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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.01.1886
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1886-01-18
- Erscheinungsdatum
- 18.01.1886
- Sprache
- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil. 267 welche ich jetzt als ein Vermächtnis achte, scheinen mir es wert zu sein, hier unverkürzt zu folgen. Sie lauteten: Liebe Kollegen! »Wenn wir heute vereinigt sind, um das fünfundzwanzig jährige Bestehen des Hamburg-Altonaer Buchhändler-Vereins zu feiern, so sind wir uns dabei bewußt, daß wir nur ein Zweig, oder darf ich sagen, ein Ast eines großen schönen Baumes sind, von dessen gesundem Wachstum unser eigenes Gedeihen abhängt; von ihm empfangen wir die nötigen Säfte und die Salze, die die Wurzeln der Erde entnehmen, und geben ihm dafür die befruchtende Feuchtigkeit zurück, die wir aufsaugen. Vor fünfzehn Jahren, bei der zehnjährigen Feier, durfte ich auch unseren gemeinschaftlichen Gefühlen für den deutschen Buchhandel Worte geben, das hat wohl das Fest- Komitee veranlaßt, mir heute dasselbe aufzutragen. Mein Bedenken, ob ich nicht schon ein zu dürres Blatt sei, um den heutigen Buchhandel recht zu feiern, wurde nicht angenommen; so will ich es denn versuchen in der Erwägung, daß, was auch die fortschreitende Entwickelung auf allen Gebieten des Lebens und des Verkehrs geändert haben mag, die ethische Bedeutung, die ideale Aufgabe, welche der Buchhandel zu er füllen hat, unveränderlich dieselbe bleibt. Und worin besteht diese? Ich will es gleich mit einem stolzen Worte bezeichnen, das von dem größten jetzt lebenden Deutschen seine Weihe empfangen hat: Der Buchhandel soll der ehrliche Makler des deutschen Geistes lebens sein! Er soll die Keime pflegen, die Blüte schützen, die Früchte hinaustragen bis in die fernsten Winkel, und jetzt, wo unser geeintes Deutschland, das bei der zehnjährigen Feier kaum geboren war, schon ein kräftiger Jüngling ge worden ist, ist mit dem hohen Ziele auch die Aufgabe ge wachsen, jetzt wo sich das Vaterland anschickt, die Grenzen über alle Teile der Erde zu spannen. Ja, unser Beruf ist ein köstlicher; das erkennen wir schon daran, daß er Mühe und Arbeit ist, und wenn auch der Acker jetzt knapperen Lohn giebt und größere Anstrengung verlangt, so dürfen wir uns der erwachenden Erkenntnis getrösten, daß jedem Berufe die Existenzbedingung gelassen werden muß. Und das deutsche Volk wird seinen Buchhandel nicht zu Grunde gehen lassen in seiner wunderbaren Organi sation, in der ihm kein anderes Volk gleicht, der seinen Kindern die Lehrmittel, der Heranwachsenden Jugend die Charakter und Sitte stärkende Nahrung, dem Manne das Arbeitsgerät und die geistige Nahrung, und der Familie den Stoff liefert, um den sie sich sammelt. Die Wissenschaft brauche ich nicht zu nennen, sie aber wird uns helfen, daß wir als ehrliche Makler auch ferner Proben vorlegen können, ehe der Kauf abge schlossen wird. Der Buchhandel hat für unser Vaterland die Bedeutung, daß er mit einem Beispiel vorangegangen, dessen großer Wert erst in der Neuzeit zu voller Geltung gekommen ist. Er hat sich zuerst als Korporation geeinigt und wird sich trotz aller Störungen immer fester schließen. Er baut sich immer gesünder auf von unten auf: in den Städten Vereine, in den Provinzen Kreisvereine, und alle ausmündend in den gemeinsamen Mittelpunkt, den deutschen Börsenverein in Leipzig. Daran lassen Sie uns immer fester halten und immer mehr von der Überzeugung durchdrungen sein, daß das Wohl des Ganzen zugleich das Wohl des einzelnen bedingt. So lassen Sie uns ein freudiges Hoch bringen auf das Gedeihen, Blühen und Wachsen des ehrlichen Maklers des deutschen Geisteslebens.« Dem letzten Worte des greisen Mannes folgte, ehe der Beifall losbrach, jene sekundenlange Stille, welche das sicherste Zeichen tiefsten und nachhaltigsten Eindruckes ist. Aus diesen Worten erhellt, neben der hohen idealen Auf fassung des Buchhandels im allgemeinen, welche Bedeutung der Entschlafene im besondern auf die Einigungsbestrebungen legte. Auf diesem Gebiete hat er in seinem Wirkungskreise viel und Großes geleistet. Die Milde und Freundlichkeit seines Wesens, eine schöne Frucht seiner tief-innerlichen, kindlich-gläubigen Frömmigkeit, befähigte ihn auch ganz besonders zum »Einigen«. Dann war Geduld eine seiner Charaktereigenschaften; mit liebens würdiger Geduld trug er eine hartnäckige Schwerhörigkeit und einige andere körperliche Beschwerden; nie war er mißmutig und verdrießlich. Und wiederum bestand eine seiner Eigenschaften darin, daß man, je mehr und je länger man ihn kennen lernte, ihn auch je mehr schätzen, verehren und lieben lernte. Nicht trotz seiner, sondern durch seine schon erwähnte ernste Frömmigkeit war er dabei empfänglich für alles Schöne, Gute und Edle in Kunst, Littcratur, Musik und Gottes weiter Natur. Daß ein solcher Mann ausgezeichnet wurde durch eine Fülle von kommunalen, kirchlichen und anderen Ämtern und ehrenden Vertrauensstellungen, ist selbstverständlich, und es würde viel Raum erfordern, wollte ich all die verschiedenen Kollegien, Ausschüsse rc. nennen, denen er angehörte. Ebenso selbstverständlich ist es, daß er der Seinen liebevollster Vater und sein Haus eine Stätte innigsten Familienlebens war. Eins dagegen möchte ich noch besonders hervorheben: seine nie ermüdende Arbeitskraft und die bewundernswerte Energie und Willenskraft, mit der er Anwandlungen körperlicher Schwäche niederkämpfte. Es ist ein erschütterndes Bild, wodurch ich das dokumentieren will, aber es ist bezeichnend für des ganzen Mannes Art. Ani Abend des 3. Dezember v. I. zog der greise aber rüstige Mann, welcher viermal täglich den mehr denn eine halbe Stunde betragenden Weg von seiner Wohnung ins Geschäft zu Fuß zurück legte, sich durch einen Sturz infolge eines Schwindelanfalls eine schwere Kopfwunde zu. Fremde Leute beförderten ihn in sein Geschäfts lokal, und nachdem ich die Wunde gewaschen und ihre Gefährlichkeit erkannt hatte, eilte ich zunächst zum Arzte. Zurückkehrend fand ich den todwunden Mann, der dann, nachdem er einmal lag, nicht mehr zu klarer Besinnung kam, arbeitend an seinem Pulte stehen — er schrieb und rechnete und das ganz richtig und emsig! Das war G. E. Nolte's Art! Vierundzwanzig Stunden vor seinem Ende sah ich ihn zuletzt. Tie Gedanken waren in Fieberphantasieen verwirrt, aber die Herz lichkeit, mit der er mich begrüßte, war rührend. Und als er dann ausgerungen hatte, lag er da, ein Bild des Friedens, des Friedens, den er stets im Herzen getragen und den auch der Tod nicht rauben kann. — Einfach und aller Ruhmredigkeit bar, aber tief empfunden und gewiß tief nachempfunden von allen, die sie hörten, waren die Worte des Geistlichen am Sarge über den Schrifttext, welcher diese Zeilen beschließen mag: „Selig sind die Toten, die in dem Herrn ruhen von nun an; Ja, der Geist spricht, daß sie ruhen von ihrer Arbeit, denn ihre Werke folgen ihnen nach." Hamburg, 12. Januar 1886. Justus Pape. Vom amerikanischen Buchhandel. 1886. Nr. 1. Freunden der amerikanischen Litteratur war die willkommenste Veröffentlichung der jüngsten Zeit das bei Houghton in Boston erschienene Werk des Litterarhistorikers Stedman: »Ille posts ol Lansrios.«. Man erhält hierin zum erstenmale aus der Feder eines
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