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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.01.1886
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1886-01-27
- Erscheinungsdatum
- 27.01.1886
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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nach dieser Richtung hin der Centralverein, unterstützt durch Zn-' sammentreffen günstiger Verhältnisse, die mit Raschheit und Energie seitens des Vereins benutzt wurden, einen großen Schritt nach vorwärts gethan hat. Seit dem 12. Juli v. I. besitzt Leipzig ein der öffentlichen Benutzung übergebenes deutsches Buchgewerbe- Museum, das bereits in seinen Anfängen den Charakter einer internationalen Sammlung ersten Ranges trägt. Ob es denselben auch fernerhin und für alle Zeiten sich wird bewahren können, hängt allerdings zu einem wesentlichen Teil von der Entschließung der Landstände ab. Der erste Dank für das Gelingen gebührt dem »Börsenverein der Deutschen Buchhändler«. Unter Verzichtleistung ans die durch Vermietung seiner schönen Lokalitäten zu erzielenden Einnahmen stellte derselbe sofort den großen Saal der Buchhändlerbörse ganz, und den kleinen Saal zum Teil zur Disposition des Centralvereins für die Zeit bis zur Vollendung des neuen Buchhändlerhauses, in welchem der Börsenverein mit größter Liberalität auf seine Kosten dem Museum ein bleibendes Heim bereitet, — eine Morgengabe, die in Ziffern und Zahlen berechnet einen großen pekuniären Wert repräsentiert. Nach der ersten Bestimmung sollte das Lokal dort hauptsächlich nur für die Klemmsche Bibliothek und die sich eng hieran schließenden ferneren Er werbungen dienen. Jedoch unterlag infolge weiterer Verhand lungen der Bauplan wesentlichen Abänderungen, wodurch auch für die weiteren Zwecke des Museums Raum gewonnen wird. Selbst aber für den Fall, daß das Museum durch die allge meinste Teilnahme den größten Umfang, den man sich nur wünschen könnte, erreichen sollte, so daß mit der Zeit der im voraus ihm zugedachte Raum doch nicht genügen sollte, so würde es kaum weder an Platz noch an Mitteln fehlen, um eine Er weiterung zu erzielen. Weder das Buchgewerbe, noch die Stadt Leipzig, noch der Börsenverein, der jetzt, um gegen alle Eventuali täten gerüstet zu sein, sparsam mit dem ihm zugewiesenen großen Bauplatz umgeht, werden bei dem Appell fehlen, wenn es sich darum handelt, ein Institut, welches sich dann schon im Interesse des Ganzen bewährt haben würde, in Ehren zu halten. Man möge deshalb nicht mit Ängstlichkeit, sondern mit Vertrauen in die Zu kunft blicken. Im Börsenverein für den deutschen Buchhandel, der mit Einstimmigkeit die Summe von 900 000 Mk. votierte, um sich ein würdiges Heim zu schaffen, zu welchem die Stadt Leipzig in Anerkennung der Bedeutung dieses Baues für das Buchgewerbe in Leipzig ein Areal von 400 000 Mk. an Wert schenkte, der neben seinem eigentlichen Zweck: das materielle Interesse zu fördern, auch die geistigen mit großen Opfern stützt und bereits eine Fach bibliothek und Blattsammlung besitzt, die bis jetzt einzig dastehen dürfte, der für die Herausgabe einer Geschichte des Buch handels sehr namhafte Beträge bestimmt hat, in einem solchen Verein hat man nicht einen engherzigen Hauswirt, sondern einen älteren, treuen, zugleich zur Hilfe befähigten Freund zu er blicken, mit dem der jüngere Centralverein nach einem Ziele strebt. Somit hoffen wir, auf das Verhältnis des Börsenvereins zu dem Centralverein die schönen Worte eines der Koryphäen des Buch gewerbes, Friedrich Königs, des Erfinders der Schnellpresse, in Bezug auf seinen treuen Mitarbeiter Bauer anwenden zu können: »Wenn zwei gemeinschaftlich und im höchsten Vertrauen zu ein ander einen Zweck verfolgen, so wird es schwer sein, den Anteil zu bestimmen, den jeder an dem Gelingen gehabt. Wir haben uns selbst nie Rechnung darüber abgelegt oder abgefordert!« Durch den erwähnten Beschluß des Börsenvereins, dem Centralverein sofort die Benutzung des alten Börsensaales zu gestatten, war der letztgenannte in der Lage, die für den Neubau j des Buchhändlerhauses nötigen 2—3 Jahre nicht unthätig ver gehen zu lassen, sondern er konnte sofort an die Inangriffnahme des Museums gehen. Namentlich durste er, der Lokalsorge über hoben, jetzt das längst beabsichtigte Ansinnen an Herrn Kommissions rat Klemm stellen, dem Verein seine kostbare Jnkunabelnsammlung als Depot anzuvertrauen mit dem Recht, dieselbe öffentlich aus zustellen, bis eine schließliche Bestimmung über den Verbleib stattfinden würde. Zugleich konnte der Verein an einen weiteren Ausbau gehen und ohne Kosten und Gefahr in den zwei bis drei Sammeljahren recht eigentlich eine Generalprobe veranstalten, sodaß man bereits, durch die Erfahrung belehrt, an eine zweckmäßige Einteilung und Einrichtung in dem festen Heim denken kann. Mit großer Zuvorkommenheit ging Herr Klemm auf den Wunsch ein, und seit Mitte Juli bietet das Museum, in welchem die im ersten Bande des großen Katalogs des Herrn Klemm beschriebene Sammlung von Manuskripten, Tafel- und Pressen drucken der achtzehn Städte, die bereits im Jahre 1470 Offizinen besaßen, untergcbracht ist, einen Wallfahrtsort für Freunde des Buchgewerbes von nah und fern. Dieser hochwichtige Teil der Klemmschen Sammlung weist über 1000 Nummern auf, von welchen allein auf Mainz, die Wiege der Kunst, 190 kommen. Denn Herrn Klemms Bestrebungen beim Sammeln gehen nament lich darauf hinaus, eine solche Vollständigkeit zu erzielen, daß die Möglichkeit gegeben wird, das Fortschreiten der Kunst Schritt für Schritt in dem Schnitt der Schrift, der Tüchtigkeit der Arbeit, den Verbesserungen an dem Material — mitunter auch in dem momentanen Rückgang — verfolgen zu können. Deshalb bietet die Sammlung nicht allein dem forschenden Manne der Wissenschaft, sondern auch dem Fachmann ein so hohes Interesse dar. Namentlich kann hier der Fachmann seinen Forschungen in weit leichterer Weise nachgehen, als in einer öffentlichen, wenn auch noch so liberal geleiteten Bibliothek, wo die Inkunabeln ihrem Inhalt nach in viele verschiedene Haupt- und Unterabteilungen — die in großen Bibliotheken wie der Dresdner und Leipziger nach Hunderten zählen — verteilt sind, während die Bücher im Museum nur in einem Raum zu suchen sind, wo sie nach historischen und technischen Gesichtspunkten streng geordnet und leicht zugänglich in Regalen stehen oder in Vittinen und auf mit Stoff überzogenen Tischen liegen, an welchen die nähere Einsichtnahme unter Überwachung des Aufsichtspersonals gestattet und mit keinen Schwierigkeiten verbunden ist. Deshalb dürfte auch der Standpunkt der königlichen Staats- rcgierung, welche der naheliegenden Versuchung nicht unterlag, die Dresdner und Leipziger Bibliothek zu bereichern, und den hoch herzigen Entschluß faßte, die Klemmsche Sammlung intakt zur Benutzung für gewerbliche Zwecke zu erhalten und sie dem Gewerbe selbst vertrauensvoll zum Gebrauch zu übergeben, ohne daß dadurch die Wissenschaft geschädigt wird, gewiß der einzig richtige sein. Daß die Regierung für Sicherstellung ihres Eigentums und für Garantie einer redlichen Verwaltung Sorge tragen muß, ist selbst verständlich; doch wird es dem Verein, welcher unter seinen Mit gliedern die beiden obersten Bibliothekare Leipzigs und viele an gesehene Mitglieder des akademischen Senats zählt, kaum schwer fallen, den Anforderungen der Regierung in dieser Beziehung zu genügen, die sicherlich nicht an eine minutiöse und erschwerende Aussicht denken wird. — Die in Leipzig ausgestellte Abteilung der Klemmschen Sammlung enthält, wenn auch den kostbarsten, so doch trotz ihrer tausend Bände nicht den umfangreichsten Teil. Es reihen sich an diese Erzeugnisse der achtzehn Druckstädte noch die Erstlings- Drucke aus mehr als siebenhundert Städten an. Denn Hr. Klemm, der vorzugsweise historisch-praktische Ziele verfolgte, hatte sich die Aufgabe gestellt, aus so vielen Städten wie immer möglich ent- 60*
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