieweg seine Druckerei, der er eine Schrift gießerei und Spielkartenfabrikation hinzufügte. Nach dem Aufhören der Napoleonischen Herrschaft erweiterte sich sein Verlag mehr und mehr; da er aber zu kränkeln anfing, so nahm er, vierundsechzigjährig, im Jahre 1825 seinen damals achtundzwanzigjährigen ältesten Sohn Eduard als Teilhaber in das Geschäft auf, das seitdem bis heute die Firma Friedrich Vieweg L Sohn führt. Nachdem ihm seine Gattin am 22. Juni 1834 im Tode vorangegangen war, starb Friedrich Vieweg am 25. De zember 1835. Nicht allein sein Geschäft hatte er durch rast lose Thätigkeit, unermüdlichen Fleiß, Rechtlichkeit, Ehren haftigkeit und geläuterte Bildung in Blüte gebracht, sondern auch der öffentlichen Interessen hatte er sich in jener schlimmen Zeit der Fremdherrschaft mit Eifer angenommen, obwohl er von den französischen Machthabern viel zu leiden hatte. Von seinen Mitbürgern dafür mit Anschuldigungen belohnt, hat er trotzdem später als Stadtverordneter und Bürger seine kommunale Thätigkeit mit Erfolg fortgesetzt. Nach Friedrich Viewegs Tode übernahm sein ältester, noch vor der Uebersiedelung nach Braunschweig in Berlin am 15. Juli 1796 geborener Sohn Hans Heinrich Eduard das Geschäft und führte es 34 Jahre unter glücklichen Ver hältnissen fort. Unter des Großvaters Joachim Heinrich Campe unmittelbarem Einflüsse erhielt er eine Erziehung, die vor allem auf körperliche Ausbildung und praktische Tüchtigkeit abzielte. Er besuchte das Gymnasium, trat in das neuerrichtete braunschweigische Armeecorps, mußte aber eines Fußübels wegen seinen Abschied nehmen, sogar mehrere Jahre auf dem Lager zubringen und behielt ein steifes Fuß gelenk. 1821 trat er bei Hoffmann L Campe in Hamburg ein und blieb zwei Jahre in dieser Stellung, um dann die folgenden Jahre in Frankreich und England zu reisen. In Paris lernte er den Chemiker Justus Liebig kennen, mit dem er eine bis zum Tode reichende Freundschaft schloß, und von dessen Werken er nicht weniger als elf größere und kleinere selbständige und andere in Verlag nahm. Aus Paris brachte er auch im Jahre 1822 eine eiserne Presse und aus England im Jahre 1823 eine der ersten Kolumbiapressen mit, die nach Deutschland kamen, erwarb ein Patent auf letztere und veranlaßte, daß die Eisenhütten zu Zorge am Harz auch solche Pressen herstellten, die in viele Druckereien übergingen. Am 23. Mai 1825 verheiratete sich Eduard Vieweg mit Luise Campe, der Tochter des Finanzrats Campe in Leipzig, die ihm einen einzigen Sohn und Nachkommen, Hans Heinrich Rudolf, gebar. Eduard Vieweg sah bei seinen Verlagswerken, außer auf guten Druck, auf eine gediegene, geschmackvolle Aus stattung — das oben erwähnte Etwas. Er sorgte für gute Holzschnitte, und zwar von 1841 an in einer eigenen, von ihm errichteten Anstalt, und mit seinem Bruder Karl legte er auf dem im Jahre 1836 auf 99 Jahre gepachteten Gute Wendhausen sogar eine eigene Papierfabrik (Firma: Gebrüder Vieweg) an, so daß er, ganz unabhängig von Lieferanten, Schrift, Druck, Papier und Illustrationen nach eigenem, gediegenem Geschmacke Herstellen lassen konnte. Die Worte des höchsten Lobes, die Carl B. Lorck in seinem Handbuch der Geschichte der Buchdruckerkunst Vieweg und seiner Thätigkeit gewidmet hat, sind durchaus nicht über trieben; es genüge, daraus folgende zu entnehmen: »Das ganze Viewegsche Institut erinnert an die besten Werkstätten der früheren Blütezeit der Typographie mit ihren begeisterten, nach einem festen Ziele strebenden Leitern.«
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