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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.07.1881
- Strukturtyp
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- 1881-07-11
- Erscheinungsdatum
- 11.07.1881
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- Deutsch
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2938 Nichtamtlicher Theil. 157, 1l, Juli. ein hochberühmter Mann: als xrascoxtor Ksrmauiao lebte und wirkte er als Professor in Wittenberg. Es muß daher als eine hohe Auszeichnung für unfern Egenolsf betrachtet werden, daß Melanchthon mit ihm in ein freundschaftliches Verhältniß trat. Eine Folge dessen war, daß ein Sohn Egenolff's am 18. Mai 1540 aus den Vornamen Melanchthon's: Philippus getauft wurde. Auch ein Briefwechsel zwischen beiden Männern entspann sich; zwei Schreiben Melanchthon's aus jener Zeit sind noch heute erhalten und wenngleich sie nur geschäftliche Sachen betreffen — das eine die Grammatik Melanchthon's, das andere ein von ihm zum Verlag empfohlenes Buch —, so beweisen sie doch eine große und, was noch mehr sagen will, zunehmende Achtung, welche der Vertraute Luther's für den Frankfurter Buchdrucker empfand. (Beide Briefe, aus dem Jahre 1540, sowie 1551 stammend, werden von Hrn. vr. Grotefend in den Beilagen mitgetheilt.) Noch 12 Jahre durfte sich Egenolsf des Besitzes seines neu gebauten Hauses am Kornmarkt erfreuen, 12 Jahre stetiger un verdrossener Arbeit, aber auch 12 Jahre reichen Segens für sich und seine inzwischen herangewachsene und noch durch zwei Spröß- linge vermehrte Kinderschaar. In Prozesse wurde er in dieser Zeit noch öfter verwickelt: sie wurden meistens durch mannhafte Vertheidigung wohlerworbener Rechte veranlaßt, wie sie nament lich ein im Jahre 1553 erwähntes kaiserliches Privileg ihm verlieh. Dasselbe untersagte Jedem, wer es auch sei, Egenolff's Bücher, „sonderlich die, so er neu gedruckt", nachzudrucken oder die nachgedruckten feil zu haben bei Strafe der Confiscation der Bücher zu Gunsten Egenolff's und einer „Poen von 9 Mark löthigen Goldes", die zu einer Hälfte dem Kläger, zur andern dem Fiscus zufallen sollte. Am 9. Februar 1555 segnete Christian Egenolsf das Zeit liche, er hatte noch nicht das 53. Lebensjahr vollendet. Er hinterließ seiner Wittwe ein stattliches Geschäft, eine Anzahl großer Häuser, Wiesen und Weingärten, im Ganzen also ein nicht unbeträchtliches Vermögen. Genaue Angaben über das all mähliche Anwachsen dieses Vermögens konnte Hr. vr. Grotesend nicht machen, da die Steuerveranlagungen („Beedebücher") aus der Zeit von 1510—1556 nicht erhalten sind. Im Jahre nach dem Tode Egenolff's versteuerte die Wittwe ein Vermögen von 16,000 Gulden, d. h. sie gab die höchste Schatzung; in Wirk lichkeit besaß sie aber nach den Theilungen ihrer Erben bei ihrem am 3. August 1577 erfolgten Tode — eingerechnet die schon 5 Jahre zuvor den Erben abgetretene Handlung — ein Ver mögen von mehr als 28,000 Gulden. Ein thätiges Geschäfts leben hatte also, wie man sieht, nach reicher Arbeit den ent sprechenden Lohn gefunden. Hr.vr. Grotefend deutet aber zugleich an, wie das Egenolff'sche Geschäft später auch wieder zurückging. Die Wittwe scheint den aus sie gekommenen Besitz gut verwaltet zu haben; allein als sie bei zunehmendem Alter nach und nach denselben ans ihre Kinder und Kindeskinder übertrug und diese dann, minder friedfertig wie ihr Ahnherr, durch Streitigkeiten ohne Ende das Geschäft verminderten, da schwand der Wohlstand und endlich erlosch der Name Egenolsf ganz unter den Firmen der Frankfurter Ge schäftswelt. „Schwand aber auch — so schließt Hr. vr. Grotefend sein Gedenkblatt — der Name des ersten ständigen Druckers der Stadt Frankfurt aus den Reihen der Frankfurter Buchdrnckereien, aus der Frankfurter Geschichte darf er nicht verschwinden. Hatte sich doch, trotz der nicht übermäßig langen Lebensdauer Egenolff's, vollauf die im Jahre 1533 geäußerte stolze Hoffnung erfüllt, daß seine Thätigkeit »solle gantzer statt je lenzer je mehr zu nutz vnd ehren reichen«. Und sind wir doch in vollem Maße roch heute berechtigt, den Manen des Verstorbenen die schönen Worte als Nachruf darzubringen, die sein gelehrter Freund Jacob Micyllus über dem geschlossenen Grabe aussprach, und deren lateinischem Texte wir nunmehr einen passenden deutschen Aus druck zu verleihen versuchen wollen: Kennst du den Drucker, o Leser, deß Christian Egnolff der Name, Leben und gehen von hier fern bis ans Ende der Weltl' Wir haben den schönen Worten und den gediegenen Forschungen des Hrn. vr. Grotefend kaum noch etwas hinzuzusügen. Seine höchst beachtenswerthe Schrift wird Jeden in hohem Grade be friedigen, in belehrender und anziehender Weise anregen, der die nur 28 Druckseiten zählende Schrift aufmerksam liest. Man erhält in derselben ein echt deutsches Spiegelbild einer zwar schon lange Jahre hinter uns liegenden Zeit; aber ihre Lehren haben noch heute viel Nützliches, wenn sie beachtet und befolgt werden. Freunden deutscher Geschichte und besonders den Berufs- genossen, den Jüngern und Meistern Gutenberg's, Buchhändlern und Buchdruckern, sei die Grotefend'sche Schrift angelegentlichst empfohlen; sie ist ein wichtiger Beitrag zur Geschichte des Buch handels ! Ihre äußere Ausstattung ist anständig und freundlich; 2 Tafeln bilden willkommene Zugaben. 2. Miscellen. Zur freundlichen Berücksichtigung. — Wenn der Mensch sich das ganze Jahr über redlich geplagt hat, wie es ein rechter und echter Buchhandlungs-Gehilfe thun muß, so regt sich in ihm um die Saure-Gurkenzeit das Verlangen, einmal 8—14 Tage ausspannen, den Wanderstab ergreifen und frei von Geschäft und Sorgen durch Wald und Flur ziehen zu können. Der Schullehrer legt seinen Stock auf 4 Wochen bei Seite; die Göttin Themis steckt auf einige Wochen ihr Schwert in die Scheide und läßt ihre Diener ausruhen; der Arzt übergibt seinem befreundeten College» seine Patienten auf einige Zeit, darnach ihn wiederum ablösend; der fleißige Kaufmann ruft seinen ältesten Gehilfen an seine Seite und übergibt ihm auf einige Wochen die Zügel des Geschäfts — doch nur selten ist es dem Buchhandlungs-Gehilfen vergönnt, sich auch einmal einige Tage der Freiheit erfreuen zu dürfen. Eine Anzahl humaner Chefs hat zwar die anerkennenswerthe,, Einrichtung ge troffen, daß im Laufe des Sommers oder Herbstes die Gehilfen ab wechselnd ihre Ferienzeit haben; doch nicht in allen Geschäften ist das der Fall. Der Gehilfe genirt sich dann sehr oft, die Bitte um einen kleinen Urlaub auszusprechen, und kommt dabei um denselben. Deshalb richtet heute ein alter Gehilfe, der wohl gar vielen Kollegen aus der Seele spricht, die freundliche Bitte an die Herren Prinzi pale, welche in ihren Geschäften regelmäßige Sommerferien noch nicht eingeführt haben, doch dem Beispiele mancher human denkenden Kollegen zu folgen, dies ebenfalls zu thun und ihren Gehilfen ein für allemal einen bestimmten, wenn auch noch so kleinen Urlaub zu gewähren. Neu gestärkt, geistig und körperlich erfrischt, dankbar freudigen Gemüthes wird der Gehilfe wieder an die Arbeit zurück kehren und so wird dem Prinzipal, wie dem Gehilfen die Ferienzeit zu Nutz und Segen gereichen. Ein alter Gehilfe. Personalnachrichtcn. Herrn Palliardi, Besitzer der Firma Carl Winiker's Buch handlung in Brünn, wurde in Berücksichtigung seiner großen Ver dienste um Förderung von Humanitären und künstlerischen Be strebungen der Titel „k. k. Hof-Buch-, Kunst- und Musikalienhänd ler", und Herrn Adolf Radetzki, Mitbesitzer der Firma Beuckert L Radetzki in Berlin, vom Prinzen Carl von Preußen der Titel „Hosbuchhändler" verliehen.
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