Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.07.1887

^ 151, 4. Juli 1887. 3411 Nichtamtlicher Teil. Nichtamtlicher Teil. 311. Generalversammlung des Schweizerischen Buchhändlervcreiiis in Zürich am 6. Juni 1887. (Auszug aus dem Protokoll.) Anwesend resp. vertreten waren folgende Firmen: Bäschlin's Buchhandlung in Glarus (vertreten durch Herrn lltinger); Ben- zigcr L Co. in Eiusiedeln (vertreten durch Herrn Benziger- Schnüringer); Bölsterli, K.. in Oberstraß; Buchhandlung der evangel. Gesellschaft in St. Gallen (vertreten durch Herrn C. Stolz); Buchhandlung Jent in Solothurn (vertrete» durch Herrn Rich, Vater); Christen, I. I., in Thun (Th. Rippstein); Doleschal's Buchhandlung in Luzern (vertreten durch Herrn Grunz); Ebell, C. M., in Zürich; Georg in Basel; Hasselbrink, F., in St. Gallen; Hitz'sche Buchhandlung in Chur; Hoser L Burger i» Zürich (Herr Hofer jun); Höhr, S., in Zürich; Honer, H., in Rorschach; Huber, I., in Frauenfeld; Huber L Co. (Hans Körber) in Bern; Huber L Co. (Eugen Fehl) in St. Gallen; Koppel, A. I., in St. Gallen; Kraut-Boßhart, R., in Zürich: Kreutz mann, M., in St. Gallen; Meyer L Zeller in Zürich; Nydegger L Baumgart in Berrn (Herr Banmgart); Orell Füßli L Cie., Sort. (Alb. Müller) in Zürich; Orell Füßli L Cie , Verlag (Heinr. Wild) in Zürich; Rich, Jul., in Chur; Saucrländer's Sort. (G. Zschokke) in Aarau; Schmid, Francke L Co. (K. Schmid) i» Bern; Schmidt, Cäsar, in Zürich; Schoch, Carl, in Schafs hausen; Schnltheß, F., in Zürich; Schwabe, B., in Basel; Son deregger, I. I., Verlag in St. Gallen; Wirz-Christen, PH., in Aarau. Der diesjährige Präsident, Herr Körber in Bern, eröffnet die Versammlung mit folgenden Worten: Geehrte Herren Kollegen! Zur 39. Generalversammlung des Schweizerischen Buch- händlervereins in Zürich aus allen Gauen des Vaterlandes ver einigt, heiße ich Sie in der freundlichen Zürcher Aula herzlich willkommen Blicken wir auf das verflossene Jahr zurück, so dürfen wir dasselbe in geschäftlicher Beziehung wohl als ein normales be trachten; unser Land und unser Stand blieben von Krisen verschont, und im großen und ganzen gingen unsere Erwerbsgeschäfte ihren normalen Gang. Ein reiches und sruchtbares Leben entwickelte sich im großen deutschen Buchhändlerverbande, dem wir angehöre», indem die Bestrebungen zur Wiederherstellung gesunder Lebens bedingungen für den Sortimentsbuchhandel immer mehr als dringende Aufgabe unserer Kollegialvereinigung angesehen wird. Der große Verband des Börsenvereines ist im Begriffe, durch eine Revision seines Statuts sich die Mittel zu sichern, die verderblichen Folgen der Manchesterlheorie, welche auch auf buchhändlerischem Boden sich in empfindlicher Weise bemerkbar zu machen begannen, zu beseitigen. Werden die von seinem verdienten Vorsteher, Herrn Krön er, mit Sorgfalt und hingebender Liebe ausgearbeiteten Vorschläge, zu deren Vorberatung in ehrender Weise auch ein Mit glied des schweizerischen Buchhandels beigezogen worden ist - wie zu hoffen steht — angenommen, so ist der gewichtige Fortschritt ge macht, daß der Schutz des Sortimentshandels mit als Aufgabe des Börsenvereins erklärt wird und daß der Verband der Provinzial vereine als integrierendes und bedeutungsvolles Organ ihm ein gefügt wird. Wohl dürfen wir mit herzlicher Befriedigung aner kennen, wie aus den schwachen Anfängen, aus einem wahren Chaos von Meinungen und widerstreitenden Ansichten, durch eine unüber windlich scheinende Menge von formalen Schwierigkeiten hindurch die Situation sich abgeklärt hat und wir einem schönen Ziele nahe stehn. Möge im nächstjährigen Geschäftsbericht Ihnen die Voll endung des Werkes mitgeteilt werden können. Es muß heute schon darauf hiugcwiesen werden, daß die in Beratung liegenden Ver änderungen des Börscustatuts auf unser eigenes Grundgesetz znrück- wirken werden und in einigen Punkten dessen Revision veran lassen dürften. Mit den schweizerischen Zoll- und Postbehörden sind wir im Vereinsjahr zwei Male in Verkehr getreten. Wiederholt in Romanshorn vorgenommene, rigorose Untersuchung unserer Ballen hat in denselben mancherlei fremdartige, nicht zu der Kategorie der Bücher gehörige Beischlüsse zu Tage gefördert. Hierzu wurden von den Zollbeamten auch Vorgefundene Prospektscndungcn gezählt und mit höherem Zoll nebst Zollstrafe belegt Eine Vorstellung des Berner Lokalvereins hatte den glücklichen Erfolg, daß diese Ver fügung znrückgenommeu wurde und die Zollämter Weisung erhielte», es seien Buchhändlerprospekte gleich Büchern zu verzollen. In unfern Verein sind seit letzter Generalversammlung als Mitglieder ausgenommen worden die Herren: Herrn. Honer, Sohn, in Rorschach. I. Wanner, Käufer von I Caille's Sort in Vevey. A. Munk (A. Schmittners Nachfolger) in Zürich. Benziger L Cie. (Nachfolger von Gebr. Karl L Nikolaus Benziger) in Einsiedeln. Ausgeschiedeu sind die Herren: Gustav Hail (Firma Hitz ck Hail) in Chur durch Hinschied am 11. April d. I. Iwan von Tschudi (Firma Scheitln, L Zollikofer) in Et. Gallen durch Hinschied am 28. April d. I. Nationalrat Nikolaus Benziger (Firma Gebr. K. L N Benziger) infolge Aufgebens seiner Teilhaberschaft an der Firma. Der Schweizerische Buchhändler-Verein zählt jetzt 111 Mitglieder. Gustav Hail von Kempten, geb. daselbst Februar 1835, starb am Ostermontag im Alter von 52 Jahren nach lltägigem Unwohlsein an einem Hirnschlag. Seine Lehre machte Hail in der Dannheimer'schen Buch handlung in Kempten, kam dann als Gehilfe zu Herrn Schenrlen nach Heilbronn, später nach Elberfeld zu Martini L Grüttefien, dann für mehrere Jahre nach Zürich zu Herrn Schabclitz und schließlich im Frühjahr 1863 nach Chur in die Hitz'sche Buchhand lung, in der er während l l Jahren als Gehilfe und seit 1. Juli 1874 als Geschäststeilhaber lhätig war. Seit 5 Jahren war Herr Hail verheiratet und hinterläßt Frau und zwei Kinder. Herr Hail war ein liebenswürdiger, anspruchsloser Mensch, ein treuer Freund, von kindlichem Gemüt und goldlauterem Charakter und als Geschäftsmann von seltener Gewissenhaftigkeit, unermüdlicher Thätigkeit und bewunderungswürdiger Geduld und Gefälligkeit im Verkehr mit dem Publikum. Herr Hail lebte in seinem Geschäft, in seiner Familie und im Kreise seiner Freunde ein friedliches und glückliches, aber leider zu kurzes Leben. — Jedermann, der ihm näher gestanden, wird ihm gerne ein liebes und freundliches Andenken bewahren. Iwan v. Tschudi, geb. 1816 zu Glarus, war ursprünglich zum Fabrikanten bestimmt, besuchte die Gewerbeschule in Aarau, wo er, im Hause von Heinrich Zschokke eingefllhrt, mit dessen Familie sehr befreundet wurde; er studierte in Mülhausen und Paris Chemie und gewerbliches Zeichnen und nahm 1839 ein Engagement in Petersburg an, wo er eine Reihe sehr glücklicher Jahre verlebte. Im Jahre 1846 beabsichtigte v. Tschudi den Ankauf der dortigen Schmitzdorff'schen Buchhandlung. Dies ver- anlaßte C. P. Scheitln, in St. Galle», ihn einzuladen, als Associö in die dortige Scheitlin'sche Buchhandlung einzutreten, welchem Rufe in die schweizerische Heimat er Folge leistete und nun bis zu seinem Hinschied als Teilhaber und Chef des Hauses in seinen ver schiedenen Branchen, Sortiment, Verlag, Druckerei, mit reichem Erfolge wirkte. I. v. Tschudi lebte seit 1861 in glücklichster Ehe mit Alphorn sine Forrer, welche nur getrübt wurde durch den Verlust des in zartem Alter verstorbenen einzigen Töchterleins. Seine warme Liebe zu der schönen schweizerischen Gcbirgswelt, welche er nach allen Richtungen bis in ihre entlegensten Winkel durchwandert und studiert hatte, ließ ihn die Lücke erkennen, die in unserer Führer- litteratur bestand in dem Fehlen eines Reisehandbuches, welches die 467*