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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.07.1899
- Strukturtyp
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- 1899-07-07
- Erscheinungsdatum
- 07.07.1899
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- Deutsch
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4958 Nichtamtlicher Teil. 155, 7. Juli 1899. Otto Loren;. Erinnerungen an einen Heimgegangenen. Von F. Furchheim in Capri. (Schluß aus Nr. 154.) Schon im Juni 1891 stand der Plan bei ihm fest, den nächsten Winter nach den kanarischen Inseln zu gehen. Fast in jedem Briefe — und er schrieb mir oft — kommt etwas davon vor. Am 9. Dezember schrieb er: -Lieber Freund! Ehe ich abreise, will ich Ihnen doch noch für Ihre Zeilen vom 15. November danken, denn wenn ich auch, den Zugvögeln gleich, mich jeden Winter fortmache, so habe ich doch das vor diesen Tieren voraus, daß ich Freunden und Verwandten Lebewohl sage und ihnen anzeigc, wo ich hingehe: Das thun die Vögel nicht!» (Wer weiß?) -Nächsten Sonntag den 13. (ssprit kort!) reise ich nach Genua und schiffe mich von dort am Freitag darauf (sveors ssprit kort!) direkt nach Las Palmas ein, weil der »Duca di Galliera- nirgends hält. Sonst hätte ich vorgezogen, mich in Cadiz einzuschiffen. Im Februar komme ich nach Genua zurück und vollende den Winter in Nizza.» Erst Anfang Februar empfing ich seinen versprochenen Bericht über die kanarischen Inseln, aus Las Palmas 22. Januar 1892 datiert. Ich gebe einige Stellen daraus: ... -Seit 23. Dezember bin ich nun hier; das ist doch ein anderes Klima als Capri und selbst Palermo. Es ist zwar nicht trocken wie in Aegypten, nicht ewiger Sonnenschein, sondern im Gegenteil viel Regen und Wind, aber immer circa 20" Wärme und kaum 2—3" Unterschied zwischen Tag und Nacht, zwischen dem Zimmer und der freien Luft. Fenster und Thüren stehen daher immer offen, die Zugluft ist weich und warm, und an den Ueberzieher denkt man gar nicht. Es ist eine ideale Temperatur! «Mein Hauptquartier habe ich hier in Las Palmas auf- geschlagen, in dem großen und guten Hotel Santa Catalina. . . Vor 3 Wochen fuhr ich auf 14 Tage nach Teneriffa, wo ich mich zuerst in Santa-Cruz, dann 8 Tage in Orotava aufhielt. Letzteres ist einer der schönsten Punkte, die ich noch gesehen habe, kann dem Schönsten, was Italien und die Schweiz bieten, an die Seite ge stellt werden und erinnerte mich am meisten an Taormina. Aber langweilig ist es hier, daß es eine Lust ist! Ich wundere mich, daß ich es so ruhig ertrage und daß die Zeit doch herumgeht. Keine menschliche Seele zum Rasieren! Zum Glück hie und da ein Rubber Whist am Abend.- Nach weiteren vierzehn Tagen in Las Palmas kehrte er mit demselben Dampfer, der ihn gebracht hatte, nach Genua zurück und blieb den Rest des Winters in Nizza. Unterm 21. Juni 1892 schrieb er mir aus Paris: . . . -Ich sehne mich nach Neapel, was mir jetzt anfängt, wie zu Hause vorzukommen; aber ich weiß noch nicht, ob ich nur nach Neapel komme, um mich dort ein paar Monate festzusetzen, oder ob ich mit einer Rundfahrt über Algier, Tunis, Tripolis und Sicilien anfange. Ich fürchte mich etwas vor den 4—5 Seefahrten, die damit verbunden sein würden, und komnie vielleicht ganz be quem im slsspivA-oar nur nach Neapel -geladscht», dann aber etwas später als sonst, um länger zu bleiben, also erst im Januar statt im Dezember. Aber allen denen, die sich für den Zustand der italienischen Finanzen interessieren, denen können Sie immerhin sagen, daß ich komme, mit Goldl- Nebenbei erwähnt er noch, daß er angefangen habe, seinen Katalog zu zerschneiden, zum Zwecke, aus den drei Alphabeten der acht Bände ein einziges zu machen, das also die ganze französische Litteratur von 1840 bis 1885 umfaßt haben würde, eine Riesenarbeit, die er nicht fertig bringen sollte. »Ich zerschneide tapfer. Tome V, VI, IX und X sind reüobös und bilden ein einziges Alphabet (140 000 Lobes in 27 boltss), und morgen setze ich den ersten eonp äs oissanx an Tome I. — Ende 1894 kann das Ganze in einem Alphabet zusammensein, bedarf aber dann einer sorgfältigen Verschmelzung und Korrektion-Redaktion, die drei bis vier Jahre in Anspruch nehmen dürste. Und dann wirds wohl Matthäi am letzten sein.« Leider wars schon Ende 1894 so. — Auch beurteilte er meine damals erschienene Pompeji-Bibliographie sehr günstig, indem er sie »lu xer- keotiov Möwe« nannte. Ich dachte anders darüber. Die im Juni geplante Winterreise nach Algier u. s. w. gab er später auf. Am 2. Dezember 1892 schrieb er: -Lieber Freund, Jetzt wird es ernst, und damit Ihnen doch die nötige Zeit bleibt, sich auf mich zu freuen (äs 1s, jois uv psu saune, je suxxoss), so will ich Ihnen nur anzeigen, daß ich morgen über drei Wochen mein Weihnachtsbäumle mir im slesxivA-osr anzuzündcn gedenke und direkt nach Neapel fahren will, wo ich also am 26. nachmittags um 2 ankommen werde. Was wird Neapel sagen, was wird man im San Carlo sagen, wenn man mich an kommen sieht, die Taschen voll Gold?! Die Prämie geht gleich um ein paar Prozent herunter. .... -Nächsten Sommer will ich nach Rußland gehen und will mich in den neapolitanischen Mußestunden darauf vor bereiten .... Der arme Loescher hat also daran glauben müssen! Traurig, mit 61 Jahren zu sterben, nachdem man es zu etwas gebracht hat». (Lorenz starb im vierundsechzigsten.) -Trotz aller Resultate hat er wohl eigentlich nicht viel Freude am Leben gehabt? Was wird aus dem Verlagsgeschäft werden? u. s. w. . . . Viele Grüße an alle Freunde. Ich freue mich auf einige Partieen Whist, habe Ihnen auch einige neue Kunststücke zu zeigen!» Diese Kunststücke, einfache Karten- und Taschenspieler tricks, waren eine beliebte Spezialität unseres Freundes. Jeden Winter brachte er etwas Neues mit, und es war fast rührend, die kindliche Freude dieses an so anstrengende Geistesarbeit gewohnten Mannes zu beobachten, wenn ihm etwas besonders gut gelang und allgemeinen Beifall fand. Er kam pünktlich an dem angegebenen Tage an und verbrachte in Neapel die ersten zwei Monate, diesmal im Hotel de Gendve, wo es ihm gut gefiel. Dann ging er nach Sorrent und Capri, wohin ich ihm den »Figaro« nachsenden mußte, da er ohne dieses Journal schlechterdings nicht leben konnte. Ende März 1893 kehrte er nach Neapel zurück, wir machten noch einige kleine Ausflüge, und gegen Mitte April verließ er uns. Am 5. Mai schrieb er mir eine Postkarte aus Corsika, am 21. Juni eine aus Paris: «Besten Dank für Ihre Nachrichten. Ich habe einen heftigen Anfall von Rheumatismus gehabt, konnte fast nicht mehr gehen und fürchtete, die Reise nach Rußland aufgeben zu müssen. Jetzt geht es aber wieder gut, und ich will am 12. Juli abreisen für zwei Monate. Vielleicht gebe ich Ihnen einmal ein Lebenszeichen von da hinten in der Tartarei.» Das Lebenszeichen kam aus Moskau, 18. August 1893, und meldete kurz, daß er bis Kasan und Nischnei-Nowgorod gekommen sei und daß ihn Rußland sehr interessiere. Nur klagt er über die Hitze und meint, es könne in Capri kaum so arg sein. Einen ergänzenden Bericht brachte mir ein Brief, datiert Paris, 12. November 1893, aus dem ich einige Stellen anführe: .... -Von Moskau bin ich in 32 Stunden über Smolensk und die Beresina nach Warschau gefahren, wo es viele Juden giebt und zwar polnische, von dort nach Krakau (auch viele Juden, iäsm) und von da nach Ihrer Vaterstadt, wo ich seit 12 Jahren nicht war und wo mir die vielen Neubauten an der Ringstraße sehr imponiert haben; auch war ich auf dem Kahlen berg. Die Donaufahrt bis Linz, die ich beabsichtigt hatte, wurde mir aber ausgeredct, und ich bin deshalb mit dem Orient- Expreß in 26 Stunden direkt von Wien nach Paris gefahren, als wie wenn ich es eilig hätte .... Seit Ende August bin ich wieder hier und habe fleißig geschnitzelt, Tome II vollendet, so daß also nun von meinen acht Bänden nur noch zwei zu zerschneiden sind, III und IV, der eine soll 1894 verarbeitet werden, der andere 1895, und dann ist die schöne Arbeit fertig und kann ins Feuer geworfen werden. » Und nun komme ich auf seinen letzten Aufenthalt in Neapel zu sprechen, der nur von kurzer Dauer war. Unterm 14. Dezember 1893 meldete er mir aus Paris, er würde, genau wie im vorigen Jahre, am 24. abends abreisen und am 26. in Neapel ankommen, was er auch pünktlich einhielt. Aber merkwürdigerweise wollte es ihm diesmal in Neapel nicht recht gefallen, obgleich er wieder in: Hotel de Gendve wohnte und ein sehr gutes Zimmer gefunden hatte. »Ich habe eine Art Spleen«, sagte er, »aber ich kann ihn nicht definieren«. Am 14. Januar 1894, einem Sonntag, prome nierten wir nachmittags in der Villa Nazionale, und er sagte, er wolle nächster Tage, um den Spleen loszuwerden,
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