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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.01.1886
- Strukturtyp
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- 1886-01-02
- Erscheinungsdatum
- 02.01.1886
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- Deutsch
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1, 2. Januar 1886. Nichtamtlicher Teil. Verzeichnis künftig erscheinender Bücher, welche in dieser Nummer zum ersten Male angekündigt sind. Z. ff. Bergmann in Wiesbaden. 43 8»xr«, k.oevi» L., Vorlesunxsn üb. ortkopüäisobk Obirur^ie. 2. ^uü., bss.rb. v. k'. Dumollt. Marli» Bülz in Ehemni». 47 Deutsche Industrie-Zeitung. Jahrg. 1886. Albert Kc»entg in Guben. 44 KocnigS kl. Städte-Lexikon. 2. Aufl. Hugo Richter in Davos. 41 Vibliotvou italiau». 4 5 8<t. IMller u»8 ck. vuvossr Nnrlebo». Hugo Richter in Davos ferner: Der pralct. loistvirtli l. «I. 8dnvviü. 21. .Is.lu-A. OülileOi,.!., italisn. 6brsstoiii<>.tbie.2.^uü. — Dsbcbuob ä. ilulisn. Lpraobs. .11 aktive, ü. IValü. Natb) 8, Lestimmunx rl. Dmtrikbsrsit etc. <>er Dsstüväs. 8ed>evriu, 1., ctsr 8tun6<;n Oottss^rul). 4. ^uü. — ^Ixbabst cl. beben». 5. /inü. I'.üntlner 8«minnr-UIit1ter. 4. Is-br^. Bcrniiarb Tanrtniitz in Leipzig. 50 Slurrxal, I'., tbe beir presuinptivu. Bern!,, ^r. Voigl in Weimar. 45 lViiteiitikinitzr, kr., blernentarbiieb üer Differential - unä InteßialrevbnunF. 3. ^uü. T. O. Weigel in Leipzig. 4P Zur Reform der Stellung der akademisch gebildeten Lehrer, insbes. in Preußen. Nichtamtlicher Teil. Johann Gutenbcrg und die Erfindung der Typographie.*) Von Professor Dr. F. L. Kraus, l. Der Ausgang des Mittelalters verzeichnet zwei Erfindungen, welche das Antlitz dieser Erde verändert haben. Denn in der That kann man behaupten, daß die Physiognomie der mensch lichen Gesellschaft durch die Erfindung des Schießpulvers und der Typographie mehr als durch alle anderen Entdeckungen verwandelt wurde. Daß die immense Mehrheit von uns als freie Männer sich bewegen und nicht als Hörige an der Scholle haften, ist das Werk jenes Zerstörungsmittels, welches die überlegene Kraft des Einzelnen zu gunsten des allgemeinen Wesens gebrochen hat. Das Schießpulver hat Faustrccht und Hörigkeit abgeschafft: daß wir uns aber nicht bloß als ein freies, sondern auch als ein in der Masse seiner Mitglieder gebildetes und geistig freies Geschlecht fühlen dürfen, ist die Wirkung des Buchdruckes. Man sollte sagen: die Frage, wie wir in den Besitz dieses mächtigsten Mittels zum Austausch menschlicher Gedanken getreten sind, müsse jeder mann von dem Augenblick an interessieren, wo ihm die erste ge druckte Fibel vorgelegt wird. Aber so selbstverständlich erscheint uns jetzt der Buchdruck, daß der gemeine Mann sich so wenig auf den Ursprung dieser Kunst besinnt, als er sich fragt, wie ihm das Licht und die Wärme zuströmen, die ihm die Sonne spendet. Wenn ich an dieser Stelle die Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand lenke, so geschieht es indessen nicht bloß im Hinblick auf das allgemein menschliche Interesse, welches sich an denselben knüpft. Wohl ist es wahr, die Renaissance hat, wie Montesquieu das zuerst gesagt und ein Jakob Burckhardt das in unfern Tagen wiederholt hat, den Menschen gewissermaßen entdeckt, sie hat den modernen Menschen geboren, und man könnte sagen, daß sich ihr in dem Setzerkasten Gutenbergs das Delos geboten, aus dem der junge Gott hervorging. Aber ab gesehen davon, was jedem und jeder Nation dieses Werk be deutend macht, haben wir Deutsche ein eminentes nationales Interesse daran, zu wissen, wie diese Erfindung zustande kam und durch wen sie zustande kam. Oder wäre es nicht eine Ehren sache für uns alle, festgestellt zu.sehen, welchen Anteil unsere Nation an derselben gehabt; zu wissen, ob sie in der That aus unserer Mitte hervorgegangen ist? Fast alle großen Entdeckungen sind in ihren Anfängen dunkel und von der Sage umrankt. Man weiß, was sich die Alten über den Ursprung der Schrift, der bildenden Künste er zählten. Große Männer und große Ereignisse werden gar bald *) Der „Deutschen Rundschau" mit gefälliger Erlaubnis des Ver legers entnommen. von den Fäden der Sage umsponnen: bei der Typographie hat aber nicht bloß die Sage, sondern die bewußte Fälschung mit gewirkt. Die Ehre dieser Erfindung ließ andere Nationen nicht ruhen, und in einer Zeit, wo Deutschlands geschwächtem Arm das Scepter der Politischen Herrschaft entfiel, wo das nationale Bewußtsein versank und erlosch, da fehlte uns auch die geistige Energie, um dies ideale Besitztum festzuhalten, und Holland konnte seinen fabelhaften Lorenz Coster als Erfinder der Buchdruckerkunst durch Monumente verherrlichen. Das alles hat sich indessen seit einigen Jahren geändert, und es lohnt der Mühe, sich den Mann und das Buch anzusehen, Welcher der Coster-Legende ein Ende gemacht und uns den Guten berg wiedergegeben hat. In den theologischen Kämpfen der ersten sechziger Jahre vernahm man in Holland den Namen Antonius van der Linde nicht selten. Ein vornehmer junger Mann aus altem friesischen Adel, einer streng mennonitischen Familie entsprungen, hatte sich derselbe mit aller Leidenschaft seines Wesens der Theologie hin gegeben, war calvinischer Prediger in Amsterdam, ein rasch zu Ruf gelangter Redner und gefürchteter Polemiker geworden. Als solcher hat er vielleicht das Bündigste und Beste geschrieben, was sich vom gläubigen Standpunkte gegen Strauß' »Leben Jesu« sagen ließ. Aber seine weiter dringende Forschung überwarf ihn bald mit der Prädestinationslchre Calvins, und nach vorübergehender Annäherung an den Katholicismus brach er überhaupt mit der Theologie, um sich ganz philosophischen, historischen, bibliographi schen, auch politischen Studien hinzugeben. Schon damals suchte der rastlose Geist des Mannes in dem königlichen Spiel des Schachs und der Erforschung seiner Geschichte Ableitung und Erholung, während die wunderbaren »Iclooüa van 8marä« (1865) den wenigen,! welche der Autor damit beschenkte, einen Menschen offenbarten, in dem ein gewaltiges Gemüt von fast dämonischer Tiefe und Erregung sich mit einer genialen Denk- und Kombi nationsgabe zusammenfand. Das Jahr 1870 wurde für van der Linde verhängnisvoll. Seit 1869 publicierte er in dem »Neder- landschen Spectator« und dann separat im Haag jene berühmte Schrift »De Haarlemsche Costerlegende« (1870), welche mit der Prätension seiner Landsleute auf Erfindung der Buchdruckerkunst durch den Haarlemer Lorenz Coster endgültig aufräumte und den Holländern den Rat gab, das kürzlich gegossene, in Gegenwart des Königs eingeweihte Coster-Monument zu Haarlem in den Schmelzofen zu schicken. Das war schon genug, um den Ver fasser als einen schlechten Patrioten hinzustellen. Als dann später beim Ausbruch des Krieges von 1870 in den Niederlanden viel fach französische Sympathieen sich kundgaben, und er allein, van der Linde, offen und frei für die Sache Deutschlands in die Schranken trat, da war seines Bleibens nicht mehr in der Heimat.
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