Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.07.1899
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1899-07-04
- Erscheinungsdatum
- 04.07.1899
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18990704
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189907043
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18990704
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1899
- Monat1899-07
- Tag1899-07-04
- Monat1899-07
- Jahr1899
-
4865
-
4866
-
4867
-
4868
-
4869
-
4870
-
4871
-
4872
-
4873
-
4874
-
4875
-
4876
-
4877
-
4878
-
4879
-
4880
-
4881
-
4882
-
4883
-
4884
-
4885
-
4886
-
4887
-
4888
-
4889
-
4890
-
4891
-
4892
-
4893
-
4894
-
4895
-
4896
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
182, 4 Juli 1899. Sprechfunk. 4869 Prospektzusendung in der Adventszeit,,die Geduld verlor und solche Zudringlichkeit in der Weise bezeichnet«, wie das dem deutschen Sprachgebrauch entspricht, da wurde ich wegen Beleidigung ver klagt und verurteilt. Die gesamten Kosten, mit allem, was sich daran anschloß, bezifferten sich ans etwa 400 Später sagte mir zwar ein damals hiesiger Staatsanwalt, ich hätte den Prozeß fortführen müssen, denn die wahre Beleidigung läge darin, daß einem anständigen Buchhändler der Vertrieb eines unsittlichen Buches zugemutet würde, nicht darin, daß man diese wiederholten Zumutungen mit entsprechender Deutlichkeit zurückwiese. Aber das Urteil war schon rechtskräftig geworden. Trotz dieser Erfahrung habe ich wiederholt und auch jüngst noch mich von Arndtschem Zorn leiten lassen. Herr F. Krüger in Paris kündigte unlängst unter dem Titel -Pariser Liebe» Me moiren eines ehemaligen Polizeibcamten an. Die Einteilung des Buches ist nach dem Prospekt folgende: -Die verbrecherische Liebe», -Die Industrie der Liebe», -Die Parias der Liebe». In der An kündigung war die Darstellung «als ebenso wahr, wie pikant, be zeichnet und damit dem gesamten Sortimentsbuchhandel ein Artikel allerersten Ranges angebotcn». Diese Anrufung des ge samten Sortimentsbuchhandels veranlaßtc mich, das Cirkular mit einer Randbemerkung zurückzusenden, derzufolge ich für die Zu mutung des Vertriebes solcher Bücher, denen der Erlaß verschärfter Strafbestimmungen zuzuschreiben wäre, danken müsse. Daran hat sich eine Korrespondenz her und hin geknüpft, deren Schlußstück lautet, wie folgt: -Paris, 16. Juni 1889. »Herrn Justus Pape, Hamburg. -Sie hatten sich einer Ungezogenheit schuldig gemacht, indem Sie mir mein Rundschreiben mit einer unartigen Bemerkung zurücksandtcn. Anstatt der erwarteten Abbitte senden Sie mir jetzt ein Schreiben, in dem Sie in unfläthigen Redens arten über meinen Verlag sprechen. Ich habe Sie nicht um Ihre Meinung gefragt, und Ihre Ideen interessieren mich nicht, denn sie sind nicht sehr originell, beruhen nicht auf einem gesunden Urteil, und ich finde sie sehr spießbürgerlich und in hohem Grade anmaßend. -Wenn Ihnen meine Verlagswerke nicht gefallen, so haben Sie nur eins zu thun — sie nicht zu verkaufen. Ich bedarf Ihrer Hilfe nicht, um meinen Verlag abzusetzen, denn cs giebt glücklicherweise genug Buchhändler in Deutschland, die anderen Ansichten huldigen, wie Sie. -Wenn es viele solche Käuze wie Sie gäbe, so würde es um die Kunst und die Aufklärung schlecht stehen, und der gute Ton im Buchhandel würde darunter leiden. -Achtungsvoll F. Krüger.» Ich gebe Herrn Krüger anheim, meinen Brief an gleicher Stelle zu veröffentlichen, damit die Leser des Börsenblattes sich von den angeblichen »unfläthigen Redensarten» überzeugen können. Für mich handelt cs sich wesentlich um eine grundsätzliche Frage: Wenn ich durch Zusendung eines Prospektes zu dem Vertriebe eines Werkes aufgefordcrt werde, darf ich dann darauf antworten, auch wenn ich nicht bestelle? Herr Krüger bestreitet das; ich aber nehme das nicht nur als Recht, sondern unter Umständen sogar als Pflicht in Anspruch. Was bietet denn Herr Krüger dem gesamten Buchhandel an? — Eine Darstellung des sexuellen Lasters auf Pariser Boden! Gewiß, der Richter, der Polizeibcamte, der Arzt, der Seelsorger kann sich beruflich mit dem Laster befassen müssen — ist für diese etwa die -Pariser Liebe» bestimmt? Nein, durchaus nicht; sondern die Darstellung des Lasters ist laut Ankündigung eine -pikante». Wer sind demgemäß die präsumtiven Käufer des Buches? Etwa diejenigen Männer, die sich amtlich mit dem verderblichsten aller Laster zu befassen haben? Nein, im Gegenteil! Der »gesamte» Sortimentsbuchhandel wird aufgcrufen zu dem Vertriebe des Buches, und, soweit er diesem Appell Folge geben sollte, werden die Käufer des Buches zumeist junge Leute sein, die durch das Lesen des Buches ihre Phantasie mit unreinen Bildern erfüllen. Dazu verweigere ich nicht nur meine Mitwirkung, sondern halte mich für berechtigt und verpflichtet, die durch Uebersendung des Prospektes an mich gerichtete Aufforderung energisch zurück zuweisen. Ob deshalb Herr Krüger mir das Verständnis für »Kunst und Aufklärung» abspricht, ist mir so gleichgiltig, daß ich mich bemühe, die mir dadurch erteilte Censur möglichst niedrig zu hängen, damit sie weit und breit bekannt wird. Denn nach meinem Dafürhalten — und ich hoffe mit dieser Meinung nicht allein zu bleiben — gehört es zum guten, ja zum besten Ton im Buch handel von alters her, den Vertrieb von Schriften wie «Pariser Liebe« zurückzuweisen. Das bevorstehende Inkrafttreten von Gesetzesbestimmungen, wie sie die -Isx Heinze» vorsieht, sollte den Buchhandel schon jetzt zur äußersten Vorsicht mahnen. Der Vertrieb von Büchern, wie SrchSundstchjWer Jahrgang. das hier in Frage stehende, wird gefährlich. Deshalb glaube ich daß eine Warnung, zu der Herr Krüger mit seinem Äriefe vom 16. d. M. mich geradezu herausgefordert hat, schon jetzt am Platze ist. Hamburg, den 24. Juni 1899. Justus Pape. Entgegnung. p. t. London 1V6., den 80. Juni 1899. An die Redaktion des Börsenblattes f. d. D. B., Leipzig. Ihr wertes Schreiben mit dem Artikel des Herrn Pape geht . mir während eines kurzen Aufenthaltes in London zu. Ich habe keine Zeit und halte es im allgemeinen auch für aussichtslos, mit Herrn Pape zu diskutieren. Auf seinen Angriff genügt es wohl zu antworten, daß Herr Pape ein Buch verurteilt, ohne es zu kennen. Ich aber erlaube mir festzustellen, daß -Pariser Liebe ein objektives Memoirenwerk ist von dem ehemaligen Chef der Pariser Sicherheitspolizei, Herrn M. Goron. Es handelt sich in diesem Werk nicht um unsittliche und schmutzige Darstellung sexueller Dinge, sondern um eine interessante psychologische Ent wickelung derjenigen Kriminalfälle, die der Liebe ihre Entstehung verdanken. Der Verfasser schildert dabei, wo notwendig, in offener, ehrlicher Weise, sittliche Zustände und wirkt in seiner Tendenz bessernd und abschreckend, aber nicht unmoralisch. Ich glaube, daß man es nicht bereuen wird, das Buch zu lesen, und daß dis Herren Sortimenter, die trotz Herrn Pape das Buch verkaufen, ein gutes Geschäft machen werden. Ich brauche kaum hinzuzufügen, daß die Warnung des Herrn Pape gänzlich unbegründet ist. Mit Hochachtung F. Krüger (Paris). Zur Lage des Buchhandels. (Vgl. Börsenblatt Nr. 144, 150.) Wieder in Nr. 144 und in Nr. 150 Vorschläge, wie es im deutschen Buchhandel besser werden könnte! Der Verfasser in Nr. 144 hat aristokratische Gedanken, ist jedenfalls vermögend und möchte, wie in alter, seliger Zeit, die Klassiker zu Preisen ver kaufen, die jetzt mehr oder minder in das Reich der Fabel ge hören. Der in Nr. 150 ist moderner, hüllt sich nach fünfundzwanzig jähriger Praxis noch in das Gewand der Naiven und verkauft, wie es die Gelegenheit bietet, sich den Wünschen des Publikums immer anpassend. Der Vorschlag: Reduktion des Rabatts ist unannehmbar; denn der Sortimenter braucht die 25"), und den im ganzen spär lich gewährten höheren Rabatt zum Dasein; auch würden sich die tief eingewurzelten 5°/„ Skonto dadurch nicht aus der Welt schaffen lassen. Ebenso fehlt dem zweiten Vorschläge: Erhöhung des Rabatts seitens der Verleger die Basis, denn bei der Be schaffenheit des litterarischen Bodens ist es dem Verleger sehr schwer, gewinnbringend zu operieren. Jahre sind darüber verflossen, daß eine einzelne Stimme das Ganze durch Wegfall der Ladenpreise ändern wollte, so daß jeder seine Kunst übe, wie er kann. Es gäbe ein flottes Ringen im Stande; aber nach Ueberwindung der anfangs merkwürdigen Er scheinung würde ein stärkeres, mehr kaufmännisch angelegtes Ge schlecht auf das Grab des am Zeitgeiste gestorbenen Idealismus dankbar den Jmmortellenkranz legen/) Mainz. H. Forck. ft Vgl. dagegen die Bestrebungen des französischen und des englischen Buchhandels auf Wiederherstellung des Ladenpreises (Börsenblatt 1898 Nr. 80, 175, 1899 No. 86, 117 und früher). Red. Die alphabetische Anordnung der im Börsenblatt angebotenen und gesuchten Bücher. (Vgl. Börsenblatt Nr. 148, 151.) VII. Die vorgeschlagene Aenderung erscheint mir für Antiguare wie für Sortimenter gleich wertvoll. Wer viel zu suchen oder anzu- bieten hat, wird erleichtert aufatmen. Wer nur nach wenigen Titeln sucht, braucht nicht mehr 4—6 Seiten durchzustudieren! Und wenn täglich die 200 Antiquare und nur 300 Sortimenter durchschnittlich 10 Minuten am antiquarischen Verkehr ersparen, so kann doch die Anstellung eines Antiquariats-Hilfsarbeiters und etwa eines Gehilfen keine Rolle spielen; das Börsenblatt wirft eben dann einige Tausend Mark weniger ab. Nötigenfalls kann auch vorgeschricben werden, daß die Inserenten jeden Titel auf ein einheitliches Format schreiben; aber einfacher wird das von der Redaktion besorgt. Eine Vereinfachung im Satz brächte die Aenderung auch mit sich, denn Bvrgislettern und Querlinien wären künftig überflüssig. 648
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht