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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.06.1899
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1899-06-26
- Erscheinungsdatum
- 26.06.1899
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- Deutsch
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145, 26. Juni 1899. Nichtamtlicher Teil. 4647 Ich steh' allhier, die Namen euch zu nennen, Die sich von dieser Scholle nimmer trennen: Dich grüß' ich, Ritter ohne Furcht und Tadel, Den wilde Geistessehde hingerasft. Dich, Sänger, grüß' ich, dessen Seelenadel Dem Bau der Dichtung Säulen hat erschafft. Propheten meiner Kunst, das warst ihr beide! .... Ihr Mannen, die ihr steht auf diesem Plan, Thut allezeit, ivie diese Zwei gethan, Laßt rosten nicht das Schwert in seiner Scheide, Gilt cs der Wahrheit eine Gasse Hann; Daß schlimme Saat nicht würge das Getreide, Beschirmt das Wort, das hilft am Guten bau'n. In Treuen wahrt die priesterlichen Spenden, Die Dichter ausgesät mit vollen Händen. Im Schild laßt Schwert und Feder blank mich schau'»! Dir aber, Bildner «Huttens letzter Tage», Streu' ich deS Lorbeers Blätter in den Wind, Damit ihr Gruß dir, großer Meister, sage, Daß deiner eingedenk die Jünger sind! Wohl schläft dein Leib an Kilchbergs stillstem Ort, Du aber lebst und grünst in Liedern fort! Noch ganz unter den: Eindruck dieser sinnigen, Hutten und Kunrad Ferdinand Meyer dargebrachten Huldigung stehend, ivandcrtc die Gesellschaft langsam der Mitte der Insel zu. Dort steht ein altes Bauernhaus, dessen patriarchalischer Be sitzer sich nicht nur auf die Landwirtschaft, sondern auch auf die Bewirtung von Sonntagsgästen versteht. Zwar, die Be reitung des Labetrunkes, der uns jetzt vorgesetzt wurde, würde seiiw Kräfte überstiegen haben. Dazu bedurfte es kundiger Hände in der Feststadt. Eine Ananasbowle von unergründ licher Tiefe war dem Schiffsrumpfe entstiegen und bildete das wie ein Bienenkorb umschwärmte Centrum der im Baum- schattcn sitzenden Zecher. Zur besonderen Freude der Jugend, die sich durch das Gelingen des Märchenspiels in sehr geho bener Stimmung befand, ließ man zwei Luftballons aus Seidenpapier steigen. Zuerst einen gewöhnlich geformten rb-cklon ä's88ai«, der mit seiner brennenden Spirituslampe schnell stieg, aber auch schnell verbrannte. Sein Nachfolger hatte menschliche Gestalt. Ein dicker, dicker Kerl, der die Last seines Fettes kaum tragen zu können schien, um so weniger, als die Beinchen wie auch die Arme sehr kurz uud dünn geraten waren. Man wird begreifen, mit welchem Ingrimm diese Verkörperung der Gefräßigkeit von den armen umste henden Sortimentern betrachtet wurde, wenn wir sagen, was für ein Name ihr in großen Buchstaben aufgemalt war: »Ein Schleuderer!« Noch lag er hilflos auf dem Rasen. Als er null aber aufgehoben wurde und die Spirituslampe in seinem schwarzen Innern in Thätigkeit trat, da begannen die Seitcnwände sich zu blähen, immer mächtiger schwoll der Schrncrbauch an, die Backen rundeten sich zum Platzen, die schmächtigen Beinchen und Aermchcn flatterten hilflos im Winde, immer aufgeblasener thut er, kaum ist er noch am Boden zu halten. Plötzlich dreht er sich mit tänzelnder Grazie um sich selbst und — steigt in die Lüfte. Der An blick war von unbeschreiblicher Komik und das Gelächter dem entsprechend, als unser Erbfeind, scheinbar widerwillig, mit zierlichem Sichdrehen und Sichwiegen der Abendsonne ent- gegenschwebte. Mehrere Minuten lang flog er himmelwärts, immer kleiner wurde die behäbige Gestalt — da plötzlich mußte der Arme der treibenden Flamme zu nahe gekommen sein, ein kurzes Anfflammen, und ein Häufchen verflatternder Asche bezeichnete die Stelle, wo der stolze Flug sein Ende gefunden. Fröhlich wie die Hinfahrt verlief auch die Rückfahrt, dies mal dein linken Seeuser entlang, hier in traulichem Gespräch mit Freunden, dort in allerhand Spielen mit der nimmer müden Jugend. — Der letzte der drei Festtage begann mit der für den Sortimenter anstrengendsten, für den Verleger einträglichsten Beschäftigung des Jahres: der Abrechnung. Dieses Mal fand sie im kleinen Tonhallesaal statt, und Punkt 7 Uhr erschienen die ersten Kämpen auf dem Schlachtfelds. Um 10 Uhr war alles zu gegenseitiger Befriedigung abgewickelt, und eine halbe Stunde später hatte sich die Scene in den Festsaal verwan delt, in den bei den Klängen der Musik die Buchhändler mit ihren Damen ihren Einzug hielten, erwartungsvoll der Dinge harrend. Zunächst trat auf dem Podium dieselbe Dame auf, die gestern als Poesie auf der Ufenau erschienen war, Fräulein Wolfensperger, und trug einen Festspruch vor von den: Zürcher Künstler Alfred Niedermann in München, den: Dichter der »Dione Peutinger«. Sie bringt den Dank und Gruß Zürichs und läßt in gedrängten Zügen die von hier stammenden Männer an: Geiste der Hörer vorüberziehen, deren Namen einen guten Klang in der deutschen Litteratur haben: Breitinger, Bodmer, Gottsched, Lavater, Geßner, Usteri, Pestalozzi, Keller und Meyer. Kraftvoll mahnt er die Buch händler : -Zum Hundert-Jahrestag noch gelten soll das Wort: Walter der Büchcrwelt! Gedenkt, von euern Händen Hinwallt ins Vaterland des Denkens, Wissens Strom. Mehr als ein Brotdienst sei's, stolz wie ein Amt im Dom, Das Ehre eint mit Pflicht, kein Krämersinn darf schänden!» In seiner nun folgenden Rede gedachte der Vereins- Präsident Herr vr. Huber zunächst der trefflichen Männer, die vor fünfzig Jahren unfern Verein gegründet haben, in: Gefühl unauslöschlicher Dankbarkeit, die wir für sie im Herzen tragen. Er wiederholte die goldenen Worte, mit denen Herr- Fr. Schultheß Vater die erste Versammlung am 25. Mai 1850 in Baden eröffnet hatte: »Dieser Verein ist zu stände gekommen durch das ein trächtige Zusammenwirken und den Beschluß unserer Kollegen, vor allen: aber durch den Grundsatz, unser eigenes Interesse in dem Wohlergehen des Ganzen zu finden. »Hüten wir uns vor drei Dingen: 1) vor Beschlüssen, welche die Grenzen desjenigen über schreiten, was das unbefangene Publikum als billig bettachten kann; 2) vermeiden wir alles, was einem Monopol ähnlich sieht, und halten wir jedem untadelhaften Manne, der sich dem Verein anschließen will, die Thüre offen; 3) denke nie einer von uns nur an den Augenblick, son dern hoffe und trachte ein jeder, sein Geschäft einst in befriedigenden: Zustande hinterlassen oder abtreten zu können,« und knüpfte daran die Frage: »Dürfen wir bezeugen, daß der Verein seinen Charakter bewahrt hat und heute, uach fünfzig Jahren, noch im Geiste und Sinne seiner Gründer wirkt? Der Reif, den jene Männer geschmiedet, hat sich als fest be währt; statt der 42 (von 49) Firmen, die er anfänglich um schloß, sind es deren nun 130! Wenn trotz dieses, in: Ver gleich zur Bcvölkerungszahl unverhältnismäßigeu Anwachsens kein empfindliches Mißverhältnis eingetreten, wenn Fleiß und Geschick in unfern: Beruf immer noch ihr Auskommen finden, so verdanken wir das, neben der individuellen Tüchtigkeit des Einzelnen, unbestreitbar den: Wirken unseres Vereins, der der rücksichtslosen Konkurrenz Schranken gezogen hat und unter den Konkurrenten selbst kollegiale Beziehungen pflegt. Halten wir uns dies gegenwärtig, so wird uns die Gedenk feier erst recht zur Herzenssache und wir geloben, auch in Zukunft treu und fest zun: Verein zu stehen.« In erhebender Weise sprach der Redner sich darüber aus, wie wohl diese Zukunft sich gestalten werde. Wer vermöchte den Schleier zu heben, der sie verhüllt? Vor ihm zieme es, im eigenen Innern Einkehr zu halten und auf die höheren, über den bloßen Erwerbstrieb hinausgehenden Aufgaben und Pflichten unseres Berufes sich zu besinnen. Reichen klingenden Lohn gewähre sein Beruf dem schweizerischen Buchhändler nicht, und manches bringe ja unser Berufsbetrieb mit sich, was Kopf 618*
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