Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.01.1886
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- 1886-01-20
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- 20.01.1886
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Die von den Autoren in England gemachte teilweise Publi kation der Musikteile war ganz besonders dazu bestimmt, ein- oder mehrstimmig gesungen oder vorgetragcn zu werden, und der Verklagte kann daher nicht verhindert werden, die publi- cierten Teile zu reproducieren. In gleicher Weise ist auch Traceys durch Copyright geschützte Klavierkomposition ganz besonders zum Vortrage bestimmt«. Zum Schluß sagt der Richter noch: »Während es sehr zu bedauern >ist, daß unsere Gesetze nicht wie die englischen die Autoren und Eigentümer literarischer Arbeiten schützen, so ist es nicht die Aufgabe des Richters, diesen Fehler zu korrigieren«. Bücherfeindc.*) »lutsras postsritutis causa rspcrtas sunt, guas obliviouis subsiclio ssso posssut«**) sagt Cicero; und doch fehlte es nie an Fürsten, Religionshäuptern u. s. w., die nichts hiervon wissen wollten und barbarisch Schätze von unbezahlbarem Werte, die Früchte langer Arbeit und geistigen Kraftaufwandes zerstörten. Eigennutz und Unkenntnis gingen Hand in Hand bei Zerstörung der Hervorbringungen der ausgezeichnetsten Geister und gaben sie so der Vergessenheit anheim. Der Absolutismus gestattete nie die Aus breitung der Kultur, da er immer fürchtete, daß sie die Ursache seines Unterganges werden möchte. In der That, was kann mehr zur Ausbreitung der Kultur beitragen, als die Verbreitung der Bücher! In einem Buche spiegeln sich freimütig die freien Gedanken wieder; und wie die Freiheit den Tod des Absolutismus bedeutet, so glaubten die Despoten die Bücher zerstören zu müssen.***) Bücher und Freiheit waren immer zwei sich ergänzende Begriffe — Grund genug, beiden in jeder Weise entgegenzutreten. Es versteht sich, daß dem öffentlichen Ausdruckverleihender eigenen Gedanken eine Grenze gesteckt sein muß; das sagt sich der wahrheits liebende, gebildete Schriftsteller selbst, aber wo ihm mit Gewalt durch die Reaktion ein Hindernis in den Weg geworfen wird, da sucht er es zu überschreiten, und je mehr er gedrückt wird, desto mehr strebt er nach Befreiung. Hitiruur in vstituru somxor cupiruusgus nsAutach) (sagt Ovid s^iuorss III, 4,17j; nicht Horaz, wie unsere Quelle angiebt). Wo immer noch die Beurteilung von Schriften aller Art der Censur der Machthaber unterliegt und wo die Sonderinteressen einer Klasse die Oberhand besitzen, da können die Wissenschaften, die Kultur und die Civilisation nicht gedeihen. Wo diese aber von einem Lande mehr oder weniger gepflegt werden, da erkennt man bald den ungeheuren Wert, den sie für die gesamte Menschenbildung besitzen; und wo immer ein Staat es sich zur Ehrenpflicht macht, Sammlungen von wissenschaftlichen, literarischen und künstlerischen Erzeugnissen anzulegen, der muß sie auch mit aller Aufmerksamkeit bewahren und bewachen. Deshalb erscheint es auch unmöglich, daß sich heutzutage noch Ereignisse wiederholen können wie die folgenden, die vom wissen schaftlichen Standpunkte aus so ungemein zu beklagen sind. Antiochus I. kehrte nach einem glücklichen Kriege in Ägypten im Jahre 169 v. Chr. nach Judäa, wo ein Aufstand ausgebrochen war, zurück. Er zwang die Juden zu hellenischer Kultur und ver- *) Wir stützen uns bei dieser Arbeit im wesentlichen ans einen Aufsatz Leo S. Olschkis im Dezemberhcft des »LiblloLlo«, der seiner seits wieder eine ähnliche Arbeit in der Oktobernummer des »Loolr- rnnrt« als Grundlage benutzte. - ) Das Schreiben ist für die Nachwelt erfunden worden, um dem Vergesscnwerden vorzubeugen. ***) Das hübsche Wortspiel »ln un libro si svilupxano libs- i'Uinsnts i psnsisri libsri, s siccoms la libsrta siAnilios, ln rnoiffs äsll' a-ssolutisrno etc.«! läßt sich leider deutsch nicht wiedergeben. ch) Wir streben nach dem Verbotenen und begehren das Versagte, i übte die schlimmsten Greuel gegen die ihrem Glauben treu Bleiben den, er zerstörte die Heiligtümer und Kultusgerätschaften »und ließ die Bücher des Gesetzes Gottes zerreißen und verbrennen; und alle, bei denen man die Bücher Gottes fand, und alle, so Gottes Gesetz hielten, totschlagen«.*) Wer kennt nicht das Schicksal der sibyllinischen Bücher! Diese, die Orakelsprüche und Weissagungen der Sibyllen, besonders der von Cumä, enthaltend, wurden einer Sage nach vom Könige Tarquinius Superbns einer unbekannten alten Frau abgekauft, nachdem sie sechs davon verbrannt hatte. Sie durften nur auf ausdrücklichen Befehl des Senats von den dazu bestellten Sachverständigen befragt werden; Verletzung des Geheimnisses wurde mit der Strafe der Vatermörder und Tempelschänder geahndet. Unter Sullas blutiger Herrschaft wurden sie im Jahre 82 v. Chr. beim Brande des Kapitols, wo sie aufbewahrt wurden, ein Raub der Flammen. Wohl wurde eine Art neuer Ausgabe veranstaltet, aber auch diese wurde im Jahre 407 n. Chr. auf Befehl des staatsklugen Vandalen Stilicho den Flammen übergeben. Die Alexandrinische Bibliothek, die größte und berühmteste aller alten Büchersammlungen, gegründet von Ptolemäus II. Philadelphos, erreichte schon unter Ptolemäus Euergetes die Zahl von 50000 Bänden oder vielmehr Rollen, gesammelt von dem gelehrten Athener Demetrius Phalereus**). In ihrer Blüte zeit, als sie von Gelehrten wie Zenodot, Callimachus, Eratosthenes, Aristarch u. a. geleitet wurde, bestand sie aus 490 000, und einschließlich der Doubletten aus 700 000 Rollen. Der größte Teil, der die römische, griechische, indische und ägyptische Litteratur enthielt und in einem eigenen Museum neben dem königlichen Palaste aufbewahrt wurde, wurde ein Raub der Flammen während der Verzweiflungskämpfe des von Truppen entblößten Cäsar gegen die zügellosen Volksmassen der beweglichen Handelsstadt in den Jahren 48/47 v. Chr. Sie wurde zwar durch die Bibliothek aus Pergamon, die Marc Anton der Königin Kleopatra schenkte, wieder ergänzt; doch fanden auch diese Reste gelegentlich der Eroberung Alexandriens durch Amru (604 n. Chr.) ihren Untergang. Es ist bekannt, daß der Kalif Omar dem Grammatiker Philoponos, der um Schonung der Bibliothek bat, antwortete: Entweder enthalten diese Bücher die Lehren des Koran und sind dann überflüssig, oder sie enthalten andere Lehren und sind dann schädlich. Die Folge dieses Aus spruches war, daß die Rollen an die 4000 Bäder der Haupt stadt verteilt wurden, wo sie reichlich sechs Monate lang als Fcuerungsmaterial dienten.***) Eine andere weniger umfangreiche Bibliothek befand sich im Serapeum und enthielt gegen 32 000 Rollen, darunter viele Doubletten. Sie erhielt sich bis zur Zeit Theodosius des Großen bis zum Jahre 391 n. Chr, dann wurde sie von einer Menge christlicher Fanatiker zerstört, die gelegentlich des Kultus des Serapisch) vom Erzbischof Theophilus aufgereizt worden waren. *) I. Makkabäer 59, 60. **) Aus Anraten dieses selben Demetrius ließ Ptolemäus die mosaischen Gesetzbücher aus den. Hebräischen ins Griechische übersetze». Diese Übersetzung des Alten Testaments heißt die Septuaginta, weil sie von 70 gelehrten Juden auf der Insel Pharos bei Alexandrien be schafft worden sein soll. Diese Arbeit vollendeten sie nach einer Fabel geschieden von einander und doch durch göttliche Eingebung wörtlich übereinstimmend. ***) Siehe Ritscht, Opuscula. Vol. I (1867): Die Alexaudrinischen Bibliotheken. Neuere Kritiker zweifeln freilich diese Erzählung an. ff) Serapis war eine ägyptische Gottheit, deren Charakter aber sehr verschieden angegeben wird. Stach einer am meisten begründeten Sage bedeutete sie die Sonne, welche in dem Winterzeichen des Tier kreises steht, die also gleichsam die untere Hemisphäre umlänst, weshalb S. auch der Unterirdische oder Herr des Dunkels geni-.nt wurde. 43*
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